Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.Pope hatte im Eustathius gefunden, daß der Wind, wenn er auf gespannte Saiten stoße, harmonische Töne erzeuge. Ein schottischer Componist, Oswald, ward dadurch veranlaßt, die Sache zu versuchen, hörte endlich nach vielen vergeblichen Bemühungen seine Laute tönen, als sie an die Oefnung eines nur etwas gelüfteten Aufschiebfensters (Sash-window) gelegt war, und schloß daraus, daß alles auf einen dünnen, aber breiten, Luftstrom ankomme. Dem zufolge spannt er in einem schmalen, etwas hohen und langen Kasten von trocknem Tannenholze, der unten einen Resonanzboden hat, über zwey Stege, die nahe an den schmalen Enden einander gegenüber liegen, acht bis zehn Darmsaiten, alle im Einklang (unisono), nicht allzustark auf. Eine der breiten Seiten läßt sich aufschieben, so daß man einen dünnen, aber breiten, Luftstrom queer auf die Saiten leiten kan. Um diesen den Durchgang zu verschaffen, kan der obere schmale Boden, wie ein Pultdeckel, aufgehoben werden, der an beyden Seiten noch Flügel hat. So eingerichtet, wird das Instrument mit der Oefnung am Schieber dem Winde ausgesetzt. Sobald dieser durchzieht, tönt es: die tiefsten Töne sind die des Einklanges, aber so, wie sich der Wind mehr hebt, entwickelt sich eine Mannigfaltigkeit entzückender Töne, die alle Beschreibung übertrift. Es ist schwer zu erklären, wie eine einzige Saite alle diese harmonischen Töne, sieben bis acht an der Zahl, durchlaufen, und zuweilen mehrere derselben zugleich hören lassen könne. Vielleicht wird die von Herrn Chladni entworfene Theorie der Längentöne (s. unten den Art. Wetterharfe) hierüber einiges Licht geben. Taschenbuch zum Nutzen und Vergnügen, beym Göttingischen Taschenkalender d. I. 1792. S. 137--145. Aepfelsäure. N. A. Aepfelsäure, Apfelsäure, Acidum malicum, Acide malique. Eine zusammengesetzte vegetabilische Säure, welche sich in den Säften saurer Aepfel und anderer sauren Früchte findet. Sie unterscheidet sich von andern Pflanzensäuren Pope hatte im Euſtathius gefunden, daß der Wind, wenn er auf geſpannte Saiten ſtoße, harmoniſche Toͤne erzeuge. Ein ſchottiſcher Componiſt, Oswald, ward dadurch veranlaßt, die Sache zu verſuchen, hoͤrte endlich nach vielen vergeblichen Bemuͤhungen ſeine Laute toͤnen, als ſie an die Oefnung eines nur etwas geluͤfteten Aufſchiebfenſters (Saſh-window) gelegt war, und ſchloß daraus, daß alles auf einen duͤnnen, aber breiten, Luftſtrom ankomme. Dem zufolge ſpannt er in einem ſchmalen, etwas hohen und langen Kaſten von trocknem Tannenholze, der unten einen Reſonanzboden hat, uͤber zwey Stege, die nahe an den ſchmalen Enden einander gegenuͤber liegen, acht bis zehn Darmſaiten, alle im Einklang (uniſono), nicht allzuſtark auf. Eine der breiten Seiten laͤßt ſich aufſchieben, ſo daß man einen duͤnnen, aber breiten, Luftſtrom queer auf die Saiten leiten kan. Um dieſen den Durchgang zu verſchaffen, kan der obere ſchmale Boden, wie ein Pultdeckel, aufgehoben werden, der an beyden Seiten noch Fluͤgel hat. So eingerichtet, wird das Inſtrument mit der Oefnung am Schieber dem Winde ausgeſetzt. Sobald dieſer durchzieht, toͤnt es: die tiefſten Toͤne ſind die des Einklanges, aber ſo, wie ſich der Wind mehr hebt, entwickelt ſich eine Mannigfaltigkeit entzuͤckender Toͤne, die alle Beſchreibung uͤbertrift. Es iſt ſchwer zu erklaͤren, wie eine einzige Saite alle dieſe harmoniſchen Toͤne, ſieben bis acht an der Zahl, durchlaufen, und zuweilen mehrere derſelben zugleich hoͤren laſſen koͤnne. Vielleicht wird die von Herrn Chladni entworfene Theorie der Laͤngentoͤne (ſ. unten den Art. Wetterharfe) hieruͤber einiges Licht