(Dieses hängt auch mit von der platten Form der Oberfläche ab.) Berührt man nun den Boden und Deckel zugleich, so paart sich durch diese Leitung der untere männliche Stoff am Boden mit dem obern weiblichen im Deckel. Berührt man den Deckel allein, so erfolgt diese Paarung auch, aber nicht so rasch, weil die Leitung durch Fußboden und Tisch nicht so vollkommen ist. Im Deckel aber bleibt in beyden Fällen der männliche Stoff, der sich an die Fläche des Kuchens gezogen hatte, einzeln zurück. Hebt man also den Deckel, so findet man ihn mil positiver Elektricität versehen. Steht der Elektrophor isolirt, so giebt er einen schwachen Funken, wenn man die untere Seite allein berührt; es paart sich nemlich etwas weiblicher Stoff aus dem Finger mit dem männlichen am Boden angedrängten.
Beym Gebrauch des Condensators wird ein Elektrophordeckel auf eine halbleitende Platte gelegt; |bringt man nun einen, z. B. mit männlichem Stoffe schwach, elektrisirten Körper an den Deckel, so zieht sich der weibliche Theil durch den Fußboden in den Halbleiter, um sich mit dem im Deckel zu verbinden; da aber die Verbindung wegen der unvollkommenen Leitung nicht vor sich gehen kan, so nähern sich beyde Theile einander wenigstens so viel möglich, und es zieht sich die ganze vorhandene Elektricität aus den berührenden Körpern in den Deckel.
Man wird leicht übersehen, daß diese Theorie keine neue Causalerklärung enthält, sondern in einem bloßen Ausdrucke der Phänomene besteht, der von dem Symmer- und Lichtenbergischen nur den Worten nach abweicht. Die Lichtenbergischen Expositionen verwandeln sich buchstäblich in die Voigtischen Erklärungen, wenn man statt + E und -- E, männlicher und weiblicher Stoff; statt Sättigung und Bindung, Paarung und Streben nach Paarung setzt. Die meisten werden doch lieber die simpeln Lichtenbergischen Bezeichnungen, als diese an Nebenbegriffe erinnernde Bildersprache, gebrauchen.
Uebrigens läßt Hr. Voigt den elektrischen Funken auf Körper, die er durchdringt oder zersetzt, blos mechanisch wirken, und selbst die chemischen Umwandlungen, welche
(Dieſes haͤngt auch mit von der platten Form der Oberflaͤche ab.) Beruͤhrt man nun den Boden und Deckel zugleich, ſo paart ſich durch dieſe Leitung der untere maͤnnliche Stoff am Boden mit dem obern weiblichen im Deckel. Beruͤhrt man den Deckel allein, ſo erfolgt dieſe Paarung auch, aber nicht ſo raſch, weil die Leitung durch Fußboden und Tiſch nicht ſo vollkommen iſt. Im Deckel aber bleibt in beyden Faͤllen der maͤnnliche Stoff, der ſich an die Flaͤche des Kuchens gezogen hatte, einzeln zuruͤck. Hebt man alſo den Deckel, ſo findet man ihn mil poſitiver Elektricitaͤt verſehen. Steht der Elektrophor iſolirt, ſo giebt er einen ſchwachen Funken, wenn man die untere Seite allein beruͤhrt; es paart ſich nemlich etwas weiblicher Stoff aus dem Finger mit dem maͤnnlichen am Boden angedraͤngten.
Beym Gebrauch des Condenſators wird ein Elektrophordeckel auf eine halbleitende Platte gelegt; |bringt man nun einen, z. B. mit maͤnnlichem Stoffe ſchwach, elektriſirten Koͤrper an den Deckel, ſo zieht ſich der weibliche Theil durch den Fußboden in den Halbleiter, um ſich mit dem im Deckel zu verbinden; da aber die Verbindung wegen der unvollkommenen Leitung nicht vor ſich gehen kan, ſo naͤhern ſich beyde Theile einander wenigſtens ſo viel moͤglich, und es zieht ſich die ganze vorhandene Elektricitaͤt aus den beruͤhrenden Koͤrpern in den Deckel.
Man wird leicht uͤberſehen, daß dieſe Theorie keine neue Cauſalerklaͤrung enthaͤlt, ſondern in einem bloßen Ausdrucke der Phaͤnomene beſteht, der von dem Symmer- und Lichtenbergiſchen nur den Worten nach abweicht. Die Lichtenbergiſchen Expoſitionen verwandeln ſich buchſtaͤblich in die Voigtiſchen Erklaͤrungen, wenn man ſtatt + E und — E, maͤnnlicher und weiblicher Stoff; ſtatt Saͤttigung und Bindung, Paarung und Streben nach Paarung ſetzt. Die meiſten werden doch lieber die ſimpeln Lichtenbergiſchen Bezeichnungen, als dieſe an Nebenbegriffe erinnernde Bilderſprache, gebrauchen.
