(Historia naturalis et experimentalis de ventis 1664. in Bacon's Works by P. Shaw. London, 1733. 4. Vol. III. p. 441.) gab zwar schon an der Lehre von den Winden ein vortrefliches Beyspiel seiner Methode, gesammlete Erfahrungen zu ordnen, und von ihnen zur Entdeckung der Gesetze und physischen Ursachen fortzuschreiten. Indessen sind doch alle Bemühungen in diesem Fache sehr unvollkommen geblieben. Die Ursachen der Winde sind allzuvielfach und verwickelt; denn man sieht leicht, daß jeder Umstand, der nur immer das Gleichgewicht der Luftsäulen stört, hieher gerechnet werden könne. Erwärmung und Erkältung sind freylich darunter die vornehmsten, und als solche auch von allen, die über die Theorie der Winde geschrieben haben, z. B. Colepreß (Philos. Trans. n. 26.), Garden (The causes of several winds, in Phil. Trans. n. 175.), Wargentin (Kurze Anmerk. vom Winde, in den schwed. Abhdl. B. XXIV. v. I. 1762. S. 173. u. f.), Strahl (Theorie des Windes und der Kälte, in den leipziger Sammlungen zur Physik und Naturg. II. B. 5. St. S. 575.) betrachtet worden. Aber schon diese Ursachen wirken auf eine überaus mannigfaltige Art, und dann giebt es außer ihnen noch unzählbare andere, welche zur Erzeugung und Abänderung der Winde beytragen.
Musschenbroek (Introd. To. II. §. 2604. sqq.) theilt die Ursachen der unbeständigen Winde in vier Elassen, je nachdem sie sich unter der Erde, auf der Erdfläche, im Luftkreise, oder endlich über demselben befinden. Von unterirdischen Winden, die aus den sogenannten Aeolushöhlen hervorbrechen, zeugen viele Beobachtungen. Als Ursachen derselben lassen sich ungleiche Erwärmung und Erkältung in communicirenden Gängen, Wind durch einen Fall des Wassers veranlaßt, unterirdisches Feuer, Erdbeben, Durchstreichen des äußern Winds durch Gänge unter der Erde rc. angeben. Solche Winde brechen bisweilen aus dem Meergrunde hervor, und verursachen ein Wallen und Brausen des Wassers (s. Wundererscheinungen, ins Licht gesetzt von F. Knoll. Langensalza, 1785. 8.). Auf der Erdfläche giebt es fast unzählbare Umstände, welche die
(Hiſtoria naturalis et experimentalis de ventis 1664. in Bacon's Works by P. Shaw. London, 1733. 4. Vol. III. p. 441.) gab zwar ſchon an der Lehre von den Winden ein vortrefliches Beyſpiel ſeiner Methode, geſammlete Erfahrungen zu ordnen, und von ihnen zur Entdeckung der Geſetze und phyſiſchen Urſachen fortzuſchreiten. Indeſſen ſind doch alle Bemuͤhungen in dieſem Fache ſehr unvollkommen geblieben. Die Urſachen der Winde ſind allzuvielfach und verwickelt; denn man ſieht leicht, daß jeder Umſtand, der nur immer das Gleichgewicht der Luftſaͤulen ſtoͤrt, hieher gerechnet werden koͤnne. Erwaͤrmung und Erkaͤltung ſind freylich darunter die vornehmſten, und als ſolche auch von allen, die uͤber die Theorie der Winde geſchrieben haben, z. B. Colepreß (Philoſ. Trans. n. 26.), Garden (The cauſes of ſeveral winds, in Phil. Trans. n. 175.), Wargentin (Kurze Anmerk. vom Winde, in den ſchwed. Abhdl. B. XXIV. v. I. 1762. S. 173. u. f.), Strahl (Theorie des Windes und der Kaͤlte, in den leipziger Sammlungen zur Phyſik und Naturg. II. B. 5. St. S. 575.) betrachtet worden. Aber ſchon dieſe Urſachen wirken auf eine uͤberaus mannigfaltige Art, und dann giebt es außer ihnen noch unzaͤhlbare andere, welche zur Erzeugung und Abaͤnderung der Winde beytragen.
