Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.
Demnach ist der Donner nicht eine Folge des Blitzes, sondern der Entstehung einer großen Wolke. Indem sich das Wassergas in der Atmosphäre, durch plötzliche Erkältung, in Wasser verwandelt, nimmt es einen 900mal kleinern Roum ein, als vorher; es entsteht ein Vacuum, die obern Schichten und die Nebenschichten drängen sich zu, und indem sie auf einander fallen, entsteht das Geräusch. Eben das geschieht täglich im Kleinen, wenn man schnell ein Etui aufmacht, dessen Deckel gut paßt. Indem sich der Deckel über den Vorstoß hinbewegt, wird die innere Luft ausgedehnt, und sobald das Etui geöfnet ist, dringt die äußere hinein und verursacht den kleinen Knall, den man dabey hört. So knallt auch eine Peitsche; denn ihre Schmitze, welche platt und löffelförmig ist, wird schnell zurückgezogen; sie reißt eine kleine Menge Luft mit sich; es entsteht ein Vacuum, die umgebende Luft drängt sich zu, und verursacht das Klatschen. Mit einem ähnlichen Knall zerplatzt die Blase unter der Glocke der Luftpumpe. Man kan nun unter diesen Erklärungen wählen. So viel ergiebt sich wenigstens, daß die ehemalige nicht befr<*>edigend sey. Ob übrigens wohl die Erfahrung das bestä<*>igen mag, was Herr Girtanner hier beyfügt, daß bey einem Peitschenhiebe auch Wasser aus der umgebenden Luft niedergeschlagen werde, und daß dadurch eine kleine Wolke entstehe, welche man sehe, wenn der Hintergrund dunkel sey? Versuche hierüber müßten wenigstens nicht an staubigen Orten angestellt werden. Busse Beruhigung über die neuen Wetterleiter. Leipz. 1791. 8. S. 35. de Luc Siebenter Brief an Hrn. de la Metherie in Grens Journal der Phys. B. IV. S. 287. §. 23. Girtanner Anfangsgründe der antiphlogist. Chemie. Berlin, 1792. gr. 8. Kap. 37. S. 284 u. f. Doppelstrich beym Magnetisiren, s. Magnet, Th. III. S. 109.
Demnach iſt der Donner nicht eine Folge des Blitzes, ſondern der Entſtehung einer großen Wolke. Indem ſich das Waſſergas in der Atmoſphaͤre, durch ploͤtzliche Erkaͤltung, in Waſſer verwandelt, nimmt es einen 900mal kleinern Roum ein, als vorher; es entſteht ein Vacuum, die obern Schichten und die Nebenſchichten draͤngen ſich zu, und indem ſie auf einander fallen, entſteht das Geraͤuſch. Eben das geſchieht taͤglich im Kleinen, wenn man ſchnell ein Etui aufmacht, deſſen Deckel gut paßt. Indem ſich der Deckel uͤber den Vorſtoß hinbewegt, wird die innere Luft ausgedehnt, und ſobald das Etui geoͤfnet iſt, dringt die aͤußere hinein und verurſacht den kleinen Knall, den man dabey hoͤrt. So knallt auch eine Peitſche; denn ihre Schmitze, welche platt und loͤffelfoͤrmig iſt, wird ſchnell zuruͤckgezogen; ſie reißt eine kleine Menge Luft mit ſich; es entſteht ein Vacuum, die umgebende Luft draͤngt ſich zu, und verurſacht das Klatſchen. Mit einem aͤhnlichen Knall zerplatzt die Blaſe unter der Glocke der Luftpumpe. Man kan nun unter dieſen Erklaͤrungen waͤhlen. So viel ergiebt ſich wenigſtens, daß die ehemalige nicht befr<*>edigend ſey. Ob uͤbrigens wohl die Erfahrung das beſtaͤ<*>igen mag, was Herr Girtanner hier beyfuͤgt, daß bey einem Peitſchenhiebe auch Waſſer aus der umgebenden Luft niedergeſchlagen werde, und daß dadurch eine kleine Wolke entſtehe, welche man ſehe, wenn der Hintergrund dunkel ſey? Verſuche hieruͤber muͤßten wenigſtens nicht an ſtaubigen Orten angeſtellt werden. Buſſe Beruhigung uͤber die neuen Wetterleiter. Leipz. 1791. 8. S. 35. de Luc Siebenter Brief an Hrn. de la Metherie in Grens Journal der Phyſ. B. IV. S. 287. §. 23. Girtanner Anfangsgründe der antiphlogiſt. Chemie. Berlin, 1792. gr. 8. Kap. 37. S. 284 u. f. Doppelſtrich beym Magnetiſiren, ſ. Magnet, Th. III. S. 109. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0246" xml:id="P.5.234" n="234"/><lb/> ſolcher Wolken ſowohl als der Regen hoͤrt nicht eher auf, als bis der Donner aufgehoͤrt hat.