Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.
Zum Beschluß dieses Zusatzes will ich noch die fehr wohlkeile und dennoch nicht unwirksame Elektrisirmaschine anführen, welche Herr Mundt in Halle (in Grens Journal der Physik, VII. B. S. 319 u. f.) nach dem Muster der kleinen Ingenhoußischen (s. Wörterb. Th. I. S. 804.) angegeben hat. Der elektrische Körper ist schwarzer Tamis, oder ein anderes glattes Wollenzeug 5 Fuß lang, dessen Enden an 1/2 Zoll dicken Stäben befestiget sind. Das Reibzeug besteht aus 2 Bretern, 3 Zoll breit, 1/2 Zoll dick und 3 Fuß lang, überall glatt abgerundet, auf beyden Seiten mit Stanniol und auf den innern Seiten mit schwarzem Katzenbalge überzogen. Sie können durch Schrauben von trocknem Holze und mit Wachs polirt, so nahe als nöthig, zusammengebracht werden. Ober- und unterhalb dieses Reibzeugs sind in einer Entfernung von 4 -- 5 Zoll parallel mit dem Reibzeuge eiserne Dräthe als Zuleiter angebracht, und um hölzerne mit Löchern durchbohrte Kugeln gewunden. Das Reibzeug mit den Zuleitern hängt in horizontaler Stellung an hanfenen in Wachs gekochten Schnüren von einem Balken des Zimmers herab, und wird durch ähnliche an den Fußboden befestigte Schnüre fest gespannt. Die hanfenen Schnüre gehen bis in die Löcher der Kugeln der Zuleiter, wo sie an seidne Schnüre geknüpft sind, die das Reibzeug halten. Das Wollenzeug ist zwischen den beyden Theilen des Reibers durchgezogen, und hängt an Schnüren, die oben und unten über Rollen geführt sind, und so eine Art von Schnur ohne Ende bilden, durch deren Bewegung man die Rollen drehen, und dadurch das Wollenzeug durch den Reiber hindurch auf- und abschieben kann. Bringt man nun die beyden Platten des Reibzeugs vermittelst der Schrauben gehörig an einander, setzt die Zuleiter durch eine angehangene Kette mit der Erde in Verbindung, und zieht mit der Schnur den Tamis auf und nieder, so kann man aus dem Reibzeuge unmittelbar 3 Zoll lange Funken ziehen, die sehr schnell auf einander folgen. Noch länger werden die Funken, wenn man mit der einen Hand die
Zum Beſchluß dieſes Zuſatzes will ich noch die fehr wohlkeile und dennoch nicht unwirkſame Elektriſirmaſchine anfuͤhren, welche Herr Mundt in Halle (in Grens Journal der Phyſik, VII. B. S. 319 u. f.) nach dem Muſter der kleinen Ingenhoußiſchen (ſ. Woͤrterb. Th. I. S. 804.) angegeben hat. Der elektriſche Koͤrper iſt ſchwarzer Tamis, oder ein anderes glattes Wollenzeug 5 Fuß lang, deſſen Enden an 1/2 Zoll dicken Staͤben befeſtiget ſind. Das Reibzeug beſteht aus 2 Bretern, 3 Zoll breit, 1/2 Zoll dick und 3 Fuß lang, uͤberall glatt abgerundet, auf beyden Seiten mit Stanniol und auf den innern Seiten mit ſchwarzem Katzenbalge uͤberzogen. Sie koͤnnen durch Schrauben von trocknem Holze und mit Wachs polirt, ſo nahe als noͤthig, zuſammengebracht werden. Ober- und unterhalb dieſes Reibzeugs ſind in einer Entfernung von 4 — 5 Zoll parallel mit dem Reibzeuge eiſerne Draͤthe als Zuleiter angebracht, und um hoͤlzerne mit Loͤchern durchbohrte Kugeln gewunden. Das Reibzeug mit den Zuleitern haͤngt in horizontaler Stellung an hanfenen in Wachs gekochten Schnuͤren von einem Balken des Zimmers herab, und wird durch aͤhnliche an den Fußboden befeſtigte Schnuͤre feſt geſpannt. Die hanfenen Schnuͤre gehen bis in die Loͤcher der Kugeln der Zuleiter, wo ſie an ſeidne Schnuͤre geknuͤpft ſind, die das Reibzeug halten. Das Wollenzeug iſt zwiſchen den beyden Theilen des Reibers durchgezogen, und haͤngt an Schnuͤren, die oben und unten uͤber Rollen gefuͤhrt ſind, und ſo eine Art von Schnur ohne Ende bilden, durch deren Bewegung man die Rollen drehen, und dadurch das Wollenzeug durch den Reiber hindurch auf- und abſchieben kann. Bringt man nun die beyden Platten des Reibzeugs vermittelſt der Schrauben gehoͤrig an einander, ſetzt die Zuleiter durch eine angehangene Kette mit der Erde in Verbindung, und zieht mit der Schnur den Tamis auf und nieder, ſo kann man aus dem Reibzeuge unmittelbar 3 Zoll lange Funken ziehen, die ſehr ſchnell auf einander folgen. Noch laͤnger werden die Funken, wenn man mit der einen Hand die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0339" xml:id="P.5.327" n="327"/><lb/> den unſtreitigen Vorzug der Simplicitaͤt, der bey den phyſikaliſchen Werkzeugen keiner der geringſten iſt.