Fläche mit ihren Farben abmalen, und durch ein in die Oefnung gestelltes Convexglas noch deutlicher werden, sogar daß man die Gesichtszüge der Personen erkennen könne. Man habe sich bemüht, die Bilder aufrecht darzustellen; sie wären aber dadurch dunkel geworden und hätten alle Schönheit verlohren. Man könne mit Hülfe dieses verfinsterten Zimmers die genausten Abzeichnungen von Menfchen und andern Dingen machen, und die Sonnenfinsternisse sehr bequem beobachten. Er nahm auch statt natürlicher Gegenstände kleine gemalte Bilder, die er nahe an den Brennpunkt des Linsenglases so stellte, daß sie von der Sonne erleuchtet wurden. Diese Bilder, verkehrt gestellt, erschienen im dunkeln Zimmer aufrecht und vergrößert. Da er ihnen allerhand Bewegungen geben konnte, so stellte er auf diese Art Jagden, Schlachten u. dergl. vor -- ein Kunststück, das in den damaligen Zeiten der Unwissenheit übernatürlich schien. Man bediente sich dieser Art von Vorstellungen lange Zeit zur Belustigung, bis Kircher dadurch auf die Erfindung der Zauberlaterne kam, die eben dieses bey Nacht bequemer und schicklicher leistet, s. Zauberlaterne.
Auch ward Porta durch die Versuche im dunkeln Zimmer überzeugt, daß das Sehen durch etwas entstehe, das von außen ins Auge kömmt, und nicht durch Stralen, die vom Auge ausfließen. Die Aehnlichkeit zwischen der Entstehung der Bilder im Auge und im verfinsterten Zimmer ist auch in der That so auffallend, daß sie Jedermann bemerken und überzeugend finden mußte. Doch irrte Porta noch darinn, daß er den Stern im Auge mit der Oefnung, und die Krystallinse mit der Wand verglich, auf welche sich die Bilder malen. Erst Kepler zeigte richtig, daß die Krystallinse das Glas, und die Netzhaut die Wand vorstelle, s. Auge (Th. I. S. 193.).
Zum bequemern Gebrauch, besonders bey Abzeichnung der Gegenstände, hat man nachher die dunkle Kammer tragbar gemacht (Camera obscura portatilis). Anstatt ein ganzes Zimmer zu verfinstern, gebraucht man einen tragbaren Kasten, aus dem so viel möglich alles Licht ausgeschlossen
Flaͤche mit ihren Farben abmalen, und durch ein in die Oefnung geſtelltes Convexglas noch deutlicher werden, ſogar daß man die Geſichtszuͤge der Perſonen erkennen koͤnne. Man habe ſich bemuͤht, die Bilder aufrecht darzuſtellen; ſie waͤren aber dadurch dunkel geworden und haͤtten alle Schoͤnheit verlohren. Man koͤnne mit Huͤlfe dieſes verfinſterten Zimmers die genauſten Abzeichnungen von Menfchen und andern Dingen machen, und die Sonnenfinſterniſſe ſehr bequem beobachten. Er nahm auch ſtatt natuͤrlicher Gegenſtaͤnde kleine gemalte Bilder, die er nahe an den Brennpunkt des Linſenglaſes ſo ſtellte, daß ſie von der Sonne erleuchtet wurden. Dieſe Bilder, verkehrt geſtellt, erſchienen im dunkeln Zimmer aufrecht und vergroͤßert. Da er ihnen allerhand Bewegungen geben konnte, ſo ſtellte er auf dieſe Art Jagden, Schlachten u. dergl. vor — ein Kunſtſtuͤck, das in den damaligen Zeiten der Unwiſſenheit uͤbernatuͤrlich ſchien. Man bediente ſich dieſer Art von Vorſtellungen lange Zeit zur Beluſtigung, bis Kircher dadurch auf die Erfindung der Zauberlaterne kam, die eben dieſes bey Nacht bequemer und ſchicklicher leiſtet, ſ. Zauberlaterne.
Auch ward Porta durch die Verſuche im dunkeln Zimmer uͤberzeugt, daß das Sehen durch etwas entſtehe, das von außen ins Auge koͤmmt, und nicht durch Stralen, die vom Auge ausfließen. Die Aehnlichkeit zwiſchen der Entſtehung der Bilder im Auge und im verfinſterten Zimmer iſt auch in der That ſo auffallend, daß ſie Jedermann bemerken und uͤberzeugend finden mußte. Doch irrte Porta noch darinn, daß er den Stern im Auge mit der Oefnung, und die Kryſtallinſe mit der Wand verglich, auf welche ſich die Bilder malen. Erſt Kepler zeigte richtig, daß die Kryſtallinſe das Glas, und die Netzhaut die Wand vorſtelle, ſ. Auge (Th. I. S. 193.).