</p> <p>Demnach iſt der Donner nicht eine Folge des Blitzes, ſondern der Entſtehung einer großen Wolke. Indem ſich das Waſſergas in der Atmoſphaͤre, durch ploͤtzliche Erkaͤltung, in Waſſer verwandelt, nimmt es einen 900mal kleinern Roum ein, als vorher; es entſteht ein Vacuum, die obern Schichten und die Nebenſchichten draͤngen ſich zu, und indem ſie auf einander fallen, entſteht das Geraͤuſch.</p> <p>Eben das geſchieht taͤglich im Kleinen, wenn man ſchnell ein Etui aufmacht, deſſen Deckel gut paßt. Indem ſich der Deckel uͤber den Vorſtoß hinbewegt, wird die innere Luft ausgedehnt, und ſobald das Etui geoͤfnet iſt, dringt die aͤußere hinein und verurſacht den kleinen Knall, den man dabey hoͤrt. So knallt auch eine Peitſche; denn ihre Schmitze, welche platt und loͤffelfoͤrmig iſt, wird ſchnell zuruͤckgezogen; ſie reißt eine kleine Menge Luft mit ſich; es entſteht ein Vacuum, die umgebende Luft draͤngt ſich zu, und verurſacht das Klatſchen. Mit einem aͤhnlichen Knall zerplatzt die Blaſe unter der Glocke der Luftpumpe.</p> <p>Man kan nun unter dieſen Erklaͤrungen waͤhlen. So viel ergiebt ſich wenigſtens, daß die ehemalige nicht befr<*>edigend ſey. Ob uͤbrigens wohl die Erfahrung das beſtaͤ<*>igen mag, was Herr <hi rendition="#b">Girtanner</hi> hier beyfuͤgt, daß bey einem Peitſchenhiebe auch Waſſer aus der umgebenden Luft niedergeſchlagen werde, und daß dadurch eine kleine Wolke entſtehe, welche man ſehe, wenn der Hintergrund dunkel ſey? Verſuche hieruͤber muͤßten wenigſtens nicht an ſtaubigen Orten angeſtellt werden.</p> <p>Buſſe Beruhigung uͤber die neuen Wetterleiter. Leipz. 1791. 8. S. 35.</p> <p><hi rendition="#b">de Luc</hi> Siebenter Brief an Hrn. <hi rendition="#b">de la Metherie in Grens</hi> Journal der Phyſ. B. <hi rendition="#aq">IV.</hi> S. 287. §. 23.</p> <p> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Girtanner</hi> Anfangsgründe der antiphlogiſt. Chemie. Berlin, 1792. gr. 8. Kap. 37. S. 284 u. f.</hi> </p> </div> <div n="2"> <head>Doppelſtrich</head><lb/> <p>beym Magnetiſiren, ſ. <hi rendition="#b">Magnet,</hi> Th. <hi rendition="#aq">III.</hi> S. 109.<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [234/0246]
ſolcher Wolken ſowohl als der Regen hoͤrt nicht eher auf, als bis der Donner aufgehoͤrt hat.
Demnach iſt der Donner nicht eine Folge des Blitzes, ſondern der Entſtehung einer großen Wolke. Indem ſich das Waſſergas in der Atmoſphaͤre, durch ploͤtzliche Erkaͤltung, in Waſſer verwandelt, nimmt es einen 900mal kleinern Roum ein, als vorher; es entſteht ein Vacuum, die obern Schichten und die Nebenſchichten draͤngen ſich zu, und indem ſie auf einander fallen, entſteht das Geraͤuſch.
Eben das geſchieht taͤglich im Kleinen, wenn man ſchnell ein Etui aufmacht, deſſen Deckel gut paßt. Indem ſich der Deckel uͤber den Vorſtoß hinbewegt, wird die innere Luft ausgedehnt, und ſobald das Etui geoͤfnet iſt, dringt die aͤußere hinein und verurſacht den kleinen Knall, den man dabey hoͤrt. So knallt auch eine Peitſche; denn ihre Schmitze, welche platt und loͤffelfoͤrmig iſt, wird ſchnell zuruͤckgezogen; ſie reißt eine kleine Menge Luft mit ſich; es entſteht ein Vacuum, die umgebende Luft draͤngt ſich zu, und verurſacht das Klatſchen. Mit einem aͤhnlichen Knall zerplatzt die Blaſe unter der Glocke der Luftpumpe.
Man kan nun unter dieſen Erklaͤrungen waͤhlen. So viel ergiebt ſich wenigſtens, daß die ehemalige nicht befr<*>edigend ſey. Ob uͤbrigens wohl die Erfahrung das beſtaͤ<*>igen mag, was Herr Girtanner hier beyfuͤgt, daß bey einem Peitſchenhiebe auch Waſſer aus der umgebenden Luft niedergeſchlagen werde, und daß dadurch eine kleine Wolke entſtehe, welche man ſehe, wenn der Hintergrund dunkel ſey? Verſuche hieruͤber muͤßten wenigſtens nicht an ſtaubigen Orten angeſtellt werden.
Buſſe Beruhigung uͤber die neuen Wetterleiter. Leipz. 1791. 8. S. 35.
de Luc Siebenter Brief an Hrn. de la Metherie in Grens Journal der Phyſ. B. IV. S. 287. §. 23.
Girtanner Anfangsgründe der antiphlogiſt. Chemie. Berlin, 1792. gr. 8. Kap. 37. S. 284 u. f.
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