Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite


welche manchen unerwarteten Aufschluß geben, und uns vielleicht in mehreren Untersuchungen der Wahrheit näher bringen können.

De Luc's Theorie der ausdehnbaren Flüßigkeiten.

Herr de Luc (Neue Ideen über die Meteorologie; aus d. Frz. Berlin u. Stettin, 1787. gr. 8. Einl. S. 6.) ward bey seinen Untersuchungen über die elastischen Flüßigkeiten vorzüglich durch ein System geleitet, welches Herr le Sage in Genf über die vornehmsten mechanischen Ursachen (agens mechaniques) der physischen Phänomene entworfen hatte. Das ausführlichere Werk, das man hierüber von Herrn le Sage erwartet, ist noch nicht erschienen; man kan aber eine vorläufige Kenntniß seiner Theorie aus andern Schriften theils von ihm selbst (Lucrece Newtonien par M. le Sage, in Nouv. mem. de l'Acad. de Berlin, annee 1782. a Berlin, 1784. p. 404. auch der schon 1758 zu Rouen gekrönten Preisschrift: Essai de chymie mecanique. 4.), theils von seinen Schülern (Preuost de l'origine des forces magnetiques. a Geneve, 1788. P. I. ch. 2. Lhuilier Exposition elementaire des principes des calculs superieurs. a Berlin, 1786. 4. p. 187.) erhalten.

Ausdehnbare Flüßigkeiten nennt Herr de Luc eben diejenigen, welche gewöhnlich elastische heißen. Er betrachtet sie als zusammengesetzt aus discreten Theilen, welche fähig sind, sich in jeden freyen Raum auszudehnen, wenn sie nicht einer andern Ursache, als ihrer Ausdehnbarkeit, gehorchen.

Die Ausdehnbarkeit entspringt von der Bewegung ihrer Theilchen, und der Druck, welchen sie ausüben, von dem Stoße derselben, entweder gegen die Theilchen anderer Körper, oder unter einander selbst. Zuweilen verlieren sie durch diese Stöße entweder alle ihre Bewegung (die sich aber immer wieder erneuert), oder doch mehr oder weniger von ihrer Geschwindigkeit. Diese Stöße haben daher desto mehr Wirksamkeit, je größern Raum die Theilchen seit ihren letzten Stößen zurückgelegt haben.


welche manchen unerwarteten Aufſchluß geben, und uns vielleicht in mehreren Unterſuchungen der Wahrheit naͤher bringen koͤnnen.

De Luc's Theorie der ausdehnbaren Fluͤßigkeiten.

Herr de Luc (Neue Ideen uͤber die Meteorologie; aus d. Frz. Berlin u. Stettin, 1787. gr. 8. Einl. S. 6.) ward bey ſeinen Unterſuchungen uͤber die elaſtiſchen Fluͤßigkeiten vorzuͤglich durch ein Syſtem geleitet, welches Herr le Sage in Genf uͤber die vornehmſten mechaniſchen Urſachen (agens mechaniques) der phyſiſchen Phaͤnomene entworfen hatte. Das ausfuͤhrlichere Werk, das man hieruͤber von Herrn le Sage erwartet, iſt noch nicht erſchienen; man kan aber eine vorlaͤufige Kenntniß ſeiner Theorie aus andern Schriften theils von ihm ſelbſt (Lucrece Newtonien par M. le Sage, in Nouv. mem. de l'Acad. de Berlin, année 1782. à Berlin, 1784. p. 404. auch der ſchon 1758 zu Rouen gekroͤnten Preisſchrift: Eſſai de chymie mecanique. 4.), theils von ſeinen Schuͤlern (Preuoſt de l'origine des forces magnétiques. à Geneve, 1788. P. I. ch. 2. Lhuilier Expoſition élementaire des principes des calculs ſuperieurs. à Berlin, 1786. 4. p. 187.) erhalten.

