Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
Sonnenfackeln (Faculae solares), oder Stellen, welche heller aussehen, als das übrige Sonnenlicht, werden schon von Scheiner, vorzüglich aber von Hevel (Proleg. Selenogr. p. 87.) erwähnt. Huygens (Cosmotheor. L. II. p. 126.) hat keine sehen können. Cassini (Elemens d'Astron. p. 403.) erwähnt Tüpfelchen, welche heller, als der übrige Theil der Sonne, aussehen; de la Lande aber hält sie doch nur für den hellen Grund, der durch die Zwischenräume der Flecken und Schatten hervorleuchte. Herr Kästner (Hamb. Magaz. VII. B. Leipz. 1751. 8. S. 399.) bemerkte, nebst andern, Stellen auf der Sonne, wo das Licht ihm weißer, aber nicht so lebhaft, als das übrige, aussahe, etwa wie Essigflecken auf einer polirten Metallscheibe. Endlich ist durch Herrn Oberamtmann Schröter (s. Bode astronomisches Jahrbuch für 1792.) das Daseyn dieser Lichtflecken außer Zweifel gesetzt. Er findet durch seine vortreflichen Herschelischen Teleskope die Sonne niemals ohne Lichtadern und Striemen, welche heller, als das übrige, aussehen. Eine Gattung derselben zeigt sich zwischen und auf den dunkeln Flecken und ihren Nebeln, und ist sehr veränderlich; eine andere besteht aus einzelnen Lichtflecken auf der reinen Sonnenscheibe, welche nicht scharf begrenzt, von irregulärer Gestalt, höchstens 6--8 Sec. im Durchmesser, sind, gewöhnlich in Gruppen bey einander liegen, und wie Landschaften voll Berge und Thäler, oder wie ein fleckenweis mit Wolken belegter Himmel erscheinen. Die Sonnenflecken sind äußerst veränderlich. Scheiner sahe sie ihre Gestalt ändern, wachsen, abnehmen, sich in Nebel oder Schatten verwandeln und ganz verschwinden; de la Hire (Mem. de Paris, 1702. p. 137.) sahe einen, der sich in mehrere zertheilte. Einige, die verschwunden waren, schienen in der Folge auf eben der Stelle wiederzukommen; doch hat man keinen gesehen, dessen Erscheinung über 70 Tage gedauert hätte (Cassini Elem. d'Astr. p. 81.). Ihre Menge ist eben so abwechselnd. Um das Jahr 1611, da sie zuerst entdeckt wurden, fand man fast niemals
Sonnenfackeln (Faculae ſolares), oder Stellen, welche heller ausſehen, als das uͤbrige Sonnenlicht, werden ſchon von Scheiner, vorzuͤglich aber von Hevel (Proleg. Selenogr. p. 87.) erwaͤhnt. Huygens (Coſmotheor. L. II. p. 126.) hat keine ſehen koͤnnen. Caſſini (Elemens d'Aſtron. p. 403.) erwaͤhnt Tuͤpfelchen, welche heller, als der uͤbrige Theil der Sonne, ausſehen; de la Lande aber haͤlt ſie doch nur fuͤr den hellen Grund, der durch die Zwiſchenraͤume der Flecken und Schatten hervorleuchte. Herr Kaͤſtner (Hamb. Magaz. VII. B. Leipz. 1751. 8. S. 399.) bemerkte, nebſt andern, Stellen auf der Sonne, wo das Licht ihm weißer, aber nicht ſo lebhaft, als das uͤbrige, ausſahe, etwa wie Eſſigflecken auf einer polirten Metallſcheibe. Endlich iſt durch Herrn Oberamtmann Schroͤter (ſ. Bode aſtronomiſches Jahrbuch fuͤr 1792.) das Daſeyn dieſer Lichtflecken außer Zweifel geſetzt. Er findet durch ſeine vortreflichen Herſcheliſchen Teleſkope die Sonne niemals ohne Lichtadern und Striemen, welche heller, als das uͤbrige, ausſehen. Eine Gattung derſelben zeigt ſich zwiſchen und auf den dunkeln Flecken und ihren Nebeln, und iſt ſehr veraͤnderlich; eine andere beſteht aus einzelnen Lichtflecken auf der reinen Sonnenſcheibe, welche nicht ſcharf begrenzt, von irregulaͤrer Geſtalt, hoͤchſtens 6—8 Sec. im Durchmeſſer, ſind, gewoͤhnlich in Gruppen bey einander liegen, und wie Landſchaften voll Berge und Thaͤler, oder wie ein fleckenweis