zwey guten nicht isolirten Leitern liegende kleine Thier von einem solchen Strome durchdrungen wird. Dieses ist eine bekannte Sache, und die Versuche lehren also weiter nichts Neues, als die übergroße Sensibilität des Thieres. Diese aber findet man nach angestellter Untersuchung so groß, daß die Schenkel eines Frosches, welche mit dem Rückgrate bloß durch die ganz entblößten Cruralnerven zusammenhängen, noch für einen Grad von Elektricität empfindlich sind, welcher 40- bis 50mal schwächer ist, als der geringste, den das empfindlichste Cavallo'sche oder Bennetsche Elektrometer anzuzeigen vermag. Volta, der diesen Grad nur durch Hülfe seines Condensators bemerkbar machen konnte, schätzt denselben auf (1/500) -- (1/600) eines Grades vom Cavalloschen Elektrometer. Die so präparirten Froschschenkel geben gleichsam ein thierisches Elektrometer ab, welches unter allen übrigen bey weitem das empfindlichste ist, und die allerschwächsten Grade der Elektricität angiebt. Man darf sich also nicht wundern, wenn sie die nicht ganz schwachen elektrischen Ströme bey den Versuchen durch heftige Convulsionen anzeigen.
Desto neuer und wichtiger scheinen Hrn. Volta die Erfahrungen, wobey eben diese Convulsionen ohne irgend eine künstliche Elektricität oder fremde Erregung blos durch die Wirkung eines Ausladers zu entstehen scheinen, davon das eine Ende die Muskeln, das andere die Nerven des Thieres berührt. Da Galvani diese Versuche auch auf Säugthiere und Vögel erstreckt hat, so glaubt Volta selbst darinn einen Beweis einer allgemeinen thierischen Elektricität zu sehen. Aber gleich darauf nimmt er in eben der Schrift das meiste von dem wieder zurück, was er vorher zum Vortheil einer thierischen Elektricität gefolgert hatte.
Er fand nemlich durch mehrere Vervielfältigung der Versuche, daß man eben diese Convulsionen im thierischen Körper auch hervorbringen könne, wenn man entweder zwey Stellen der Nerven allein, oder zwey Muskeln allein, oder auch nur einen einzigen Muskel an verschiedenen Punkten mit Metallen berührt, wofern man nur hiezu zwey ver-
zwey guten nicht iſolirten Leitern liegende kleine Thier von einem ſolchen Strome durchdrungen wird. Dieſes iſt eine bekannte Sache, und die Verſuche lehren alſo weiter nichts Neues, als die uͤbergroße Senſibilitaͤt des Thieres. Dieſe aber findet man nach angeſtellter Unterſuchung ſo groß, daß die Schenkel eines Froſches, welche mit dem Ruͤckgrate bloß durch die ganz entbloͤßten Cruralnerven zuſammenhaͤngen, noch fuͤr einen Grad von Elektricitaͤt empfindlich ſind, welcher 40- bis 50mal ſchwaͤcher iſt, als der geringſte, den das empfindlichſte Cavallo'ſche oder Bennetſche Elektrometer anzuzeigen vermag. Volta, der dieſen Grad nur durch Huͤlfe ſeines Condenſators bemerkbar machen konnte, ſchaͤtzt denſelben auf (1/500) — (1/600) eines Grades vom Cavalloſchen Elektrometer. Die ſo praͤparirten Froſchſchenkel geben gleichſam ein thieriſches Elektrometer ab, welches unter allen uͤbrigen bey weitem das empfindlichſte iſt, und die allerſchwaͤchſten Grade der Elektricitaͤt angiebt. Man darf ſich alſo nicht wundern, wenn ſie die nicht ganz ſchwachen elektriſchen Stroͤme bey den Verſuchen durch heftige Convulſionen anzeigen.
