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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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die nach dem Eise hin reflectirt wird, und schneller dahin abgeht, weil sie auf diesem Wege ihr Grab eher findet. Wärmeleitendes Vermögen der Körper.

Nicht alle Körper leiten die freye Wärme gleich leicht durch ihre Substanz. Man hatte sonst die Meinung, dichtere Körper leiteten sie stärker und besser, als lockere, weil sie an der nemlichen Berührungsfläche mehr Masse enthalten, und dem Wärmestof mehr Berührungspunkte zur Mittheilung darbieten. Daraus erklärte man, warum sich Metalle und Steine kälter anfühlen, als Holz oder Tuch von eben derselben Temperatur, weil sie nemlich unserm wärmern Körper in gleicher Zeit mehr Wärme rauben. Aber dieses Gesetz ist bey weitem nicht allgemein.

Franklin (in Rozier Journal de phys. Octobr. 1773. p. 276, im Auszuge in Crells chem. Annalen. 1784. 7. St. S. 61,) und Achard (Mem. de l'acad. de Berlin 1779. und im Gothaischen Magazin für das Neuste rc. II. B. 2. St. S. 39 u. f.) haben bemerkt, daß die besten Leiter der Elektricität zugleich auch die besten Leiter der Wärme sind. Metalle erhitzen und erkälten sich am schnellsten, die Holzarten langsamer, Glas und Harze am spätsten. Buffon fand, daß Flüßigkeiten überhaupt besser leiten, als feste Körper, wovon wohl der mehrere Gehalt gebundener Wärme in den erstern die Ursache seyn mag. Eis und Schnee leitet alle Wärme unter 0; die über 0 freylich nicht, weil es sie bindet, und dadurch schmelzt. Wenn es aber geschmolzen, also flüßiges Wasser ist, so leitet es auch diese.

Aus dieser leitenden Fähigkeit erklären sich viele alltägliche Erscheinungen. Wenn man ein Stück Gold und ein Stück Holz von gleicher Gestalt und Größe zugleich in eine Lichtflamme hält, so ist man viel eher gezwungen, das Gold hinweg zu werfen, als das Holz, wenn gleich das Letztere am andern Ende mit heller Flamme brennt. Darauf beruht auch die Tauglichkeit warmhaltender Stoffe, des Pelzwerks, der Wolle, der Federbetten, denen Musschenbroek vergebens eine Fähigkeit beyzulegen sucht, die Schwingungen der


die nach dem Eiſe hin reflectirt wird, und ſchneller dahin abgeht, weil ſie auf dieſem Wege ihr Grab eher findet. Waͤrmeleitendes Vermoͤgen der Koͤrper.

Nicht alle Koͤrper leiten die freye Waͤrme gleich leicht durch ihre Subſtanz. Man hatte ſonſt die Meinung, dichtere Koͤrper leiteten ſie ſtaͤrker und beſſer, als lockere, weil ſie an der nemlichen Beruͤhrungsflaͤche mehr Maſſe enthalten, und dem Waͤrmeſtof mehr Beruͤhrungspunkte zur Mittheilung darbieten. Daraus erklaͤrte man, warum ſich Metalle und Steine kaͤlter anfuͤhlen, als Holz oder Tuch von eben derſelben Temperatur, weil ſie nemlich unſerm waͤrmern Koͤrper in gleicher Zeit mehr Waͤrme rauben. Aber dieſes Geſetz iſt bey weitem nicht allgemein.

Franklin (in Rozier Journal de phyſ. Octobr. 1773. p. 276, im Auszuge in Crells chem. Annalen. 1784. 7. St. S. 61,) und Achard (Mém. de l'acad. de Berlin 1779. und im Gothaiſchen Magazin fuͤr das Neuſte rc. II. B. 2. St. S. 39 u. f.) haben bemerkt, daß die beſten Leiter der Elektricitaͤt zugleich auch die beſten Leiter der Waͤrme ſind. Metalle erhitzen und erkaͤlten ſich am ſchnellſten, die Holzarten langſamer, Glas und Harze am ſpaͤtſten. Buffon fand, daß Fluͤßigkeiten uͤberhaupt beſſer leiten, als feſte Koͤrper, wovon wohl der mehrere Gehalt gebundener Waͤrme in den erſtern die Urſache ſeyn mag. Eis und Schnee leitet alle Waͤrme unter 0; die uͤber 0 freylich nicht, weil es ſie bindet, und dadurch ſchmelzt. Wenn es aber geſchmolzen, alſo fluͤßiges Waſſer iſt, ſo leitet es auch dieſe.

