Entdeckungen, die er zugleich mit einer eignen schönen Experimentaluntersuchung verband. Seine Versuche über die comparativen Wärmen der Nahrungsmittel, des Bluts und der Luftgattungen (s. Wärme, specifische) lehrten, daß die meisten Nahrungsmittel weniger Capacität für die Wärme besitzen, als das aus ihnen entstehende arteriöse Blut; dagegen der eingeathmeten respirablen Luft mehr Capacität, als der ausgeathmeten, zukömmt. Dies leitete ihn auf den Gedanken, daß das Blut beym Processe des Athemholens Wärme aus der Luft einschlucke, so wie nach seinem sich viel weiter erstreckenden System die Hitze bey der Verbrennung und andern phlogistischen Processen gleichfalls der verminderten Capacität der Luft und der dadurch frey gewordenen Wärme zugeschrieben wird, s. Feuer, Verbrennung. Er hat inzwischen in der neuern Ausgabe seines Werks (London, 1788. 8. übers. durch Veranstaltung Herrn Crells. Leipz. 1789. 8.) einiges abgeändert, und ich werde hier den Theil, der die thierische Wärme betrift, diesen Abänderungen gemäß so vortragen, wie ihn Heer Gren (Journal der Physik, 1790. Erstes Heft, S. 17 u. f.) darstellt.
Durch die Veränderung, welche der respirable Theil der Luft in den Lungen leidet, wird die Menge seiner absoluten Wärme fast in eben dem Verhältnisse vermindert, in welchem seine Fähigkeit zu Erhaltung des thierischen Lebens abnimmt. Diese Veränderung erfolgt durch Verbindung der reinen Luft mit dem vom Blute abgeschiedenen Brennstof, und besteht darinn, daß fast 1/6 der reinen Luft in Wasserdampf, und das übrige in fixe Luft verwandelt wird. Da nun die comparative Wärme der reinen Luft 4 3/4, die des Wasserdampfs und der fixen Luft aber nur 1 1/2 und (1 1/20) ist, so folgt, daß die ausgeathmete Luft kaum 1/4--1/3 derjenigen Wärme behalte, die sie vor dem Einathmen faßte, daß sie also den größten Theil dieser Wärme in den Lungen zurücklasse.
In einem Versuche mit dem arteriösen und venösen Blute, wovon jenes aus der Carotis, dieses aus der Drosselader eines Schafes abgezapft war, fand C. die comparativen
Entdeckungen, die er zugleich mit einer eignen ſchoͤnen Experimentalunterſuchung verband. Seine Verſuche uͤber die comparativen Waͤrmen der Nahrungsmittel, des Bluts und der Luftgattungen (ſ. Waͤrme, ſpecifiſche) lehrten, daß die meiſten Nahrungsmittel weniger Capacitaͤt fuͤr die Waͤrme beſitzen, als das aus ihnen entſtehende arterioͤſe Blut; dagegen der eingeathmeten reſpirablen Luft mehr Capacitaͤt, als der ausgeathmeten, zukoͤmmt. Dies leitete ihn auf den Gedanken, daß das Blut beym Proceſſe des Athemholens Waͤrme aus der Luft einſchlucke, ſo wie nach ſeinem ſich viel weiter erſtreckenden Syſtem die Hitze bey der Verbrennung und andern phlogiſtiſchen Proceſſen gleichfalls der verminderten Capacitaͤt der Luft und der dadurch frey gewordenen Waͤrme zugeſchrieben wird, ſ. Feuer, Verbrennung. Er hat inzwiſchen in der neuern Ausgabe ſeines Werks (London, 1788. 8. uͤberſ. durch Veranſtaltung Herrn Crells. Leipz. 1789. 8.) einiges abgeaͤndert, und ich werde hier den Theil, der die thieriſche Waͤrme betrift, dieſen Abaͤnderungen gemaͤß ſo vortragen, wie ihn Heer Gren (Journal der Phyſik, 1790. Erſtes Heft, S. 17 u. f.) darſtellt.
