liefen. Zu Platons Zeiten nahmen die Meisten das Letztere an. In dieser Gestalt wird nun das alte griechische System im Almagest des Ptolemäus dargestellt, und mit großer astronomischer Geschicklichkeit zur Erklärung der Phänomene angewendet. Es hat auch daher den Namen des ptolemäischen bekommen. Zwar war die Anordnung des Ganzen schon seit mehrern Jahrhunderten herrschend angenommen, und die Theorie der Sonnenbahn bereits von Hipparch ausgearbeitet; was aber den Lauf des Mondes und der Planeten betrift, ist ganz eigentlich das Werk des Ptolemäus selbst.
Dieser Astronom unternimmt im neunten Buche (c. 1. 2.) zu beweisen, daß die Erde unbewegt im Mittel stehen müsse. Die meisten seiner Gründe sind von dem Mangel einer Parallaxe der Fixsterne hergenommen. Merkur und Venus setzt er unter die Sonne, um sie als ihre beständigen Begleiter nicht auf einerley Seite mit den übrigen, die ihr bisweilen entgegengesetzt sind, zu bringen. Ueberhaupt gründet er die Ordnung der Planeten darauf, daß derjenige näher stehe, welcher seinen Kreislauf schneller vollende, wie man am Monde und der Sonne sehe, wovon jener offenbar näher sey, weil er die Sonne verfinstere, ingleichen am Saturn, der am langsamsten gehe, und zugleich wegen seines schwachen Lichts für den entferntesten müsse gehalten werden. Die obern Planeten läßt er in Epicykeln gehen, wie EFGH, Taf. XXVI. Fig. 78, deren Mittelpunkt D sich in dem eccentrischen Kreise EABG bewegt. Die Erde T steht vom Mittelpunkte C um die Eccentricität CT ab, und jenseit C liegt in gleicher Weite der Punkt M, um welchen der Epicykel mit immer gleicher Winkelgeschwindigkeit umläuft. Die Bahn DABD wird während der mittlern Umlaufszeit des Planeten zurückgelegt; der Epicykel aber wird so durchlaufen, daß der Planet bey jeder Zusammenkunft mit der Sonne in H, und bey jeder Opposition in F ist. Hieraus erklärt sich der schnelle Lauf bey H, wo sowohl der Mittelpunkt D, als auch der Planet selbst, beyde nach E zu gehen; der Rückgang in F, wo der Planet im Epicykel schneller rückwärts
liefen. Zu Platons Zeiten nahmen die Meiſten das Letztere an. In dieſer Geſtalt wird nun das alte griechiſche Syſtem im Almageſt des Ptolemaͤus dargeſtellt, und mit großer aſtronomiſcher Geſchicklichkeit zur Erklaͤrung der Phaͤnomene angewendet. Es hat auch daher den Namen des ptolemaͤiſchen bekommen. Zwar war die Anordnung des Ganzen ſchon ſeit mehrern Jahrhunderten herrſchend angenommen, und die Theorie der Sonnenbahn bereits von Hipparch ausgearbeitet; was aber den Lauf des Mondes und der Planeten betrift, iſt ganz eigentlich das Werk des Ptolemaͤus ſelbſt.
