Jahr zu bestimmen, kan man entweder die westlichsten, oder die östlichsten Richtungen zweyer Jahre nach einander vergleichen. Man findet aber immer verschiedene Resultate, je nachdem man das eine oder das andere wählt. Cassini fand von 1784 bis 1788 den Unterschied von 5 bis 18 Minuten veränderlich.
Man schmeichelt sich also vergeblich, die jährliche Variation durch Beobachtungen zu bestimmen, die ein- oder zweymal im Jahre in zufälligen Zeitpunkten gemacht sind. Solche Beobachtungen würden, selbst in einem Monate gemacht, sehr unvollkommne Resultate geben. In den Jahren 1787 und 1788 z. B. hätten die beyden Beobachtungen vom 4. März einen Rückgang der Abweichung von 5' 2" gegen Osten gegeben, während die vom 4. Nov. im Gegentheil eine westliche Zunahme von 20 Min. angezeigt hätten. Man kan hieraus urtheilen, wie wenig auf die ältern Beobachtungen des Ganges der Magnetnadel zu bauen sey, da dieselben ganz zufällig, in einzelnen, oft nicht vergleichbaren, Epochen, mit Nadeln, die allgemein zu klein und vielleicht in ihrer Construction und Magnetisirung fehlerhaft waren, gemacht sind.
Was man durch sorgfältige und anhaltende Beobachtungen über das Gesetz und die Periode des Gangs der Nadel hat entdecken können, ist folgendes.
1. Vom Monat Januar bis zum Monat April entfernt sich die Nadel ziemlich allgemein vom Mitternachtspunkte, und die Abweichung nimmt zu.
2. Gegen den Monat April nähert sich die Nadel wieder dem Mitternachtspunkte, und wird also rückgängig bis gegen das Sommersolstitium, wo sie ihren Weg wieder gegen Westen nimmt. Hiebey findet das Besondere statt, daß sie zu Anfang des Octobers fast immer auf eben denselben Punkt kömmt, wo sie im Anfange des May war. Dieses haben le Monnier und Cassini wenigstens sechsmal nach einander ohne Ausnahme beobachtet.
3. Nach dem Monat October fährt die Nadel fort, sich gegen Westen zu bewegen; sie beschreibt aber nicht mehr einen so großen Bogen, und in den drey letzten Monaten des
Jahr zu beſtimmen, kan man entweder die weſtlichſten, oder die oͤſtlichſten Richtungen zweyer Jahre nach einander vergleichen. Man findet aber immer verſchiedene Reſultate, je nachdem man das eine oder das andere waͤhlt. Caſſini fand von 1784 bis 1788 den Unterſchied von 5 bis 18 Minuten veraͤnderlich.
Man ſchmeichelt ſich alſo vergeblich, die jaͤhrliche Variation durch Beobachtungen zu beſtimmen, die ein- oder zweymal im Jahre in zufaͤlligen Zeitpunkten gemacht ſind. Solche Beobachtungen wuͤrden, ſelbſt in einem Monate gemacht, ſehr unvollkommne Reſultate geben. In den Jahren 1787 und 1788 z. B. haͤtten die beyden Beobachtungen vom 4. Maͤrz einen Ruͤckgang der Abweichung von 5′ 2″ gegen Oſten gegeben, waͤhrend die vom 4. Nov. im Gegentheil eine weſtliche Zunahme von 20 Min. angezeigt haͤtten. Man kan hieraus urtheilen, wie wenig auf die aͤltern Beobachtungen des Ganges der Magnetnadel zu bauen ſey, da dieſelben ganz zufaͤllig, in einzelnen, oft nicht vergleichbaren, Epochen, mit Nadeln, die allgemein zu klein und vielleicht in ihrer Conſtruction und Magnetiſirung fehlerhaft waren, gemacht ſind.
Was man durch ſorgfaͤltige und anhaltende Beobachtungen uͤber das Geſetz und die Periode des Gangs der Nadel hat entdecken koͤnnen, iſt folgendes.
1. Vom Monat Januar bis zum Monat April entfernt ſich die Nadel ziemlich allgemein vom Mitternachtspunkte, und die Abweichung nimmt zu.
2. Gegen den Monat April naͤhert ſich die Nadel wieder dem Mitternachtspunkte, und wird alſo ruͤckgaͤngig bis gegen das Sommerſolſtitium, wo ſie ihren Weg wieder gegen Weſten nimmt. Hiebey findet das Beſondere ſtatt, daß ſie zu Anfang des Octobers faſt immer auf eben denſelben Punkt koͤmmt, wo ſie im Anfange des May war. Dieſes haben le Monnier und Caſſini wenigſtens ſechsmal nach einander ohne Ausnahme beobachtet.
