stallisationswasser, und eben so findet man Wasser bey der Zelegung mancher Körper, in welchen vorher bey vollkommener Austrocknung nicht die mindeste Spur einer tropfbaren Feuchtigkeit zu entdecken war, z. B. in hartem und trocknem Guajakholze, in den Knochen und Hörnern der Thiere. So haben die meisten organischen Körper, alle Krystallisationen der Salze und der mehresten Erden, Wasser als einen wesentlichen Bestandtheil in sich. Sie verlieren dasselbe durchs Feuer, oft auch schon durch die Anziehung der Luft, und verwittern oder zerfallen dadurch zu einem lockern undurchsichtigen Staube, der alsdann das tropfbare Wasser, womit man ihn in Berührung bringt, mit vieler Kraft wieder anzieher und bindet. Ein deutliches Beyspiel hievon giebt das Brennen und nachmalige Binden des Gypses, das Verwittern und nachmalige Verhärten des Glaubersalzes u. s. w.
Aus allen diesen Verbindungen läßt sich das Wasser wiederum scheiden. Man findet es alsdann, wenn es hinlänglich gereiniget ist, immer in seiner vorigen Beschaffenheit wieder. Man mag es für sich, oder mit irgend einem Zwischenmittel, destilliren; so wird es doch allezeit sich gleich bleiben, und nie in seinen wesentlichen Eigenschaften die mindeste Veränderung leiden.
Durch viele und oftmals wiederholte Destillationen eines und ebendesselben Wassers, ingleichen durch Reiben im Mörsel, Schütteln, Fäulniß des Wassers, haben zwar mehrere Natursorscher, z. B. Boyle (De origine formarum, in Opp. ed. Genev. 1680. 4. p. 259 sqq.), Geoffroy, Wallerius, Eller, und vorzüglich Marggraf (Chemische Schriften, Th. I. Abhandl. XVIII. §. 6 u. f.) jederzeit etwas Erde erhalten. Boyle folgerte daraus eine Verwandlung des Wassers in Erde, welcher Meinung auch Newton beytrat. Die schwedischen Naturforscher, besonders Celsins und Linne, haben in der Folge eben dasselbe behauptet, und daraus eine beständige Abnahme des Meeres und Vergrößerung der trocknen Erdfläche herleiten wollen, s. Meer (Th. III. S. 185.). Dagegen behauptete schon Boerhaave, und nachher Pott, daß diese Folgerung
ſtalliſationswaſſer, und eben ſo findet man Waſſer bey der Zelegung mancher Koͤrper, in welchen vorher bey vollkommener Austrocknung nicht die mindeſte Spur einer tropfbaren Feuchtigkeit zu entdecken war, z. B. in hartem und trocknem Guajakholze, in den Knochen und Hoͤrnern der Thiere. So haben die meiſten organiſchen Koͤrper, alle Kryſtalliſationen der Salze und der mehreſten Erden, Waſſer als einen weſentlichen Beſtandtheil in ſich. Sie verlieren daſſelbe durchs Feuer, oft auch ſchon durch die Anziehung der Luft, und verwittern oder zerfallen dadurch zu einem lockern undurchſichtigen Staube, der alsdann das tropfbare Waſſer, womit man ihn in Beruͤhrung bringt, mit vieler Kraft wieder anzieher und bindet. Ein deutliches Beyſpiel hievon giebt das Brennen und nachmalige Binden des Gypſes, das Verwittern und nachmalige Verhaͤrten des Glauberſalzes u. ſ. w.
Aus allen dieſen Verbindungen laͤßt ſich das Waſſer wiederum ſcheiden. Man findet es alsdann, wenn es hinlaͤnglich gereiniget iſt, immer in ſeiner vorigen Beſchaffenheit wieder. Man mag es fuͤr ſich, oder mit irgend einem Zwiſchenmittel, deſtilliren; ſo wird es doch allezeit ſich gleich bleiben, und nie in ſeinen weſentlichen Eigenſchaften die mindeſte Veraͤnderung leiden.
