Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
Wenn die Kreise der Wellen gegen ein festes lothrechtes Hinderniß anschlagen, so werden sie zurückgeworfen, und breiten sich nun nach der entgegengesetzten Richtung so aus, daß sie Kreise um einen Punkt bilden, der im Perpendikel so weit hinter der Ebene des Hindernisses liegt, als der Mittelpunkt der anschlagenden Welle vor dieser Ebene lag. Steht das Hinderniß schief gegen den Horizont, so wird der Gang der Welle durch das Anschwellen des Wassers und die Reibung sehr gestört, daher die Ufer der Flüsse die Wellen selten merklich zurückwerfen. Befindet sich in dem Hindernisse eine Oefnung, so geht ein Theil der Welle geradlinigt hindurch, und die Bewegung fängt hier an, neue Wellen zu bilden, die sich um die Oefnung, als ihren Mittelpunkt, in Halbkreisen verbreiten. Ist die Oefnung sehr weit, so gehen die Wellen in der Mitte ungestört hindurch, und nur um die Ränder bilden sich neue kleinere Kreise. Mehrere Wellen, die sich in verschiedenen Richtungen begegnen, stören einander nicht; denn welche Gestalt auch die eine Welle der Wasserfläche geben mag, so kan dieselbe doch allemal noch diejenigen Erhöhungen und Vertiefungen annehmen, welche die Fortpflanzung der andern Welle erfordert. Gewaltsame und unregelmäßige Wellen machen freylich Ausnahmen hievon. Wenn ein Körper im Wasser geradlinigt schwingt oder zittert, so entstehen gleichwohl kreisförmige Wellen: die Kriegsgestalt hängt von der Flüßigkeit des Mitteis, nicht von der Bewegung des festen Körpers ab. In elastischen Mitteln entstehen auf ähnliche Art abwechselnde Verdichtungen und Verdünnungen, welche sich um die gestoßene Stelle herum durch concentrische Kugelklächen verbreiten. So geschieht die Fortpflanzung des
Wenn die Kreiſe der Wellen gegen ein feſtes lothrechtes Hinderniß anſchlagen, ſo werden ſie zuruͤckgeworfen, und breiten ſich nun nach der entgegengeſetzten Richtung ſo aus, daß ſie Kreiſe um einen Punkt bilden, der im Perpendikel ſo weit hinter der Ebene des Hinderniſſes liegt, als der Mittelpunkt der anſchlagenden Welle vor dieſer Ebene lag. Steht das Hinderniß ſchief gegen den Horizont, ſo wird der Gang der Welle durch das Anſchwellen des Waſſers und die Reibung ſehr geſtoͤrt, daher die Ufer der Fluͤſſe die Wellen ſelten merklich zuruͤckwerfen. Befindet ſich in dem Hinderniſſe eine Oefnung, ſo geht ein Theil der Welle geradlinigt hindurch, und die Bewegung faͤngt hier an, neue Wellen zu bilden, die ſich um die Oefnung, als ihren Mittelpunkt, in Halbkreiſen verbreiten. Iſt die Oefnung ſehr weit, ſo gehen die Wellen in der Mitte ungeſtoͤrt hindurch, und nur um die Raͤnder bilden ſich neue kleinere Kreiſe. Mehrere Wellen, die ſich in verſchiedenen Richtungen begegnen, ſtoͤren einander nicht; denn welche Geſtalt auch die eine Welle der Waſſerflaͤche geben mag, ſo kan dieſelbe doch allemal noch diejenigen Erhoͤhungen und Vertiefungen annehmen, welche die Fortpflanzung der andern Welle erfordert. Gewaltſame und unregelmaͤßige Wellen machen freylich Ausnahmen hievon. Wenn ein Koͤrper im Waſſer geradlinigt ſchwingt oder zittert, ſo entſtehen gleichwohl kreisfoͤrmige Wellen: die Kriegsgeſtalt haͤngt von der Fluͤßigkeit des Mitteis, nicht von der Bewegung des feſten Koͤrpers ab. In elaſtiſchen Mitteln entſtehen auf aͤhnliche Art abwechſelnde Verdichtungen und Verduͤnnungen, welche ſich um die geſtoßene Stelle herum durch concentriſche Kugelklaͤchen verbreiten. So geſchieht die Fortpflanzung des <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0696" xml:id="P.4.686" n="686"/><lb/> mirhin 183 1/3 Schuh in einer Minute und 11000 Schuh in einer Stunde zuruͤcklege, und daß ſich die Geſchwindigkeiten verſchiedener Wellen, wie die Quadratwurzeln ans ihren Breiten, verhalten. Doch koͤnne alles dieſes nur beynahe wahr ſeyn, weil hier das Oſcilliren nicht, wie in aufrecht ſtehenden Roͤhren ſenkrecht, ſondern im Bogen <hi rendition="#aq">BC</hi> geſchehe.