Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.Zurückprallung, s. Zurückwerfung. Zurückstoßen, Abstoßen, Repulsion Repulsio, Repulsion. Man bezeichnet mit diesem Namen das Phänomen, da Körper oder Theile derselben sich von einander entfernen, oder wenn sie aufgehalten werden, sich zu entfernen streben, und der Annäherung widerstehen, ohne daß man eine äußere Ursache davon gewahr wird. Es ist also das Zurückstoßen das Entgegengesetzte des Anziehens, s. Attraction. Das Abstoßen läßt sich keinesweges als ein allgemeines Phänomen der Körper ansehen. Vielmehr scheint gerade das Entgegengesetzte desselben, nemlich die Anziehung aller Materie gemein zu seyn. Auch lehrt die Erfahrung, daß Repulsionen nur bey besondern Stoffen, oder unter besondern Umständen statt finden. z. B. bey elastischen Flüßigkeiten, deren Theile sich abzustoßen scheinen, bey gleichartigen Elektricitäten, gleichnamigen Magnetismen u. s. w. wo man offenbar sieht, daß eine fernere Ursache dieser Erscheinungen vorhanden seyn müsse, wofür man z. B. Wärmestof, elektrische, magnetische Materie u. dgl. annimmt, Stoffe, welche blos ihrer Feinheit halber nicht in die Sinne fallen. Man muß daher die Bemühungen, solche Repulsionen aus weitern physischen Ursachen zu erklären, auf alle Weise billigen. Eine andere Frage aber ist es, ob man bisher in diesen Bemühungen glücklich gewesen sey. Mir scheint es fast, als ob diese Frage schlechterdings verneint werden müßte. Alles, was man zu Erklärung der Elasticität flüßiger Materien, ingleichen der elektrischen und magnetischen Repulsionen zu sagen pflegt, und wovon man das vornehmste bey den Worten Elasticität (Th. I. S. 701 u. f.) Elektricität (Th. I. S. 755. 757. 759.) Magnet (Th. III. S. 119 u. f.) findet, ist nur so lang erträglich, als man sich darauf einschränkt, es als bloße Erklärung aus gewissen Gesetzen, nicht aus den physischen Ursachen, zu betrachten. Nimmt man nemlich als ein Gesetz an, daß Verbindung mit mehrerem Wärmestof die Elasticität vermehrt; daß im franklinischen System die Theile der elektrischen Zuruͤckprallung, ſ. Zuruͤckwerfung. Zuruͤckſtoßen, Abſtoßen, Repulſion Repulſio, Repulſion. Man bezeichnet mit dieſem Namen das Phaͤnomen, da Koͤrper oder Theile derſelben ſich von einander entfernen, oder wenn ſie aufgehalten werden, ſich zu entfernen ſtreben, und der Annaͤherung widerſtehen, ohne daß man eine aͤußere Urſache davon gewahr wird. Es iſt alſo das Zuruͤckſtoßen das Entgegengeſetzte des Anziehens, ſ. Attraction. Das Abſtoßen laͤßt ſich keinesweges als ein allgemeines Phaͤnomen der Koͤrper anſehen. Vielmehr ſcheint gerade das Entgegengeſetzte deſſelben, nemlich die Anziehung aller Materie gemein zu ſeyn. Auch lehrt die Erfahrung, daß Repulſionen nur bey beſondern Stoffen, oder unter beſondern Umſtaͤnden ſtatt finden. z. B. bey elaſtiſchen Fluͤßigkeiten, deren Theile ſich abzuſtoßen ſcheinen, bey gleichartigen Elektricitaͤten, gleichnamigen Magnetismen u. ſ. w. wo man offenbar ſieht, daß eine fernere Urſache dieſer Erſcheinungen vorhanden ſeyn muͤſſe, wofuͤr man z. B. Waͤrmeſtof, elektriſche, magnetiſche Materie u. dgl. annimmt, Stoffe, welche blos ihrer Feinheit halber nicht in die Sinne fallen. Man muß daher die Bemuͤhungen, ſolche Repulſionen aus weitern phyſiſchen Urſachen zu erklaͤren, auf alle Weiſe billigen. Eine andere Frage aber iſt es, ob man bisher in dieſen Bemuͤhungen gluͤcklich geweſen ſey. Mir ſcheint es faſt, als ob dieſe Frage ſchlechterdings verneint werden muͤßte. Alles, was man zu Erklaͤrung der Elaſticitaͤt fluͤßiger Materien, ingleichen der elektriſchen und magnetiſchen Repulſionen zu ſagen pflegt, und wovon man das vornehmſte bey den Worten Elaſticitaͤt (Th. I. S. 701 u. f.) Elektricitaͤt (Th. I. S. 755. 