Zum bequemern Gebrauch, beſonders bey Abzeichnung der Gegenſtaͤnde, hat man nachher die dunkle Kammer tragbar gemacht (Camera obſcura portatilis). Anſtatt ein ganzes Zimmer zu verfinſtern, gebraucht man einen tragbaren Kaſten, aus dem ſo viel moͤglich alles Licht ausgeſchloſſen
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Flaͤche mit ihren Farben abmalen, und durch ein in die Oefnung geſtelltes Convexglas noch deutlicher werden, ſogar daß man die Geſichtszuͤge der Perſonen erkennen koͤnne. Man habe ſich bemuͤht, die Bilder aufrecht darzuſtellen; ſie waͤren aber dadurch dunkel geworden und haͤtten alle Schoͤnheit verlohren. Man koͤnne mit Huͤlfe dieſes verfinſterten Zimmers die genauſten Abzeichnungen von Menfchen und andern Dingen machen, und die Sonnenfinſterniſſe ſehr bequem beobachten. Er nahm auch ſtatt natuͤrlicher Gegenſtaͤnde kleine gemalte Bilder, die er nahe an den Brennpunkt des Linſenglaſes ſo ſtellte, daß ſie von der Sonne erleuchtet wurden. Dieſe Bilder, verkehrt geſtellt, erſchienen im dunkeln Zimmer aufrecht und vergroͤßert. Da er ihnen allerhand Bewegungen geben konnte, ſo ſtellte er auf dieſe Art Jagden, Schlachten u. dergl. vor — ein Kunſtſtuͤck, das in den damaligen Zeiten der Unwiſſenheit uͤbernatuͤrlich ſchien. Man bediente ſich dieſer Art von Vorſtellungen lange Zeit zur Beluſtigung, bis <hirendition="#b">Kircher</hi> dadurch auf die Erfindung der Zauberlaterne kam, die eben dieſes bey Nacht bequemer und ſchicklicher leiſtet, <hirendition="#b">ſ. Zauberlaterne.</hi></p><p>Auch ward <hirendition="#b">Porta</hi> durch die Verſuche im dunkeln Zimmer uͤberzeugt, daß das Sehen durch etwas entſtehe, das von außen ins Auge koͤmmt, und nicht durch Stralen, die vom Auge ausfließen. Die Aehnlichkeit zwiſchen der Entſtehung der Bilder im Auge und im verfinſterten Zimmer iſt auch in der That ſo auffallend, daß ſie Jedermann bemerken und uͤberzeugend finden mußte. Doch irrte <hirendition="#b">Porta</hi> noch darinn, daß er den Stern im Auge mit der Oefnung, und die Kryſtallinſe mit der Wand verglich, auf welche ſich die Bilder malen. Erſt <hirendition="#b">Kepler</hi> zeigte richtig, daß die Kryſtallinſe das Glas, und die Netzhaut die Wand vorſtelle, <hirendition="#b">ſ. Auge</hi> (Th. <hirendition="#aq">I.</hi> S. 193.).</p><p>Zum bequemern Gebrauch, beſonders bey Abzeichnung der Gegenſtaͤnde, hat man nachher die dunkle Kammer <hirendition="#b">tragbar</hi> gemacht (<hirendition="#aq">Camera obſcura portatilis</hi>). Anſtatt ein ganzes Zimmer zu verfinſtern, gebraucht man einen tragbaren Kaſten, aus dem ſo viel moͤglich alles Licht ausgeſchloſſen<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
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Flaͤche mit ihren Farben abmalen, und durch ein in die Oefnung geſtelltes Convexglas noch deutlicher werden, ſogar daß man die Geſichtszuͤge der Perſonen erkennen koͤnne. Man habe ſich bemuͤht, die Bilder aufrecht darzuſtellen; ſie waͤren aber dadurch dunkel geworden und haͤtten alle Schoͤnheit verlohren. Man koͤnne mit Huͤlfe dieſes verfinſterten Zimmers die genauſten Abzeichnungen von Menfchen und andern Dingen machen, und die Sonnenfinſterniſſe ſehr bequem beobachten. Er nahm auch ſtatt natuͤrlicher Gegenſtaͤnde kleine gemalte Bilder, die er nahe an den Brennpunkt des Linſenglaſes ſo ſtellte, daß ſie von der Sonne erleuchtet wurden. Dieſe Bilder, verkehrt geſtellt, erſchienen im dunkeln Zimmer aufrecht und vergroͤßert. Da er ihnen allerhand Bewegungen geben konnte, ſo ſtellte er auf dieſe Art Jagden, Schlachten u. dergl. vor — ein Kunſtſtuͤck, das in den damaligen Zeiten der Unwiſſenheit uͤbernatuͤrlich ſchien. Man bediente ſich dieſer Art von Vorſtellungen lange Zeit zur Beluſtigung, bis Kircher dadurch auf die Erfindung der Zauberlaterne kam, die eben dieſes bey Nacht bequemer und ſchicklicher leiſtet, ſ. Zauberlaterne.
Auch ward Porta durch die Verſuche im dunkeln Zimmer uͤberzeugt, daß das Sehen durch etwas entſtehe, das von außen ins Auge koͤmmt, und nicht durch Stralen, die vom Auge ausfließen. Die Aehnlichkeit zwiſchen der Entſtehung der Bilder im Auge und im verfinſterten Zimmer iſt auch in der That ſo auffallend, daß ſie Jedermann bemerken und uͤberzeugend finden mußte. Doch irrte Porta noch darinn, daß er den Stern im Auge mit der Oefnung, und die Kryſtallinſe mit der Wand verglich, auf welche ſich die Bilder malen. Erſt Kepler zeigte richtig, daß die Kryſtallinſe das Glas, und die Netzhaut die Wand vorſtelle, ſ. Auge (Th. I. S. 193.).
Zum bequemern Gebrauch, beſonders bey Abzeichnung der Gegenſtaͤnde, hat man nachher die dunkle Kammer tragbar gemacht (Camera obſcura portatilis). Anſtatt ein ganzes Zimmer zu verfinſtern, gebraucht man einen tragbaren Kaſten, aus dem ſo viel moͤglich alles Licht ausgeſchloſſen
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 864. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/874>, abgerufen am 24.11.2024.
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