</p> <p>Zum Beſchluß dieſes Zuſatzes will ich noch die fehr wohlkeile und dennoch nicht unwirkſame Elektriſirmaſchine anfuͤhren, welche Herr <hi rendition="#b">Mundt</hi> in Halle (in <hi rendition="#b">Grens</hi> Journal der Phyſik, <hi rendition="#aq">VII.</hi> B. S. 319 u. f.) nach dem Muſter der kleinen Ingenhoußiſchen (ſ. Woͤrterb. Th. <hi rendition="#aq">I.</hi> S. 804.) angegeben hat. Der elektriſche Koͤrper iſt ſchwarzer Tamis, oder ein anderes glattes Wollenzeug 5 Fuß lang, deſſen Enden an 1/2 Zoll dicken Staͤben befeſtiget ſind. Das Reibzeug beſteht aus 2 Bretern, 3 Zoll breit, 1/2 Zoll dick und 3 Fuß lang, uͤberall glatt abgerundet, auf beyden Seiten mit Stanniol und auf den innern Seiten mit ſchwarzem Katzenbalge uͤberzogen. Sie koͤnnen durch Schrauben von trocknem Holze und mit Wachs polirt, ſo nahe als noͤthig, zuſammengebracht werden. Ober- und unterhalb dieſes Reibzeugs ſind in einer Entfernung von 4 — 5 Zoll parallel mit dem Reibzeuge eiſerne Draͤthe als Zuleiter angebracht, und um hoͤlzerne mit Loͤchern durchbohrte Kugeln gewunden. Das Reibzeug mit den Zuleitern haͤngt in horizontaler Stellung an hanfenen in Wachs gekochten Schnuͤren von einem Balken des Zimmers herab, und wird durch aͤhnliche an den Fußboden befeſtigte Schnuͤre feſt geſpannt. Die hanfenen Schnuͤre gehen bis in die Loͤcher der Kugeln der Zuleiter, wo ſie an ſeidne Schnuͤre geknuͤpft ſind, die das Reibzeug halten. Das Wollenzeug iſt zwiſchen den beyden Theilen des Reibers durchgezogen, und haͤngt an Schnuͤren, die oben und unten uͤber Rollen gefuͤhrt ſind, und ſo eine Art von Schnur ohne Ende bilden, durch deren Bewegung man die Rollen drehen, und dadurch das Wollenzeug durch den Reiber hindurch auf- und abſchieben kann.</p> <p>Bringt man nun die beyden Platten des Reibzeugs vermittelſt der Schrauben gehoͤrig an einander, ſetzt die Zuleiter durch eine angehangene Kette mit der Erde in Verbindung, und zieht mit der Schnur den Tamis auf und nieder, ſo kann man aus dem Reibzeuge unmittelbar 3 Zoll lange Funken ziehen, die ſehr ſchnell auf einander folgen. Noch laͤnger werden die Funken, wenn man mit der einen Hand die<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [327/0339]
den unſtreitigen Vorzug der Simplicitaͤt, der bey den phyſikaliſchen Werkzeugen keiner der geringſten iſt.
Zum Beſchluß dieſes Zuſatzes will ich noch die fehr wohlkeile und dennoch nicht unwirkſame Elektriſirmaſchine anfuͤhren, welche Herr Mundt in Halle (in Grens Journal der Phyſik, VII. B. S. 319 u. f.) nach dem Muſter der kleinen Ingenhoußiſchen (ſ. Woͤrterb. Th. I. S. 804.) angegeben hat. Der elektriſche Koͤrper iſt ſchwarzer Tamis, oder ein anderes glattes Wollenzeug 5 Fuß lang, deſſen Enden an 1/2 Zoll dicken Staͤben befeſtiget ſind. Das Reibzeug beſteht aus 2 Bretern, 3 Zoll breit, 1/2 Zoll dick und 3 Fuß lang, uͤberall glatt abgerundet, auf beyden Seiten mit Stanniol und auf den innern Seiten mit ſchwarzem Katzenbalge uͤberzogen. Sie koͤnnen durch Schrauben von trocknem Holze und mit Wachs polirt, ſo nahe als noͤthig, zuſammengebracht werden. Ober- und unterhalb dieſes Reibzeugs ſind in einer Entfernung von 4 — 5 Zoll parallel mit dem Reibzeuge eiſerne Draͤthe als Zuleiter angebracht, und um hoͤlzerne mit Loͤchern durchbohrte Kugeln gewunden. Das Reibzeug mit den Zuleitern haͤngt in horizontaler Stellung an hanfenen in Wachs gekochten Schnuͤren von einem Balken des Zimmers herab, und wird durch aͤhnliche an den Fußboden befeſtigte Schnuͤre feſt geſpannt. Die hanfenen Schnuͤre gehen bis in die Loͤcher der Kugeln der Zuleiter, wo ſie an ſeidne Schnuͤre geknuͤpft ſind, die das Reibzeug halten. Das Wollenzeug iſt zwiſchen den beyden Theilen des Reibers durchgezogen, und haͤngt an Schnuͤren, die oben und unten uͤber Rollen gefuͤhrt ſind, und ſo eine Art von Schnur ohne Ende bilden, durch deren Bewegung man die Rollen drehen, und dadurch das Wollenzeug durch den Reiber hindurch auf- und abſchieben kann.
Bringt man nun die beyden Platten des Reibzeugs vermittelſt der Schrauben gehoͤrig an einander, ſetzt die Zuleiter durch eine angehangene Kette mit der Erde in Verbindung, und zieht mit der Schnur den Tamis auf und nieder, ſo kann man aus dem Reibzeuge unmittelbar 3 Zoll lange Funken ziehen, die ſehr ſchnell auf einander folgen. Noch laͤnger werden die Funken, wenn man mit der einen Hand die
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