</p> <p>Wenn die Kreiſe der Wellen gegen ein feſtes lothrechtes Hinderniß anſchlagen, ſo werden ſie zuruͤckgeworfen, und breiten ſich nun nach der entgegengeſetzten Richtung ſo aus, daß ſie Kreiſe um einen Punkt bilden, der im Perpendikel ſo weit hinter der Ebene des Hinderniſſes liegt, als der Mittelpunkt der anſchlagenden Welle vor dieſer Ebene lag. Steht das Hinderniß ſchief gegen den Horizont, ſo wird der Gang der Welle durch das Anſchwellen des Waſſers und die Reibung ſehr geſtoͤrt, daher die Ufer der Fluͤſſe die Wellen ſelten merklich zuruͤckwerfen.</p> <p>Befindet ſich in dem Hinderniſſe eine Oefnung, ſo geht ein Theil der Welle geradlinigt hindurch, und die Bewegung faͤngt hier an, neue Wellen zu bilden, die ſich um die Oefnung, als ihren Mittelpunkt, in Halbkreiſen verbreiten. Iſt die Oefnung ſehr weit, ſo gehen die Wellen in der Mitte ungeſtoͤrt hindurch, und nur um die Raͤnder bilden ſich neue kleinere Kreiſe. Mehrere Wellen, die ſich in verſchiedenen Richtungen begegnen, ſtoͤren einander nicht; denn welche Geſtalt auch die eine Welle der Waſſerflaͤche geben mag, ſo kan dieſelbe doch allemal noch diejenigen Erhoͤhungen und Vertiefungen annehmen, welche die Fortpflanzung der andern Welle erfordert. Gewaltſame und unregelmaͤßige Wellen machen freylich Ausnahmen hievon. Wenn ein Koͤrper im Waſſer geradlinigt ſchwingt oder zittert, ſo entſtehen gleichwohl kreisfoͤrmige Wellen: die Kriegsgeſtalt haͤngt von der Fluͤßigkeit des Mitteis, nicht von der Bewegung des feſten Koͤrpers ab.</p> <p>In elaſtiſchen Mitteln entſtehen auf aͤhnliche Art abwechſelnde Verdichtungen und Verduͤnnungen, welche ſich um die geſtoßene Stelle herum durch concentriſche Kugelklaͤchen verbreiten. So geſchieht die Fortpflanzung des<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [686/0696]
mirhin 183 1/3 Schuh in einer Minute und 11000 Schuh in einer Stunde zuruͤcklege, und daß ſich die Geſchwindigkeiten verſchiedener Wellen, wie die Quadratwurzeln ans ihren Breiten, verhalten. Doch koͤnne alles dieſes nur beynahe wahr ſeyn, weil hier das Oſcilliren nicht, wie in aufrecht ſtehenden Roͤhren ſenkrecht, ſondern im Bogen BC geſchehe.
Wenn die Kreiſe der Wellen gegen ein feſtes lothrechtes Hinderniß anſchlagen, ſo werden ſie zuruͤckgeworfen, und breiten ſich nun nach der entgegengeſetzten Richtung ſo aus, daß ſie Kreiſe um einen Punkt bilden, der im Perpendikel ſo weit hinter der Ebene des Hinderniſſes liegt, als der Mittelpunkt der anſchlagenden Welle vor dieſer Ebene lag. Steht das Hinderniß ſchief gegen den Horizont, ſo wird der Gang der Welle durch das Anſchwellen des Waſſers und die Reibung ſehr geſtoͤrt, daher die Ufer der Fluͤſſe die Wellen ſelten merklich zuruͤckwerfen.
Befindet ſich in dem Hinderniſſe eine Oefnung, ſo geht ein Theil der Welle geradlinigt hindurch, und die Bewegung faͤngt hier an, neue Wellen zu bilden, die ſich um die Oefnung, als ihren Mittelpunkt, in Halbkreiſen verbreiten. Iſt die Oefnung ſehr weit, ſo gehen die Wellen in der Mitte ungeſtoͤrt hindurch, und nur um die Raͤnder bilden ſich neue kleinere Kreiſe. Mehrere Wellen, die ſich in verſchiedenen Richtungen begegnen, ſtoͤren einander nicht; denn welche Geſtalt auch die eine Welle der Waſſerflaͤche geben mag, ſo kan dieſelbe doch allemal noch diejenigen Erhoͤhungen und Vertiefungen annehmen, welche die Fortpflanzung der andern Welle erfordert. Gewaltſame und unregelmaͤßige Wellen machen freylich Ausnahmen hievon. Wenn ein Koͤrper im Waſſer geradlinigt ſchwingt oder zittert, ſo entſtehen gleichwohl kreisfoͤrmige Wellen: die Kriegsgeſtalt haͤngt von der Fluͤßigkeit des Mitteis, nicht von der Bewegung des feſten Koͤrpers ab.
In elaſtiſchen Mitteln entſtehen auf aͤhnliche Art abwechſelnde Verdichtungen und Verduͤnnungen, welche ſich um die geſtoßene Stelle herum durch concentriſche Kugelklaͤchen verbreiten. So geſchieht die Fortpflanzung des
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