seiner Temperatur über die Temperatur des kältern. Das erste Gesetz, welches Newton (Philos. Trans. 1701. num. 270. und in Princip. L. III. Prop. 8. Coroll. 4. ed. PP. Jacquier et le Sueur not. 0.) angenommen hat, stimmt ganz gut mit dem allgemeinen Gesetze chymischer Zersetzungen überein, nach welchem die letzten Antheile im Verhältnisse ihrer geringern Menge immer schwerer zu trennen sind. Obgleich Martine (Diss. sur'la chaleur. Par. 1751. p. 69. sqq.) Einwendungen gegen die physische Wahrheit dieses Gesetzes gemacht hat, so fand es doch Lambert mit den Erfahrungen sehr übereinstimmend, und hat darauf seine schöne Theorie der Erwärmung gegründet. Diesem Gesetze gemäß nimmt die Wärme in gleichen auf einander folgenden Zeiten in geometrischer Reihe ab, und die Wärmen verhalten sich umgekehrt, wie die Zahlen, wenn sich die Zeiten, wie die Logarithmen, verhalten u. s. w. Inzwischen ist dieses Gesetz nicht völlig erwiesen, und Erxlebens Erfahrungen scheinen ihm zu widersprechen, s. Erkaltung (Th. II. S 85.).
Was Boerhaave und Musschenbroek annehmen, daß die Erkältung durch verschiedene Körper sich, wie die Dichte, verhalte, ist offenbar falsch, wie Martine, Lambert und Buffon gezeigt haben. Es kömmt nicht auf Dichte allein, sondern überhaupt auf Capacität und Fähigkeit, die Wärme zu leiten, an. Ein glühendes Eisen und Wasser erkalten im luftleeren Raume schneller, als an der Luft, (wiewohl neuere Versuche eher das Gegentheil lehren). Beym Wasser könnte wohl die schnellere Verdünstung viel dazu beytragen; beym Eisen aber sähe man daraus deutlich, daß die Expansionskraft der Wärme im sehr verdünnten Mittel ungehinderter wirke, oder mit andern Worten, daß luftleerer Raum die Wärme besser leite, als es die Luft thut.
Die Hitze eines hellglühenden Kohlenfeuers läßt sich durch Hohispiegel auffangen, und in einen wahren zündenden Brennraum sammeln. Versuche hierüber hat man schon von dü Fay (Sur quelques experiences de Catoptrique, in Mem. de l'acad. des sc. 1726.). Cassini (Mem.
ſeiner Temperatur uͤber die Temperatur des kaͤltern. Das erſte Geſetz, welches Newton (Philoſ. Trans. 1701. num. 270. und in Princip. L. III. Prop. 8. Coroll. 4. ed. PP. Jacquier et le Sueur not. 0.) angenommen hat, ſtimmt ganz gut mit dem allgemeinen Geſetze chymiſcher Zerſetzungen uͤberein, nach welchem die letzten Antheile im Verhaͤltniſſe ihrer geringern Menge immer ſchwerer zu trennen ſind. Obgleich Martine (Diſſ. ſur'la chaleur. Par. 1751. p. 69. ſqq.) Einwendungen gegen die phyſiſche Wahrheit dieſes Geſetzes gemacht hat, ſo fand es doch Lambert mit den Erfahrungen ſehr uͤbereinſtimmend, und hat darauf ſeine ſchoͤne Theorie der Erwaͤrmung gegruͤndet. Dieſem Geſetze gemaͤß nimmt die Waͤrme in gleichen auf einander folgenden Zeiten in geometriſcher Reihe ab, und die Waͤrmen verhalten ſich umgekehrt, wie die Zahlen, wenn ſich die Zeiten, wie die Logarithmen, verhalten u. ſ. w. Inzwiſchen iſt dieſes Geſetz nicht voͤllig erwieſen, und Erxlebens Erfahrungen ſcheinen ihm zu widerſprechen, ſ. Erkaltung (Th. II. S 85.).