757. 759.) Magnet (Th. III. S. 119 u. f.) findet, iſt nur ſo lang ertraͤglich, als man ſich darauf einſchraͤnkt, es als bloße Erklaͤrung aus gewiſſen Geſetzen, nicht aus den phyſiſchen Urſachen, zu betrachten. Nimmt man nemlich als ein Geſetz an, daß Verbindung mit mehrerem Waͤrmeſtof die Elaſticitaͤt vermehrt; daß im frankliniſchen Syſtem die Theile der elektriſchen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p> <pb facs="#f0902" xml:id="P.4.892" n="892"/><lb/> </p> <p> <hi rendition="#b">Zuruͤckprallung, ſ. Zuruͤckwerfung.</hi> </p> </div> <div n="3"> <head>Zuruͤckſtoßen, Abſtoßen, Repulſion</head><lb/> <p><hi rendition="#aq">Repulſio, <hi rendition="#i">Repulſion.</hi></hi> Man bezeichnet mit dieſem Namen das Phaͤnomen, da Koͤrper oder Theile derſelben ſich von einander entfernen, oder wenn ſie aufgehalten werden, ſich zu entfernen ſtreben, und der Annaͤherung widerſtehen, ohne daß man eine aͤußere Urſache davon gewahr wird. 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Zuruͤckprallung, ſ. Zuruͤckwerfung.
Zuruͤckſtoßen, Abſtoßen, Repulſion
Repulſio, Repulſion. Man bezeichnet mit dieſem Namen das Phaͤnomen, da Koͤrper oder Theile derſelben ſich von einander entfernen, oder wenn ſie aufgehalten werden, ſich zu entfernen ſtreben, und der Annaͤherung widerſtehen, ohne daß man eine aͤußere Urſache davon gewahr wird. Es iſt alſo das Zuruͤckſtoßen das Entgegengeſetzte des Anziehens, ſ. Attraction.
Das Abſtoßen laͤßt ſich keinesweges als ein allgemeines Phaͤnomen der Koͤrper anſehen. Vielmehr ſcheint gerade das Entgegengeſetzte deſſelben, nemlich die Anziehung aller Materie gemein zu ſeyn. Auch lehrt die Erfahrung, daß Repulſionen nur bey beſondern Stoffen, oder unter beſondern Umſtaͤnden ſtatt finden. z. B. bey elaſtiſchen Fluͤßigkeiten, deren Theile ſich abzuſtoßen ſcheinen, bey gleichartigen Elektricitaͤten, gleichnamigen Magnetismen u. ſ. w. wo man offenbar ſieht, daß eine fernere Urſache dieſer Erſcheinungen vorhanden ſeyn muͤſſe, wofuͤr man z. B. Waͤrmeſtof, elektriſche, magnetiſche Materie u. dgl. annimmt, Stoffe, welche blos ihrer Feinheit halber nicht in die Sinne fallen.
Man muß daher die Bemuͤhungen, ſolche Repulſionen aus weitern phyſiſchen Urſachen zu erklaͤren, auf alle Weiſe billigen. Eine andere Frage aber iſt es, ob man bisher in dieſen Bemuͤhungen gluͤcklich geweſen ſey. Mir ſcheint es faſt, als ob dieſe Frage ſchlechterdings verneint werden muͤßte. Alles, was man zu Erklaͤrung der Elaſticitaͤt fluͤßiger Materien, ingleichen der elektriſchen und magnetiſchen Repulſionen zu ſagen pflegt, und wovon man das vornehmſte bey den Worten Elaſticitaͤt (Th. I. S. 701 u. f.) Elektricitaͤt (Th. I. S. 755. 757. 759.) Magnet (Th. III. S. 119 u. f.) findet, iſt nur ſo lang ertraͤglich, als man ſich darauf einſchraͤnkt, es als bloße Erklaͤrung aus gewiſſen Geſetzen, nicht aus den phyſiſchen Urſachen, zu betrachten. Nimmt man nemlich als ein Geſetz an, daß Verbindung mit mehrerem Waͤrmeſtof die Elaſticitaͤt vermehrt; daß im frankliniſchen Syſtem die Theile der elektriſchen
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