Durch die Veraͤnderung, welche der reſpirable Theil der Luft in den Lungen leidet, wird die Menge ſeiner abſoluten Waͤrme faſt in eben dem Verhaͤltniſſe vermindert, in welchem ſeine Faͤhigkeit zu Erhaltung des thieriſchen Lebens abnimmt. Dieſe Veraͤnderung erfolgt durch Verbindung der reinen Luft mit dem vom Blute abgeſchiedenen Brennſtof, und beſteht darinn, daß faſt 1/6 der reinen Luft in Waſſerdampf, und das uͤbrige in fixe Luft verwandelt wird. Da nun die comparative Waͤrme der reinen Luft 4 3/4, die des Waſſerdampfs und der fixen Luft aber nur 1 1/2 und (1 1/20) iſt, ſo folgt, daß die ausgeathmete Luft kaum 1/4—1/3 derjenigen Waͤrme behalte, die ſie vor dem Einathmen faßte, daß ſie alſo den groͤßten Theil dieſer Waͤrme in den Lungen zuruͤcklaſſe.
In einem Verſuche mit dem arterioͤſen und venoͤſen Blute, wovon jenes aus der Carotis, dieſes aus der Droſſelader eines Schafes abgezapft war, fand C. die comparativen
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Entdeckungen, die er zugleich mit einer eignen ſchoͤnen Experimentalunterſuchung verband. Seine Verſuche uͤber die comparativen Waͤrmen der Nahrungsmittel, des Bluts und der Luftgattungen (ſ. Waͤrme, ſpecifiſche) lehrten, daß die meiſten Nahrungsmittel weniger Capacitaͤt fuͤr die Waͤrme beſitzen, als das aus ihnen entſtehende arterioͤſe Blut; dagegen der eingeathmeten reſpirablen Luft mehr Capacitaͤt, als der ausgeathmeten, zukoͤmmt. Dies leitete ihn auf den Gedanken, daß das Blut beym Proceſſe des Athemholens Waͤrme aus der Luft einſchlucke, ſo wie nach ſeinem ſich viel weiter erſtreckenden Syſtem die Hitze bey der Verbrennung und andern phlogiſtiſchen Proceſſen gleichfalls der verminderten Capacitaͤt der Luft und der dadurch frey gewordenen Waͤrme zugeſchrieben wird, ſ. Feuer, Verbrennung. Er hat inzwiſchen in der neuern Ausgabe ſeines Werks (London, 1788. 8. uͤberſ. durch Veranſtaltung Herrn Crells. Leipz. 1789. 8.) einiges abgeaͤndert, und ich werde hier den Theil, der die thieriſche Waͤrme betrift, dieſen Abaͤnderungen gemaͤß ſo vortragen, wie ihn Heer Gren (Journal der Phyſik, 1790. Erſtes Heft, S. 17 u. f.) darſtellt.
Durch die Veraͤnderung, welche der reſpirable Theil der Luft in den Lungen leidet, wird die Menge ſeiner abſoluten Waͤrme faſt in eben dem Verhaͤltniſſe vermindert, in welchem ſeine Faͤhigkeit zu Erhaltung des thieriſchen Lebens abnimmt. Dieſe Veraͤnderung erfolgt durch Verbindung der reinen Luft mit dem vom Blute abgeſchiedenen Brennſtof, und beſteht darinn, daß faſt 1/6 der reinen Luft in Waſſerdampf, und das uͤbrige in fixe Luft verwandelt wird. Da nun die comparative Waͤrme der reinen Luft 4 3/4, die des Waſſerdampfs und der fixen Luft aber nur 1 1/2 und (1 1/20) iſt, ſo folgt, daß die ausgeathmete Luft kaum 1/4—1/3 derjenigen Waͤrme behalte, die ſie vor dem Einathmen faßte, daß ſie alſo den groͤßten Theil dieſer Waͤrme in den Lungen zuruͤcklaſſe.
In einem Verſuche mit dem arterioͤſen und venoͤſen Blute, wovon jenes aus der Carotis, dieſes aus der Droſſelader eines Schafes abgezapft war, fand C. die comparativen
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 592. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/602>, abgerufen am 22.11.2024.
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