Ursache herrühren: allein nach der Bemerkung der Herren Meckel, Gren und Pfaff (s. Grens Journal d. Phys. B. VIII. S. 213.) erfolgen doch die Bewegungen nur dann, wenn das Silber den Stanniol und den entblößten Nerven zugleich berührt, und dadurch eine leitende Verbindung zwischen zweyen verschiedenen Stellen des Nerven macht; hingegen bleiben sie gänzlich aus, so lang das Silber nur den Stanniol allein berührt -- ein Umstand, welcher die Folgerung wider das Daseyn einer Elektricität gänzlich entkräftet.
Uebrigens war Herr Creve der Erste, der die Versuche auch am menschlichen Körper anzustellen Gelegenheit hatte. Im Juliushospital zu Würzburg mußte einem neunjährigen Knaben das linke Bein zunächst an der Mitte des Oberschenkels abgenommen werden. Sogleich nach der Trennung suchte Hr. C. den Kniekehlnerven, brachte um denselben ein Streifchen Stanniol, und berührte Nerven und Stanniol zugleich mit einem französischen Laubthaler. In diesem Augenblicke erfolgten die heftigsten Zuckungen, sowohl in dem Theile, der sich oberhalb des Kniegelenks, als in dem andern, der sich unterhalb desselben befand. Der Rest des Oberschenkels fuhr mit aller Gewalt und anhaltend gegen die Wade; der Fuß aber ward mehr gebogen, als ausgestreckt, und alle diese Bewegungen geschahen mit äußerst vieler Kraft und Heftigkeit. Sie blieben aus, wenn der Stanniol vom Nerven abgenommen, oder statt der Silbermünze eine stählerne Pinzette gebraucht, oder Stanniol und Silber vom Blute verunreiniget ward, kamen aber immer wieder, sobald man die vorigen Umstände herstellte, bis endlich nach Verlauf von 38 Minuten nach der Operation das Glied ganz kalt geworden, und alle Bewegung verschwunden war.
Herr D. Christoph Heinrich Pfaff (Diss. de electricitate animali. Stuttg. 1793. 8. deutsch: Abhdl. über die sogenannte thierische Elektricität, in Grens Journ. d. Phys. B. VIII. S. 196. u. f.), auch besonders unter dem Titel: Ueber thierische Elektricität und Reizbarkeit, ein Beytrag zu den neusten Entd. über diesen Gegenstand. Göttingen,
Urſache herruͤhren: allein nach der Bemerkung der Herren Meckel, Gren und Pfaff (ſ. Grens Journal d. Phyſ. B. VIII. S. 213.) erfolgen doch die Bewegungen nur dann, wenn das Silber den Stanniol und den entbloͤßten Nerven zugleich beruͤhrt, und dadurch eine leitende Verbindung zwiſchen zweyen verſchiedenen Stellen des Nerven macht; hingegen bleiben ſie gaͤnzlich aus, ſo lang das Silber nur den Stanniol allein beruͤhrt — ein Umſtand, welcher die Folgerung wider das Daſeyn einer Elektricitaͤt gaͤnzlich entkraͤftet.
Uebrigens war Herr Creve der Erſte, der die Verſuche auch am menſchlichen Koͤrper anzuſtellen Gelegenheit hatte. Im Juliushospital zu Wuͤrzburg mußte einem neunjaͤhrigen Knaben das linke Bein zunaͤchſt an der Mitte des Oberſchenkels abgenommen werden. Sogleich nach der Trennung ſuchte Hr. C. den Kniekehlnerven, brachte um denſelben ein Streifchen Stanniol, und beruͤhrte Nerven und Stanniol zugleich mit einem franzoͤſiſchen Laubthaler. In dieſem Augenblicke erfolgten die heftigſten Zuckungen, ſowohl in dem Theile, der ſich oberhalb des Kniegelenks, als in dem andern, der ſich unterhalb deſſelben befand. Der Reſt des Oberſchenkels fuhr mit aller Gewalt und anhaltend gegen die Wade; der Fuß aber ward mehr gebogen, als ausgeſtreckt, und alle dieſe Bewegungen geſchahen mit aͤußerſt vieler Kraft und Heftigkeit. Sie blieben aus, wenn der Stanniol vom Nerven abgenommen, oder ſtatt der Silbermuͤnze eine ſtaͤhlerne Pinzette gebraucht, oder Stanniol und Silber vom Blute verunreiniget ward, kamen aber immer wieder, ſobald man die vorigen Umſtaͤnde herſtellte, bis endlich nach Verlauf von 38 Minuten nach der Operation das Glied ganz kalt geworden, und alle Bewegung verſchwunden war.
