Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.
Die Absicht ist blos, eine dünne Luftschicht zwischen zwey Leitern zu erhalten; größere Stücken Glas, etwa von einem Quadratzoll, würden für die genaue Untersuchung alles verderben; sie würden aus dem Condensator einen Elektrophor machen, der zwar an sich sehr schwach, aber immer noch überwiegend stark für die feinen Versuche wäre, für welche das Werkzeug bestimmt ist. Noch erinnert Hr. L., es sey gut, die Platten vor jedesmaligem Gebrauche zu erwärmen, theils um die schon anhängende Feuchtigkeit zu vertreiben, theils zu verhindern, daß sich auf den kalten Körpern keine aus einer wärmern Luft niederschlage. Der Condensator heißt auch in einer andern Rücksicht Conservator der Elektricität. So lange nemlich der Deckel auf der halbleitenden Platte steht, wird nicht blos seine Capacität, sondern auch seine Tenacität bis auf einen ungemeinen Grad erhöhet, und man kan die ihm mitgetheilte Elektricität, wenn man ihn in dieser Stellung läßt, eine unglaublich lange Zeit erhalten. Wie schwer es hält, Apparate dieser Art von der ihnen einmal mitgetheilten oder auch in ihnen erregten Elektricität zu befreyen, wird weiter unter bey dem Worte Elektricitätsverdoppler angeführt werden. Uebrigens ist der Collector des Cavallo, wovon unten in dem Artikel Elektricitätssammler gehandelt wird, nichts anders, als eben der hier beschriebene Lichtenbergische Condensator, nur aufrechtstehend, und mit einer doppelten Luftschicht versehen. Herr Brenner beschreibt (Philos. Trans. for the year 1787. Vol. LXXVII. P. I. p. 52.) eine sehr vortheilhafte Art, sein schon an sich äußerst empfindliches Elektrometer noch mit dem Condensator zu verbinden, und dadurch die schwächsten Grade der Elektricität bemerklich zu machen. Hiezu wird der Deckel des Elektrometers oben abgeschliffen und polirt, damit ein kleines, ebenfalls auf beyden Seiten polirtes und überfirnißtes Marmortäfelchen darauf dicht
Die Abſicht iſt blos, eine duͤnne Luftſchicht zwiſchen zwey Leitern zu erhalten; groͤßere Stuͤcken Glas, etwa von einem Quadratzoll, wuͤrden fuͤr die genaue Unterſuchung alles verderben; ſie wuͤrden aus dem Condenſator einen Elektrophor machen, der zwar an ſich ſehr ſchwach, aber immer noch uͤberwiegend ſtark fuͤr die feinen Verſuche waͤre, fuͤr welche das Werkzeug beſtimmt iſt. Noch erinnert Hr. L., es ſey gut, die Platten vor jedesmaligem Gebrauche zu erwaͤrmen, theils um die ſchon anhaͤngende Feuchtigkeit zu vertreiben, theils zu verhindern, daß ſich auf den kalten Koͤrpern keine aus einer waͤrmern Luft niederſchlage. Der Condenſator heißt auch in einer andern Ruͤckſicht Conſervator der Elektricitaͤt. So lange nemlich der Deckel auf der halbleitenden Platte ſteht, wird nicht blos ſeine Capacitaͤt, ſondern auch ſeine Tenacitaͤt bis auf einen ungemeinen Grad erhoͤhet, und man kan die ihm mitgetheilte Elektricitaͤt, wenn man ihn in dieſer Stellung laͤßt, eine unglaublich lange Zeit erhalten. Wie ſchwer es haͤlt, Apparate dieſer Art von der ihnen einmal mitgetheilten oder auch in ihnen erregten Elektricitaͤt zu befreyen, wird weiter unter bey dem Worte Elektricitaͤtsverdoppler angefuͤhrt werden. Uebrigens iſt der Collector des Cavallo, wovon unten in dem Artikel Elektricitaͤtsſammler gehandelt wird, nichts anders, als eben der hier beſchriebene Lichtenbergiſche Condenſator, nur aufrechtſtehend, und mit einer doppelten Luftſchicht verſehen. Herr Brenner beſchreibt (Philoſ. Trans. for the year 1787. Vol. LXXVII. P. I. p. 52.) eine ſehr vortheilhafte Art, ſein ſchon an ſich aͤußerſt empfindliches Elektrometer noch mit dem Condenſator zu verbinden, und dadurch die ſchwaͤchſten Grade der Elektricitaͤt bemerklich zu machen. Hiezu wird der Deckel des Elektrometers oben abgeſchliffen und polirt, damit ein kleines, ebenfalls auf beyden Seiten polirtes und uͤberfirnißtes Marmortaͤfelchen darauf dicht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0212" xml:id="P.5.200" n="200"/><lb/> ſie die Groͤße des Buchſtabens o von ſehr kleinem Druck nicht uͤberſtiegen. Auf dieſe drey Punkte wird nun der Deckel des Condenſators geſetzt, und uͤbrigens, wie gewoͤhnlich, verfahren</p> <p>Die Abſicht iſt blos, eine duͤnne Luftſchicht zwiſchen zwey <hi rendition="#b">Leitern</hi> zu erhalten; groͤßere Stuͤcken Glas, etwa von einem Quadratzoll, wuͤrden fuͤr die genaue Unterſuchung alles verderben; ſie wuͤrden aus dem Condenſator einen Elektrophor machen, der zwar an ſich ſehr ſchwach, aber immer noch uͤberwiegend ſtark fuͤr die feinen Verſuche waͤre, fuͤr welche das Werkzeug beſtimmt iſt. Noch erinnert Hr. L., es ſey gut, die Platten vor jedesmaligem Gebrauche zu erwaͤrmen, theils um die ſchon anhaͤngende Feuchtigkeit zu vertreiben, theils zu verhindern, daß ſich auf den kalten Koͤrpern keine aus einer waͤrmern Luft niederſchlage.