das Glas nicht berühren darf. Hierauf läßt man kleine Portionen von der Luft, die man prüfen will, und die man vorläufig in einer sorgfältig graduirten Glocke gemessen hat, auftreten. Das Verbrennen dauert bis gegen das Ende der Operation, vorausgesetzt, daß Phosphor genug vorhanden ist; aber zu mehrerer Genauigkeit erhitzt man noch den Rückstand, und bringt die übrigbleibende Luft nach dem Erkalten in eine kleine graduirte Glocke zur Messung. Der Unterschied des Volumens vor und nach dem Versuche zeigt die Menge der Lebensluft an, die die versuchte Luft enthalten hatte.
Wenn die Temperatur der Atmosphäre 15--20 Grad nach Reaumur ist, so hat man nicht einmal nöthig, den Phosphor zu Anfange des Versuchs zu erhitzen; denn er entzündet sich von selbst, wenn ev mit der Lebensluft in Berühkung kömmt.
Hr. Gren wendete gegen diese Methode ein, da die vorhandene Lebensluft durch das Verbrennen des Phosphors nicht ganz vernichtet, sondern zum Theil in phlogistisirte Luft verwandelt werde, so gebe das Verfahren den Gehalt an Lebensluft zu klein, indem man dabey nur den verzehrten, nicht aber den in Stickluft verwandelten Theil in Rechnung bringe. Dieser Einwurf findet nicht mehr statt, seitdem die völlige Verzehrung der Lebensluft beym Verbrennen des Phosphors durch Hrn. Göttlings Versuche unwidersprechlich erwiesen ist.
Dagegen ließe sich aus Hrn. Göttlings neuern Versuchen, nach welchen der Phosphor auch im reinen Stickgas leuchtet, dasselbe verschluckt und damit zu Säure wird, ein anderer nicht unerheblicher Zweifel gegen diese Methode herleiten. Denn da auch hier die Verbrennung mit Licht begleitet ist, so könnte durch sie wohl außer der Lebensluft auch das Stickgas mit zersetzt, mithin der Gehalt an Lebensluft zu groß gefunden werden, indem man die Quantität des zersetzten Stickgas mit in denselben einrechnete. Nach Hrn. Göttlings Hypothese, nach welcher das Licht aus dem Stickgas kömmt, erhält dieser Zweifel noch mehr Gewicht; aber
das Glas nicht beruͤhren darf. Hierauf laͤßt man kleine Portionen von der Luft, die man pruͤfen will, und die man vorlaͤufig in einer ſorgfaͤltig graduirten Glocke gemeſſen hat, auftreten. Das Verbrennen dauert bis gegen das Ende der Operation, vorausgeſetzt, daß Phosphor genug vorhanden iſt; aber zu mehrerer Genauigkeit erhitzt man noch den Ruͤckſtand, und bringt die uͤbrigbleibende Luft nach dem Erkalten in eine kleine graduirte Glocke zur Meſſung. Der Unterſchied des Volumens vor und nach dem Verſuche zeigt die Menge der Lebensluft an, die die verſuchte Luft enthalten hatte.
Wenn die Temperatur der Atmoſphaͤre 15—20 Grad nach Reaumur iſt, ſo hat man nicht einmal noͤthig, den Phosphor zu Anfange des Verſuchs zu erhitzen; denn er entzuͤndet ſich von ſelbſt, wenn ev mit der Lebensluft in Beruͤhkung koͤmmt.
Hr. Gren wendete gegen dieſe Methode ein, da die vorhandene Lebensluft durch das Verbrennen des Phosphors nicht ganz vernichtet, ſondern zum Theil in phlogiſtiſirte Luft verwandelt werde, ſo gebe das Verfahren den Gehalt an Lebensluft zu klein, indem man dabey nur den verzehrten, nicht aber den in Stickluft verwandelten Theil in Rechnung bringe. Dieſer Einwurf findet nicht mehr ſtatt, ſeitdem die voͤllige Verzehrung der Lebensluft beym Verbrennen des Phosphors durch Hrn. Goͤttlings Verſuche unwiderſprechlich erwieſen iſt.
