Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.
Feuerkugel. Zusatz zu diesem Art. Th. II. S. 234--239. Herr D. Chladni (Ueber den Ursprung der von Pallas gefundenen, und anderer ihr ähnlichen, Eisenmassen. Leipzig, 1794. gr. 4.) hat zu der Geschichte und Theorie der Feuerkugeln einen schätzbaren Beytrag geliefert, und es in der That wahrscheinlich gemacht, daß diese Meteore aus einem dichtern und schwerern Stoffe bestehen, als man bisher geglaubt hat. Gedanken eines so scharfsinnigen Naturforschers verdienen ohne Zweifel eine umständlichere Anzeige. Aus sorgfältig gesammelten Beobachtungen von Feuerkugeln ergeben sich nach Herrn Chladni folgende Sätze. a) Ihre Bahn scheint parabolisch zu seyn; sie fallen unter beträchtlichen Winkeln gegen den Horizont, und es muß also außer der Anziehung der Erde noch eine andere Kraft auf sie gewirkt haben. b) Ihre Gestalt ist anfänglich einem hellen Sterne oder einer Sternschnuppe ähnlich; bey ihrer Annäherung vergrößert sich ihr scheinbarer Durchmesser bis zur Größe des Monds, oder noch mehr; sie ändern die Gestalt, und ziehen einen langen, vielleicht zum Theil nur scheinbaren, Schweif nach sich. c) Ihr Licht übertrift an Stärke das Mondlicht; einige vergleichen es mit weißglühendem oder geschmolzenem Eisen, andere mit brennendem Kampher. Das Licht ist aufwallend, und zeigt einen brennenden Zustand; meistens werfen sie Flammen, Rauch und Funken aus, bisweilen aus mehreren Oefnungen. d) Ihre beobachteten senkrechten Höhen sind immer sehr beträchtlich: die Berechnungen aus der Parallaxe geben sie von 9 bis 22 deutschen Meilen. e) Allen scheint das Zerspringen mit heftigem Getöse eigen zu seyn. Bey einigen will man schon bey ihrem Durchgange durch die Atmosphäre ein Zischen gehört haben. An der Stelle, wo sie zersprangen, hat man zuweilen noch nachher einen schwach leuchtenden Nebel bemerkt. f) Ihre Größe ist nach allen Beobachtungen sehr ansehnlich; man hat die wahren Durchmesser über 500 Toisen, mehrere englische
Feuerkugel. Zuſatz zu dieſem Art. Th. II. S. 234—239. Herr D. Chladni (Ueber den Urſprung der von Pallas gefundenen, und anderer ihr aͤhnlichen, Eiſenmaſſen. Leipzig, 1794. gr. 4.) hat zu der Geſchichte und Theorie der Feuerkugeln einen ſchaͤtzbaren Beytrag geliefert, und es in der That wahrſcheinlich gemacht, daß dieſe Meteore aus einem dichtern und ſchwerern Stoffe beſtehen, als man bisher geglaubt hat. Gedanken eines ſo ſcharfſinnigen Naturforſchers verdienen ohne Zweifel eine umſtaͤndlichere Anzeige. Aus ſorgfaͤltig geſammelten Beobachtungen von Feuerkugeln ergeben ſich nach Herrn Chladni folgende Saͤtze. a) Ihre Bahn ſcheint paraboliſch zu ſeyn; ſie fallen unter betraͤchtlichen Winkeln gegen den Horizont, und es muß alſo außer der Anziehung der Erde noch eine andere Kraft auf ſie gewirkt haben. b) Ihre Geſtalt iſt anfaͤnglich einem hellen Sterne oder einer Sternſchnuppe aͤhnlich; bey ihrer Annaͤherung vergroͤßert ſich ihr ſcheinbarer Durchmeſſer bis zur Groͤße des Monds, oder noch mehr; ſie aͤndern die Geſtalt, und ziehen einen langen, vielleicht zum Theil nur ſcheinbaren, Schweif nach ſich. c) Ihr Licht uͤbertrift an Staͤrke das Mondlicht; einige vergleichen es mit weißgluͤhendem oder geſchmolzenem Eiſen, andere mit brennendem Kampher. Das Licht iſt aufwallend, und zeigt einen brennenden Zuſtand; meiſtens werfen ſie Flammen, Rauch und Funken aus, bisweilen aus mehreren Oefnungen. d) Ihre beobachteten ſenkrechten Hoͤhen ſind immer ſehr betraͤchtlich: die Berechnungen aus der Parallaxe geben ſie von 9 bis 22 deutſchen Meilen. e) Allen ſcheint das Zerſpringen mit heftigem Getoͤſe eigen zu ſeyn. Bey einigen will man ſchon bey ihrem Durchgange durch die Atmoſphaͤre ein Ziſchen gehoͤrt haben. An der Stelle, wo ſie zerſprangen, hat man zuweilen noch nachher einen ſchwach leuchtenden Nebel bemerkt. f) Ihre Groͤße iſt nach allen Beobachtungen ſehr anſehnlich; man hat die wahren Durchmeſſer uͤber 500 Toiſen, mehrere engliſche <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0409" xml:id="P.5.397" n="397"/><lb/> Worten <hi rendition="#b">Phlogiſton, Verbrennung,</hi> und in den Zuſaͤtzen zu dieſen Artikeln die noͤthigen Nachrichten vorkommen.</p> </div> <div n="2"> <head>Feuerkugel.</head><lb/> <p> <hi rendition="#c">Zuſatz zu dieſem Art. Th. <hi rendition="#aq">II.</hi> S. 234—239.