Dieſer Aſtronom unternimmt im neunten Buche (c. 1. 2.) zu beweiſen, daß die Erde unbewegt im Mittel ſtehen muͤſſe. Die meiſten ſeiner Gruͤnde ſind von dem Mangel einer Parallaxe der Fixſterne hergenommen. Merkur und Venus ſetzt er unter die Sonne, um ſie als ihre beſtaͤndigen Begleiter nicht auf einerley Seite mit den uͤbrigen, die ihr bisweilen entgegengeſetzt ſind, zu bringen. Ueberhaupt gruͤndet er die Ordnung der Planeten darauf, daß derjenige naͤher ſtehe, welcher ſeinen Kreislauf ſchneller vollende, wie man am Monde und der Sonne ſehe, wovon jener offenbar naͤher ſey, weil er die Sonne verfinſtere, ingleichen am Saturn, der am langſamſten gehe, und zugleich wegen ſeines ſchwachen Lichts fuͤr den entfernteſten muͤſſe gehalten werden. Die obern Planeten laͤßt er in Epicykeln gehen, wie EFGH, Taf. XXVI. Fig. 78, deren Mittelpunkt D ſich in dem eccentriſchen Kreiſe EABG bewegt. Die Erde T ſteht vom Mittelpunkte C um die Eccentricitaͤt CT ab, und jenſeit C liegt in gleicher Weite der Punkt M, um welchen der Epicykel mit immer gleicher Winkelgeſchwindigkeit umlaͤuft. Die Bahn DABD wird waͤhrend der mittlern Umlaufszeit des Planeten zuruͤckgelegt; der Epicykel aber wird ſo durchlaufen, daß der Planet bey jeder Zuſammenkunft mit der Sonne in H, und bey jeder Oppoſition in F iſt. Hieraus erklaͤrt ſich der ſchnelle Lauf bey H, wo ſowohl der Mittelpunkt D, als auch der Planet ſelbſt, beyde nach E zu gehen; der Ruͤckgang in F, wo der Planet im Epicykel ſchneller ruͤckwaͤrts
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liefen. Zu Platons Zeiten nahmen die Meiſten das Letztere an. In dieſer Geſtalt wird nun das alte griechiſche Syſtem im Almageſt des Ptolemaͤus dargeſtellt, und mit großer aſtronomiſcher Geſchicklichkeit zur Erklaͤrung der Phaͤnomene angewendet. Es hat auch daher den Namen des ptolemaͤiſchen bekommen. Zwar war die Anordnung des Ganzen ſchon ſeit mehrern Jahrhunderten herrſchend angenommen, und die Theorie der Sonnenbahn bereits von Hipparch ausgearbeitet; was aber den Lauf des Mondes und der Planeten betrift, iſt ganz eigentlich das Werk des Ptolemaͤus ſelbſt.
Dieſer Aſtronom unternimmt im neunten Buche (c. 1. 2.) zu beweiſen, daß die Erde unbewegt im Mittel ſtehen muͤſſe. Die meiſten ſeiner Gruͤnde ſind von dem Mangel einer Parallaxe der Fixſterne hergenommen. Merkur und Venus ſetzt er unter die Sonne, um ſie als ihre beſtaͤndigen Begleiter nicht auf einerley Seite mit den uͤbrigen, die ihr bisweilen entgegengeſetzt ſind, zu bringen. Ueberhaupt gruͤndet er die Ordnung der Planeten darauf, daß derjenige naͤher ſtehe, welcher ſeinen Kreislauf ſchneller vollende, wie man am Monde und der Sonne ſehe, wovon jener offenbar naͤher ſey, weil er die Sonne verfinſtere, ingleichen am Saturn, der am langſamſten gehe, und zugleich wegen ſeines ſchwachen Lichts fuͤr den entfernteſten muͤſſe gehalten werden. Die obern Planeten laͤßt er in Epicykeln gehen, wie EFGH, Taf. XXVI. Fig. 78, deren Mittelpunkt D ſich in dem eccentriſchen Kreiſe EABG bewegt. Die Erde T ſteht vom Mittelpunkte C um die Eccentricitaͤt CT ab, und jenſeit C liegt in gleicher Weite der Punkt M, um welchen der Epicykel mit immer gleicher Winkelgeſchwindigkeit umlaͤuft. Die Bahn DABD wird waͤhrend der mittlern Umlaufszeit des Planeten zuruͤckgelegt; der Epicykel aber wird ſo durchlaufen, daß der Planet bey jeder Zuſammenkunft mit der Sonne in H, und bey jeder Oppoſition in F iſt. Hieraus erklaͤrt ſich der ſchnelle Lauf bey H, wo ſowohl der Mittelpunkt D, als auch der Planet ſelbſt, beyde nach E zu gehen; der Ruͤckgang in F, wo der Planet im Epicykel ſchneller ruͤckwaͤrts
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 707. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/717>, abgerufen am 28.07.2024.
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