Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
Nach Stahl (Opusc. chym. phys. med. p. 145. sqq.) soll der Weingeist aus einem vermittelst einer Säure mit vielem Wasser vereinigten Oele, nach Junker (Conspect. chemiae theor. pract. Tab. LXXXV. no. VI.) aus dem durch Säure mit Wasser vereinigten Phlogiston, nach Cartheuser (Elem. Chem. Sect. I. Cap. V. §. 2.) blos aus Wasser und Brennstof bestehen. Bey der Verbrennung des Weingeists in verschloßnen Gefäßen wird die Luft vermindert und phlogistisirt, man erhält viele Luftsäure, und selbst aus dem reinsten Alkohol dem Gewichte nach mehr Wasser, als man Alkohol angewendet hat, nach Lavoisier (s. Lichtenbergs Magaz. für das Neuste a. d. Physik, III. B. 1. St. S. 71 u. f.) 18 Unzen Wasser aus 16 Unzen Weingeist. Die Dämpfe des Weingeists durch glühende irdene Röhren getrieben, geben brennbare Luft mit fixer vermischt. Diesen Erscheinungen nach sollte man glauben, es sey die Luftsäure, welche hier das Brennbare mit dem Wasser verbindet. Bergmann aber (De acido sacchari, in Opusc. Vol. I. p 253.) bewies zuerst, daß man aus dem Rückstande der Destillation des Weingeists mit Salpetersäure eine wahre Zuckersäure erhalte. Da die Zuckersäure blos eine Verbindung der einfachen Pflanzensäure mit Phlogiston ist, so findet es Herr Gren sehr wahrscheinlich, Brennstof, Pflanzensäure und Wasser für die eigentlichen Bestandtheile des Weingeists anzunehmen, und die Luftsäure als entferntern Bestandtheil der Pflanzensäure zu betrachten, wie sich denn überhaupt alle Pflanzensäuren vielleicht auf Luftsäure redueiren, s. Gas, mephitisches (Th. II. S. 403.). Oel haben Barner (Chymia philos. Norimb. 1689. p. 25.) und Westendorf (De optima acetum concentratum conficiendi ratione. Gotting. 1773 4. p. 14.) durch wiederholte Destillationen im Weingeiste zu finden geglaubt; Westrumb aber (Chem. Versuche, die Entstehung der Zuckersäure betreff. in s. kl. phys. chem. Abhdl. B. I. Heft 1. S. 76.) hat dergleichen durch 37malige Destillation des reinen Alkohols nicht erhalten können.
Nach Stahl (Opuſc. chym. phyſ. med. p. 145. ſqq.) ſoll der Weingeiſt aus einem vermittelſt einer Saͤure mit vielem Waſſer vereinigten Oele, nach Junker (Conſpect. chemiae theor. pract. Tab. LXXXV. no. VI.) aus dem durch Saͤure mit Waſſer vereinigten Phlogiſton, nach Cartheuſer (Elem. Chem. Sect. I. Cap. V. §. 2.) blos aus Waſſer und Brennſtof beſtehen. Bey der Verbrennung des Weingeiſts in verſchloßnen Gefaͤßen wird die Luft vermindert und phlogiſtiſirt, man erhaͤlt viele Luftſaͤure, und ſelbſt aus dem reinſten Alkohol dem Gewichte nach mehr Waſſer, als man Alkohol angewendet hat, nach Lavoiſier (ſ. Lichtenbergs Magaz. fuͤr das Neuſte a. d. Phyſik, III. B. 1. St. S. 71 u. f.) 18 Unzen Waſſer aus 16 Unzen Weingeiſt. Die Daͤmpfe des Weingeiſts durch gluͤhende irdene Roͤhren getrieben, geben brennbare Luft mit fixer vermiſcht. Dieſen Erſcheinungen nach ſollte man glauben, es ſey die Luftſaͤure, welche hier das Brennbare mit dem Waſſer verbindet. Bergmann aber (De acido ſacchari, in Opuſc. Vol. I. p 253.) bewies zuerſt, daß man aus dem Ruͤckſtande der Deſtillation des Weingeiſts mit Salpeterſaͤure eine wahre Zuckerſaͤure erhalte. Da die Zuckerſaͤure blos eine Verbindung der einfachen Pflanzenſaͤure mit Phlogiſton iſt, ſo findet es Herr Gren ſehr wahrſcheinlich, Brennſtof, Pflanzenſaͤure und Waſſer fuͤr die eigentlichen Beſtandtheile des Weingeiſts anzunehmen, und die Luftſaͤure als entferntern Beſtandtheil der Pflanzenſaͤure zu betrachten, wie ſich denn uͤberhaupt alle Pflanzenſaͤuren vielleicht auf Luftſaͤure redueiren, ſ. Gas, mephitiſches (Th. II. S. 403.). Oel haben Barner (Chymia philoſ. Norimb. 