letzterer, wenn er plötzlich entsteht, fast allezeit mit Sturm begleitet ist. Beyde hatte auch schon Herr de Saussure (Essais sur l'Hygrometrie, Essai IV. §. 283.) zur Erklärung gewisser Winde gebraucht, wobey er glaubte, daß theils die elastischen Dünste bey ihrer plötzlichen Verdichtung zu tropfbarem Wasser luftleere Räume veranlassen, theils der Regen selbst wieder elastischen Dunst erzeuge, und dadurch eine merkliche Ausdehnung in der Luft bewirke. Herr de Lüc zeigt aber, daß die gewöhnliche Art, Ausdünstung und Regen zu betrachten, zu Erklärung der gewaltsamen Stürme, welche so oft vor den Gewittern und Platzregen vorhergehen, nicht hinreichend sey. Er sucht vielmehr mit Wahrscheinlichkeit die wahre Ursache dieser beträchtlichen Windstöße in den plötzlichen Verwandlungen, die sich in der Atmosphäre zutragen. Wenn die Dünste, die sich durch Ausdünstung in den Luftkreis erhoben hatten, eine Zeitlang in Luftgestalt daselbst befindlich gewesen sind, so werden sie vielleicht plötzlich und mit großer Zunahme des Volumens wiederum in Wasserdunst verwandelt, und dieser verdichtet sich nun mit starker Abnahme des Volumens zu tropfbarem Wasser. Aus so schnellen und starken Veränderungen des Volumens werden die Stürme und Windstöße sehr begreiflich, welche man bey plötzlicher Bildung der Wolken und bey plötzlichen Regengüssen fast allezeit bemerkt. Und wenn nach Herrn de Lüc die Wolken nicht bestimmte bleibende Massen, sondern vorübergehende Phänomene sind, welche alle Augenblicke zerstört und wieder erneuert werden, (s. Wolken) so erklärt sich hieraus auch die Ursache der lang anhaltenden Winde, wovon sich aus dem gewöhnlichen System, welches Ausdünstung und Regen als Auflösung und Niederschlag betrachtet, nicht so leicht Rechenschaft geben läßt.
Der Nutzen, den die Winde verschaffen, ist von großer Wichtigkeit, und übersteigt bey weitem den Schaden, der bisweilen durch ihre gewaltsamern Ausbrüche entstehet. Sie haben den größten Einfluß auf die Temperatur, Feuchtigkeit und übrige Beschaffenheit der Luft; sie helfen durch die Bewegung ihre Mischung bilden, und ihre Verderbniß
letzterer, wenn er ploͤtzlich entſteht, faſt allezeit mit Sturm begleitet iſt. Beyde hatte auch ſchon Herr de Sauſſure (Eſſais ſur l'Hygrometrie, Eſſai IV. §. 283.) zur Erklaͤrung gewiſſer Winde gebraucht, wobey er glaubte, daß theils die elaſtiſchen Duͤnſte bey ihrer ploͤtzlichen Verdichtung zu tropfbarem Waſſer luftleere Raͤume veranlaſſen, theils der Regen ſelbſt wieder elaſtiſchen Dunſt erzeuge, und dadurch eine merkliche Ausdehnung in der Luft bewirke. Herr de Luͤc zeigt aber, daß die gewoͤhnliche Art, Ausduͤnſtung und Regen zu betrachten, zu Erklaͤrung der gewaltſamen Stuͤrme, welche ſo oft vor den Gewittern und Platzregen vorhergehen, nicht hinreichend ſey. Er ſucht vielmehr mit Wahrſcheinlichkeit die wahre Urſache dieſer betraͤchtlichen Windſtoͤße in den ploͤtzlichen Verwandlungen, die ſich in der Atmoſphaͤre zutragen. Wenn die Duͤnſte, die ſich durch Ausduͤnſtung in den Luftkreis erhoben hatten, eine Zeitlang in Luftgeſtalt daſelbſt befindlich geweſen ſind, ſo werden ſie vielleicht ploͤtzlich und mit großer Zunahme des Volumens wiederum in Waſſerdunſt verwandelt, und dieſer verdichtet ſich nun mit ſtarker Abnahme des Volumens zu tropfbarem Waſſer. Aus ſo ſchnellen und ſtarken Veraͤnderungen des Volumens werden die Stuͤrme und Windſtoͤße ſehr begreiflich, welche man bey ploͤtzlicher Bildung der Wolken und bey ploͤtzlichen Regenguͤſſen faſt allezeit bemerkt. Und wenn nach Herrn de Luͤc die Wolken nicht beſtimmte bleibende Maſſen, ſondern voruͤbergehende Phaͤnomene ſind, welche alle Augenblicke zerſtoͤrt und wieder erneuert werden, (ſ. Wolken) ſo erklaͤrt ſich hieraus auch die Urſache der lang anhaltenden Winde, wovon ſich aus dem gewoͤhnlichen Syſtem, welches Ausduͤnſtung und Regen als Aufloͤſung und Niederſchlag betrachtet, nicht ſo leicht Rechenſchaft geben laͤßt.
