Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
Halley nimmt als Ursache dieser beständigen Winde mit Recht die Erwärmung des Luftkreises durch die Sonne an. Da diese beständig zwischen den Wendekreisen von Osten nach Westen umläuft, so wird an dem Orte, in dessen Scheitel sie steht, die Luft am stärksten erwärmt, und die daselbst befindliche Luftsäule ausgedehnt. Dadurch erhebt sich dieser ganze Theil des Luftkreises, muß aber, weil er aus einer flüßigen Materie besteht, oben auf allen Seiten abfließen Damit nun das Gleichgewicht wieder hergestellt werde, wird die untere kältere Luft von allen Seiten zufließen, durch die Sonne wieder erwärmt werden, und so diesen Umlauf immer fortsetzen. Weil sich aber der Ort, wo dieses geschieht, verändert und mit der Sonne von Morgen gegen Abend fortrückt, so fließt die erwärmte Luftsäule vornehmlich gegen Morgen zu über, und es bewegt sich dagegen die untere kältere Luft vornehmlich von Morgen gegen Abend, daher an den Orten der Erde, über welche die Sonne gerade hinweggeht, und in der Nähe derselben, ein beständiger Morgenwind merklich seyn muß. Zugleich muß sich dieser Wind nach dem Stande der Sonne in der Ekliptik richten, woraus sich die angeführten Abweichungen von der Morgengegend mit ihren Veränderungen ganz leicht erklären. D'Alembert (Reflexions sur la cause generale des vents, piece, qui a remporte le prix par l'acad. royale de Prusse pour l'annee 1746. a Berlin, 1747. 4.) untersucht, welchen Einfluß die Anziehung des Monds auf die Gestalt des Luftkreises haben müsse. Man sieht leicht, daß der Mond eben sowohl in der Luft, als im Meere, eine abwechselnde Ebbe und Fluth veranlassen muß, obgleich das Barometer nichts davon anzeigt. D'Alembert findet,
Halley nimmt als Urſache dieſer beſtaͤndigen Winde mit Recht die Erwaͤrmung des Luftkreiſes durch die Sonne an. Da dieſe beſtaͤndig zwiſchen den Wendekreiſen von Oſten nach Weſten umlaͤuft, ſo wird an dem Orte, in deſſen Scheitel ſie ſteht, die Luft am ſtaͤrkſten erwaͤrmt, und die daſelbſt befindliche Luftſaͤule ausgedehnt. Dadurch erhebt ſich dieſer ganze Theil des Luftkreiſes, muß aber, weil er aus einer fluͤßigen Materie beſteht, oben auf allen Seiten abfließen Damit nun das Gleichgewicht wieder hergeſtellt werde, wird die untere kaͤltere Luft von allen Seiten zufließen, durch die Sonne wieder erwaͤrmt werden, und ſo dieſen Umlauf immer fortſetzen. Weil ſich aber der Ort, wo dieſes geſchieht, veraͤndert und mit der Sonne von Morgen gegen Abend fortruͤckt, ſo fließt die erwaͤrmte Luftſaͤule vornehmlich gegen Morgen zu uͤber, und es bewegt ſich dagegen die untere kaͤltere Luft vornehmlich von Morgen gegen Abend, daher an den Orten der Erde, uͤber welche die Sonne gerade hinweggeht, und in der Naͤhe derſelben, ein beſtaͤndiger Morgenwind merklich ſeyn muß. Zugleich muß ſich dieſer Wind nach dem Stande der Sonne in der Ekliptik richten, woraus ſich die angefuͤhrten Abweichungen von der Morgengegend mit ihren Veraͤnderungen ganz leicht erklaͤren. D'Alembert (Reflexions ſur la cauſe generale des vents, piece, qui a remporté le prix par l'acad. royale de Pruſſe pour l'année 1746. à Berlin, 1747. 4.) unterſucht, welchen Einfluß die Anziehung des Monds auf die Geſtalt des Luftkreiſes haben muͤſſe. Man ſieht leicht, daß der Mond eben ſowohl in der Luft, als im Meere, eine abwechſelnde Ebbe und Fluth veranlaſſen muß, obgleich das Barometer nichts davon anzeigt. D'Alembert findet, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0768" xml:id="P.4.758" n="758"/><lb/> hat <hi rendition="#b">Halley</hi> (<hi rendition="#aq">An hiſtorical account of the trade-winds and monſoons etc.</hi> in den <hi rendition="#aq">Philoſ. Trans. num. 183. p. 153.</hi>) zuerſt genauer dargeſtellt, und <hi rendition="#b">Muſſchenbroek</hi> (<hi rendition="#aq">Introd. ad philoſ. nat. Tom. II. Tab. LXIV.</hi>) giebt nach ihm und <hi rendition="#b">Dampier</hi> eine Karte daruͤber, deren Anblick ihre Richtungen und die Abaͤnderungen derſelben ganz deutlich uͤberſehen laͤßt.