Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.
Den Einwurf, daß wirkliches Brennen in der dünnen Luft so beträchtlicher Höhen nicht statt finde, sucht Hr. Chl. dadurch zu heben, daß man doch die Grenze nicht kenne, bis auf welche die Luft zu Unterhaltung des Feuers tauge, daß ihre Untauglichkeit durch schnelle Bewegung und Reibung ersetzt werden könne, und daß manche Stoffe, z. B. Schwefel, noch in sehr verdünnter Luft brennen. Die stärksten Gründe für seine Theorie nimmt Herr Chladni aus einigen in der That sehr merkwürdigen Beobachtungen, nach welchen eisenhaltige Massen unter donnerähnlichem Getöse von oben herab auf die Erde niedergefallen sind. Drey Beobachtungen dieser Art, welche Herr Stütz, Adjunkt am kaiserlichen Naturalienkabinet zu Wien (Ueber einige vorgeblich vom Himmel gefallene Steine, im 2ten Bande der Bergbaukunde. S. 398.) anführt, und wovon besonders die eine sehr glaubwürdig beurkundet ist, verdienen hier eine umständlichere Erwähnung. Hr. Stütz hat vom Freyherrn von Hompesch, Domherrn zu Eichstädt, ein Stück aschgrauen Sandstein, mit durchaus eingesprengten feinen Körnchen von gediegnem Eisen und gelbbraunem Eisenocker erhalten, welches auf der Oberfläche mit einer 2 Lin. dicken, hämmerbaren ganz schwefellosen Rinde von gediegnem Eisen bedeckt ist. Der Nachricht des Hrn. von Hompesch zufolge, will es ein Arbeiter an einer Ziegelhütte im Eichstädtischen zur Winterszeit, da die Erde über einen Schuh hoch mit Schnee bedeckt war, unmittelbar auf einen heftigen Donnerschlag aus der Luft haben herabfallen sehen. Als er hinlief, um es sogleich aus dem Schnee aufzuheben, fand er es so heiß, daß er es erst im Schnee mußte abkühlen lassen. Der Stein mochte 1/2 Schuh im Durchmesser gehabt haben, und war ganz mit der schwarzen Eisenrinde umgeben. Herr von Born (Index fossilium, To. I. p. 125.) beschreibt ein glänzendes retractorisches Eisenerz, in grünlichem Gestein eingemischt, mit schlackichter Oberfläche, welches
Den Einwurf, daß wirkliches Brennen in der duͤnnen Luft ſo betraͤchtlicher Hoͤhen nicht ſtatt finde, ſucht Hr. Chl. dadurch zu heben, daß man doch die Grenze nicht kenne, bis auf welche die Luft zu Unterhaltung des Feuers tauge, daß ihre Untauglichkeit durch ſchnelle Bewegung und Reibung erſetzt werden koͤnne, und daß manche Stoffe, z. B. Schwefel, noch in ſehr verduͤnnter Luft brennen. Die ſtaͤrkſten Gruͤnde fuͤr ſeine Theorie nimmt Herr Chladni aus einigen in der That ſehr merkwuͤrdigen Beobachtungen, nach welchen eiſenhaltige Maſſen unter donneraͤhnlichem Getoͤſe von oben herab auf die Erde niedergefallen ſind. Drey Beobachtungen dieſer Art, welche Herr Stuͤtz, Adjunkt am kaiſerlichen Naturalienkabinet zu Wien (Ueber einige vorgeblich vom Himmel gefallene Steine, im 2ten Bande der Bergbaukunde. S. 398.) anfuͤhrt, und wovon beſonders die eine ſehr glaubwuͤrdig beurkundet iſt, verdienen hier eine umſtaͤndlichere Erwaͤhnung. Hr. Stuͤtz hat vom Freyherrn von Hompeſch, Domherrn zu Eichſtaͤdt, ein Stuͤck aſchgrauen Sandſtein, mit durchaus eingeſprengten feinen Koͤrnchen von gediegnem Eiſen und gelbbraunem Eiſenocker erhalten, welches auf der Oberflaͤche mit einer 2 Lin. dicken, haͤmmerbaren ganz ſchwefelloſen Rinde von gediegnem Eiſen bedeckt iſt. Der Nachricht des Hrn. von Hompeſch zufolge, will es ein Arbeiter an einer Ziegelhuͤtte im Eichſtaͤdtiſchen zur Winterszeit, da die Erde uͤber einen Schuh hoch mit Schnee bedeckt war, unmittelbar auf einen heftigen Donnerſchlag aus der Luft haben herabfallen ſehen. Als er hinlief, um es ſogleich aus dem Schnee aufzuheben, fand er es ſo heiß, daß er es erſt im Schnee mußte abkuͤhlen laſſen. Der Stein mochte 1/2 Schuh im Durchmeſſer gehabt haben, und war ganz mit der ſchwarzen Eiſenrinde umgeben. Herr von Born (Index foſſilium, To. I. p. 125.) beſchreibt ein glaͤnzendes retractoriſches Eiſenerz, in gruͤnlichem Geſtein eingemiſcht, mit ſchlackichter Oberflaͤche, welches <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0413" xml:id="P.5.401" n="401"/><lb/> die geſchmolzene Maſſe zu ungeheurer Groͤße aufblaͤhen, bis ſie endlich bey noch ſtaͤrkerer Entwickelung ſolcher elaſtiſchen Fluͤßigkeiten zerſprengt wird.