Dichtigkeit ihrer Theilchen und des Mittels, worinn sie schweben, ab, und ist größer oder geringer, je nachdem die Gewölke dichter oder dünner, und von größerer oder geringerer Dicke sind. Ein dünnes Gewölk verstattet oft noch, die Sonnenscheibe mit geschwächtem Glanze zu sehen: man bediente sich sonst dieses Mittels, die Sonne ohne Gefahr der Augen durch Fernröhre zu betrachten. Wolken, die vor der Sonne stehen, erscheinen schwarz: da hingegen diejenigen Theile, welche durch reflectirtes Sonnenlicht sichtbar werden, eine weiße oder andere helle Farbe zeigen.
Daß nicht alle Wolken gleich hoch über der Erde stehen, kan man aus den verschiedenen Richtungen, nach denen sie vom Winde getrieben werden, bald bemerken. Die größte Höhe der Wolken übersteigt die Höhe der Berge; denn selbst auf die Gipfel der höchsten Gebirge fällt Schnee aus noch höhern Wolken herab. Auch hat Bouguer Wolken beobachtet, die 700 bis 800 Toisen über dem Gipfel des Chimboraco standen.
Die geometrischen Methoden, Höhen der Wolken aus zween Standorten zu messen, sind unsicher, weil sich Ort und Gestalt jeder Wolke unaufhörlich ändern, und entfernte Beobachter nie versichert seyn können, bey gleichzeitigen Winkelmessungen genau einerley Punkt der Wolke zu treffen. Inzwischen hat Riccioli solche Messungen veranstaltet, und versichert, die Höhe der Wolken nie über 25000 Fuß gefunden zu haben: Kepler setzte dieselbe nur auf eine Viertelmeile, welches offenbar zu wenig ist. Jacob Bernoulli (Nova ratio metiendi altitudines nubium, in Act. Erud. Lips. ann. 1688. p. 98.) schlägt vor, die Höhe der Wolken aus der Zeit zu suchen, welche vom Untergange der Sonne bis zu dem Augenblicke verstreicht, in welchem die rothe von der Erleuchtung durch die letzten Sonnenstralen herrührende Farbe der Wolke verschwindet, und giebt zur Auflösung dieses Problems Formeln für verschiedene Stellungen der Wolken. In der Ausübung möchte sich wohl hievon nicht viel Genauigkeit erwarten lassen, da der Weg der letzten Sonnenstralen durch den Luftkreis wegen
Dichtigkeit ihrer Theilchen und des Mittels, worinn ſie ſchweben, ab, und iſt groͤßer oder geringer, je nachdem die Gewoͤlke dichter oder duͤnner, und von groͤßerer oder geringerer Dicke ſind. Ein duͤnnes Gewoͤlk verſtattet oft noch, die Sonnenſcheibe mit geſchwaͤchtem Glanze zu ſehen: man bediente ſich ſonſt dieſes Mittels, die Sonne ohne Gefahr der Augen durch Fernroͤhre zu betrachten. Wolken, die vor der Sonne ſtehen, erſcheinen ſchwarz: da hingegen diejenigen Theile, welche durch reflectirtes Sonnenlicht ſichtbar werden, eine weiße oder andere helle Farbe zeigen.
Daß nicht alle Wolken gleich hoch uͤber der Erde ſtehen, kan man aus den verſchiedenen Richtungen, nach denen ſie vom Winde getrieben werden, bald bemerken. Die groͤßte Hoͤhe der Wolken uͤberſteigt die Hoͤhe der Berge; denn ſelbſt auf die Gipfel der hoͤchſten Gebirge faͤllt Schnee aus noch hoͤhern Wolken herab. Auch hat Bouguer Wolken beobachtet, die 700 bis 800 Toiſen uͤber dem Gipfel des Chimboraço ſtanden.
Die geometriſchen Methoden, Hoͤhen der Wolken aus zween Standorten zu meſſen, ſind unſicher, weil ſich Ort und Geſtalt jeder Wolke unaufhoͤrlich aͤndern, und entfernte Beobachter nie verſichert ſeyn koͤnnen, bey gleichzeitigen Winkelmeſſungen genau einerley Punkt der Wolke zu treffen. Inzwiſchen hat Riccioli ſolche Meſſungen veranſtaltet, und verſichert, die Hoͤhe der Wolken nie uͤber 25000 Fuß gefunden zu haben: Kepler ſetzte dieſelbe nur auf eine Viertelmeile, welches offenbar zu wenig iſt. Jacob Bernoulli (Nova ratio metiendi altitudines nubium, in Act. Erud. Lipſ. ann. 1688. p. 98.) ſchlaͤgt vor, die Hoͤhe der Wolken aus der Zeit zu ſuchen, welche vom Untergange der Sonne bis zu dem Augenblicke verſtreicht, in welchem die rothe von der Erleuchtung durch die letzten Sonnenſtralen herruͤhrende Farbe der Wolke verſchwindet, und giebt zur Aufloͤſung dieſes Problems Formeln fuͤr verſchiedene Stellungen der Wolken. In der Ausuͤbung moͤchte ſich wohl hievon nicht viel Genauigkeit erwarten laſſen, da der Weg der letzten Sonnenſtralen durch den Luftkreis wegen