mit Wolken belegter Himmel erſcheinen. Die Sonnenflecken ſind aͤußerſt veraͤnderlich. Scheiner ſahe ſie ihre Geſtalt aͤndern, wachſen, abnehmen, ſich in Nebel oder Schatten verwandeln und ganz verſchwinden; de la Hire (Mém. de Paris, 1702. p. 137.) ſahe einen, der ſich in mehrere zertheilte. Einige, die verſchwunden waren, ſchienen in der Folge auf eben der Stelle wiederzukommen; doch hat man keinen geſehen, deſſen Erſcheinung uͤber 70 Tage gedauert haͤtte (Caſſini Elem. d'Aſtr. p. 81.). Ihre Menge iſt eben ſo abwechſelnd. Um das Jahr 1611, da ſie zuerſt entdeckt wurden, fand man faſt niemals <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0097" xml:id="P.4.87" n="87"/><lb/> Aus ſolchen Schattenflecken entſtehen in der Folge einzelne dunkle Flecken, wie Hevel im Auguſt 1643 wahrnahm.</p> </div> <div n="3"> <head>Sonnenfackeln</head><lb/> <p>(<hi rendition="#aq">Faculae ſolares</hi>), oder Stellen, welche heller ausſehen, als das uͤbrige Sonnenlicht, werden ſchon von <hi rendition="#b">Scheiner,</hi> vorzuͤglich aber von <hi rendition="#b">Hevel</hi> (<hi rendition="#aq">Proleg. Selenogr. p. 87.</hi>) erwaͤhnt. <hi rendition="#b">Huygens</hi> (<hi rendition="#aq">Coſmotheor. L. II. p. 126.</hi>) hat keine ſehen koͤnnen. <hi rendition="#b">Caſſini</hi> (<hi rendition="#aq">Elemens d'Aſtron. p. 403.</hi>) erwaͤhnt Tuͤpfelchen, welche heller, als der uͤbrige Theil der Sonne, ausſehen; <hi rendition="#b">de la Lande</hi> aber haͤlt ſie doch nur fuͤr den hellen Grund, der durch die Zwiſchenraͤume der Flecken und Schatten hervorleuchte. Herr <hi rendition="#b">Kaͤſtner</hi> (Hamb. Magaz. <hi rendition="#aq">VII.</hi> B. Leipz. 1751. 8. S. 399.) bemerkte, nebſt andern, Stellen auf der Sonne, wo das Licht ihm weißer, aber nicht ſo lebhaft, als das uͤbrige, ausſahe, etwa wie Eſſigflecken auf einer polirten Metallſcheibe. Endlich iſt durch Herrn Oberamtmann <hi rendition="#b">Schroͤter (ſ. Bode</hi> aſtronomiſches Jahrbuch fuͤr 1792.) das Daſeyn dieſer Lichtflecken außer Zweifel geſetzt. Er findet durch ſeine vortreflichen Herſcheliſchen Teleſkope die Sonne niemals ohne Lichtadern und Striemen, welche heller, als das uͤbrige, ausſehen. Eine Gattung derſelben zeigt ſich zwiſchen und auf den dunkeln Flecken und ihren Nebeln, und iſt ſehr veraͤnderlich; eine andere beſteht aus einzelnen Lichtflecken auf der reinen Sonnenſcheibe, welche nicht ſcharf begrenzt, von irregulaͤrer Geſtalt, hoͤchſtens 6—8 Sec. im Durchmeſſer, ſind, gewoͤhnlich in Gruppen bey einander liegen, und wie Landſchaften voll Berge und Thaͤler, oder wie ein fleckenweis mit Wolken belegter Himmel erſcheinen.</p> <p>Die Sonnenflecken ſind aͤußerſt veraͤnderlich. <hi rendition="#b">Scheiner</hi> ſahe ſie ihre Geſtalt aͤndern, wachſen, abnehmen, ſich in Nebel oder Schatten verwandeln und ganz verſchwinden; <hi rendition="#b">de la Hire</hi> (<hi rendition="#aq">Mém. de Paris, 1702. p. 137.</hi>) ſahe einen, der ſich in mehrere zertheilte. Einige, die verſchwunden waren, ſchienen in der Folge auf eben der Stelle wiederzukommen; doch hat man keinen geſehen, deſſen Erſcheinung uͤber 70 Tage gedauert haͤtte (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Caſſini</hi> Elem. d'Aſtr. p. 81.</hi>).</p> <p>Ihre Menge iſt eben ſo abwechſelnd. Um das Jahr 1611, da ſie zuerſt entdeckt wurden, fand man faſt niemals<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [87/0097]
Aus ſolchen Schattenflecken entſtehen in der Folge einzelne dunkle Flecken, wie Hevel im Auguſt 1643 wahrnahm.