3. Nach dem Monat October faͤhrt die Nadel fort, ſich gegen Weſten zu bewegen; ſie beſchreibt aber nicht mehr einen ſo großen Bogen, und in den drey letzten Monaten des
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="2"><p><pbfacs="#f0019"xml:id="P.5.7"n="7"/><lb/>
Jahr zu beſtimmen, kan man entweder die weſtlichſten, oder die oͤſtlichſten Richtungen zweyer Jahre nach einander vergleichen. Man findet aber immer verſchiedene Reſultate, je nachdem man das eine oder das andere waͤhlt. <hirendition="#b">Caſſini</hi> fand von 1784 bis 1788 den Unterſchied von 5 bis 18 Minuten veraͤnderlich.</p><p>Man ſchmeichelt ſich alſo vergeblich, die jaͤhrliche Variation durch Beobachtungen zu beſtimmen, die ein- oder zweymal im Jahre in zufaͤlligen Zeitpunkten gemacht ſind. Solche Beobachtungen wuͤrden, ſelbſt in einem Monate gemacht, ſehr unvollkommne Reſultate geben. In den Jahren 1787 und 1788 z. B. haͤtten die beyden Beobachtungen vom 4. Maͤrz einen Ruͤckgang der Abweichung von 5′ 2″ gegen Oſten gegeben, waͤhrend die vom 4. Nov. im Gegentheil eine weſtliche Zunahme von 20 Min. angezeigt haͤtten. Man kan hieraus urtheilen, wie wenig auf die aͤltern Beobachtungen des Ganges der Magnetnadel zu bauen ſey, da dieſelben ganz zufaͤllig, in einzelnen, oft nicht vergleichbaren, Epochen, mit Nadeln, die allgemein zu klein und vielleicht in ihrer Conſtruction und Magnetiſirung fehlerhaft waren, gemacht ſind.</p><p>Was man durch ſorgfaͤltige und anhaltende Beobachtungen uͤber das Geſetz und die Periode des Gangs der Nadel hat entdecken koͤnnen, iſt folgendes.</p><p>1. Vom Monat Januar bis zum Monat April entfernt ſich die Nadel ziemlich allgemein vom Mitternachtspunkte, und die Abweichung nimmt zu.</p><p>2. Gegen den Monat April naͤhert ſich die Nadel wieder dem Mitternachtspunkte, und wird alſo ruͤckgaͤngig bis gegen das Sommerſolſtitium, wo ſie ihren Weg wieder gegen Weſten nimmt. Hiebey findet das Beſondere ſtatt, daß ſie zu Anfang des Octobers faſt immer auf eben denſelben Punkt koͤmmt, wo ſie im Anfange des May war. Dieſes haben <hirendition="#b">le Monnier</hi> und <hirendition="#b">Caſſini</hi> wenigſtens ſechsmal nach einander ohne Ausnahme beobachtet.</p><p>3. Nach dem Monat October faͤhrt die Nadel fort, ſich gegen Weſten zu bewegen; ſie beſchreibt aber nicht mehr einen ſo großen Bogen, und in den drey letzten Monaten des<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[7/0019]
Jahr zu beſtimmen, kan man entweder die weſtlichſten, oder die oͤſtlichſten Richtungen zweyer Jahre nach einander vergleichen. Man findet aber immer verſchiedene Reſultate, je nachdem man das eine oder das andere waͤhlt. Caſſini fand von 1784 bis 1788 den Unterſchied von 5 bis 18 Minuten veraͤnderlich.
Man ſchmeichelt ſich alſo vergeblich, die jaͤhrliche Variation durch Beobachtungen zu beſtimmen, die ein- oder zweymal im Jahre in zufaͤlligen Zeitpunkten gemacht ſind. Solche Beobachtungen wuͤrden, ſelbſt in einem Monate gemacht, ſehr unvollkommne Reſultate geben. In den Jahren 1787 und 1788 z. B. haͤtten die beyden Beobachtungen vom 4. Maͤrz einen Ruͤckgang der Abweichung von 5′ 2″ gegen Oſten gegeben, waͤhrend die vom 4. Nov. im Gegentheil eine weſtliche Zunahme von 20 Min. angezeigt haͤtten. Man kan hieraus urtheilen, wie wenig auf die aͤltern Beobachtungen des Ganges der Magnetnadel zu bauen ſey, da dieſelben ganz zufaͤllig, in einzelnen, oft nicht vergleichbaren, Epochen, mit Nadeln, die allgemein zu klein und vielleicht in ihrer Conſtruction und Magnetiſirung fehlerhaft waren, gemacht ſind.
Was man durch ſorgfaͤltige und anhaltende Beobachtungen uͤber das Geſetz und die Periode des Gangs der Nadel hat entdecken koͤnnen, iſt folgendes.
1. Vom Monat Januar bis zum Monat April entfernt ſich die Nadel ziemlich allgemein vom Mitternachtspunkte, und die Abweichung nimmt zu.
2. Gegen den Monat April naͤhert ſich die Nadel wieder dem Mitternachtspunkte, und wird alſo ruͤckgaͤngig bis gegen das Sommerſolſtitium, wo ſie ihren Weg wieder gegen Weſten nimmt. Hiebey findet das Beſondere ſtatt, daß ſie zu Anfang des Octobers faſt immer auf eben denſelben Punkt koͤmmt, wo ſie im Anfange des May war. Dieſes haben le Monnier und Caſſini wenigſtens ſechsmal nach einander ohne Ausnahme beobachtet.
3. Nach dem Monat October faͤhrt die Nadel fort, ſich gegen Weſten zu bewegen; ſie beſchreibt aber nicht mehr einen ſo großen Bogen, und in den drey letzten Monaten des
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/19>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.