Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.Es hat aber d'Alembert (Traite des fluides. Paris, 1744. 4. p. 385. sqq.) dargethan, daß auch dieser große Mathematiker bey den in seiner Schrift vorkommenden Integralrechnungen eine beständige Größe vernachläßiget habe, deren gehörige Einführung das ganze Resultat verändert. Nach d'Alembert's Berechnung kan gar kein sphärischer Wirbel statt finden, wofern nicht alle seine Schichten ihre Umläufe in einerley Zeit vollenden, und überdies der Wirbel entweder unendlich oder mit undurchdringlichen Schranken, wie mit den Wänden eines Gefäßes, begrenzt ist. Hieraus scheint fast zu folgen, daß sphärische Wirbel im Weltraume schlechterdings unmöglich sind, zumal, da auch Bouguer (Entretiens sur l'inclinaison des orbites des Planetes. Paris, 1734. 4.) die Unmöglichkeit sphärischer Wirbel noch auf andere Art dargethan hat. Herr von Leibnitz (Tentamen de motuum caelestium causis, in Act. Erud. Lips. 1689. Febr. p. 82. sqq. ingl. Excerptum ex epistola G. G. L. ibid. 1706. Octobr. p. 446. sqq.) suchte die Wirbel auf eine andere Art mit den Phänomenen zu vereinigen. Er nahm die Geschwindigkeit der Schichten im umgekehrten Verhältnisse ihres Abstandes vom Mittelpunkte an, und verband die Kreisbewegung des Planeten in denselben zugleich mit einer Schwungkrast und einer Centralkraft gegen die Sonne. Auf diesem Wege gelang es ihm wirklich, zu zeigen, daß, wenn sich die Centralkraft verkehrt, wie das Quadrat des Abstands verhalte, der Planet in gleichen Zeiten gleiche Flächen beschreiben, und eine Ellipse um die Sonne, als Brennpunkt, durchlaufen müsse. Aber auch dieses System ist eben so vielen Schwierigkeiten unterworfen. Es setzt einen Wirbel voraus, der nie würde bestehen können, weil die Schwungkraft seiner Theile desto größer wird, je näher sie dem Mittelpunkte liegen. Ferner thut es der dritten keplerischen Regel nicht Gnüge, wofern man nicht den ganzen Wirbel in verschiedene einzelne Theile theilt, deren mittlere Geschwindigkeiten im umgekehrten Verhältnisse der Quadratwurzeln aus den Abständen sind, indeß sich in jedem Theile besonders betrachtet, Es hat aber d'Alembert (Traité des fluides. Paris, 1744. 4. p. 385. ſqq.) dargethan, daß auch dieſer große Mathematiker bey den in ſeiner Schrift vorkommenden Integralrechnungen eine beſtaͤndige Groͤße vernachlaͤßiget habe, deren gehoͤrige Einfuͤhrung das ganze Reſultat veraͤndert. Nach d'Alembert's Berechnung kan gar kein ſphaͤriſcher Wirbel ſtatt finden, wofern nicht alle ſeine Schichten ihre Umlaͤufe in einerley Zeit vollenden, und uͤberdies der Wirbel entweder unendlich oder mit undurchdringlichen Schranken, wie mit den Waͤnden eines Gefaͤßes, begrenzt iſt. Hieraus ſcheint faſt zu folgen, daß ſphaͤriſche Wirbel im Weltraume ſchlechterdings unmoͤglich ſind, zumal, da auch Bouguer (Entretiens ſur l'inclinaiſon des orbites des Planetes. Paris, 1734. 