Dagegen ließe ſich aus Hrn. Goͤttlings neuern Verſuchen, nach welchen der Phosphor auch im reinen Stickgas leuchtet, daſſelbe verſchluckt und damit zu Saͤure wird, ein anderer nicht unerheblicher Zweifel gegen dieſe Methode herleiten. Denn da auch hier die Verbrennung mit Licht begleitet iſt, ſo koͤnnte durch ſie wohl außer der Lebensluft auch das Stickgas mit zerſetzt, mithin der Gehalt an Lebensluft zu groß gefunden werden, indem man die Quantitaͤt des zerſetzten Stickgas mit in denſelben einrechnete. Nach Hrn. Goͤttlings Hypotheſe, nach welcher das Licht aus dem Stickgas koͤmmt, erhaͤlt dieſer Zweifel noch mehr Gewicht; aber
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das Glas nicht beruͤhren darf. Hierauf laͤßt man kleine Portionen von der Luft, die man pruͤfen will, und die man vorlaͤufig in einer ſorgfaͤltig graduirten Glocke gemeſſen hat, auftreten. Das Verbrennen dauert bis gegen das Ende der Operation, vorausgeſetzt, daß Phosphor genug vorhanden iſt; aber zu mehrerer Genauigkeit erhitzt man noch den Ruͤckſtand, und bringt die uͤbrigbleibende Luft nach dem Erkalten in eine kleine graduirte Glocke zur Meſſung. Der Unterſchied des Volumens vor und nach dem Verſuche zeigt die Menge der Lebensluft an, die die verſuchte Luft enthalten hatte.</p><p>Wenn die Temperatur der Atmoſphaͤre 15—20 Grad nach Reaumur iſt, ſo hat man nicht einmal noͤthig, den Phosphor zu Anfange des Verſuchs zu erhitzen; denn er entzuͤndet ſich von ſelbſt, wenn ev mit der Lebensluft in Beruͤhkung koͤmmt.</p><p>Hr. <hirendition="#b">Gren</hi> wendete gegen dieſe Methode ein, da die vorhandene Lebensluft durch das Verbrennen des Phosphors nicht ganz vernichtet, ſondern zum Theil in phlogiſtiſirte Luft verwandelt werde, ſo gebe das Verfahren den Gehalt an Lebensluft zu klein, indem man dabey nur den verzehrten, nicht aber den in Stickluft verwandelten Theil in Rechnung bringe. Dieſer Einwurf findet nicht mehr ſtatt, ſeitdem die voͤllige Verzehrung der Lebensluft beym Verbrennen des Phosphors durch Hrn. <hirendition="#b">Goͤttlings</hi> Verſuche unwiderſprechlich erwieſen iſt.</p><p>Dagegen ließe ſich aus Hrn. <hirendition="#b">Goͤttlings</hi> neuern Verſuchen, nach welchen der Phosphor auch im reinen Stickgas leuchtet, daſſelbe verſchluckt und damit zu Saͤure wird, ein anderer nicht unerheblicher Zweifel gegen dieſe Methode herleiten. Denn da auch hier die Verbrennung mit Licht begleitet iſt, ſo koͤnnte durch ſie wohl außer der Lebensluft auch das Stickgas mit zerſetzt, mithin der Gehalt an Lebensluft zu groß gefunden werden, indem man die Quantitaͤt des zerſetzten Stickgas mit in denſelben einrechnete. Nach Hrn. Goͤttlings Hypotheſe, nach welcher das Licht aus dem Stickgas koͤmmt, erhaͤlt dieſer Zweifel noch mehr Gewicht; aber<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
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das Glas nicht beruͤhren darf. Hierauf laͤßt man kleine Portionen von der Luft, die man pruͤfen will, und die man vorlaͤufig in einer ſorgfaͤltig graduirten Glocke gemeſſen hat, auftreten. Das Verbrennen dauert bis gegen das Ende der Operation, vorausgeſetzt, daß Phosphor genug vorhanden iſt; aber zu mehrerer Genauigkeit erhitzt man noch den Ruͤckſtand, und bringt die uͤbrigbleibende Luft nach dem Erkalten in eine kleine graduirte Glocke zur Meſſung. Der Unterſchied des Volumens vor und nach dem Verſuche zeigt die Menge der Lebensluft an, die die verſuchte Luft enthalten hatte.
Wenn die Temperatur der Atmoſphaͤre 15—20 Grad nach Reaumur iſt, ſo hat man nicht einmal noͤthig, den Phosphor zu Anfange des Verſuchs zu erhitzen; denn er entzuͤndet ſich von ſelbſt, wenn ev mit der Lebensluft in Beruͤhkung koͤmmt.
Hr. Gren wendete gegen dieſe Methode ein, da die vorhandene Lebensluft durch das Verbrennen des Phosphors nicht ganz vernichtet, ſondern zum Theil in phlogiſtiſirte Luft verwandelt werde, ſo gebe das Verfahren den Gehalt an Lebensluft zu klein, indem man dabey nur den verzehrten, nicht aber den in Stickluft verwandelten Theil in Rechnung bringe. Dieſer Einwurf findet nicht mehr ſtatt, ſeitdem die voͤllige Verzehrung der Lebensluft beym Verbrennen des Phosphors durch Hrn. Goͤttlings Verſuche unwiderſprechlich erwieſen iſt.
Dagegen ließe ſich aus Hrn. Goͤttlings neuern Verſuchen, nach welchen der Phosphor auch im reinen Stickgas leuchtet, daſſelbe verſchluckt und damit zu Saͤure wird, ein anderer nicht unerheblicher Zweifel gegen dieſe Methode herleiten. Denn da auch hier die Verbrennung mit Licht begleitet iſt, ſo koͤnnte durch ſie wohl außer der Lebensluft auch das Stickgas mit zerſetzt, mithin der Gehalt an Lebensluft zu groß gefunden werden, indem man die Quantitaͤt des zerſetzten Stickgas mit in denſelben einrechnete. Nach Hrn. Goͤttlings Hypotheſe, nach welcher das Licht aus dem Stickgas koͤmmt, erhaͤlt dieſer Zweifel noch mehr Gewicht; aber
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/388>, abgerufen am 21.11.2024.
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