Sonnenfackeln
(Faculae ſolares), oder Stellen, welche heller ausſehen, als das uͤbrige Sonnenlicht, werden ſchon von Scheiner, vorzuͤglich aber von Hevel (Proleg. Selenogr. p. 87.) erwaͤhnt. Huygens (Coſmotheor. L. II. p. 126.) hat keine ſehen koͤnnen. Caſſini (Elemens d'Aſtron. p. 403.) erwaͤhnt Tuͤpfelchen, welche heller, als der uͤbrige Theil der Sonne, ausſehen; de la Lande aber haͤlt ſie doch nur fuͤr den hellen Grund, der durch die Zwiſchenraͤume der Flecken und Schatten hervorleuchte. Herr Kaͤſtner (Hamb. Magaz. VII. B. Leipz. 1751. 8. S. 399.) bemerkte, nebſt andern, Stellen auf der Sonne, wo das Licht ihm weißer, aber nicht ſo lebhaft, als das uͤbrige, ausſahe, etwa wie Eſſigflecken auf einer polirten Metallſcheibe. Endlich iſt durch Herrn Oberamtmann Schroͤter (ſ. Bode aſtronomiſches Jahrbuch fuͤr 1792.) das Daſeyn dieſer Lichtflecken außer Zweifel geſetzt. Er findet durch ſeine vortreflichen Herſcheliſchen Teleſkope die Sonne niemals ohne Lichtadern und Striemen, welche heller, als das uͤbrige, ausſehen. Eine Gattung derſelben zeigt ſich zwiſchen und auf den dunkeln Flecken und ihren Nebeln, und iſt ſehr veraͤnderlich; eine andere beſteht aus einzelnen Lichtflecken auf der reinen Sonnenſcheibe, welche nicht ſcharf begrenzt, von irregulaͤrer Geſtalt, hoͤchſtens 6—8 Sec. im Durchmeſſer, ſind, gewoͤhnlich in Gruppen bey einander liegen, und wie Landſchaften voll Berge und Thaͤler, oder wie ein fleckenweis mit Wolken belegter Himmel erſcheinen.
Die Sonnenflecken ſind aͤußerſt veraͤnderlich. Scheiner ſahe ſie ihre Geſtalt aͤndern, wachſen, abnehmen, ſich in Nebel oder Schatten verwandeln und ganz verſchwinden; de la Hire (Mém. de Paris, 1702. p. 137.) ſahe einen, der ſich in mehrere zertheilte. Einige, die verſchwunden waren, ſchienen in der Folge auf eben der Stelle wiederzukommen; doch hat man keinen geſehen, deſſen Erſcheinung uͤber 70 Tage gedauert haͤtte (Caſſini Elem. d'Aſtr. p. 81.).
Ihre Menge iſt eben ſo abwechſelnd. Um das Jahr 1611, da ſie zuerſt entdeckt wurden, fand man faſt niemals
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