Der Nutzen, den die Winde verſchaffen, iſt von großer Wichtigkeit, und uͤberſteigt bey weitem den Schaden, der bisweilen durch ihre gewaltſamern Ausbruͤche entſtehet. Sie haben den groͤßten Einfluß auf die Temperatur, Feuchtigkeit und uͤbrige Beſchaffenheit der Luft; ſie helfen durch die Bewegung ihre Miſchung bilden, und ihre Verderbniß
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0778"xml:id="P.4.768"n="768"/><lb/>
letzterer, wenn er ploͤtzlich entſteht, faſt allezeit mit Sturm begleitet iſt. Beyde hatte auch ſchon Herr <hirendition="#b">de Sauſſure</hi> (<hirendition="#aq">Eſſais ſur l'Hygrometrie, Eſſai IV. §. 283.</hi>) zur Erklaͤrung gewiſſer Winde gebraucht, wobey er glaubte, daß theils die elaſtiſchen Duͤnſte bey ihrer ploͤtzlichen Verdichtung zu tropfbarem Waſſer luftleere Raͤume veranlaſſen, theils der Regen ſelbſt wieder elaſtiſchen Dunſt erzeuge, und dadurch eine merkliche Ausdehnung in der Luft bewirke. Herr <hirendition="#b">de Luͤc</hi> zeigt aber, daß die gewoͤhnliche Art, Ausduͤnſtung und Regen zu betrachten, zu Erklaͤrung der gewaltſamen Stuͤrme, welche ſo oft vor den Gewittern und Platzregen vorhergehen, nicht hinreichend ſey. Er ſucht vielmehr mit Wahrſcheinlichkeit die wahre Urſache dieſer betraͤchtlichen Windſtoͤße in den ploͤtzlichen Verwandlungen, die ſich in der Atmoſphaͤre zutragen. Wenn die Duͤnſte, die ſich durch Ausduͤnſtung in den Luftkreis erhoben hatten, eine Zeitlang in Luftgeſtalt daſelbſt befindlich geweſen ſind, ſo werden ſie vielleicht ploͤtzlich und mit großer Zunahme des Volumens wiederum in Waſſerdunſt verwandelt, und dieſer verdichtet ſich nun mit ſtarker Abnahme des Volumens zu tropfbarem Waſſer. Aus ſo ſchnellen und ſtarken Veraͤnderungen des Volumens werden die Stuͤrme und Windſtoͤße ſehr begreiflich, welche man bey ploͤtzlicher Bildung der Wolken und bey ploͤtzlichen Regenguͤſſen faſt allezeit bemerkt. Und wenn nach Herrn de Luͤc die Wolken nicht beſtimmte bleibende Maſſen, ſondern voruͤbergehende Phaͤnomene ſind, welche alle Augenblicke zerſtoͤrt und wieder erneuert werden, (<hirendition="#b">ſ. Wolken</hi>) ſo erklaͤrt ſich hieraus auch die Urſache der lang anhaltenden Winde, wovon ſich aus dem gewoͤhnlichen Syſtem, welches Ausduͤnſtung und Regen als Aufloͤſung und Niederſchlag betrachtet, nicht ſo leicht Rechenſchaft geben laͤßt.</p><p>Der Nutzen, den die Winde verſchaffen, iſt von großer Wichtigkeit, und uͤberſteigt bey weitem den Schaden, der bisweilen durch ihre gewaltſamern Ausbruͤche entſtehet. Sie haben den groͤßten Einfluß auf die Temperatur, Feuchtigkeit und uͤbrige Beſchaffenheit der Luft; ſie helfen durch die Bewegung ihre Miſchung bilden, und ihre Verderbniß<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[768/0778]
