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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

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sich vor, alle in der Atmosphäre zerstreute Dünste seyen in einer Luftschicht vereiniget, welche weit niedriger, als der Montblanc ist, und nur eine Quecksilbersäule von 9 Zoll erhalten kan. Man rechnet auf diese Art nicht zu viel, da man noch von den Spitzen der höchsten Berge Dünste und Wolken in unglaublichen Höhen über sich sieht. Nach diesen Voraussetzungen kan der mittlere Druck der Atmosphäre, der an der Meeresfläche etwa 28 pariser Zoll beträgt, durch die Dünste um den sechsten Theil von 9 Zollen, d. i. etwa um (1/18) des Ganzen verändert werden. Nun giebt es selbst tief im Norden Zeiten, wo die Hitze ansehnlich, und die Atmosphäre größtentheils mit Dünsten der ersten Art angefüllt ist, besonders über dem festen Lande. Steht alsdann das Barometer auf seiner mittlern Höhe, so kan es sich um (1/18) darüber heben, wenn entweder die Feuchtigkeit in der Folge beständig auf die zweyte Art verdünstet, oder wenn durch Winde eine mit Dünsten der zweyten Art angefüllte Luft herbeygeführt wird. Setzt sich aber eine solche Luft zuletzt mit der übrigen Atmosphäre ins Gleichgewicht, und steht das Barometer auf seiner mittlern Höhe, so kan eine starke Elektrisirung der Luft, welche die Dünste der zweyten Art gleichsam in Dünste der ersten Art verwandelt, und also die Luft leichter macht, dasselbe um (1/18) des Ganzen erniedrigen. Also kan die verschiedene Beschaffenheit der Dünste zweyter Art, je nachdem die Luft durch Mittheilung elektrisirt ist oder nicht, die Barometerhöhe überhaupt um 1/9 ändern, und größer ist auch diese Veränderung, selbst unter dem Polarkreise, nicht.

Man schließt insgemein, weil die Atmosphäre, selbst bey den stärksten Regengüssen, kaum soviel Wasser verliert, als zu 1 Linie Barometerfall nöthig ist, so könne die Ursache der großen Barometerveränderungen in den kalten Ländern nicht in den wäßrichten Dünsten gesucht werden. Allein nach Herrn Hube ist diese Einwendung von keiner Bedeutung, weil nicht blos diejenigen Dünste auf das Barometer wirken, die im Regen niederfallen, sondern überhaupt alle in der Atmosphäre befindlichen Dünste, wovon jene nur einen geringen Theil ausmachen.


ſich vor, alle in der Atmoſphaͤre zerſtreute Duͤnſte ſeyen in einer Luftſchicht vereiniget, welche weit niedriger, als der Montblanc iſt, und nur eine Queckſilberſaͤule von 9 Zoll erhalten kan. Man rechnet auf dieſe Art nicht zu viel, da man noch von den Spitzen der hoͤchſten Berge Duͤnſte und Wolken in unglaublichen Hoͤhen uͤber ſich ſieht. Nach dieſen Vorausſetzungen kan der mittlere Druck der Atmoſphaͤre, der an der Meeresflaͤche etwa 28 pariſer Zoll betraͤgt, durch die Duͤnſte um den ſechſten Theil von 9 Zollen, d. i. etwa um (1/18) des Ganzen veraͤndert werden. Nun giebt es ſelbſt tief im Norden Zeiten, wo die Hitze anſehnlich, und die Atmoſphaͤre groͤßtentheils mit Duͤnſten der erſten Art angefuͤllt iſt, beſonders uͤber dem feſten Lande. Steht alsdann das Barometer auf ſeiner mittlern Hoͤhe, ſo kan es ſich um (1/18) daruͤber heben, wenn entweder die Feuchtigkeit in der Folge beſtaͤndig auf die zweyte Art verduͤnſtet, oder wenn durch Winde eine mit Duͤnſten der zweyten Art angefuͤllte Luft herbeygefuͤhrt wird. Setzt ſich aber eine ſolche Luft zuletzt mit der uͤbrigen Atmoſphaͤre ins Gleichgewicht, und ſteht das Barometer auf ſeiner mittlern Hoͤhe, ſo kan eine ſtarke Elektriſirung der Luft, welche die Duͤnſte der zweyten Art gleichſam in Duͤnſte der erſten Art verwandelt, und alſo die Luft leichter macht, daſſelbe um (1/18) des Ganzen erniedrigen. Alſo kan die verſchiedene Beſchaffenheit der Duͤnſte zweyter Art, je nachdem die Luft durch Mittheilung elektriſirt iſt oder nicht, die Barometerhoͤhe uͤberhaupt um 1/9 aͤndern, und groͤßer iſt auch dieſe Veraͤnderung, ſelbſt unter dem Polarkreiſe, nicht.

