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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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Siegellak, dickflüßige Oele, Syrupe, Buttern u. d. gl. zähe Materien. Es giebt dabey verschiedene Grade, so daß sich manche zähe Körper der Natur der flüßigen mehr, manche weniger, nähern.

Die Zähigkeit zeigt gewissermaßen einen mittlern Zustand zwischen Festigkeit und Flüßigkeit an, wobey der Zusammenhang der Theile so schwach ist, daß schon eine geringe Kraft hinreicht, ihre Lage zu ändern, ob er gleich immer noch so stark bleibt, daß ihn diese Kraft nicht ganz aufheben kan. Da nun Festigkeit und Flüßigkeit vom Grade der Wärme abhängen, so muß wohl auch die Zähigkeit dickflüßiger Materien von einem gewissen Grade der Wärme herkommen, der stark genug ist, den Zusammenhang zu schwächen, ob er gleich nicht hinreicht, eine vollkommene Flüßigkeit zu bewirken.

Wenn die Zähigkeit der Flüßigkeit entgegengesetzt wird, so giebt man ihr bisweilen auch den Namen Tenacität, (Tenacitas, Tenacite), Alle flüßige Materien sind in einem gewissen Grade zähe, d. i. sie setzen der Trennung ihrer Theile allemal einen gewissen Widerstand entgegen. Hievon hängt ein Theil des Widerstands ab, den Bewegungen in flüßigen Mitteln leiden, s. Widerstand der Mittel. Zähigkeit mit Anhängen an andere Körper verbunden, heißt Klebrigkeit (viscositas, viscosite).

Zähe Stoffe lassen sich gewöhnlich in sehr dünne Fäden ausziehen, weil sich beym Auseinanderziehen der Zusammenhang nicht aufhebt, also dieselbe Masse desto dünner, (kleiner im Durchmesser) werden muß, je mehr sie in die Länge gedehnt wird. Beyspiele hievon findet man im Artikel Dehnbarkeit.

Zahl, güldne, s. Cykel, Kalender.

Zauberbrunnen, intermittirender Brunnen

Fons intermittens Kircheri, Fontaine intermittente, Fontaine de commandement. Ein kleiner Springbrunnen, der abwechselnd Wasser giebt, und darauf wieder eine Zeit lang aussetzt. Die gewöhnlichste Einrichtung ist folgende.


Siegellak, dickfluͤßige Oele, Syrupe, Buttern u. d. gl. zaͤhe Materien. Es giebt dabey verſchiedene Grade, ſo daß ſich manche zaͤhe Koͤrper der Natur der fluͤßigen mehr, manche weniger, naͤhern.

Die Zaͤhigkeit zeigt gewiſſermaßen einen mittlern Zuſtand zwiſchen Feſtigkeit und Fluͤßigkeit an, wobey der Zuſammenhang der Theile ſo ſchwach iſt, daß ſchon eine geringe Kraft hinreicht, ihre Lage zu aͤndern, ob er gleich immer noch ſo ſtark bleibt, daß ihn dieſe Kraft nicht ganz aufheben kan. Da nun Feſtigkeit und Fluͤßigkeit vom Grade der Waͤrme abhaͤngen, ſo muß wohl auch die Zaͤhigkeit dickfluͤßiger Materien von einem gewiſſen Grade der Waͤrme herkommen, der ſtark genug iſt, den Zuſammenhang zu ſchwaͤchen, ob er gleich nicht hinreicht, eine vollkommene Fluͤßigkeit zu bewirken.

Wenn die Zaͤhigkeit der Fluͤßigkeit entgegengeſetzt wird, ſo giebt man ihr bisweilen auch den Namen Tenacitaͤt, (Tenacitas, Tenacité), Alle fluͤßige Materien ſind in einem gewiſſen Grade zaͤhe, d. i. ſie ſetzen der Trennung ihrer Theile allemal einen gewiſſen Widerſtand entgegen. Hievon haͤngt ein Theil des Widerſtands ab, den Bewegungen in fluͤßigen Mitteln leiden, ſ. Widerſtand der Mittel. Zaͤhigkeit mit Anhaͤngen an andere Koͤrper verbunden, heißt Klebrigkeit (viſcoſitas, viſcoſité).

