sich um einen Mittelpunkt drehen lassen, und Planetolabien genannt werden. Sie sind den Jovilabien ähnlich, s. Nebenplaneten (Th. II. S. 336.). Peter Apian (Astronomicum Caesareum, Carolo V. et Ferdinando fratribus dicatum. Ingolstad. 1540. fol. maj.) hat auf 59 Platten ein prächtiges Werk dieser Art, aber nach ptolemäischen Hypothesen, herausgegeben. Lothar Zumbach genannt Koesfeld (Planetolabium. Lugd. Batav. 1691. 4. rec. Amst. 1700.) liefert solche Scheiben in Kupferstich, auf Pappe zu ziehen, für die copernikanische Weltordnung. Man kann sich dergleichen selbst verfertigen, und damit, wenn sich die Scheiben gegen einander neigen lassen, auch die Phänomene der Breiten darstellen.
Künstlicher und sehr kostbar sind die sogenannten Weltmaschinen, Planetenmaschinen (Machinae planetariae, Planetaires, engl. Orrery's), welche die himmlischen Bewegungen im Kleinen durch Kugeln darstellen, die vermittelst Räderwerks getrieben werden. Vielleicht war schon Archimcds bekannte Sphäre, deren Cicero (Tusc. Qu. L. I. De nat. Deor. L. II.) gedenkt, etwas ähnliches. Huygens (Descriptio automati planetarii, in s. Opp. reliquis. Amst. 1728. 4. To. II. p. 175.) giebt eine umständliche Beschreibung einer solchen Planetenmaschine von seiner Erfindung. Das Orrery der Engländer beschreibt Ferguson (Astronomy explained. London, 1754. 1764. 8.). Der Name soll von Richard Steele einem solchen Kunstwerke, das ein Lord Orrery besaß, gegeben worden seyn; doch bemerkt Herr Kästner, er sehe einer Abkürzung des Worts Orbitery ähnlich, welches man auch in dieser Bedeutung bey einem englischen Schriftsteller gebraucht finde. Der Pastor Hahn im Würtembergischen hat eine sehr sinnreiche Maschine dieser Art erfunden (s. Vischers Beschreibung einer astronom. Maschine. Stuttgard, 1770. 8.). Auch Martin (Philos. Britannica, der deutschen Uebers. Th. III. S. 196.) handelt von solchen Weltmaschinen.
Wohlfeiler sind die nürnbergischen, an denen man die Planeten mit der Hand herumführt. Der Apparat zur Weltmaschine, den Nollet (Lecons de phys. exp. P. VI.)
ſich um einen Mittelpunkt drehen laſſen, und Planetolabien genannt werden. Sie ſind den Jovilabien aͤhnlich, ſ. Nebenplaneten (Th. II. S. 336.). Peter Apian (Aſtronomicum Caeſareum, Carolo V. et Ferdinando fratribus dicatum. Ingolſtad. 1540. fol. maj.) hat auf 59 Platten ein praͤchtiges Werk dieſer Art, aber nach ptolemaͤiſchen Hypotheſen, herausgegeben. Lothar Zumbach genannt Koesfeld (Planetolabium. Lugd. Batav. 1691. 4. rec. Amſt. 1700.) liefert ſolche Scheiben in Kupferſtich, auf Pappe zu ziehen, fuͤr die copernikaniſche Weltordnung. Man kann ſich dergleichen ſelbſt verfertigen, und damit, wenn ſich die Scheiben gegen einander neigen laſſen, auch die Phaͤnomene der Breiten darſtellen.
