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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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dem Rande eines mit Wasser gefüllten Weinglases mit dem reinen nassen Finger herumfährt, so erscheint mit dem Momente, in welchem sich zuerst der feine schneidende Ton hören läßt, auch die Oberfläche des Wassers ringsum vom Rande bis etwa zur Helfte nach dem Mittelpunkte, wie mit einem äußerst feinen Netze oder feinem Milchflohre bedeckt. Diese wellenförmige Bewegung erstreckt sich bis auf einige Tiefe unter der Wasserfläche, und ist am stärksten an der Stelle, über der sich jedesmal die streichende Fingerspitze befindet, und an der gerade gegenüber stehenden. Dieser Versuch, den schon Galilei erwähnt (s. Schall, Th. III. S. 803. 804.), zeigt deutlich, daß der gestrichne Glasring seine Gestalt verändert, indem seine beyden Helften Schwingungen um feste Punkte oder um Schwingungsknoten machen, deren Stelle von dem jedesmaligen Orte des streichenden Fingers abhängt. Die feinen sich durchkreuzenden Wasserwellen entstehen daher, weil die Stellen, wo das Wasser am stärksten gestoßen wird, und die Richtungen, nach welchen es gestoßen wird, sich durch Herumführung des Fingers alle Augenblicke ändern. Sie beweisen aber keinesweges, daß in Carre's, de la Hire's und Musschenbroek's Sinne alle einzelne kleinste Theile des Glases beben und sich an einander verschieben.

Zodiakallicht, s. Thierkreislicht.

Zodiakus, s. Thierkreis.

Zoll, s. Fuß.

Zonen, s. Erdstriche.

Zug, Ziehen, Ductus, Tractus, Tractio, Traction.

Wenn ein Körper durch zusammenhängende Verbindung mit einem andern so vereiniget ist, daß er sich nicht bewegen kan, ohne daß ihm der andere nachfolge, so sagt man, wenn die Bewegung wirklich erfolgt, oder wenigstens ein Streben nach derselben statt findet, jener Körper (oder die Kraft, die ihn zu bewegen strebt) ziehe diesen (ducere,


dem Rande eines mit Waſſer gefuͤllten Weinglaſes mit dem reinen naſſen Finger herumfaͤhrt, ſo erſcheint mit dem Momente, in welchem ſich zuerſt der feine ſchneidende Ton hoͤren laͤßt, auch die Oberflaͤche des Waſſers ringsum vom Rande bis etwa zur Helfte nach dem Mittelpunkte, wie mit einem aͤußerſt feinen Netze oder feinem Milchflohre bedeckt. Dieſe wellenfoͤrmige Bewegung erſtreckt ſich bis auf einige Tiefe unter der Waſſerflaͤche, und iſt am ſtaͤrkſten an der Stelle, uͤber der ſich jedesmal die ſtreichende Fingerſpitze befindet, und an der gerade gegenuͤber ſtehenden. Dieſer Verſuch, den ſchon Galilei erwaͤhnt (ſ. Schall, Th. III. S. 803. 804.), zeigt deutlich, daß der geſtrichne Glasring ſeine Geſtalt veraͤndert, indem ſeine beyden Helften Schwingungen um feſte Punkte oder um Schwingungsknoten machen, deren Stelle von dem jedesmaligen Orte des ſtreichenden Fingers abhaͤngt. Die feinen ſich durchkreuzenden Waſſerwellen entſtehen daher, weil die Stellen, wo das Waſſer am ſtaͤrkſten geſtoßen wird, und die Richtungen, nach welchen es geſtoßen wird, ſich durch Herumfuͤhrung des Fingers alle Augenblicke aͤndern. Sie beweiſen aber keinesweges, daß in Carre's, de la Hire's und Muſſchenbroek's Sinne alle einzelne kleinſte Theile des Glaſes beben und ſich an einander verſchieben.

Zodiakallicht, ſ. Thierkreislicht.

Zodiakus, ſ. Thierkreis.

Zoll, ſ. Fuß.

Zonen, ſ. Erdſtriche.

Zug, Ziehen, Ductus, Tractus, Tractio, Traction.

Wenn ein Koͤrper durch zuſammenhaͤngende Verbindung mit einem andern ſo vereiniget iſt, daß er ſich nicht bewegen kan, ohne daß ihm der andere nachfolge, ſo ſagt man, wenn die Bewegung wirklich erfolgt, oder wenigſtens ein Streben nach derſelben ſtatt findet, jener Koͤrper (oder die Kraft, die ihn zu bewegen ſtrebt) ziehe dieſen (ducere,

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[886/0896] dem Rande eines mit Waſſer gefuͤllten Weinglaſes mit dem reinen naſſen Finger herumfaͤhrt, ſo erſcheint mit dem Momente, in welchem ſich zuerſt der feine ſchneidende Ton hoͤren laͤßt, auch die Oberflaͤche des Waſſers ringsum vom Rande bis etwa zur Helfte nach dem Mittelpunkte, wie mit einem aͤußerſt feinen Netze oder feinem Milchflohre bedeckt. Dieſe wellenfoͤrmige Bewegung erſtreckt ſich bis auf einige Tiefe unter der Waſſerflaͤche, und iſt am ſtaͤrkſten an der Stelle, uͤber der ſich jedesmal die ſtreichende Fingerſpitze befindet, und an der gerade gegenuͤber ſtehenden. Dieſer Verſuch, den ſchon Galilei erwaͤhnt (ſ. Schall, Th. III. S. 803. 804.), zeigt deutlich, daß der geſtrichne Glasring ſeine Geſtalt veraͤndert, indem ſeine beyden Helften Schwingungen um feſte Punkte oder um Schwingungsknoten machen, deren Stelle von dem jedesmaligen Orte des ſtreichenden Fingers abhaͤngt. Die feinen ſich durchkreuzenden Waſſerwellen entſtehen daher, weil die Stellen, wo das Waſſer am ſtaͤrkſten geſtoßen wird, und die Richtungen, nach welchen es geſtoßen wird, ſich durch Herumfuͤhrung des Fingers alle Augenblicke aͤndern. Sie beweiſen aber keinesweges, daß in Carre's, de la Hire's und Muſſchenbroek's Sinne alle einzelne kleinſte Theile des Glaſes beben und ſich an einander verſchieben. Zodiakallicht, ſ. Thierkreislicht. Zodiakus, ſ. Thierkreis. Zoll, ſ. Fuß. Zonen, ſ. Erdſtriche. Zug, Ziehen, Ductus, Tractus, Tractio, Traction. Wenn ein Koͤrper durch zuſammenhaͤngende Verbindung mit einem andern ſo vereiniget iſt, daß er ſich nicht bewegen kan, ohne daß ihm der andere nachfolge, ſo ſagt man, wenn die Bewegung wirklich erfolgt, oder wenigſtens ein Streben nach derſelben ſtatt findet, jener Koͤrper (oder die Kraft, die ihn zu bewegen ſtrebt) ziehe dieſen (ducere,

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 886. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/896>, abgerufen am 10.11.2024.