1689. p. 25.) und Weſtendorf (De optima acetum concentratum conficiendi ratione. Gotting. 1773 4. p. 14.) durch wiederholte Deſtillationen im Weingeiſte zu finden geglaubt; Weſtrumb aber (Chem. Verſuche, die Entſtehung der Zuckerſaͤure betreff. in ſ. kl. phyſ. chem. Abhdl. B. I. Heft 1. S. 76.) hat dergleichen durch 37malige Deſtillation des reinen Alkohols nicht erhalten koͤnnen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0689" xml:id="P.4.679" n="679"/><lb/> befoͤrdern, aus das Eyweiß und die thieriſche Lymphe zum Gerinnen bringen.</p> <p>Nach <hi rendition="#b">Stahl</hi> (<hi rendition="#aq">Opuſc. chym. phyſ. med. p. 145. ſqq.</hi>) ſoll der Weingeiſt aus einem vermittelſt einer Saͤure mit vielem Waſſer vereinigten Oele, nach <hi rendition="#b">Junker</hi> (<hi rendition="#aq">Conſpect. chemiae theor. pract. Tab. LXXXV. no. VI.</hi>) aus dem durch Saͤure mit Waſſer vereinigten Phlogiſton, nach <hi rendition="#b">Cartheuſer</hi> (<hi rendition="#aq">Elem. Chem. Sect. I. Cap. V. §. 2.</hi>) blos aus Waſſer und Brennſtof beſtehen. Bey der Verbrennung des Weingeiſts in verſchloßnen Gefaͤßen wird die Luft vermindert und phlogiſtiſirt, man erhaͤlt viele Luftſaͤure, und ſelbſt aus dem reinſten Alkohol dem Gewichte nach mehr Waſſer, als man Alkohol angewendet hat, nach <hi rendition="#b">Lavoiſier (ſ. Lichtenbergs</hi> Magaz. fuͤr das Neuſte a. d. Phyſik, <hi rendition="#aq">III.</hi> B. 1. St. S. 71 u. f.) 18 Unzen Waſſer aus 16 Unzen Weingeiſt. Die Daͤmpfe des Weingeiſts durch gluͤhende irdene Roͤhren getrieben, geben brennbare Luft mit fixer vermiſcht. Dieſen Erſcheinungen nach ſollte man glauben, es ſey die Luftſaͤure, welche hier das Brennbare mit dem Waſſer verbindet. <hi rendition="#b">Bergmann</hi> aber (<hi rendition="#aq">De acido ſacchari, in Opuſc. Vol. I. p 253.</hi>) bewies zuerſt, daß man aus dem Ruͤckſtande der Deſtillation des Weingeiſts mit Salpeterſaͤure eine wahre Zuckerſaͤure erhalte. Da die Zuckerſaͤure blos eine Verbindung der einfachen Pflanzenſaͤure mit Phlogiſton iſt, ſo findet es Herr <hi rendition="#b">Gren</hi> ſehr wahrſcheinlich, Brennſtof, Pflanzenſaͤure und Waſſer fuͤr die eigentlichen Beſtandtheile des Weingeiſts anzunehmen, und die Luftſaͤure als entferntern Beſtandtheil der Pflanzenſaͤure zu betrachten, wie ſich denn uͤberhaupt alle Pflanzenſaͤuren vielleicht auf Luftſaͤure redueiren, <hi rendition="#b">ſ. Gas, mephitiſches</hi> (Th. <hi rendition="#aq">II.</hi> S. 403.). Oel haben <hi rendition="#b">Barner</hi> (<hi rendition="#aq">Chymia philoſ. Norimb. 1689. p. 25.</hi>) und <hi rendition="#b">Weſtendorf</hi> (<hi rendition="#aq">De optima acetum concentratum conficiendi ratione. Gotting. 1773 4. p. 14.</hi>) durch wiederholte Deſtillationen im Weingeiſte zu finden geglaubt; <hi rendition="#b">Weſtrumb</hi> aber (Chem. Verſuche, die Entſtehung der Zuckerſaͤure betreff. in ſ. kl. phyſ. chem. Abhdl. B. <hi rendition="#aq">I.</hi> Heft 1. S. 76.) hat dergleichen durch 37malige Deſtillation des reinen Alkohols nicht erhalten koͤnnen.<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [679/0689]
befoͤrdern, aus das Eyweiß und die thieriſche Lymphe zum Gerinnen bringen.
