auszudehnen; sie kege sich blos in die Zwischenräume der Körper, mithin sey auch blos die Raumvergrößerung das wahre Maaß derjenigen Quantität, welche die Körper bey ihrer Erwärmung in sich nähmen; auf diese, nicht auf Verhältnisse der Massen, müsse man alsdann die Tafeln der specifischen Wärme bauen. Das Steigen der Thermometer beym Gefrieren, Krystallenanschießen u. s. w. rühre blos von einem Fehler des Werkzeugs her, dessen Gefäß von den festen Stoffen mehr zusammengepreßt werde, als vorher von den flüßigen.
Man sieht, daß dieses geradezu auf ganz andere Vorstellungen vom Feuer führt, bey denen freylich der Begrif von gebundener Wärme nicht statt finden würde. Inzwischen ist diese Vorstellungsart immer nichts weiter als Hypothese, und beym Hauptversuche, auf den sich alles übrige gründen soll, wird etwas offenbar Falsches angenommen, daß nemlich heißes Wasser mit Eis umgerührt, eben so viel Wärme an Gefäß und Luft verliere, als heißes Wasser allein. Ueberdies haben ja die Experimentatoren auf den Verlust, den die Mischungen durchs Gefäß und die Luft leiden, schon vorher Rücksicht genommen, ehe sie aus ihren Versuchen specifische Wärmen berechnet haben. Mir scheint also das Angeführte noch keinesweges hinreichend, die Begriffe von specifischer und gebundener Wärme verwerflich zu machen.
Lichtenberg in Erxlebens Anfangsgr. der Naturlehre. 4te Aufl. §. 494. h. u. f.
Baader vom Wärmestoff. Wien u. Leip. 1786. 4. I. B. XI. XII. S. 103 u. f.
Gren Grundriß der Naturlehre, §. 410 u. f.
Wärme, thierische
Calor animalis s. vitalis, Chaleur animale. Die sogenannten warmblütigen Thiere bringen, so lang sie leben, aus sich selbst fühlbare Wärme hervor, und ihre Körper, wenigstens deren innere Theile, erhalten sich dadurch immer auf einem gewissen Grade, der die Temperatur des umgebenden Mittels übersteigt. Zu den warmblütigen Thieren gehören außer dem menschlichen
auszudehnen; ſie kege ſich blos in die Zwiſchenraͤume der Koͤrper, mithin ſey auch blos die Raumvergroͤßerung das wahre Maaß derjenigen Quantitaͤt, welche die Koͤrper bey ihrer Erwaͤrmung in ſich naͤhmen; auf dieſe, nicht auf Verhaͤltniſſe der Maſſen, muͤſſe man alsdann die Tafeln der ſpecifiſchen Waͤrme bauen. Das Steigen der Thermometer beym Gefrieren, Kryſtallenanſchießen u. ſ. w. ruͤhre blos von einem Fehler des Werkzeugs her, deſſen Gefaͤß von den feſten Stoffen mehr zuſammengepreßt werde, als vorher von den fluͤßigen.
Man ſieht, daß dieſes geradezu auf ganz andere Vorſtellungen vom Feuer fuͤhrt, bey denen freylich der Begrif von gebundener Waͤrme nicht ſtatt finden wuͤrde. Inzwiſchen iſt dieſe Vorſtellungsart immer nichts weiter als Hypotheſe, und beym Hauptverſuche, auf den ſich alles uͤbrige gruͤnden ſoll, wird etwas offenbar Falſches angenommen, daß nemlich heißes Waſſer mit Eis umgeruͤhrt, eben ſo viel Waͤrme an Gefaͤß und Luft verliere, als heißes Waſſer allein. Ueberdies haben ja die Experimentatoren auf den Verluſt, den die Miſchungen durchs Gefaͤß und die Luft leiden, ſchon vorher Ruͤckſicht genommen, ehe ſie aus ihren Verſuchen ſpecifiſche Waͤrmen berechnet haben. Mir ſcheint alſo das Angefuͤhrte noch keinesweges hinreichend, die Begriffe von ſpecifiſcher und gebundener Waͤrme verwerflich zu machen.
Lichtenberg in Erxlebens Anfangsgr. der Naturlehre. 4te Aufl. §. 494. h. u. f.
Baader vom Waͤrmeſtoff. Wien u. Leip. 1786. 4. I. B. XI. XII. S. 103 u. f.
Gren Grundriß der Naturlehre, §. 410 u. f.