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Dichtigkeit ihrer Theilchen und des Mittels, worinn ſie ſchweben, ab, und iſt groͤßer oder geringer, je nachdem die Gewoͤlke dichter oder duͤnner, und von groͤßerer oder geringerer Dicke ſind. Ein duͤnnes Gewoͤlk verſtattet oft noch, die Sonnenſcheibe mit geſchwaͤchtem Glanze zu ſehen: man bediente ſich ſonſt dieſes Mittels, die Sonne ohne Gefahr der Augen durch Fernroͤhre zu betrachten. Wolken, die vor der Sonne ſtehen, erſcheinen ſchwarz: da hingegen diejenigen Theile, welche durch reflectirtes Sonnenlicht ſichtbar werden, eine weiße oder andere helle Farbe zeigen.</p><p>Daß nicht alle Wolken gleich hoch uͤber der Erde ſtehen, kan man aus den verſchiedenen Richtungen, nach denen ſie vom Winde getrieben werden, bald bemerken. Die groͤßte Hoͤhe der Wolken uͤberſteigt die Hoͤhe der Berge; denn ſelbſt auf die Gipfel der hoͤchſten Gebirge faͤllt Schnee aus noch hoͤhern Wolken herab. Auch hat <hirendition="#b">Bouguer</hi> Wolken beobachtet, die 700 bis 800 Toiſen uͤber dem Gipfel des Chimboraço ſtanden.</p><p>Die geometriſchen Methoden, Hoͤhen der Wolken aus zween Standorten zu meſſen, ſind unſicher, weil ſich Ort und Geſtalt jeder Wolke unaufhoͤrlich aͤndern, und entfernte Beobachter nie verſichert ſeyn koͤnnen, bey gleichzeitigen Winkelmeſſungen genau einerley Punkt der Wolke zu treffen. Inzwiſchen hat <hirendition="#b">Riccioli</hi>ſolche Meſſungen veranſtaltet, und verſichert, die Hoͤhe der Wolken nie uͤber 25000 Fuß gefunden zu haben: <hirendition="#b">Kepler</hi>ſetzte dieſelbe nur auf eine Viertelmeile, welches offenbar zu wenig iſt. <hirendition="#b">Jacob Bernoulli</hi> (<hirendition="#aq">Nova ratio metiendi altitudines nubium, in Act. Erud. Lipſ. ann. 1688. p. 98.</hi>) ſchlaͤgt vor, die Hoͤhe der Wolken aus der Zeit zu ſuchen, welche vom Untergange der Sonne bis zu dem Augenblicke verſtreicht, in welchem die rothe von der Erleuchtung durch die letzten Sonnenſtralen herruͤhrende Farbe der Wolke verſchwindet, und giebt zur Aufloͤſung dieſes Problems Formeln fuͤr verſchiedene Stellungen der Wolken. In der Ausuͤbung moͤchte ſich wohl hievon nicht viel Genauigkeit erwarten laſſen, da der Weg der letzten Sonnenſtralen durch den Luftkreis wegen<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
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Dichtigkeit ihrer Theilchen und des Mittels, worinn ſie ſchweben, ab, und iſt groͤßer oder geringer, je nachdem die Gewoͤlke dichter oder duͤnner, und von groͤßerer oder geringerer Dicke ſind. Ein duͤnnes Gewoͤlk verſtattet oft noch, die Sonnenſcheibe mit geſchwaͤchtem Glanze zu ſehen: man bediente ſich ſonſt dieſes Mittels, die Sonne ohne Gefahr der Augen durch Fernroͤhre zu betrachten. Wolken, die vor der Sonne ſtehen, erſcheinen ſchwarz: da hingegen diejenigen Theile, welche durch reflectirtes Sonnenlicht ſichtbar werden, eine weiße oder andere helle Farbe zeigen.
Daß nicht alle Wolken gleich hoch uͤber der Erde ſtehen, kan man aus den verſchiedenen Richtungen, nach denen ſie vom Winde getrieben werden, bald bemerken. Die groͤßte Hoͤhe der Wolken uͤberſteigt die Hoͤhe der Berge; denn ſelbſt auf die Gipfel der hoͤchſten Gebirge faͤllt Schnee aus noch hoͤhern Wolken herab. Auch hat Bouguer Wolken beobachtet, die 700 bis 800 Toiſen uͤber dem Gipfel des Chimboraço ſtanden.
Die geometriſchen Methoden, Hoͤhen der Wolken aus zween Standorten zu meſſen, ſind unſicher, weil ſich Ort und Geſtalt jeder Wolke unaufhoͤrlich aͤndern, und entfernte Beobachter nie verſichert ſeyn koͤnnen, bey gleichzeitigen Winkelmeſſungen genau einerley Punkt der Wolke zu treffen. Inzwiſchen hat Riccioli ſolche Meſſungen veranſtaltet, und verſichert, die Hoͤhe der Wolken nie uͤber 25000 Fuß gefunden zu haben: Kepler ſetzte dieſelbe nur auf eine Viertelmeile, welches offenbar zu wenig iſt. Jacob Bernoulli (Nova ratio metiendi altitudines nubium, in Act. Erud. Lipſ. ann. 1688. p. 98.) ſchlaͤgt vor, die Hoͤhe der Wolken aus der Zeit zu ſuchen, welche vom Untergange der Sonne bis zu dem Augenblicke verſtreicht, in welchem die rothe von der Erleuchtung durch die letzten Sonnenſtralen herruͤhrende Farbe der Wolke verſchwindet, und giebt zur Aufloͤſung dieſes Problems Formeln fuͤr verſchiedene Stellungen der Wolken. In der Ausuͤbung moͤchte ſich wohl hievon nicht viel Genauigkeit erwarten laſſen, da der Weg der letzten Sonnenſtralen durch den Luftkreis wegen
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 816. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/826>, abgerufen am 22.11.2024.
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