1747. p. 25.) schlägt vor, dem Brennspiegel einen ebnen oder kleinen Hohlspiegel gegenüber zu stellen, um in dem nunmehrigen Brennraume Metalle im Schmelztiegel fliessend zu erhalten. Die neusten Versuche dieser Art hat Pictet (Versuch über das Feuer, Cap. 3.) angestellt. Er stellte zween zinnerne Brennspiegel einander gegenüber, setzte den heißen Körper in den Brennpunkt des einen, und das Thermometer in den des andern, wo sich die von jenem parallel ausgegangenen Stralen wieder sammeln mußten. Eine heiße eiserne Kugel, eine Lichtflamme und siedendes Wasser erhitzten das 11 Fuß, 5 Zoll weit entfernte Luftthermometer merklich. Ein Spiegelglas zwischen beyde Spiegel gehalten, warf mit der spiegelnden Seite fast alle Wärme zurück, mit der belegten ließ es einige durch, und viel, wenn diese Seite geschwärzt war (auch etwas, wenn die Spiegelseite gegen den heißen Körper gekehrt war). Mit einer gläsernen Brennlinse hingegen kan durch Kohlenfeuer zwar Licht, aber keine Wärme im Brennraume hervorgebracht werden. Die Hitze scheint demnach den Gesetzen des Lichts zwar in Rücksicht auf Zurückstralung, nicht aber in Rücksicht auf Brechung zu folgen; es müßte sich denn so etwas zeigen, wenn man die brechende Linse aus einer Materie machte, welche für die Wärme so permeabel wäre, wie es das Glas fürs Licht ist, nach Pictets Vorschlage etwa aus mattem Silber.
Man hatte dergleichen Versuche längst gekannt, ohne auf den merkwürdigen Unterschied zu sehen, der sich hier zwischen Wärme und Licht zeigt. Scheele (Von Luft und Feuer, S. 57.) bemerkte zuerst, daß sich die Wärme eigentlich auf zweyerley Art fortpflanzt, einmal durch eine allmählige langsame Mittheilung an das umgebende Medium, nach den gewöhnlichen Gesetzen; dann aber auch, wenn sie in Menge vorhanden ist, durch eine Losteißung vermöge ihrer Expansionskraft, welche sie in geraden Stralen fortführt, ohne daß sie sich mit der Luft verbinden und von ihr aufgenommen werden kan, bis sie endlich in einiger Entfernung dennoch in der Luft gleichsam zerfließet. Die letzte Art der Fortpflanzung unterschied Scheele sehr
1747. p. 25.) ſchlaͤgt vor, dem Brennſpiegel einen ebnen oder kleinen Hohlſpiegel gegenuͤber zu ſtellen, um in dem nunmehrigen Brennraume Metalle im Schmelztiegel flieſſend zu erhalten. Die neuſten Verſuche dieſer Art hat Pictet (Verſuch uͤber das Feuer, Cap. 3.) angeſtellt. Er ſtellte zween zinnerne Brennſpiegel einander gegenuͤber, ſetzte den heißen Koͤrper in den Brennpunkt des einen, und das Thermometer in den des andern, wo ſich die von jenem parallel ausgegangenen Stralen wieder ſammeln mußten. Eine heiße eiſerne Kugel, eine Lichtflamme und ſiedendes Waſſer erhitzten das 11 Fuß, 5 Zoll weit entfernte Luftthermometer merklich. Ein Spiegelglas zwiſchen beyde Spiegel gehalten, warf mit der ſpiegelnden Seite faſt alle Waͤrme zuruͤck, mit der belegten ließ es einige durch, und viel, wenn dieſe Seite geſchwaͤrzt war (auch etwas, wenn die Spiegelſeite gegen den heißen Koͤrper gekehrt war). Mit einer glaͤſernen Brennlinſe hingegen kan durch Kohlenfeuer zwar Licht, aber keine Waͤrme im Brennraume hervorgebracht werden. Die Hitze ſcheint demnach den Geſetzen des Lichts zwar in Ruͤckſicht auf Zuruͤckſtralung, nicht aber in Ruͤckſicht auf Brechung zu folgen; es muͤßte ſich denn ſo etwas zeigen, wenn man die brechende Linſe aus einer Materie machte, welche fuͤr die Waͤrme ſo permeabel waͤre, wie es das Glas fuͤrs Licht iſt, nach Pictets Vorſchlage etwa aus mattem Silber.