Durch viele und oftmals wiederholte Deſtillationen eines und ebendeſſelben Waſſers, ingleichen durch Reiben im Moͤrſel, Schuͤtteln, Faͤulniß des Waſſers, haben zwar mehrere Naturſorſcher, z. B. Boyle (De origine formarum, in Opp. ed. Genev. 1680. 4. p. 259 ſqq.), Geoffroy, Wallerius, Eller, und vorzuͤglich Marggraf (Chemiſche Schriften, Th. I. Abhandl. XVIII. §. 6 u. f.) jederzeit etwas Erde erhalten. Boyle folgerte daraus eine Verwandlung des Waſſers in Erde, welcher Meinung auch Newton beytrat. Die ſchwediſchen Naturforſcher, beſonders Celſins und Linné, haben in der Folge eben daſſelbe behauptet, und daraus eine beſtaͤndige Abnahme des Meeres und Vergroͤßerung der trocknen Erdflaͤche herleiten wollen, ſ. Meer (Th. III. S. 185.). Dagegen behauptete ſchon Boerhaave, und nachher Pott, daß dieſe Folgerung
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ſtalliſationswaſſer, und eben ſo findet man Waſſer bey der Zelegung mancher Koͤrper, in welchen vorher bey vollkommener Austrocknung nicht die mindeſte Spur einer tropfbaren Feuchtigkeit zu entdecken war, z. B. in hartem und trocknem Guajakholze, in den Knochen und Hoͤrnern der Thiere. So haben die meiſten organiſchen Koͤrper, alle Kryſtalliſationen der Salze und der mehreſten Erden, Waſſer als einen weſentlichen Beſtandtheil in ſich. Sie verlieren daſſelbe durchs Feuer, oft auch ſchon durch die Anziehung der Luft, und verwittern oder zerfallen dadurch zu einem lockern undurchſichtigen Staube, der alsdann das tropfbare Waſſer, womit man ihn in Beruͤhrung bringt, mit vieler Kraft wieder anzieher und bindet. Ein deutliches Beyſpiel hievon giebt das Brennen und nachmalige Binden des Gypſes, das Verwittern und nachmalige Verhaͤrten des Glauberſalzes u. ſ. w.
Aus allen dieſen Verbindungen laͤßt ſich das Waſſer wiederum ſcheiden. Man findet es alsdann, wenn es hinlaͤnglich gereiniget iſt, immer in ſeiner vorigen Beſchaffenheit wieder. Man mag es fuͤr ſich, oder mit irgend einem Zwiſchenmittel, deſtilliren; ſo wird es doch allezeit ſich gleich bleiben, und nie in ſeinen weſentlichen Eigenſchaften die mindeſte Veraͤnderung leiden.
Durch viele und oftmals wiederholte Deſtillationen eines und ebendeſſelben Waſſers, ingleichen durch Reiben im Moͤrſel, Schuͤtteln, Faͤulniß des Waſſers, haben zwar mehrere Naturſorſcher, z. B. Boyle (De origine formarum, in Opp. ed. Genev. 1680. 4. p. 259 ſqq.), Geoffroy, Wallerius, Eller, und vorzuͤglich Marggraf (Chemiſche Schriften, Th. I. Abhandl. XVIII. §. 6 u. f.) jederzeit etwas Erde erhalten. Boyle folgerte daraus eine Verwandlung des Waſſers in Erde, welcher Meinung auch Newton beytrat. Die ſchwediſchen Naturforſcher, beſonders Celſins und Linné, haben in der Folge eben daſſelbe behauptet, und daraus eine beſtaͤndige Abnahme des Meeres und Vergroͤßerung der trocknen Erdflaͤche herleiten wollen, ſ. Meer (Th. III. S. 185.). Dagegen behauptete ſchon Boerhaave, und nachher Pott, daß dieſe Folgerung
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 644. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/654>, abgerufen am 22.11.2024.
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