Deſto neuer und wichtiger ſcheinen Hrn. Volta die Erfahrungen, wobey eben dieſe Convulſionen ohne irgend eine kuͤnſtliche Elektricitaͤt oder fremde Erregung blos durch die Wirkung eines Ausladers zu entſtehen ſcheinen, davon das eine Ende die Muskeln, das andere die Nerven des Thieres beruͤhrt. Da Galvani dieſe Verſuche auch auf Saͤugthiere und Voͤgel erſtreckt hat, ſo glaubt Volta ſelbſt darinn einen Beweis einer allgemeinen thieriſchen Elektricitaͤt zu ſehen. Aber gleich darauf nimmt er in eben der Schrift das meiſte von dem wieder zuruͤck, was er vorher zum Vortheil einer thieriſchen Elektricitaͤt gefolgert hatte.
Er fand nemlich durch mehrere Vervielfaͤltigung der Verſuche, daß man eben dieſe Convulſionen im thieriſchen Koͤrper auch hervorbringen koͤnne, wenn man entweder zwey Stellen der Nerven allein, oder zwey Muskeln allein, oder auch nur einen einzigen Muskel an verſchiedenen Punkten mit Metallen beruͤhrt, wofern man nur hiezu zwey ver-
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zwey guten nicht iſolirten Leitern liegende kleine Thier von einem ſolchen Strome durchdrungen wird. Dieſes iſt eine bekannte Sache, und die Verſuche lehren alſo weiter nichts Neues, als die uͤbergroße Senſibilitaͤt des Thieres. Dieſe aber findet man nach angeſtellter Unterſuchung ſo groß, daß die Schenkel eines Froſches, welche mit dem Ruͤckgrate bloß durch die ganz entbloͤßten Cruralnerven zuſammenhaͤngen, noch fuͤr einen Grad von Elektricitaͤt empfindlich ſind, welcher 40- bis 50mal ſchwaͤcher iſt, als der geringſte, den das empfindlichſte Cavallo'ſche oder Bennetſche Elektrometer anzuzeigen vermag. Volta, der dieſen Grad nur durch Huͤlfe ſeines Condenſators bemerkbar machen konnte, ſchaͤtzt denſelben auf (1/500) — (1/600) eines Grades vom Cavalloſchen Elektrometer. Die ſo praͤparirten Froſchſchenkel geben gleichſam ein thieriſches Elektrometer ab, welches unter allen uͤbrigen bey weitem das empfindlichſte iſt, und die allerſchwaͤchſten Grade der Elektricitaͤt angiebt. Man darf ſich alſo nicht wundern, wenn ſie die nicht ganz ſchwachen elektriſchen Stroͤme bey den Verſuchen durch heftige Convulſionen anzeigen.
Deſto neuer und wichtiger ſcheinen Hrn. Volta die Erfahrungen, wobey eben dieſe Convulſionen ohne irgend eine kuͤnſtliche Elektricitaͤt oder fremde Erregung blos durch die Wirkung eines Ausladers zu entſtehen ſcheinen, davon das eine Ende die Muskeln, das andere die Nerven des Thieres beruͤhrt. Da Galvani dieſe Verſuche auch auf Saͤugthiere und Voͤgel erſtreckt hat, ſo glaubt Volta ſelbſt darinn einen Beweis einer allgemeinen thieriſchen Elektricitaͤt zu ſehen. Aber gleich darauf nimmt er in eben der Schrift das meiſte von dem wieder zuruͤck, was er vorher zum Vortheil einer thieriſchen Elektricitaͤt gefolgert hatte.
Er fand nemlich durch mehrere Vervielfaͤltigung der Verſuche, daß man eben dieſe Convulſionen im thieriſchen Koͤrper auch hervorbringen koͤnne, wenn man entweder zwey Stellen der Nerven allein, oder zwey Muskeln allein, oder auch nur einen einzigen Muskel an verſchiedenen Punkten mit Metallen beruͤhrt, wofern man nur hiezu zwey ver-
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/285>, abgerufen am 21.11.2024.
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