Zaͤhe Stoffe laſſen ſich gewoͤhnlich in ſehr duͤnne Faͤden ausziehen, weil ſich beym Auseinanderziehen der Zuſammenhang nicht aufhebt, alſo dieſelbe Maſſe deſto duͤnner, (kleiner im Durchmeſſer) werden muß, je mehr ſie in die Laͤnge gedehnt wird. Beyſpiele hievon findet man im Artikel Dehnbarkeit.

Zahl, guͤldne, ſ. Cykel, Kalender.

Zauberbrunnen, intermittirender Brunnen

Fons intermittens Kircheri, Fontaine intermittente, Fontaine de commandement. Ein kleiner Springbrunnen, der abwechſelnd Waſſer giebt, und darauf wieder eine Zeit lang ausſetzt. Die gewoͤhnlichſte Einrichtung iſt folgende.

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[836/0846] Siegellak, dickfluͤßige Oele, Syrupe, Buttern u. d. gl. zaͤhe Materien. Es giebt dabey verſchiedene Grade, ſo daß ſich manche zaͤhe Koͤrper der Natur der fluͤßigen mehr, manche weniger, naͤhern. Die Zaͤhigkeit zeigt gewiſſermaßen einen mittlern Zuſtand zwiſchen Feſtigkeit und Fluͤßigkeit an, wobey der Zuſammenhang der Theile ſo ſchwach iſt, daß ſchon eine geringe Kraft hinreicht, ihre Lage zu aͤndern, ob er gleich immer noch ſo ſtark bleibt, daß ihn dieſe Kraft nicht ganz aufheben kan. Da nun Feſtigkeit und Fluͤßigkeit vom Grade der Waͤrme abhaͤngen, ſo muß wohl auch die Zaͤhigkeit dickfluͤßiger Materien von einem gewiſſen Grade der Waͤrme herkommen, der ſtark genug iſt, den Zuſammenhang zu ſchwaͤchen, ob er gleich nicht hinreicht, eine vollkommene Fluͤßigkeit zu bewirken. Wenn die Zaͤhigkeit der Fluͤßigkeit entgegengeſetzt wird, ſo giebt man ihr bisweilen auch den Namen Tenacitaͤt, (Tenacitas, Tenacité), Alle fluͤßige Materien ſind in einem gewiſſen Grade zaͤhe, d. i. ſie ſetzen der Trennung ihrer Theile allemal einen gewiſſen Widerſtand entgegen. Hievon haͤngt ein Theil des Widerſtands ab, den Bewegungen in fluͤßigen Mitteln leiden, ſ. Widerſtand der Mittel. Zaͤhigkeit mit Anhaͤngen an andere Koͤrper verbunden, heißt Klebrigkeit (viſcoſitas, viſcoſité). Zaͤhe Stoffe laſſen ſich gewoͤhnlich in ſehr duͤnne Faͤden ausziehen, weil ſich beym Auseinanderziehen der Zuſammenhang nicht aufhebt, alſo dieſelbe Maſſe deſto duͤnner, (kleiner im Durchmeſſer) werden muß, je mehr ſie in die Laͤnge gedehnt wird. Beyſpiele hievon findet man im Artikel Dehnbarkeit. Zahl, guͤldne, ſ. Cykel, Kalender. Zauberbrunnen, intermittirender Brunnen Fons intermittens Kircheri, Fontaine intermittente, Fontaine de commandement. Ein kleiner Springbrunnen, der abwechſelnd Waſſer giebt, und darauf wieder eine Zeit lang ausſetzt. Die gewoͤhnlichſte Einrichtung iſt folgende.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 836. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/846>, abgerufen am 22.11.2024.