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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

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Da die Vertheilung der Dünste der zweyten Art und die Verbreitung der Elektricität sehr ungleichförmig geschieht, so werden bald hier, bald dort, Luftmassen plötzlich ausgedehnt, und durch ihre Erhebung entstehen Winde, welche in der obern Luft anfangen. So bald eine ansehnliche Menge Luft oben abgeflossen ist, fängt das Barometer an zu fallen. Nach und nach dringt die elektrische Materie tiefer, das Barometer fällt immer mehr, und der Wind fängt auch in der untern Luft an. In diesem Falle folgt Wind auf das Fallen des Barometers.

Solche seitwärts gehende Ausdehnungen erstrecken sich nur bis auf eine gewisse Grenze, und jenseits derselben muß die Luft durch den fortgehenden Wind verdichtet werden. Es muß also Orte geben, wo das Barometer steigt, so wie einen Ort, wo es weder steigt noch fällt, obgleich an allen eben derselbe Wind wehet. So steigt bey uns bisweilen das Barometer mit warmen Westwinden, wenn die Luft über dem atlantischen Meere elektrisirt wird, und in Petersburg hat man bemerkt, daß bey einem heftigen westlichen Sturme das Barometer sich gar nicht bewegte (Comment. Acad. Petrop. To. IX. p. 351.), ohnfehlbar weil gerade daselbst die Grenze war, auf deren einer Seite die Luft verdünnt, auf der andern verdichtet ward.

Fließt nachher die Luft wieder zurück, so fällt das Barometer da, wo es vorher gestiegen, und steigt, wo es vorher gefallen war. So kann es bey uns mit Ostwinde fallen, wenn es vorher mit Westwinde stieg.

Wenn die Luft die ihr mitgetheilte Elektricität wieder verliert, so geschieht dieses eben so allmählig und ungleichförmig, als sie sie empfangen hatte. Es ziehen sich einzelne Luftmassen zusammen, sinken herab, und die Luft von den Seiten tritt oben an ihre Stelle. An diesen Orten häuft sich also mehr Luft zusammen, und es steigt das Barometer. Durch den Verlust der Elektricität nimmt die Ziehkraft der Luft zu, und nach einiger Zeit wird der Himmel durch Auflösung der Wolken aufgeheitert. So folgt auf das Steigen des Barometers heitere Witterung.


Da die Vertheilung der Duͤnſte der zweyten Art und die Verbreitung der Elektricitaͤt ſehr ungleichfoͤrmig geſchieht, ſo werden bald hier, bald dort, Luftmaſſen ploͤtzlich ausgedehnt, und durch ihre Erhebung entſtehen Winde, welche in der obern Luft anfangen. So bald eine anſehnliche Menge Luft oben abgefloſſen iſt, faͤngt das Barometer an zu fallen. Nach und nach dringt die elektriſche Materie tiefer, das Barometer faͤllt immer mehr, und der Wind faͤngt auch in der untern Luft an. In dieſem Falle folgt Wind auf das Fallen des Barometers.

Solche ſeitwaͤrts gehende Ausdehnungen erſtrecken ſich nur bis auf eine gewiſſe Grenze, und jenſeits derſelben muß die Luft durch den fortgehenden Wind verdichtet werden. Es muß alſo Orte geben, wo das Barometer ſteigt, ſo wie einen Ort, wo es weder ſteigt noch faͤllt, obgleich an allen eben derſelbe Wind wehet. So ſteigt bey uns bisweilen das Barometer mit warmen Weſtwinden, wenn die Luft uͤber dem atlantiſchen Meere elektriſirt wird, und in Petersburg hat man bemerkt, daß bey einem heftigen weſtlichen Sturme das Barometer ſich gar nicht bewegte (Comment. Acad. Petrop. To. IX. p. 351.), ohnfehlbar weil gerade daſelbſt die Grenze war, auf deren einer Seite die Luft verduͤnnt, auf der andern verdichtet ward.

Fließt nachher die Luft wieder zuruͤck, ſo faͤllt das Barometer da, wo es vorher geſtiegen, und ſteigt, wo es vorher gefallen war. So kann es bey uns mit Oſtwinde fallen, wenn es vorher mit Weſtwinde ſtieg.

Wenn die Luft die ihr mitgetheilte Elektricitaͤt wieder verliert, ſo geſchieht dieſes eben ſo allmaͤhlig und ungleichfoͤrmig, als ſie ſie empfangen hatte. Es ziehen ſich einzelne Luftmaſſen zuſammen, ſinken herab, und die Luft von den Seiten tritt oben an ihre Stelle. An dieſen Orten haͤuft ſich alſo mehr Luft zuſammen, und es ſteigt das Barometer. Durch den Verluſt der Elektricitaͤt nimmt die Ziehkraft der Luft zu, und nach einiger Zeit wird der Himmel durch Aufloͤſung der Wolken aufgeheitert. So folgt auf das Steigen des Barometers heitere Witterung.

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[137/0149] Da die Vertheilung der Duͤnſte der zweyten Art und die Verbreitung der Elektricitaͤt ſehr ungleichfoͤrmig geſchieht, ſo werden bald hier, bald dort, Luftmaſſen ploͤtzlich ausgedehnt, und durch ihre Erhebung entſtehen Winde, welche in der obern Luft anfangen. So bald eine anſehnliche Menge Luft oben abgefloſſen iſt, faͤngt das Barometer an zu fallen. Nach und nach dringt die elektriſche Materie tiefer, das Barometer faͤllt immer mehr, und der Wind faͤngt auch in der untern Luft an. In dieſem Falle folgt Wind auf das Fallen des Barometers. Solche ſeitwaͤrts gehende Ausdehnungen erſtrecken ſich nur bis auf eine gewiſſe Grenze, und jenſeits derſelben muß die Luft durch den fortgehenden Wind verdichtet werden. Es muß alſo Orte geben, wo das Barometer ſteigt, ſo wie einen Ort, wo es weder ſteigt noch faͤllt, obgleich an allen eben derſelbe Wind wehet. So ſteigt bey uns bisweilen das Barometer mit warmen Weſtwinden, wenn die Luft uͤber dem atlantiſchen Meere elektriſirt wird, und in Petersburg hat man bemerkt, daß bey einem heftigen weſtlichen Sturme das Barometer ſich gar nicht bewegte (Comment. Acad. Petrop. To. IX. p. 351.), ohnfehlbar weil gerade daſelbſt die Grenze war, auf deren einer Seite die Luft verduͤnnt, auf der andern verdichtet ward. Fließt nachher die Luft wieder zuruͤck, ſo faͤllt das Barometer da, wo es vorher geſtiegen, und ſteigt, wo es vorher gefallen war. So kann es bey uns mit Oſtwinde fallen, wenn es vorher mit Weſtwinde ſtieg. Wenn die Luft die ihr mitgetheilte Elektricitaͤt wieder verliert, ſo geſchieht dieſes eben ſo allmaͤhlig und ungleichfoͤrmig, als ſie ſie empfangen hatte. Es ziehen ſich einzelne Luftmaſſen zuſammen, ſinken herab, und die Luft von den Seiten tritt oben an ihre Stelle. An dieſen Orten haͤuft ſich alſo mehr Luft zuſammen, und es ſteigt das Barometer. Durch den Verluſt der Elektricitaͤt nimmt die Ziehkraft der Luft zu, und nach einiger Zeit wird der Himmel durch Aufloͤſung der Wolken aufgeheitert. So folgt auf das Steigen des Barometers heitere Witterung.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/149>, abgerufen am 09.11.2024.