Ausdehnbare Fluͤßigkeiten nennt Herr de Luc eben diejenigen, welche gewoͤhnlich elaſtiſche heißen. Er betrachtet ſie als zuſammengeſetzt aus discreten Theilen, welche faͤhig ſind, ſich in jeden freyen Raum auszudehnen, wenn ſie nicht einer andern Urſache, als ihrer Ausdehnbarkeit, gehorchen.

Die Ausdehnbarkeit entſpringt von der Bewegung ihrer Theilchen, und der Druck, welchen ſie ausuͤben, von dem Stoße derſelben, entweder gegen die Theilchen anderer Koͤrper, oder unter einander ſelbſt. Zuweilen verlieren ſie durch dieſe Stoͤße entweder alle ihre Bewegung (die ſich aber immer wieder erneuert), oder doch mehr oder weniger von ihrer Geſchwindigkeit. Dieſe Stoͤße haben daher deſto mehr Wirkſamkeit, je groͤßern Raum die Theilchen ſeit ihren letzten Stoͤßen zuruͤckgelegt haben.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="2">
              <p><pb facs="#f0393" xml:id="P.5.381" n="381"/><lb/>
welche manchen unerwarteten Auf&#x017F;chluß geben, und uns vielleicht in mehreren Unter&#x017F;uchungen der Wahrheit na&#x0364;her bringen ko&#x0364;nnen.</p>
              <p> <hi rendition="#b">De Luc's Theorie der ausdehnbaren Flu&#x0364;ßigkeiten.</hi> </p>
              <p>Herr <hi rendition="#b">de Luc</hi> (Neue Ideen u&#x0364;ber die Meteorologie; aus d. Frz. Berlin u. Stettin, 1787. gr. 8. Einl. S. 6.) ward bey &#x017F;einen Unter&#x017F;uchungen u&#x0364;ber die ela&#x017F;ti&#x017F;chen Flu&#x0364;ßigkeiten vorzu&#x0364;glich durch ein Sy&#x017F;tem geleitet, welches Herr <hi rendition="#b">le Sage</hi> in Genf u&#x0364;ber die vornehm&#x017F;ten mechani&#x017F;chen Ur&#x017F;achen <hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">agens mechaniques)</hi></hi> der phy&#x017F;i&#x017F;chen Pha&#x0364;nomene entworfen hatte. Das ausfu&#x0364;hrlichere Werk, das man hieru&#x0364;ber von Herrn <hi rendition="#b">le Sage</hi> erwartet, i&#x017F;t noch nicht er&#x017F;chienen; man kan aber eine vorla&#x0364;ufige Kenntniß &#x017F;einer Theorie aus andern Schriften theils von ihm &#x017F;elb&#x017F;t <hi rendition="#aq">(Lucrece Newtonien par M. <hi rendition="#i">le Sage,</hi> in Nouv. mem. de l'Acad. de Berlin, année 1782. à Berlin, 1784. p. 404.</hi> auch der &#x017F;chon 1758 zu Rouen gekro&#x0364;nten Preis&#x017F;chrift: <hi rendition="#aq">E&#x017F;&#x017F;ai de chymie mecanique. 4.),</hi> theils von &#x017F;einen Schu&#x0364;lern <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">(Preuo&#x017F;t</hi> de l'origine des forces magnétiques. à Geneve, 1788. P. I. ch. 2. <hi rendition="#i">Lhuilier</hi> Expo&#x017F;ition élementaire des principes des calculs &#x017F;uperieurs. à Berlin, 1786. 4. p. 187.)</hi> erhalten.</p>
              <p><hi rendition="#b">Ausdehnbare Flu&#x0364;ßigkeiten</hi> nennt Herr <hi rendition="#b">de Luc</hi> eben diejenigen, welche gewo&#x0364;hnlich <hi rendition="#b">ela&#x017F;ti&#x017F;che</hi> heißen. Er betrachtet &#x017F;ie als zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzt aus discreten Theilen, welche fa&#x0364;hig &#x017F;ind, &#x017F;ich in jeden freyen Raum auszudehnen, wenn &#x017F;ie nicht einer andern Ur&#x017F;ache, als ihrer Ausdehnbarkeit, gehorchen.</p>