4.) die Unmoͤglichkeit ſphaͤriſcher Wirbel noch auf andere Art dargethan hat. Herr von Leibnitz (Tentamen de motuum caeleſtium cauſis, in Act. Erud. Lipſ. 1689. Febr. p. 82. ſqq. ingl. Excerptum ex epiſtola G. G. L. ibid. 1706. Octobr. p. 446. ſqq.) ſuchte die Wirbel auf eine andere Art mit den Phaͤnomenen zu vereinigen. Er nahm die Geſchwindigkeit der Schichten im umgekehrten Verhaͤltniſſe ihres Abſtandes vom Mittelpunkte an, und verband die Kreisbewegung des Planeten in denſelben zugleich mit einer Schwungkraſt und einer Centralkraft gegen die Sonne. Auf dieſem Wege gelang es ihm wirklich, zu zeigen, daß, wenn ſich die Centralkraft verkehrt, wie das Quadrat des Abſtands verhalte, der Planet in gleichen Zeiten gleiche Flaͤchen beſchreiben, und eine Ellipſe um die Sonne, als Brennpunkt, durchlaufen muͤſſe. Aber auch dieſes Syſtem iſt eben ſo vielen Schwierigkeiten unterworfen. Es ſetzt einen Wirbel voraus, der nie wuͤrde beſtehen koͤnnen, weil die Schwungkraft ſeiner Theile deſto groͤßer wird, je naͤher ſie dem Mittelpunkte liegen. Ferner thut es der dritten kepleriſchen Regel nicht Gnuͤge, wofern man nicht den ganzen Wirbel in verſchiedene einzelne Theile theilt, deren mittlere Geſchwindigkeiten im umgekehrten Verhaͤltniſſe der Quadratwurzeln aus den Abſtaͤnden ſind, indeß ſich in jedem Theile beſonders betrachtet, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p> <pb facs="#f0801" xml:id="P.4.791" n="791"/><lb/> </p> <p>Es hat aber <hi rendition="#b">d'Alembert</hi> (<hi rendition="#aq">Traité des fluides. 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Es hat aber d'Alembert (Traité des fluides. Paris, 1744. 4. p. 385. ſqq.) dargethan, daß auch dieſer große Mathematiker bey den in ſeiner Schrift vorkommenden Integralrechnungen eine beſtaͤndige Groͤße vernachlaͤßiget habe, deren gehoͤrige Einfuͤhrung das ganze Reſultat veraͤndert. Nach d'Alembert's Berechnung kan gar kein ſphaͤriſcher Wirbel ſtatt finden, wofern nicht alle ſeine Schichten ihre Umlaͤufe in einerley Zeit vollenden, und uͤberdies der Wirbel entweder unendlich oder mit undurchdringlichen Schranken, wie mit den Waͤnden eines Gefaͤßes, begrenzt iſt. Hieraus ſcheint faſt zu folgen, daß ſphaͤriſche Wirbel im Weltraume ſchlechterdings unmoͤglich ſind, zumal, da auch Bouguer (Entretiens ſur l'inclinaiſon des orbites des Planetes. Paris, 1734. 4.) die Unmoͤglichkeit ſphaͤriſcher Wirbel noch auf andere Art dargethan hat.
Herr von Leibnitz (Tentamen de motuum caeleſtium cauſis, in Act. Erud. Lipſ. 1689. Febr. p. 82. ſqq. ingl. Excerptum ex epiſtola G. G. L. ibid. 1706. Octobr. p. 446. ſqq.) ſuchte die Wirbel auf eine andere Art mit den Phaͤnomenen zu vereinigen. Er nahm die Geſchwindigkeit der Schichten im umgekehrten Verhaͤltniſſe ihres Abſtandes vom Mittelpunkte an, und verband die Kreisbewegung des Planeten in denſelben zugleich mit einer Schwungkraſt und einer Centralkraft gegen die Sonne. Auf dieſem Wege gelang es ihm wirklich, zu zeigen, daß, wenn ſich die Centralkraft verkehrt, wie das Quadrat des Abſtands verhalte, der Planet in gleichen Zeiten gleiche Flaͤchen beſchreiben, und eine Ellipſe um die Sonne, als Brennpunkt, durchlaufen muͤſſe.
Aber auch dieſes Syſtem iſt eben ſo vielen Schwierigkeiten unterworfen. Es ſetzt einen Wirbel voraus, der nie wuͤrde beſtehen koͤnnen, weil die Schwungkraft ſeiner Theile deſto groͤßer wird, je naͤher ſie dem Mittelpunkte liegen. Ferner thut es der dritten kepleriſchen Regel nicht Gnuͤge, wofern man nicht den ganzen Wirbel in verſchiedene einzelne Theile theilt, deren mittlere Geſchwindigkeiten im umgekehrten Verhaͤltniſſe der Quadratwurzeln aus den Abſtaͤnden ſind, indeß ſich in jedem Theile beſonders betrachtet,
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