letzterer, wenn er ploͤtzlich entſteht, faſt allezeit mit Sturm begleitet iſt. Beyde hatte auch ſchon Herr de Sauſſure (Eſſais ſur l'Hygrometrie, Eſſai IV. §. 283.) zur Erklaͤrung gewiſſer Winde gebraucht, wobey er glaubte, daß theils die elaſtiſchen Duͤnſte bey ihrer ploͤtzlichen Verdichtung zu tropfbarem Waſſer luftleere Raͤume veranlaſſen, theils der Regen ſelbſt wieder elaſtiſchen Dunſt erzeuge, und dadurch eine merkliche Ausdehnung in der Luft bewirke. Herr de Luͤc zeigt aber, daß die gewoͤhnliche Art, Ausduͤnſtung und Regen zu betrachten, zu Erklaͤrung der gewaltſamen Stuͤrme, welche ſo oft vor den Gewittern und Platzregen vorhergehen, nicht hinreichend ſey. Er ſucht vielmehr mit Wahrſcheinlichkeit die wahre Urſache dieſer betraͤchtlichen Windſtoͤße in den ploͤtzlichen Verwandlungen, die ſich in der Atmoſphaͤre zutragen. Wenn die Duͤnſte, die ſich durch Ausduͤnſtung in den Luftkreis erhoben hatten, eine Zeitlang in Luftgeſtalt daſelbſt befindlich geweſen ſind, ſo werden ſie vielleicht ploͤtzlich und mit großer Zunahme des Volumens wiederum in Waſſerdunſt verwandelt, und dieſer verdichtet ſich nun mit ſtarker Abnahme des Volumens zu tropfbarem Waſſer. Aus ſo ſchnellen und ſtarken Veraͤnderungen des Volumens werden die Stuͤrme und Windſtoͤße ſehr begreiflich, welche man bey ploͤtzlicher Bildung der Wolken und bey ploͤtzlichen Regenguͤſſen faſt allezeit bemerkt. Und wenn nach Herrn de Luͤc die Wolken nicht beſtimmte bleibende Maſſen, ſondern voruͤbergehende Phaͤnomene ſind, welche alle Augenblicke zerſtoͤrt und wieder erneuert werden, (ſ. Wolken) ſo erklaͤrt ſich hieraus auch die Urſache der lang anhaltenden Winde, wovon ſich aus dem gewoͤhnlichen Syſtem, welches Ausduͤnſtung und Regen als Aufloͤſung und Niederſchlag betrachtet, nicht ſo leicht Rechenſchaft geben laͤßt.
Der Nutzen, den die Winde verſchaffen, iſt von großer Wichtigkeit, und uͤberſteigt bey weitem den Schaden, der bisweilen durch ihre gewaltſamern Ausbruͤche entſtehet. Sie haben den groͤßten Einfluß auf die Temperatur, Feuchtigkeit und uͤbrige Beſchaffenheit der Luft; ſie helfen durch die Bewegung ihre Miſchung bilden, und ihre Verderbniß
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 768. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/778>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.