</hi> </p> <p>Herr <hi rendition="#b">D. Chladni</hi> (Ueber den Urſprung der von Pallas gefundenen, und anderer ihr aͤhnlichen, Eiſenmaſſen. Leipzig, 1794. gr. 4.) hat zu der Geſchichte und Theorie der Feuerkugeln einen ſchaͤtzbaren Beytrag geliefert, und es in der That wahrſcheinlich gemacht, daß dieſe Meteore aus einem dichtern und ſchwerern Stoffe beſtehen, als man bisher geglaubt hat. Gedanken eines ſo ſcharfſinnigen Naturforſchers verdienen ohne Zweifel eine umſtaͤndlichere Anzeige.</p> <p>Aus ſorgfaͤltig geſammelten Beobachtungen von Feuerkugeln ergeben ſich nach Herrn <hi rendition="#b">Chladni</hi> folgende Saͤtze. <hi rendition="#aq">a)</hi> Ihre Bahn ſcheint paraboliſch zu ſeyn; ſie fallen unter betraͤchtlichen Winkeln gegen den Horizont, und es muß alſo außer der Anziehung der Erde noch eine andere Kraft auf ſie gewirkt haben. <hi rendition="#aq">b)</hi> Ihre Geſtalt iſt anfaͤnglich einem hellen Sterne oder einer Sternſchnuppe aͤhnlich; bey ihrer Annaͤherung vergroͤßert ſich ihr ſcheinbarer Durchmeſſer bis zur Groͤße des Monds, oder noch mehr; ſie aͤndern die Geſtalt, und ziehen einen langen, vielleicht zum Theil nur ſcheinbaren, Schweif nach ſich. <hi rendition="#aq">c)</hi> Ihr Licht uͤbertrift an Staͤrke das Mondlicht; einige vergleichen es mit weißgluͤhendem oder geſchmolzenem Eiſen, andere mit brennendem Kampher. Das Licht iſt aufwallend, und zeigt einen brennenden Zuſtand; meiſtens werfen ſie Flammen, Rauch und Funken aus, bisweilen aus mehreren Oefnungen. <hi rendition="#aq">d)</hi> Ihre beobachteten ſenkrechten Hoͤhen ſind immer ſehr betraͤchtlich: die Berechnungen aus der Parallaxe geben ſie von 9 bis 22 deutſchen Meilen. <hi rendition="#aq">e)</hi> Allen ſcheint das Zerſpringen mit heftigem Getoͤſe eigen zu ſeyn. Bey einigen will man ſchon bey ihrem Durchgange durch die Atmoſphaͤre ein Ziſchen gehoͤrt haben. An der Stelle, wo ſie zerſprangen, hat man zuweilen noch nachher einen ſchwach leuchtenden Nebel bemerkt. <hi rendition="#aq">f)</hi> Ihre Groͤße iſt nach allen Beobachtungen ſehr anſehnlich; man hat die wahren Durchmeſſer uͤber 500 Toiſen, mehrere engliſche<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [397/0409]
Worten Phlogiſton, Verbrennung, und in den Zuſaͤtzen zu dieſen Artikeln die noͤthigen Nachrichten vorkommen.
Feuerkugel.
Zuſatz zu dieſem Art. Th. II. S. 234—239.
Herr D. Chladni (Ueber den Urſprung der von Pallas gefundenen, und anderer ihr aͤhnlichen, Eiſenmaſſen. Leipzig, 1794. gr. 4.) hat zu der Geſchichte und Theorie der Feuerkugeln einen ſchaͤtzbaren Beytrag geliefert, und es in der That wahrſcheinlich gemacht, daß dieſe Meteore aus einem dichtern und ſchwerern Stoffe beſtehen, als man bisher geglaubt hat. Gedanken eines ſo ſcharfſinnigen Naturforſchers verdienen ohne Zweifel eine umſtaͤndlichere Anzeige.
Aus ſorgfaͤltig geſammelten Beobachtungen von Feuerkugeln ergeben ſich nach Herrn Chladni folgende Saͤtze. a) Ihre Bahn ſcheint paraboliſch zu ſeyn; ſie fallen unter betraͤchtlichen Winkeln gegen den Horizont, und es muß alſo außer der Anziehung der Erde noch eine andere Kraft auf ſie gewirkt haben. b) Ihre Geſtalt iſt anfaͤnglich einem hellen Sterne oder einer Sternſchnuppe aͤhnlich; bey ihrer Annaͤherung vergroͤßert ſich ihr ſcheinbarer Durchmeſſer bis zur Groͤße des Monds, oder noch mehr; ſie aͤndern die Geſtalt, und ziehen einen langen, vielleicht zum Theil nur ſcheinbaren, Schweif nach ſich. c) Ihr Licht uͤbertrift an Staͤrke das Mondlicht; einige vergleichen es mit weißgluͤhendem oder geſchmolzenem Eiſen, andere mit brennendem Kampher. Das Licht iſt aufwallend, und zeigt einen brennenden Zuſtand; meiſtens werfen ſie Flammen, Rauch und Funken aus, bisweilen aus mehreren Oefnungen. d) Ihre beobachteten ſenkrechten Hoͤhen ſind immer ſehr betraͤchtlich: die Berechnungen aus der Parallaxe geben ſie von 9 bis 22 deutſchen Meilen. e) Allen ſcheint das Zerſpringen mit heftigem Getoͤſe eigen zu ſeyn. Bey einigen will man ſchon bey ihrem Durchgange durch die Atmoſphaͤre ein Ziſchen gehoͤrt haben. An der Stelle, wo ſie zerſprangen, hat man zuweilen noch nachher einen ſchwach leuchtenden Nebel bemerkt. f) Ihre Groͤße iſt nach allen Beobachtungen ſehr anſehnlich; man hat die wahren Durchmeſſer uͤber 500 Toiſen, mehrere engliſche
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