die Glocke, so schlägt sich die aufgelösete Feuchtigkeit schnell nieder, und das Thermometer steigt um 1--2 Grade. Alles dieses erfolgt auch in einer Luft, die man vorher durch Salze auf die höchste Trockenheit gebracht hat. Nur kan in einer solchen Luft das Haarhygrometer bey der ersten Verdünnung keine größere Trockenheit zeigen, weil es ohnedem schon auf dem höchsten Punkte seiner Verkürzung steht. In einer feuchten Luft hingegen geht es gleich bey der ersten Verdünnung merklich nach mehrerer Trockenheit zu.
Diese Erscheinungen sollen beweisen, daß hier Auflösung und Niederschlag erfolge, weil jede Auflösung des Wassers in Luft Kälte, und jede Niederschlagung Wärme erzeuge. (Nach de Luc erklären sie sich eben so leicht daraus, daß schwächerer Druck die Verdampfung begünstigt, wodurch mehr Wärme gebunden wird; stärkerer Druck hingegen den Dampf zersetzt, und die gebundene Wärme wieder frey macht. Sie beweisen also weder für das eine, noch für das andere System.)
Es giebt nach Herrn Hube zwo sehr wesentlich verschiedene Arten der Ausdünstung, die er mit den Namen der ersten und zweyten Art bezeichnet.
Bey der Ausdünstung der ersten Art, oder bey der Trocknung feuchter Körper, wird die Luft mehrentheils merklich elastischer. De Saussure(Essais sur l'hygrom. IV. 2.) fand die absolute Elasticität eingeschloßner Luft, in die er feuchte Leinwand legte, durch jeden Gran verdünsteter Feuchtigkeit noch etwas mehr verstärkt, als wenn man ihr einen Gran reine Luft zugesetzt hatte. Also würde diese Luft, wenn sie sich frey ausdehnen könnte, um etwas weniges specifisch leichter seyn, als sie vor der Aufnahme des Dunstes war. Die Verminderung des eigenthümlichen Gewichts der Luft macht aber, selbst bey der größten Menge von Dünsten, welche sie aufnehmen kan, nicht mehr, als etwa (1/400) des Ganzen aus. Hiebey wird also nach Hube jeder Gran des aufgelößten Wassers so aus einander getrieben, als ob er selbst in einen Gran Luft, d. i. in einen fast 900mal größern Raum ausgedehnt würde. Die äußerst heftige Bewegung, welche hiezu erforderlich ist, reißt noch viele kleine
die Glocke, ſo ſchlaͤgt ſich die aufgeloͤſete Feuchtigkeit ſchnell nieder, und das Thermometer ſteigt um 1—2 Grade. Alles dieſes erfolgt auch in einer Luft, die man vorher durch Salze auf die hoͤchſte Trockenheit gebracht hat. Nur kan in einer ſolchen Luft das Haarhygrometer bey der erſten Verduͤnnung keine groͤßere Trockenheit zeigen, weil es ohnedem ſchon auf dem hoͤchſten Punkte ſeiner Verkuͤrzung ſteht. In einer feuchten Luft hingegen geht es gleich bey der erſten Verduͤnnung merklich nach mehrerer Trockenheit zu.
Dieſe Erſcheinungen ſollen beweiſen, daß hier Aufloͤſung und Niederſchlag erfolge, weil jede Aufloͤſung des Waſſers in Luft Kaͤlte, und jede Niederſchlagung Waͤrme erzeuge. (Nach de Luc erklaͤren ſie ſich eben ſo leicht daraus, daß ſchwaͤcherer Druck die Verdampfung beguͤnſtigt, wodurch mehr Waͤrme gebunden wird; ſtaͤrkerer Druck hingegen den Dampf zerſetzt, und die gebundene Waͤrme wieder frey macht. Sie beweiſen alſo weder fuͤr das eine, noch fuͤr das andere Syſtem.)