</p> <p><hi rendition="#b">Halley</hi> nimmt als Urſache dieſer beſtaͤndigen Winde mit Recht die Erwaͤrmung des Luftkreiſes durch die Sonne an. Da dieſe beſtaͤndig zwiſchen den Wendekreiſen von Oſten nach Weſten umlaͤuft, ſo wird an dem Orte, in deſſen Scheitel ſie ſteht, die Luft am ſtaͤrkſten erwaͤrmt, und die daſelbſt befindliche Luftſaͤule ausgedehnt. Dadurch erhebt ſich dieſer ganze Theil des Luftkreiſes, muß aber, weil er aus einer fluͤßigen Materie beſteht, oben auf allen Seiten abfließen Damit nun das Gleichgewicht wieder hergeſtellt werde, wird die untere kaͤltere Luft von allen Seiten zufließen, durch die Sonne wieder erwaͤrmt werden, und ſo dieſen Umlauf immer fortſetzen. Weil ſich aber der Ort, wo dieſes geſchieht, veraͤndert und mit der Sonne von Morgen gegen Abend fortruͤckt, ſo fließt die erwaͤrmte Luftſaͤule vornehmlich gegen Morgen zu uͤber, und es bewegt ſich dagegen die untere kaͤltere Luft vornehmlich von Morgen gegen Abend, daher an den Orten der Erde, uͤber welche die Sonne gerade hinweggeht, und in der Naͤhe derſelben, ein beſtaͤndiger Morgenwind merklich ſeyn muß. Zugleich muß ſich dieſer Wind nach dem Stande der Sonne in der Ekliptik richten, woraus ſich die angefuͤhrten Abweichungen von der Morgengegend mit ihren Veraͤnderungen ganz leicht erklaͤren.</p> <p><hi rendition="#b">D'Alembert</hi> (<hi rendition="#aq">Reflexions ſur la cauſe generale des vents, piece, qui a remporté le prix par l'acad. royale de Pruſſe pour l'année 1746. à Berlin, 1747. 4.</hi>) unterſucht, welchen Einfluß die Anziehung des Monds auf die Geſtalt des Luftkreiſes haben muͤſſe. Man ſieht leicht, daß der Mond eben ſowohl in der Luft, als im Meere, eine abwechſelnde Ebbe und Fluth veranlaſſen muß, obgleich das Barometer nichts davon anzeigt. <hi rendition="#b">D'Alembert</hi> findet,<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [758/0768]
hat Halley (An hiſtorical account of the trade-winds and monſoons etc. in den Philoſ. Trans. num. 183. p. 153.) zuerſt genauer dargeſtellt, und Muſſchenbroek (Introd. ad philoſ. nat. Tom. II. Tab. LXIV.) giebt nach ihm und Dampier eine Karte daruͤber, deren Anblick ihre Richtungen und die Abaͤnderungen derſelben ganz deutlich uͤberſehen laͤßt.
Halley nimmt als Urſache dieſer beſtaͤndigen Winde mit Recht die Erwaͤrmung des Luftkreiſes durch die Sonne an. Da dieſe beſtaͤndig zwiſchen den Wendekreiſen von Oſten nach Weſten umlaͤuft, ſo wird an dem Orte, in deſſen Scheitel ſie ſteht, die Luft am ſtaͤrkſten erwaͤrmt, und die daſelbſt befindliche Luftſaͤule ausgedehnt. Dadurch erhebt ſich dieſer ganze Theil des Luftkreiſes, muß aber, weil er aus einer fluͤßigen Materie beſteht, oben auf allen Seiten abfließen Damit nun das Gleichgewicht wieder hergeſtellt werde, wird die untere kaͤltere Luft von allen Seiten zufließen, durch die Sonne wieder erwaͤrmt werden, und ſo dieſen Umlauf immer fortſetzen. Weil ſich aber der Ort, wo dieſes geſchieht, veraͤndert und mit der Sonne von Morgen gegen Abend fortruͤckt, ſo fließt die erwaͤrmte Luftſaͤule vornehmlich gegen Morgen zu uͤber, und es bewegt ſich dagegen die untere kaͤltere Luft vornehmlich von Morgen gegen Abend, daher an den Orten der Erde, uͤber welche die Sonne gerade hinweggeht, und in der Naͤhe derſelben, ein beſtaͤndiger Morgenwind merklich ſeyn muß. Zugleich muß ſich dieſer Wind nach dem Stande der Sonne in der Ekliptik richten, woraus ſich die angefuͤhrten Abweichungen von der Morgengegend mit ihren Veraͤnderungen ganz leicht erklaͤren.
D'Alembert (Reflexions ſur la cauſe generale des vents, piece, qui a remporté le prix par l'acad. royale de Pruſſe pour l'année 1746. à Berlin, 1747. 4.) unterſucht, welchen Einfluß die Anziehung des Monds auf die Geſtalt des Luftkreiſes haben muͤſſe. Man ſieht leicht, daß der Mond eben ſowohl in der Luft, als im Meere, eine abwechſelnde Ebbe und Fluth veranlaſſen muß, obgleich das Barometer nichts davon anzeigt. D'Alembert findet,
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