Uebrigens laͤßt Hr. Voigt den elektriſchen Funken auf Koͤrper, die er durchdringt oder zerſetzt, blos mechaniſch wirken, und ſelbſt die chemiſchen Umwandlungen, welche
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(Dieſes haͤngt auch mit von der platten Form der Oberflaͤche ab.) Beruͤhrt man nun den Boden und Deckel zugleich, ſo paart ſich durch dieſe Leitung der untere maͤnnliche Stoff am Boden mit dem obern weiblichen im Deckel. Beruͤhrt man den Deckel allein, ſo erfolgt dieſe Paarung auch, aber nicht ſo raſch, weil die Leitung durch Fußboden und Tiſch nicht ſo vollkommen iſt. Im Deckel aber bleibt in beyden Faͤllen der maͤnnliche Stoff, der ſich an die Flaͤche des Kuchens gezogen hatte, einzeln zuruͤck. Hebt man alſo den Deckel, ſo findet man ihn mil poſitiver Elektricitaͤt verſehen. Steht der Elektrophor iſolirt, ſo giebt er einen ſchwachen Funken, wenn man die untere Seite allein beruͤhrt; es paart ſich nemlich etwas weiblicher Stoff aus dem Finger mit dem maͤnnlichen am Boden angedraͤngten.</p><p>Beym Gebrauch des <hirendition="#b">Condenſators</hi> wird ein Elektrophordeckel auf eine halbleitende Platte gelegt; |bringt man nun einen, z. B. mit maͤnnlichem Stoffe ſchwach, elektriſirten Koͤrper an den Deckel, ſo zieht ſich der weibliche Theil durch den Fußboden in den Halbleiter, um ſich mit dem im Deckel zu verbinden; da aber die Verbindung wegen der unvollkommenen Leitung nicht vor ſich gehen kan, ſo naͤhern ſich beyde Theile einander wenigſtens ſo viel moͤglich, und es zieht ſich die ganze vorhandene Elektricitaͤt aus den beruͤhrenden Koͤrpern in den Deckel.</p><p>Man wird leicht uͤberſehen, daß dieſe Theorie keine neue Cauſalerklaͤrung enthaͤlt, ſondern in einem bloßen Ausdrucke der Phaͤnomene beſteht, der von dem Symmer- und Lichtenbergiſchen nur den Worten nach abweicht. Die Lichtenbergiſchen Expoſitionen verwandeln ſich buchſtaͤblich in die Voigtiſchen Erklaͤrungen, wenn man ſtatt + <hirendition="#aq">E</hi> und —<hirendition="#aq">E,</hi> maͤnnlicher und weiblicher Stoff; ſtatt Saͤttigung und Bindung, Paarung und Streben nach Paarung ſetzt. Die meiſten werden doch lieber die ſimpeln Lichtenbergiſchen Bezeichnungen, als dieſe an Nebenbegriffe erinnernde Bilderſprache, gebrauchen.</p><p>Uebrigens laͤßt Hr. <hirendition="#b">Voigt</hi> den elektriſchen Funken auf Koͤrper, die er durchdringt oder zerſetzt, blos mechaniſch wirken, und ſelbſt die chemiſchen Umwandlungen, welche<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
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(Dieſes haͤngt auch mit von der platten Form der Oberflaͤche ab.) Beruͤhrt man nun den Boden und Deckel zugleich, ſo paart ſich durch dieſe Leitung der untere maͤnnliche Stoff am Boden mit dem obern weiblichen im Deckel. Beruͤhrt man den Deckel allein, ſo erfolgt dieſe Paarung auch, aber nicht ſo raſch, weil die Leitung durch Fußboden und Tiſch nicht ſo vollkommen iſt. Im Deckel aber bleibt in beyden Faͤllen der maͤnnliche Stoff, der ſich an die Flaͤche des Kuchens gezogen hatte, einzeln zuruͤck. Hebt man alſo den Deckel, ſo findet man ihn mil poſitiver Elektricitaͤt verſehen. Steht der Elektrophor iſolirt, ſo giebt er einen ſchwachen Funken, wenn man die untere Seite allein beruͤhrt; es paart ſich nemlich etwas weiblicher Stoff aus dem Finger mit dem maͤnnlichen am Boden angedraͤngten.
Beym Gebrauch des Condenſators wird ein Elektrophordeckel auf eine halbleitende Platte gelegt; |bringt man nun einen, z. B. mit maͤnnlichem Stoffe ſchwach, elektriſirten Koͤrper an den Deckel, ſo zieht ſich der weibliche Theil durch den Fußboden in den Halbleiter, um ſich mit dem im Deckel zu verbinden; da aber die Verbindung wegen der unvollkommenen Leitung nicht vor ſich gehen kan, ſo naͤhern ſich beyde Theile einander wenigſtens ſo viel moͤglich, und es zieht ſich die ganze vorhandene Elektricitaͤt aus den beruͤhrenden Koͤrpern in den Deckel.
Man wird leicht uͤberſehen, daß dieſe Theorie keine neue Cauſalerklaͤrung enthaͤlt, ſondern in einem bloßen Ausdrucke der Phaͤnomene beſteht, der von dem Symmer- und Lichtenbergiſchen nur den Worten nach abweicht. Die Lichtenbergiſchen Expoſitionen verwandeln ſich buchſtaͤblich in die Voigtiſchen Erklaͤrungen, wenn man ſtatt + E und — E, maͤnnlicher und weiblicher Stoff; ſtatt Saͤttigung und Bindung, Paarung und Streben nach Paarung ſetzt. Die meiſten werden doch lieber die ſimpeln Lichtenbergiſchen Bezeichnungen, als dieſe an Nebenbegriffe erinnernde Bilderſprache, gebrauchen.
Uebrigens laͤßt Hr. Voigt den elektriſchen Funken auf Koͤrper, die er durchdringt oder zerſetzt, blos mechaniſch wirken, und ſelbſt die chemiſchen Umwandlungen, welche
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/273>, abgerufen am 21.11.2024.
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