Muſſchenbroek (Introd. To. II. §. 2604. ſqq.) theilt die Urſachen der unbeſtaͤndigen Winde in vier Elaſſen, je nachdem ſie ſich unter der Erde, auf der Erdflaͤche, im Luftkreiſe, oder endlich uͤber demſelben befinden. Von unterirdiſchen Winden, die aus den ſogenannten Aeolushoͤhlen hervorbrechen, zeugen viele Beobachtungen. Als Urſachen derſelben laſſen ſich ungleiche Erwaͤrmung und Erkaͤltung in communicirenden Gaͤngen, Wind durch einen Fall des Waſſers veranlaßt, unterirdiſches Feuer, Erdbeben, Durchſtreichen des aͤußern Winds durch Gaͤnge unter der Erde rc. angeben. Solche Winde brechen bisweilen aus dem Meergrunde hervor, und verurſachen ein Wallen und Brauſen des Waſſers (ſ. Wundererſcheinungen, ins Licht geſetzt von F. Knoll. Langenſalza, 1785. 8.). Auf der Erdflaͤche giebt es faſt unzaͤhlbare Umſtaͤnde, welche die
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(Hiſtoria naturalis et experimentalis de ventis 1664. in Bacon's Works by P. Shaw. London, 1733. 4. Vol. III. p. 441.) gab zwar ſchon an der Lehre von den Winden ein vortrefliches Beyſpiel ſeiner Methode, geſammlete Erfahrungen zu ordnen, und von ihnen zur Entdeckung der Geſetze und phyſiſchen Urſachen fortzuſchreiten. Indeſſen ſind doch alle Bemuͤhungen in dieſem Fache ſehr unvollkommen geblieben. Die Urſachen der Winde ſind allzuvielfach und verwickelt; denn man ſieht leicht, daß jeder Umſtand, der nur immer das Gleichgewicht der Luftſaͤulen ſtoͤrt, hieher gerechnet werden koͤnne. Erwaͤrmung und Erkaͤltung ſind freylich darunter die vornehmſten, und als ſolche auch von allen, die uͤber die Theorie der Winde geſchrieben haben, z. B. Colepreß (Philoſ. Trans. n. 26.), Garden (The cauſes of ſeveral winds, in Phil. Trans. n. 175.), Wargentin (Kurze Anmerk. vom Winde, in den ſchwed. Abhdl. B. XXIV. v. I. 1762. S. 173. u. f.), Strahl (Theorie des Windes und der Kaͤlte, in den leipziger Sammlungen zur Phyſik und Naturg. II. B. 5. St. S. 575.) betrachtet worden. Aber ſchon dieſe Urſachen wirken auf eine uͤberaus mannigfaltige Art, und dann giebt es außer ihnen noch unzaͤhlbare andere, welche zur Erzeugung und Abaͤnderung der Winde beytragen.
Muſſchenbroek (Introd. To. II. §. 2604. ſqq.) theilt die Urſachen der unbeſtaͤndigen Winde in vier Elaſſen, je nachdem ſie ſich unter der Erde, auf der Erdflaͤche, im Luftkreiſe, oder endlich uͤber demſelben befinden. Von unterirdiſchen Winden, die aus den ſogenannten Aeolushoͤhlen hervorbrechen, zeugen viele Beobachtungen. Als Urſachen derſelben laſſen ſich ungleiche Erwaͤrmung und Erkaͤltung in communicirenden Gaͤngen, Wind durch einen Fall des Waſſers veranlaßt, unterirdiſches Feuer, Erdbeben, Durchſtreichen des aͤußern Winds durch Gaͤnge unter der Erde rc. angeben. Solche Winde brechen bisweilen aus dem Meergrunde hervor, und verurſachen ein Wallen und Brauſen des Waſſers (ſ. Wundererſcheinungen, ins Licht geſetzt von F. Knoll. Langenſalza, 1785. 8.). Auf der Erdflaͤche giebt es faſt unzaͤhlbare Umſtaͤnde, welche die
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 766. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/776>, abgerufen am 22.11.2024.
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