Es giebt nach Herrn Hube zwo ſehr weſentlich verſchiedene Arten der Ausduͤnſtung, die er mit den Namen der erſten und zweyten Art bezeichnet.
Bey der Ausduͤnſtung der erſten Art, oder bey der Trocknung feuchter Koͤrper, wird die Luft mehrentheils merklich elaſtiſcher. De Sauſſure(Eſſais ſur l'hygrom. IV. 2.) fand die abſolute Elaſticitaͤt eingeſchloßner Luft, in die er feuchte Leinwand legte, durch jeden Gran verduͤnſteter Feuchtigkeit noch etwas mehr verſtaͤrkt, als wenn man ihr einen Gran reine Luft zugeſetzt hatte. Alſo wuͤrde dieſe Luft, wenn ſie ſich frey ausdehnen koͤnnte, um etwas weniges ſpecifiſch leichter ſeyn, als ſie vor der Aufnahme des Dunſtes war. Die Verminderung des eigenthuͤmlichen Gewichts der Luft macht aber, ſelbſt bey der groͤßten Menge von Duͤnſten, welche ſie aufnehmen kan, nicht mehr, als etwa (1/400) des Ganzen aus. Hiebey wird alſo nach Hube jeder Gran des aufgeloͤßten Waſſers ſo aus einander getrieben, als ob er ſelbſt in einen Gran Luft, d. i. in einen faſt 900mal groͤßern Raum ausgedehnt wuͤrde. Die aͤußerſt heftige Bewegung, welche hiezu erforderlich iſt, reißt noch viele kleine
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die Glocke, ſo ſchlaͤgt ſich die aufgeloͤſete Feuchtigkeit ſchnell nieder, und das Thermometer ſteigt um 1—2 Grade. Alles dieſes erfolgt auch in einer Luft, die man vorher durch Salze auf die hoͤchſte Trockenheit gebracht hat. Nur kan in einer ſolchen Luft das Haarhygrometer bey der erſten Verduͤnnung keine groͤßere Trockenheit zeigen, weil es ohnedem ſchon auf dem hoͤchſten Punkte ſeiner Verkuͤrzung ſteht. In einer feuchten Luft hingegen geht es gleich bey der erſten Verduͤnnung merklich nach mehrerer Trockenheit zu.</p><p>Dieſe Erſcheinungen ſollen beweiſen, daß hier Aufloͤſung und Niederſchlag erfolge, weil jede Aufloͤſung des Waſſers in Luft Kaͤlte, und jede Niederſchlagung Waͤrme erzeuge. (Nach <hirendition="#b">de Luc</hi> erklaͤren ſie ſich eben ſo leicht daraus, daß ſchwaͤcherer Druck die Verdampfung beguͤnſtigt, wodurch mehr Waͤrme gebunden wird; ſtaͤrkerer Druck hingegen den Dampf zerſetzt, und die gebundene Waͤrme wieder frey macht. Sie beweiſen alſo weder fuͤr das eine, noch fuͤr das andere Syſtem.)</p><p>Es giebt nach Herrn <hirendition="#b">Hube zwo</hi>ſehr weſentlich verſchiedene <hirendition="#b">Arten der Ausduͤnſtung,</hi> die er mit den Namen der erſten und zweyten Art bezeichnet.</p><p>Bey der <hirendition="#b">Ausduͤnſtung der erſten Art,</hi> oder bey der <hirendition="#b">Trocknung feuchter Koͤrper,</hi> wird die Luft mehrentheils merklich elaſtiſcher. <hirendition="#b">De Sauſſure</hi><hirendition="#aq">(Eſſais ſur l'hygrom. IV. 2.)