              <p>Die <hi rendition="#b">Ausdehnbarkeit</hi> ent&#x017F;pringt von der Bewegung ihrer Theilchen, und der Druck, welchen &#x017F;ie ausu&#x0364;ben, von dem Stoße der&#x017F;elben, entweder gegen die Theilchen anderer Ko&#x0364;rper, oder unter einander &#x017F;elb&#x017F;t. Zuweilen verlieren &#x017F;ie durch die&#x017F;e Sto&#x0364;ße entweder alle ihre Bewegung (die &#x017F;ich aber immer wieder erneuert), oder doch mehr oder weniger von ihrer Ge&#x017F;chwindigkeit. Die&#x017F;e Sto&#x0364;ße haben daher de&#x017F;to mehr Wirk&#x017F;amkeit, je gro&#x0364;ßern Raum die Theilchen &#x017F;eit ihren letzten Sto&#x0364;ßen zuru&#x0364;ckgelegt haben.<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[381/0393] welche manchen unerwarteten Aufſchluß geben, und uns vielleicht in mehreren Unterſuchungen der Wahrheit naͤher bringen koͤnnen. De Luc's Theorie der ausdehnbaren Fluͤßigkeiten. Herr de Luc (Neue Ideen uͤber die Meteorologie; aus d. Frz. Berlin u. Stettin, 1787. gr. 8. Einl. S. 6.) ward bey ſeinen Unterſuchungen uͤber die elaſtiſchen Fluͤßigkeiten vorzuͤglich durch ein Syſtem geleitet, welches Herr le Sage in Genf uͤber die vornehmſten mechaniſchen Urſachen (agens mechaniques) der phyſiſchen Phaͤnomene entworfen hatte. Das ausfuͤhrlichere Werk, das man hieruͤber von Herrn le Sage erwartet, iſt noch nicht erſchienen; man kan aber eine vorlaͤufige Kenntniß ſeiner Theorie aus andern Schriften theils von ihm ſelbſt (Lucrece Newtonien par M. le Sage, in Nouv. mem. de l'Acad. de Berlin, année 1782. à Berlin, 1784. p. 404. auch der ſchon 1758 zu Rouen gekroͤnten Preisſchrift: Eſſai de chymie mecanique. 4.), theils von ſeinen Schuͤlern (Preuoſt de l'origine des forces magnétiques. à Geneve, 1788. P. I. ch. 2. Lhuilier Expoſition élementaire des principes des calculs ſuperieurs. à Berlin, 1786. 4. p. 187.) erhalten. Ausdehnbare Fluͤßigkeiten nennt Herr de Luc eben diejenigen, welche gewoͤhnlich elaſtiſche heißen. Er betrachtet ſie als zuſammengeſetzt aus discreten Theilen, welche faͤhig ſind, ſich in jeden freyen Raum auszudehnen, wenn ſie nicht einer andern Urſache, als ihrer Ausdehnbarkeit, gehorchen. Die Ausdehnbarkeit entſpringt von der Bewegung ihrer Theilchen, und der Druck, welchen ſie ausuͤben, von dem Stoße derſelben, entweder gegen die Theilchen anderer Koͤrper, oder unter einander ſelbſt. Zuweilen verlieren ſie durch dieſe Stoͤße entweder alle ihre Bewegung (die ſich aber immer wieder erneuert), oder doch mehr oder weniger von ihrer Geſchwindigkeit. Dieſe Stoͤße haben daher deſto mehr Wirkſamkeit, je groͤßern Raum die Theilchen ſeit ihren letzten Stoͤßen zuruͤckgelegt haben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/393
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/393>, abgerufen am 21.11.2024.