geben. Taſchenbuch zum Nutzen und Vergnuͤgen, beym Goͤttingiſchen Taſchenkalender d. I. 1792. S. 137—145. Aepfelſaͤure. N. A. Aepfelſaͤure, Apfelſaͤure, Acidum malicum, Acide malique. Eine zuſammengeſetzte vegetabiliſche Saͤure, welche ſich in den Saͤften ſaurer Aepfel und anderer ſauren Fruͤchte findet. Sie unterſcheidet ſich von andern Pflanzenſaͤuren <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="2"> <p> <pb facs="#f0025" xml:id="P.5.13" n="13"/><lb/> </p> <p><hi rendition="#b">Pope</hi> hatte im Euſtathius gefunden, daß der Wind, wenn er auf geſpannte Saiten ſtoße, harmoniſche Toͤne erzeuge. 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So eingerichtet, wird das Inſtrument mit der Oefnung am Schieber dem Winde ausgeſetzt. Sobald dieſer durchzieht, toͤnt es: die tiefſten Toͤne ſind die des Einklanges, aber ſo, wie ſich der Wind mehr hebt, entwickelt ſich eine Mannigfaltigkeit entzuͤckender Toͤne, die alle Beſchreibung uͤbertrift. Es iſt ſchwer zu erklaͤren, wie eine einzige Saite alle dieſe harmoniſchen Toͤne, ſieben bis acht an der Zahl, durchlaufen, und zuweilen mehrere derſelben zugleich hoͤren laſſen koͤnne. Vielleicht wird die von Herrn <hi rendition="#b">Chladni</hi> entworfene Theorie der <hi rendition="#b">Laͤngentoͤne</hi> (ſ. unten den Art. <hi rendition="#b">Wetterharfe</hi>) hieruͤber einiges Licht geben.</p> <p>Taſchenbuch zum Nutzen und Vergnuͤgen, beym Goͤttingiſchen Taſchenkalender d. I. 1792. S. 137—145.</p> </div> <div n="2"> <head>Aepfelſaͤure.</head><lb/> <p> <hi rendition="#c">N. 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Pope hatte im Euſtathius gefunden, daß der Wind, wenn er auf geſpannte Saiten ſtoße, harmoniſche Toͤne erzeuge. Ein ſchottiſcher Componiſt, Oswald, ward dadurch veranlaßt, die Sache zu verſuchen, hoͤrte endlich nach vielen vergeblichen Bemuͤhungen ſeine Laute toͤnen, als ſie an die Oefnung eines nur etwas geluͤfteten Aufſchiebfenſters (Saſh-window) gelegt war, und ſchloß daraus, daß alles auf einen duͤnnen, aber breiten, Luftſtrom ankomme.
Dem zufolge ſpannt er in einem ſchmalen, etwas hohen und langen Kaſten von trocknem Tannenholze, der unten einen Reſonanzboden hat, uͤber zwey Stege, die nahe an den ſchmalen Enden einander gegenuͤber liegen, acht bis zehn Darmſaiten, alle im Einklang (uniſono), nicht allzuſtark auf. Eine der breiten Seiten laͤßt ſich aufſchieben, ſo daß man einen duͤnnen, aber breiten, Luftſtrom queer auf die Saiten leiten kan. Um dieſen den Durchgang zu verſchaffen, kan der obere ſchmale Boden, wie ein Pultdeckel, aufgehoben werden, der an beyden Seiten noch Fluͤgel hat. So eingerichtet, wird das Inſtrument mit der Oefnung am Schieber dem Winde ausgeſetzt. Sobald dieſer durchzieht, toͤnt es: die tiefſten Toͤne ſind die des Einklanges, aber ſo, wie ſich der Wind mehr hebt, entwickelt ſich eine Mannigfaltigkeit entzuͤckender Toͤne, die alle Beſchreibung uͤbertrift. Es iſt ſchwer zu erklaͤren, wie eine einzige Saite alle dieſe harmoniſchen Toͤne, ſieben bis acht an der Zahl, durchlaufen, und zuweilen mehrere derſelben zugleich hoͤren laſſen koͤnne. Vielleicht wird die von Herrn Chladni entworfene Theorie der Laͤngentoͤne (ſ. unten den Art. Wetterharfe) hieruͤber einiges Licht geben.
Taſchenbuch zum Nutzen und Vergnuͤgen, beym Goͤttingiſchen Taſchenkalender d. I. 1792. S. 137—145.
Aepfelſaͤure.
N. A.
Aepfelſaͤure, Apfelſaͤure, Acidum malicum, Acide malique.
Eine zuſammengeſetzte vegetabiliſche Saͤure, welche ſich in den Saͤften ſaurer Aepfel und anderer ſauren Fruͤchte findet. Sie unterſcheidet ſich von andern Pflanzenſaͤuren
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