Aus dieſer leitenden Faͤhigkeit erklaͤren ſich viele alltaͤgliche Erſcheinungen. Wenn man ein Stuͤck Gold und ein Stuͤck Holz von gleicher Geſtalt und Groͤße zugleich in eine Lichtflamme haͤlt, ſo iſt man viel eher gezwungen, das Gold hinweg zu werfen, als das Holz, wenn gleich das Letztere am andern Ende mit heller Flamme brennt. Darauf beruht auch die Tauglichkeit warmhaltender Stoffe, des Pelzwerks, der Wolle, der Federbetten, denen Muſſchenbroek vergebens eine Faͤhigkeit beyzulegen ſucht, die Schwingungen der

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[555/0565] die nach dem Eiſe hin reflectirt wird, und ſchneller dahin abgeht, weil ſie auf dieſem Wege ihr Grab eher findet. Waͤrmeleitendes Vermoͤgen der Koͤrper. Nicht alle Koͤrper leiten die freye Waͤrme gleich leicht durch ihre Subſtanz. Man hatte ſonſt die Meinung, dichtere Koͤrper leiteten ſie ſtaͤrker und beſſer, als lockere, weil ſie an der nemlichen Beruͤhrungsflaͤche mehr Maſſe enthalten, und dem Waͤrmeſtof mehr Beruͤhrungspunkte zur Mittheilung darbieten. Daraus erklaͤrte man, warum ſich Metalle und Steine kaͤlter anfuͤhlen, als Holz oder Tuch von eben derſelben Temperatur, weil ſie nemlich unſerm waͤrmern Koͤrper in gleicher Zeit mehr Waͤrme rauben. Aber dieſes Geſetz iſt bey weitem nicht allgemein. Franklin (in Rozier Journal de phyſ. Octobr. 1773. p. 276, im Auszuge in Crells chem. Annalen. 1784. 7. St. S. 61,) und Achard (Mém. de l'acad. de Berlin 1779. und im Gothaiſchen Magazin fuͤr das Neuſte rc. II. B. 2. St. S. 39 u. f.) haben bemerkt, daß die beſten Leiter der Elektricitaͤt zugleich auch die beſten Leiter der Waͤrme ſind. Metalle erhitzen und erkaͤlten ſich am ſchnellſten, die Holzarten langſamer, Glas und Harze am ſpaͤtſten. Buffon fand, daß Fluͤßigkeiten uͤberhaupt beſſer leiten, als feſte Koͤrper, wovon wohl der mehrere Gehalt gebundener Waͤrme in den erſtern die Urſache ſeyn mag. Eis und Schnee leitet alle Waͤrme unter 0; die uͤber 0 freylich nicht, weil es ſie bindet, und dadurch ſchmelzt. Wenn es aber geſchmolzen, alſo fluͤßiges Waſſer iſt, ſo leitet es auch dieſe. Aus dieſer leitenden Faͤhigkeit erklaͤren ſich viele alltaͤgliche Erſcheinungen. Wenn man ein Stuͤck Gold und ein Stuͤck Holz von gleicher Geſtalt und Groͤße zugleich in eine Lichtflamme haͤlt, ſo iſt man viel eher gezwungen, das Gold hinweg zu werfen, als das Holz, wenn gleich das Letztere am andern Ende mit heller Flamme brennt. Darauf beruht auch die Tauglichkeit warmhaltender Stoffe, des Pelzwerks, der Wolle, der Federbetten, denen Muſſchenbroek vergebens eine Faͤhigkeit beyzulegen ſucht, die Schwingungen der

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 555. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/565>, abgerufen am 22.11.2024.