</p> <p>Den Einwurf, daß wirkliches Brennen in der duͤnnen Luft ſo betraͤchtlicher Hoͤhen nicht ſtatt finde, ſucht Hr. Chl. dadurch zu heben, daß man doch die Grenze nicht kenne, bis auf welche die Luft zu Unterhaltung des Feuers tauge, daß ihre Untauglichkeit durch ſchnelle Bewegung und Reibung erſetzt werden koͤnne, und daß manche Stoffe, z. B. Schwefel, noch in ſehr verduͤnnter Luft brennen.</p> <p>Die ſtaͤrkſten Gruͤnde fuͤr ſeine Theorie nimmt Herr <hi rendition="#b">Chladni</hi> aus einigen in der That ſehr merkwuͤrdigen Beobachtungen, nach welchen <hi rendition="#b">eiſenhaltige Maſſen</hi> unter donneraͤhnlichem Getoͤſe von oben herab auf die Erde niedergefallen ſind. Drey Beobachtungen dieſer Art, welche Herr <hi rendition="#b">Stuͤtz,</hi> Adjunkt am kaiſerlichen Naturalienkabinet zu Wien (Ueber einige vorgeblich vom Himmel gefallene Steine, im 2ten Bande der Bergbaukunde. S. 398.) anfuͤhrt, und wovon beſonders die eine ſehr glaubwuͤrdig beurkundet iſt, verdienen hier eine umſtaͤndlichere Erwaͤhnung.</p> <p>Hr. <hi rendition="#b">Stuͤtz</hi> hat vom Freyherrn <hi rendition="#b">von Hompeſch,</hi> Domherrn zu Eichſtaͤdt, ein Stuͤck aſchgrauen Sandſtein, mit durchaus eingeſprengten feinen Koͤrnchen von gediegnem Eiſen und gelbbraunem Eiſenocker erhalten, welches auf der Oberflaͤche mit einer 2 Lin. dicken, haͤmmerbaren ganz ſchwefelloſen Rinde von gediegnem Eiſen bedeckt iſt. Der Nachricht des Hrn. von Hompeſch zufolge, will es ein Arbeiter an einer Ziegelhuͤtte im Eichſtaͤdtiſchen zur Winterszeit, da die Erde uͤber einen Schuh hoch mit Schnee bedeckt war, unmittelbar auf einen heftigen Donnerſchlag aus der Luft haben herabfallen ſehen. Als er hinlief, um es ſogleich aus dem Schnee aufzuheben, fand er es ſo heiß, daß er es erſt im Schnee mußte abkuͤhlen laſſen. Der Stein mochte 1/2 Schuh im Durchmeſſer gehabt haben, und war ganz mit der ſchwarzen Eiſenrinde umgeben.</p> <p>Herr <hi rendition="#b">von Born</hi> <hi rendition="#aq">(Index foſſilium, To. I. p. 125.)</hi> beſchreibt ein glaͤnzendes retractoriſches Eiſenerz, in gruͤnlichem Geſtein eingemiſcht, mit ſchlackichter Oberflaͤche, welches<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [401/0413]
die geſchmolzene Maſſe zu ungeheurer Groͤße aufblaͤhen, bis ſie endlich bey noch ſtaͤrkerer Entwickelung ſolcher elaſtiſchen Fluͤßigkeiten zerſprengt wird.
Den Einwurf, daß wirkliches Brennen in der duͤnnen Luft ſo betraͤchtlicher Hoͤhen nicht ſtatt finde, ſucht Hr. Chl. dadurch zu heben, daß man doch die Grenze nicht kenne, bis auf welche die Luft zu Unterhaltung des Feuers tauge, daß ihre Untauglichkeit durch ſchnelle Bewegung und Reibung erſetzt werden koͤnne, und daß manche Stoffe, z. B. Schwefel, noch in ſehr verduͤnnter Luft brennen.
Die ſtaͤrkſten Gruͤnde fuͤr ſeine Theorie nimmt Herr Chladni aus einigen in der That ſehr merkwuͤrdigen Beobachtungen, nach welchen eiſenhaltige Maſſen unter donneraͤhnlichem Getoͤſe von oben herab auf die Erde niedergefallen ſind. Drey Beobachtungen dieſer Art, welche Herr Stuͤtz, Adjunkt am kaiſerlichen Naturalienkabinet zu Wien (Ueber einige vorgeblich vom Himmel gefallene Steine, im 2ten Bande der Bergbaukunde. S. 398.) anfuͤhrt, und wovon beſonders die eine ſehr glaubwuͤrdig beurkundet iſt, verdienen hier eine umſtaͤndlichere Erwaͤhnung.
Hr. Stuͤtz hat vom Freyherrn von Hompeſch, Domherrn zu Eichſtaͤdt, ein Stuͤck aſchgrauen Sandſtein, mit durchaus eingeſprengten feinen Koͤrnchen von gediegnem Eiſen und gelbbraunem Eiſenocker erhalten, welches auf der Oberflaͤche mit einer 2 Lin. dicken, haͤmmerbaren ganz ſchwefelloſen Rinde von gediegnem Eiſen bedeckt iſt. Der Nachricht des Hrn. von Hompeſch zufolge, will es ein Arbeiter an einer Ziegelhuͤtte im Eichſtaͤdtiſchen zur Winterszeit, da die Erde uͤber einen Schuh hoch mit Schnee bedeckt war, unmittelbar auf einen heftigen Donnerſchlag aus der Luft haben herabfallen ſehen. Als er hinlief, um es ſogleich aus dem Schnee aufzuheben, fand er es ſo heiß, daß er es erſt im Schnee mußte abkuͤhlen laſſen. Der Stein mochte 1/2 Schuh im Durchmeſſer gehabt haben, und war ganz mit der ſchwarzen Eiſenrinde umgeben.
Herr von Born (Index foſſilium, To. I. p. 125.) beſchreibt ein glaͤnzendes retractoriſches Eiſenerz, in gruͤnlichem Geſtein eingemiſcht, mit ſchlackichter Oberflaͤche, welches
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