</p> <p>Der Condenſator heißt auch in einer andern Ruͤckſicht <hi rendition="#b">Conſervator der Elektricitaͤt.</hi> So lange nemlich der Deckel auf der halbleitenden Platte ſteht, wird nicht blos ſeine Capacitaͤt, ſondern auch ſeine Tenacitaͤt bis auf einen ungemeinen Grad erhoͤhet, und man kan die ihm mitgetheilte Elektricitaͤt, wenn man ihn in dieſer Stellung laͤßt, eine unglaublich lange Zeit erhalten. Wie ſchwer es haͤlt, Apparate dieſer Art von der ihnen einmal mitgetheilten oder auch in ihnen erregten Elektricitaͤt zu befreyen, wird weiter unter bey dem Worte <hi rendition="#b">Elektricitaͤtsverdoppler</hi> angefuͤhrt werden. Uebrigens iſt der <hi rendition="#b">Collector</hi> des <hi rendition="#b">Cavallo,</hi> wovon unten in dem Artikel <hi rendition="#b">Elektricitaͤtsſammler</hi> gehandelt wird, nichts anders, als eben der hier beſchriebene Lichtenbergiſche Condenſator, nur aufrechtſtehend, und mit einer doppelten Luftſchicht verſehen.</p> <p>Herr <hi rendition="#b">Brenner</hi> beſchreibt <hi rendition="#aq">(Philoſ. Trans. for the year 1787. Vol. LXXVII. P. I. p. 52.)</hi> eine ſehr vortheilhafte Art, ſein ſchon an ſich aͤußerſt empfindliches Elektrometer noch mit dem Condenſator zu verbinden, und dadurch die ſchwaͤchſten Grade der Elektricitaͤt bemerklich zu machen.</p> <p>Hiezu wird der Deckel des Elektrometers oben abgeſchliffen und polirt, damit ein kleines, ebenfalls auf beyden Seiten polirtes und uͤberfirnißtes Marmortaͤfelchen darauf dicht<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [200/0212]
ſie die Groͤße des Buchſtabens o von ſehr kleinem Druck nicht uͤberſtiegen. Auf dieſe drey Punkte wird nun der Deckel des Condenſators geſetzt, und uͤbrigens, wie gewoͤhnlich, verfahren
Die Abſicht iſt blos, eine duͤnne Luftſchicht zwiſchen zwey Leitern zu erhalten; groͤßere Stuͤcken Glas, etwa von einem Quadratzoll, wuͤrden fuͤr die genaue Unterſuchung alles verderben; ſie wuͤrden aus dem Condenſator einen Elektrophor machen, der zwar an ſich ſehr ſchwach, aber immer noch uͤberwiegend ſtark fuͤr die feinen Verſuche waͤre, fuͤr welche das Werkzeug beſtimmt iſt. Noch erinnert Hr. L., es ſey gut, die Platten vor jedesmaligem Gebrauche zu erwaͤrmen, theils um die ſchon anhaͤngende Feuchtigkeit zu vertreiben, theils zu verhindern, daß ſich auf den kalten Koͤrpern keine aus einer waͤrmern Luft niederſchlage.
Der Condenſator heißt auch in einer andern Ruͤckſicht Conſervator der Elektricitaͤt. So lange nemlich der Deckel auf der halbleitenden Platte ſteht, wird nicht blos ſeine Capacitaͤt, ſondern auch ſeine Tenacitaͤt bis auf einen ungemeinen Grad erhoͤhet, und man kan die ihm mitgetheilte Elektricitaͤt, wenn man ihn in dieſer Stellung laͤßt, eine unglaublich lange Zeit erhalten. Wie ſchwer es haͤlt, Apparate dieſer Art von der ihnen einmal mitgetheilten oder auch in ihnen erregten Elektricitaͤt zu befreyen, wird weiter unter bey dem Worte Elektricitaͤtsverdoppler angefuͤhrt werden. Uebrigens iſt der Collector des Cavallo, wovon unten in dem Artikel Elektricitaͤtsſammler gehandelt wird, nichts anders, als eben der hier beſchriebene Lichtenbergiſche Condenſator, nur aufrechtſtehend, und mit einer doppelten Luftſchicht verſehen.
Herr Brenner beſchreibt (Philoſ. Trans. for the year 1787. Vol. LXXVII. P. I. p. 52.) eine ſehr vortheilhafte Art, ſein ſchon an ſich aͤußerſt empfindliches Elektrometer noch mit dem Condenſator zu verbinden, und dadurch die ſchwaͤchſten Grade der Elektricitaͤt bemerklich zu machen.
Hiezu wird der Deckel des Elektrometers oben abgeſchliffen und polirt, damit ein kleines, ebenfalls auf beyden Seiten polirtes und uͤberfirnißtes Marmortaͤfelchen darauf dicht
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