Was Boerhaave und Muſſchenbroek annehmen, daß die Erkaͤltung durch verſchiedene Koͤrper ſich, wie die Dichte, verhalte, iſt offenbar falſch, wie Martine, Lambert und Buffon gezeigt haben. Es koͤmmt nicht auf Dichte allein, ſondern uͤberhaupt auf Capacitaͤt und Faͤhigkeit, die Waͤrme zu leiten, an. Ein gluͤhendes Eiſen und Waſſer erkalten im luftleeren Raume ſchneller, als an der Luft, (wiewohl neuere Verſuche eher das Gegentheil lehren). Beym Waſſer koͤnnte wohl die ſchnellere Verduͤnſtung viel dazu beytragen; beym Eiſen aber ſaͤhe man daraus deutlich, daß die Expanſionskraft der Waͤrme im ſehr verduͤnnten Mittel ungehinderter wirke, oder mit andern Worten, daß luftleerer Raum die Waͤrme beſſer leite, als es die Luft thut.
Die Hitze eines hellgluͤhenden Kohlenfeuers laͤßt ſich durch Hohiſpiegel auffangen, und in einen wahren zuͤndenden Brennraum ſammeln. Verſuche hieruͤber hat man ſchon von duͤ Fay (Sur quelques experiences de Catoptrique, in Mém. de l'acad. des ſc. 1726.). Caſſini (Mém.
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ſeiner Temperatur uͤber die Temperatur des kaͤltern. Das erſte Geſetz, welches Newton (Philoſ. Trans. 1701. num. 270. und in Princip. L. III. Prop. 8. Coroll. 4. ed. PP. Jacquier et le Sueur not. 0.) angenommen hat, ſtimmt ganz gut mit dem allgemeinen Geſetze chymiſcher Zerſetzungen uͤberein, nach welchem die letzten Antheile im Verhaͤltniſſe ihrer geringern Menge immer ſchwerer zu trennen ſind. Obgleich Martine (Diſſ. ſur'la chaleur. Par. 1751. p. 69. ſqq.) Einwendungen gegen die phyſiſche Wahrheit dieſes Geſetzes gemacht hat, ſo fand es doch Lambert mit den Erfahrungen ſehr uͤbereinſtimmend, und hat darauf ſeine ſchoͤne Theorie der Erwaͤrmung gegruͤndet. Dieſem Geſetze gemaͤß nimmt die Waͤrme in gleichen auf einander folgenden Zeiten in geometriſcher Reihe ab, und die Waͤrmen verhalten ſich umgekehrt, wie die Zahlen, wenn ſich die Zeiten, wie die Logarithmen, verhalten u. ſ. w. Inzwiſchen iſt dieſes Geſetz nicht voͤllig erwieſen, und Erxlebens Erfahrungen ſcheinen ihm zu widerſprechen, ſ. Erkaltung (Th. II. S 85.).
Was Boerhaave und Muſſchenbroek annehmen, daß die Erkaͤltung durch verſchiedene Koͤrper ſich, wie die Dichte, verhalte, iſt offenbar falſch, wie Martine, Lambert und Buffon gezeigt haben. Es koͤmmt nicht auf Dichte allein, ſondern uͤberhaupt auf Capacitaͤt und Faͤhigkeit, die Waͤrme zu leiten, an. Ein gluͤhendes Eiſen und Waſſer erkalten im luftleeren Raume ſchneller, als an der Luft, (wiewohl neuere Verſuche eher das Gegentheil lehren). Beym Waſſer koͤnnte wohl die ſchnellere Verduͤnſtung viel dazu beytragen; beym Eiſen aber ſaͤhe man daraus deutlich, daß die Expanſionskraft der Waͤrme im ſehr verduͤnnten Mittel ungehinderter wirke, oder mit andern Worten, daß luftleerer Raum die Waͤrme beſſer leite, als es die Luft thut.
Die Hitze eines hellgluͤhenden Kohlenfeuers laͤßt ſich durch Hohiſpiegel auffangen, und in einen wahren zuͤndenden Brennraum ſammeln. Verſuche hieruͤber hat man ſchon von duͤ Fay (Sur quelques experiences de Catoptrique, in Mém. de l'acad. des ſc. 1726.). Caſſini (Mém.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 552. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/562>, abgerufen am 22.11.2024.
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