Kuͤnſtlicher und ſehr koſtbar ſind die ſogenannten Weltmaſchinen, Planetenmaſchinen (Machinae planetariae, Planétaires, engl. Orrery's), welche die himmliſchen Bewegungen im Kleinen durch Kugeln darſtellen, die vermittelſt Raͤderwerks getrieben werden. Vielleicht war ſchon Archimcds bekannte Sphaͤre, deren Cicero (Tuſc. Qu. L. I. De nat. Deor. L. II.) gedenkt, etwas aͤhnliches. Huygens (Deſcriptio automati planetarii, in ſ. Opp. reliquis. Amſt. 1728. 4. To. II. p. 175.) giebt eine umſtaͤndliche Beſchreibung einer ſolchen Planetenmaſchine von ſeiner Erfindung. Das Orrery der Englaͤnder beſchreibt Ferguſon (Aſtronomy explained. London, 1754. 1764. 8.). Der Name ſoll von Richard Steele einem ſolchen Kunſtwerke, das ein Lord Orrery beſaß, gegeben worden ſeyn; doch bemerkt Herr Kaͤſtner, er ſehe einer Abkuͤrzung des Worts Orbitery aͤhnlich, welches man auch in dieſer Bedeutung bey einem engliſchen Schriftſteller gebraucht finde. Der Paſtor Hahn im Wuͤrtembergiſchen hat eine ſehr ſinnreiche Maſchine dieſer Art erfunden (ſ. Viſchers Beſchreibung einer aſtronom. Maſchine. Stuttgard, 1770. 8.). Auch Martin (Philoſ. Britannica, der deutſchen Ueberſ. Th. III. S. 196.) handelt von ſolchen Weltmaſchinen.
Wohlfeiler ſind die nuͤrnbergiſchen, an denen man die Planeten mit der Hand herumfuͤhrt. Der Apparat zur Weltmaſchine, den Nollet (Leçons de phyſ. exp. P. VI.)
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ſich um einen Mittelpunkt drehen laſſen, und Planetolabien genannt werden. Sie ſind den Jovilabien aͤhnlich, ſ. Nebenplaneten (Th. II. S. 336.). Peter Apian (Aſtronomicum Caeſareum, Carolo V. et Ferdinando fratribus dicatum. Ingolſtad. 1540. fol. maj.) hat auf 59 Platten ein praͤchtiges Werk dieſer Art, aber nach ptolemaͤiſchen Hypotheſen, herausgegeben. Lothar Zumbach genannt Koesfeld (Planetolabium. Lugd. Batav. 1691. 4. rec. Amſt. 1700.) liefert ſolche Scheiben in Kupferſtich, auf Pappe zu ziehen, fuͤr die copernikaniſche Weltordnung. Man kann ſich dergleichen ſelbſt verfertigen, und damit, wenn ſich die Scheiben gegen einander neigen laſſen, auch die Phaͤnomene der Breiten darſtellen.
Kuͤnſtlicher und ſehr koſtbar ſind die ſogenannten Weltmaſchinen, Planetenmaſchinen (Machinae planetariae, Planétaires, engl. Orrery's), welche die himmliſchen Bewegungen im Kleinen durch Kugeln darſtellen, die vermittelſt Raͤderwerks getrieben werden. Vielleicht war ſchon Archimcds bekannte Sphaͤre, deren Cicero (Tuſc. Qu. L. I. De nat. Deor. L. II.) gedenkt, etwas aͤhnliches. Huygens (Deſcriptio automati planetarii, in ſ. Opp. reliquis. Amſt. 1728. 4. To. II. p. 175.) giebt eine umſtaͤndliche Beſchreibung einer ſolchen Planetenmaſchine von ſeiner Erfindung. Das Orrery der Englaͤnder beſchreibt Ferguſon (Aſtronomy explained. London, 1754. 1764. 8.). Der Name ſoll von Richard Steele einem ſolchen Kunſtwerke, das ein Lord Orrery beſaß, gegeben worden ſeyn; doch bemerkt Herr Kaͤſtner, er ſehe einer Abkuͤrzung des Worts Orbitery aͤhnlich, welches man auch in dieſer Bedeutung bey einem engliſchen Schriftſteller gebraucht finde. Der Paſtor Hahn im Wuͤrtembergiſchen hat eine ſehr ſinnreiche Maſchine dieſer Art erfunden (ſ. Viſchers Beſchreibung einer aſtronom. Maſchine. Stuttgard, 1770. 8.). Auch Martin (Philoſ. Britannica, der deutſchen Ueberſ. Th. III. S. 196.) handelt von ſolchen Weltmaſchinen.
Wohlfeiler ſind die nuͤrnbergiſchen, an denen man die Planeten mit der Hand herumfuͤhrt. Der Apparat zur Weltmaſchine, den Nollet (Leçons de phyſ. exp. P. VI.)
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 737. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/747>, abgerufen am 28.07.2024.
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