Nach Stahl (Opuſc. chym. phyſ. med. p. 145. ſqq.) ſoll der Weingeiſt aus einem vermittelſt einer Saͤure mit vielem Waſſer vereinigten Oele, nach Junker (Conſpect. chemiae theor. pract. Tab. LXXXV. no. VI.) aus dem durch Saͤure mit Waſſer vereinigten Phlogiſton, nach Cartheuſer (Elem. Chem. Sect. I. Cap. V. §. 2.) blos aus Waſſer und Brennſtof beſtehen. Bey der Verbrennung des Weingeiſts in verſchloßnen Gefaͤßen wird die Luft vermindert und phlogiſtiſirt, man erhaͤlt viele Luftſaͤure, und ſelbſt aus dem reinſten Alkohol dem Gewichte nach mehr Waſſer, als man Alkohol angewendet hat, nach Lavoiſier (ſ. Lichtenbergs Magaz. fuͤr das Neuſte a. d. Phyſik, III. B. 1. St. S. 71 u. f.) 18 Unzen Waſſer aus 16 Unzen Weingeiſt. Die Daͤmpfe des Weingeiſts durch gluͤhende irdene Roͤhren getrieben, geben brennbare Luft mit fixer vermiſcht. Dieſen Erſcheinungen nach ſollte man glauben, es ſey die Luftſaͤure, welche hier das Brennbare mit dem Waſſer verbindet. Bergmann aber (De acido ſacchari, in Opuſc. Vol. I. p 253.) bewies zuerſt, daß man aus dem Ruͤckſtande der Deſtillation des Weingeiſts mit Salpeterſaͤure eine wahre Zuckerſaͤure erhalte. Da die Zuckerſaͤure blos eine Verbindung der einfachen Pflanzenſaͤure mit Phlogiſton iſt, ſo findet es Herr Gren ſehr wahrſcheinlich, Brennſtof, Pflanzenſaͤure und Waſſer fuͤr die eigentlichen Beſtandtheile des Weingeiſts anzunehmen, und die Luftſaͤure als entferntern Beſtandtheil der Pflanzenſaͤure zu betrachten, wie ſich denn uͤberhaupt alle Pflanzenſaͤuren vielleicht auf Luftſaͤure redueiren, ſ. Gas, mephitiſches (Th. II. S. 403.). Oel haben Barner (Chymia philoſ. Norimb. 1689. p. 25.) und Weſtendorf (De optima acetum concentratum conficiendi ratione. Gotting. 1773 4. p. 14.) durch wiederholte Deſtillationen im Weingeiſte zu finden geglaubt; Weſtrumb aber (Chem. Verſuche, die Entſtehung der Zuckerſaͤure betreff. in ſ. kl. phyſ. chem. Abhdl. B. I. Heft 1. S. 76.) hat dergleichen durch 37malige Deſtillation des reinen Alkohols nicht erhalten koͤnnen.
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