Waͤrme, thieriſche
Calor animalis ſ. vitalis, Chaleur animale. Die ſogenannten warmbluͤtigen Thiere bringen, ſo lang ſie leben, aus ſich ſelbſt fuͤhlbare Waͤrme hervor, und ihre Koͤrper, wenigſtens deren innere Theile, erhalten ſich dadurch immer auf einem gewiſſen Grade, der die Temperatur des umgebenden Mittels uͤberſteigt. Zu den warmbluͤtigen Thieren gehoͤren außer dem menſchlichen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0593"xml:id="P.4.583"n="583"/><lb/>
auszudehnen; ſie kege ſich blos in die Zwiſchenraͤume der Koͤrper, mithin ſey auch blos die Raumvergroͤßerung das wahre Maaß derjenigen Quantitaͤt, welche die Koͤrper bey ihrer Erwaͤrmung in ſich naͤhmen; auf dieſe, nicht auf Verhaͤltniſſe der Maſſen, muͤſſe man alsdann die Tafeln der ſpecifiſchen Waͤrme bauen. Das Steigen der Thermometer beym Gefrieren, Kryſtallenanſchießen u. ſ. w. ruͤhre blos von einem Fehler des Werkzeugs her, deſſen Gefaͤß von den feſten Stoffen mehr zuſammengepreßt werde, als vorher von den fluͤßigen.</p><p>Man ſieht, daß dieſes geradezu auf ganz andere Vorſtellungen vom Feuer fuͤhrt, bey denen freylich der Begrif von gebundener Waͤrme nicht ſtatt finden wuͤrde. Inzwiſchen iſt dieſe Vorſtellungsart immer nichts weiter als Hypotheſe, und beym Hauptverſuche, auf den ſich alles uͤbrige gruͤnden ſoll, wird etwas offenbar Falſches angenommen, daß nemlich heißes Waſſer mit Eis umgeruͤhrt, eben ſo viel Waͤrme an Gefaͤß und Luft verliere, als heißes Waſſer allein. Ueberdies haben ja die Experimentatoren auf den Verluſt, den die Miſchungen durchs Gefaͤß und die Luft leiden, ſchon vorher Ruͤckſicht genommen, ehe ſie aus ihren Verſuchen ſpecifiſche Waͤrmen berechnet haben. Mir ſcheint alſo das Angefuͤhrte noch keinesweges hinreichend, die Begriffe von ſpecifiſcher und gebundener Waͤrme verwerflich zu machen.</p><p><hirendition="#b">Lichtenberg</hi> in <hirendition="#b">Erxlebens</hi> Anfangsgr. der Naturlehre. 4te Aufl. <hirendition="#aq">§. 494. h.</hi> u. f.</p><p><hirendition="#b">Baader</hi> vom Waͤrmeſtoff. Wien u. Leip. <hirendition="#aq">1786. 4. I.</hi> B. <hirendition="#aq">XI. XII.</hi> S. 103 u. f.</p><p><hirendition="#b">Gren</hi> Grundriß der Naturlehre, §. 410 u. f.</p></div><divn="3"><head>Waͤrme, thieriſche</head><lb/><p><hirendition="#aq">Calor animalis ſ. vitalis, <hirendition="#i">Chaleur animale.</hi></hi> Die ſogenannten warmbluͤtigen Thiere bringen, ſo lang ſie leben, aus ſich ſelbſt fuͤhlbare Waͤrme hervor, und ihre Koͤrper, wenigſtens deren innere Theile, erhalten ſich dadurch immer auf einem gewiſſen Grade, der die Temperatur des umgebenden Mittels uͤberſteigt. Zu den warmbluͤtigen Thieren gehoͤren außer dem menſchlichen<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[583/0593]
auszudehnen; ſie kege ſich blos in die Zwiſchenraͤume der Koͤrper, mithin ſey auch blos die Raumvergroͤßerung das wahre Maaß derjenigen Quantitaͤt, welche die Koͤrper bey ihrer Erwaͤrmung in ſich naͤhmen; auf dieſe, nicht auf Verhaͤltniſſe der Maſſen, muͤſſe man alsdann die Tafeln der ſpecifiſchen Waͤrme bauen. Das Steigen der Thermometer beym Gefrieren, Kryſtallenanſchießen u. ſ. w. ruͤhre blos von einem Fehler des Werkzeugs her, deſſen Gefaͤß von den feſten Stoffen mehr zuſammengepreßt werde, als vorher von den fluͤßigen.
Man ſieht, daß dieſes geradezu auf ganz andere Vorſtellungen vom Feuer fuͤhrt, bey denen freylich der Begrif von gebundener Waͤrme nicht ſtatt finden wuͤrde. Inzwiſchen iſt dieſe Vorſtellungsart immer nichts weiter als Hypotheſe, und beym Hauptverſuche, auf den ſich alles uͤbrige gruͤnden ſoll, wird etwas offenbar Falſches angenommen, daß nemlich heißes Waſſer mit Eis umgeruͤhrt, eben ſo viel Waͤrme an Gefaͤß und Luft verliere, als heißes Waſſer allein. Ueberdies haben ja die Experimentatoren auf den Verluſt, den die Miſchungen durchs Gefaͤß und die Luft leiden, ſchon vorher Ruͤckſicht genommen, ehe ſie aus ihren Verſuchen ſpecifiſche Waͤrmen berechnet haben. Mir ſcheint alſo das Angefuͤhrte noch keinesweges hinreichend, die Begriffe von ſpecifiſcher und gebundener Waͤrme verwerflich zu machen.
Lichtenberg in Erxlebens Anfangsgr. der Naturlehre. 4te Aufl. §. 494. h. u. f.
Baader vom Waͤrmeſtoff. Wien u. Leip. 1786. 4. I. B. XI. XII. S. 103 u. f.
Gren Grundriß der Naturlehre, §. 410 u. f.
Waͤrme, thieriſche
Calor animalis ſ. vitalis, Chaleur animale. Die ſogenannten warmbluͤtigen Thiere bringen, ſo lang ſie leben, aus ſich ſelbſt fuͤhlbare Waͤrme hervor, und ihre Koͤrper, wenigſtens deren innere Theile, erhalten ſich dadurch immer auf einem gewiſſen Grade, der die Temperatur des umgebenden Mittels uͤberſteigt. Zu den warmbluͤtigen Thieren gehoͤren außer dem menſchlichen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 583. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/593>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.