Man hatte dergleichen Verſuche laͤngſt gekannt, ohne auf den merkwuͤrdigen Unterſchied zu ſehen, der ſich hier zwiſchen Waͤrme und Licht zeigt. Scheele (Von Luft und Feuer, S. 57.) bemerkte zuerſt, daß ſich die Waͤrme eigentlich auf zweyerley Art fortpflanzt, einmal durch eine allmaͤhlige langſame Mittheilung an das umgebende Medium, nach den gewoͤhnlichen Geſetzen; dann aber auch, wenn ſie in Menge vorhanden iſt, durch eine Losteißung vermoͤge ihrer Expanſionskraft, welche ſie in geraden Stralen fortfuͤhrt, ohne daß ſie ſich mit der Luft verbinden und von ihr aufgenommen werden kan, bis ſie endlich in einiger Entfernung dennoch in der Luft gleichſam zerfließet. Die letzte Art der Fortpflanzung unterſchied Scheele ſehr
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1747. p. 25.) ſchlaͤgt vor, dem Brennſpiegel einen ebnen oder kleinen Hohlſpiegel gegenuͤber zu ſtellen, um in dem nunmehrigen Brennraume Metalle im Schmelztiegel flieſſend zu erhalten. Die neuſten Verſuche dieſer Art hat Pictet (Verſuch uͤber das Feuer, Cap. 3.) angeſtellt. Er ſtellte zween zinnerne Brennſpiegel einander gegenuͤber, ſetzte den heißen Koͤrper in den Brennpunkt des einen, und das Thermometer in den des andern, wo ſich die von jenem parallel ausgegangenen Stralen wieder ſammeln mußten. Eine heiße eiſerne Kugel, eine Lichtflamme und ſiedendes Waſſer erhitzten das 11 Fuß, 5 Zoll weit entfernte Luftthermometer merklich. Ein Spiegelglas zwiſchen beyde Spiegel gehalten, warf mit der ſpiegelnden Seite faſt alle Waͤrme zuruͤck, mit der belegten ließ es einige durch, und viel, wenn dieſe Seite geſchwaͤrzt war (auch etwas, wenn die Spiegelſeite gegen den heißen Koͤrper gekehrt war). Mit einer glaͤſernen Brennlinſe hingegen kan durch Kohlenfeuer zwar Licht, aber keine Waͤrme im Brennraume hervorgebracht werden. Die Hitze ſcheint demnach den Geſetzen des Lichts zwar in Ruͤckſicht auf Zuruͤckſtralung, nicht aber in Ruͤckſicht auf Brechung zu folgen; es muͤßte ſich denn ſo etwas zeigen, wenn man die brechende Linſe aus einer Materie machte, welche fuͤr die Waͤrme ſo permeabel waͤre, wie es das Glas fuͤrs Licht iſt, nach Pictets Vorſchlage etwa aus mattem Silber.
Man hatte dergleichen Verſuche laͤngſt gekannt, ohne auf den merkwuͤrdigen Unterſchied zu ſehen, der ſich hier zwiſchen Waͤrme und Licht zeigt. Scheele (Von Luft und Feuer, S. 57.) bemerkte zuerſt, daß ſich die Waͤrme eigentlich auf zweyerley Art fortpflanzt, einmal durch eine allmaͤhlige langſame Mittheilung an das umgebende Medium, nach den gewoͤhnlichen Geſetzen; dann aber auch, wenn ſie in Menge vorhanden iſt, durch eine Losteißung vermoͤge ihrer Expanſionskraft, welche ſie in geraden Stralen fortfuͤhrt, ohne daß ſie ſich mit der Luft verbinden und von ihr aufgenommen werden kan, bis ſie endlich in einiger Entfernung dennoch in der Luft gleichſam zerfließet. Die letzte Art der Fortpflanzung unterſchied Scheele ſehr
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 553. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/563>, abgerufen am 22.11.2024.
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