Herr D. Chriſtoph Heinrich Pfaff (Diſſ. de electricitate animali. Stuttg. 1793. 8. deutſch: Abhdl. uͤber die ſogenannte thieriſche Elektricitaͤt, in Grens Journ. d. Phyſ. B. VIII. S. 196. u. f.), auch beſonders unter dem Titel: Ueber thieriſche Elektricitaͤt und Reizbarkeit, ein Beytrag zu den neuſten Entd. uͤber dieſen Gegenſtand. Goͤttingen,
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Urſache herruͤhren: allein nach der Bemerkung der Herren Meckel, Gren und Pfaff (ſ. Grens Journal d. Phyſ. B. VIII. S. 213.) erfolgen doch die Bewegungen nur dann, wenn das Silber den Stanniol und den entbloͤßten Nerven zugleich beruͤhrt, und dadurch eine leitende Verbindung zwiſchen zweyen verſchiedenen Stellen des Nerven macht; hingegen bleiben ſie gaͤnzlich aus, ſo lang das Silber nur den Stanniol allein beruͤhrt — ein Umſtand, welcher die Folgerung wider das Daſeyn einer Elektricitaͤt gaͤnzlich entkraͤftet.
Uebrigens war Herr Creve der Erſte, der die Verſuche auch am menſchlichen Koͤrper anzuſtellen Gelegenheit hatte. Im Juliushospital zu Wuͤrzburg mußte einem neunjaͤhrigen Knaben das linke Bein zunaͤchſt an der Mitte des Oberſchenkels abgenommen werden. Sogleich nach der Trennung ſuchte Hr. C. den Kniekehlnerven, brachte um denſelben ein Streifchen Stanniol, und beruͤhrte Nerven und Stanniol zugleich mit einem franzoͤſiſchen Laubthaler. In dieſem Augenblicke erfolgten die heftigſten Zuckungen, ſowohl in dem Theile, der ſich oberhalb des Kniegelenks, als in dem andern, der ſich unterhalb deſſelben befand. Der Reſt des Oberſchenkels fuhr mit aller Gewalt und anhaltend gegen die Wade; der Fuß aber ward mehr gebogen, als ausgeſtreckt, und alle dieſe Bewegungen geſchahen mit aͤußerſt vieler Kraft und Heftigkeit. Sie blieben aus, wenn der Stanniol vom Nerven abgenommen, oder ſtatt der Silbermuͤnze eine ſtaͤhlerne Pinzette gebraucht, oder Stanniol und Silber vom Blute verunreiniget ward, kamen aber immer wieder, ſobald man die vorigen Umſtaͤnde herſtellte, bis endlich nach Verlauf von 38 Minuten nach der Operation das Glied ganz kalt geworden, und alle Bewegung verſchwunden war.
Herr D. Chriſtoph Heinrich Pfaff (Diſſ. de electricitate animali. Stuttg. 1793. 8. deutſch: Abhdl. uͤber die ſogenannte thieriſche Elektricitaͤt, in Grens Journ. d. Phyſ. B. VIII. S. 196. u. f.), auch beſonders unter dem Titel: Ueber thieriſche Elektricitaͤt und Reizbarkeit, ein Beytrag zu den neuſten Entd. uͤber dieſen Gegenſtand. Goͤttingen,
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/287>, abgerufen am 21.11.2024.
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