Man ſchließt insgemein, weil die Atmoſphaͤre, ſelbſt bey den ſtaͤrkſten Regenguͤſſen, kaum ſoviel Waſſer verliert, als zu 1 Linie Barometerfall noͤthig iſt, ſo koͤnne die Urſache der großen Barometerveraͤnderungen in den kalten Laͤndern nicht in den waͤßrichten Duͤnſten geſucht werden. Allein nach Herrn Hube iſt dieſe Einwendung von keiner Bedeutung, weil nicht blos diejenigen Duͤnſte auf das Barometer wirken, die im Regen niederfallen, ſondern uͤberhaupt alle in der Atmoſphaͤre befindlichen Duͤnſte, wovon jene nur einen geringen Theil ausmachen.

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[136/0148] ſich vor, alle in der Atmoſphaͤre zerſtreute Duͤnſte ſeyen in einer Luftſchicht vereiniget, welche weit niedriger, als der Montblanc iſt, und nur eine Queckſilberſaͤule von 9 Zoll erhalten kan. Man rechnet auf dieſe Art nicht zu viel, da man noch von den Spitzen der hoͤchſten Berge Duͤnſte und Wolken in unglaublichen Hoͤhen uͤber ſich ſieht. Nach dieſen Vorausſetzungen kan der mittlere Druck der Atmoſphaͤre, der an der Meeresflaͤche etwa 28 pariſer Zoll betraͤgt, durch die Duͤnſte um den ſechſten Theil von 9 Zollen, d. i. etwa um (1/18) des Ganzen veraͤndert werden. Nun giebt es ſelbſt tief im Norden Zeiten, wo die Hitze anſehnlich, und die Atmoſphaͤre groͤßtentheils mit Duͤnſten der erſten Art angefuͤllt iſt, beſonders uͤber dem feſten Lande. Steht alsdann das Barometer auf ſeiner mittlern Hoͤhe, ſo kan es ſich um (1/18) daruͤber heben, wenn entweder die Feuchtigkeit in der Folge beſtaͤndig auf die zweyte Art verduͤnſtet, oder wenn durch Winde eine mit Duͤnſten der zweyten Art angefuͤllte Luft herbeygefuͤhrt wird. Setzt ſich aber eine ſolche Luft zuletzt mit der uͤbrigen Atmoſphaͤre ins Gleichgewicht, und ſteht das Barometer auf ſeiner mittlern Hoͤhe, ſo kan eine ſtarke Elektriſirung der Luft, welche die Duͤnſte der zweyten Art gleichſam in Duͤnſte der erſten Art verwandelt, und alſo die Luft leichter macht, daſſelbe um (1/18) des Ganzen erniedrigen. Alſo kan die verſchiedene Beſchaffenheit der Duͤnſte zweyter Art, je nachdem die Luft durch Mittheilung elektriſirt iſt oder nicht, die Barometerhoͤhe uͤberhaupt um 1/9 aͤndern, und groͤßer iſt auch dieſe Veraͤnderung, ſelbſt unter dem Polarkreiſe, nicht. Man ſchließt insgemein, weil die Atmoſphaͤre, ſelbſt bey den ſtaͤrkſten Regenguͤſſen, kaum ſoviel Waſſer verliert, als zu 1 Linie Barometerfall noͤthig iſt, ſo koͤnne die Urſache der großen Barometerveraͤnderungen in den kalten Laͤndern nicht in den waͤßrichten Duͤnſten geſucht werden. Allein nach Herrn Hube iſt dieſe Einwendung von keiner Bedeutung, weil nicht blos diejenigen Duͤnſte auf das Barometer wirken, die im Regen niederfallen, ſondern uͤberhaupt alle in der Atmoſphaͤre befindlichen Duͤnſte, wovon jene nur einen geringen Theil ausmachen.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/148>, abgerufen am 21.11.2024.