</hi> fand die abſolute Elaſticitaͤt eingeſchloßner Luft, in die er feuchte Leinwand legte, durch jeden Gran verduͤnſteter Feuchtigkeit noch etwas mehr verſtaͤrkt, als wenn man ihr einen Gran reine Luft zugeſetzt hatte. Alſo wuͤrde dieſe Luft, wenn ſie ſich frey ausdehnen koͤnnte, um etwas weniges ſpecifiſch leichter ſeyn, als ſie vor der Aufnahme des Dunſtes war. Die Verminderung des eigenthuͤmlichen Gewichts der Luft macht aber, ſelbſt bey der groͤßten Menge von Duͤnſten, welche ſie aufnehmen kan, nicht mehr, als etwa (1/400) des Ganzen aus. Hiebey wird alſo nach <hirendition="#b">Hube</hi> jeder Gran des aufgeloͤßten Waſſers ſo aus einander getrieben, als ob er ſelbſt in einen Gran Luft, d. i. in einen faſt 900mal groͤßern Raum ausgedehnt wuͤrde. Die aͤußerſt heftige Bewegung, welche hiezu erforderlich iſt, reißt noch viele kleine<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
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die Glocke, ſo ſchlaͤgt ſich die aufgeloͤſete Feuchtigkeit ſchnell nieder, und das Thermometer ſteigt um 1—2 Grade. Alles dieſes erfolgt auch in einer Luft, die man vorher durch Salze auf die hoͤchſte Trockenheit gebracht hat. Nur kan in einer ſolchen Luft das Haarhygrometer bey der erſten Verduͤnnung keine groͤßere Trockenheit zeigen, weil es ohnedem ſchon auf dem hoͤchſten Punkte ſeiner Verkuͤrzung ſteht. In einer feuchten Luft hingegen geht es gleich bey der erſten Verduͤnnung merklich nach mehrerer Trockenheit zu.
Dieſe Erſcheinungen ſollen beweiſen, daß hier Aufloͤſung und Niederſchlag erfolge, weil jede Aufloͤſung des Waſſers in Luft Kaͤlte, und jede Niederſchlagung Waͤrme erzeuge. (Nach de Luc erklaͤren ſie ſich eben ſo leicht daraus, daß ſchwaͤcherer Druck die Verdampfung beguͤnſtigt, wodurch mehr Waͤrme gebunden wird; ſtaͤrkerer Druck hingegen den Dampf zerſetzt, und die gebundene Waͤrme wieder frey macht. Sie beweiſen alſo weder fuͤr das eine, noch fuͤr das andere Syſtem.)
Es giebt nach Herrn Hube zwo ſehr weſentlich verſchiedene Arten der Ausduͤnſtung, die er mit den Namen der erſten und zweyten Art bezeichnet.
Bey der Ausduͤnſtung der erſten Art, oder bey der Trocknung feuchter Koͤrper, wird die Luft mehrentheils merklich elaſtiſcher. De Sauſſure (Eſſais ſur l'hygrom. IV. 2.) fand die abſolute Elaſticitaͤt eingeſchloßner Luft, in die er feuchte Leinwand legte, durch jeden Gran verduͤnſteter Feuchtigkeit noch etwas mehr verſtaͤrkt, als wenn man ihr einen Gran reine Luft zugeſetzt hatte. Alſo wuͤrde dieſe Luft, wenn ſie ſich frey ausdehnen koͤnnte, um etwas weniges ſpecifiſch leichter ſeyn, als ſie vor der Aufnahme des Dunſtes war. Die Verminderung des eigenthuͤmlichen Gewichts der Luft macht aber, ſelbſt bey der groͤßten Menge von Duͤnſten, welche ſie aufnehmen kan, nicht mehr, als etwa (1/400) des Ganzen aus. Hiebey wird alſo nach Hube jeder Gran des aufgeloͤßten Waſſers ſo aus einander getrieben, als ob er ſelbſt in einen Gran Luft, d. i. in einen faſt 900mal groͤßern Raum ausgedehnt wuͤrde. Die aͤußerſt heftige Bewegung, welche hiezu erforderlich iſt, reißt noch viele kleine
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/114>, abgerufen am 24.11.2024.
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