Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.
Nach Hrn. Gren (Grundr. der Naturl. 1793. §. 840.) besteht die Basis des brennbaren Gas aus Wasser, Phlogiston und etwas von der zu ihrer Bereitung angewendeten Säure, welches bey dem schweren brennbaren Gas die Luftsäure ist -- eine Meinung, die auch Senebier (s. Wörterbuch, Th. II. S. 371.) schon geäußert hatte. In dem 1794 erschienenen Handbuche der Chemie aber läßt Hr. Gren (§. 285.) die Basis der brennbaren Luft aus Hydrogen und Lichtbasis (Brennstoff) bestehen, wiewohl er ausdrücklich erinnert, daß er die vorige Meinung noch nicht für widerlegt halte. Gas, dephlogistisirtes. Zusatz zu diesem Art. Th. II. S. 371. u. f. In der Nomenclatur des antiphlogistischen Systems hat diese Luftart die Namen Gaz oxygene, Gas oxygenium, Sauerstoffgas (Girtanner), säurezeugendes Gas (Hermbstädt), Sauerluft bekommen. Unter den alten Namen sind Lebensluft und reine, einathembare Luft die schicklichsten, weil sie keine Hypothese ausdrücken; auch ist die Benennung dephlogistisirte Luft noch sehr gewöhnlich. Bey den S. 373. u. f. angeführten Methoden, Lebensluft zu entbinden und aufzusammeln, ist noch folgendes zu bemerken. Am reinsten erhält man die Lebensluft, wenn man die beyden Arten von rothem Quecksilberniederschlag (s. Quecksilber, Th. III. S. 597. 598.) ohne Zusatz von brennlichen Stoffen bey starkem Feuer reducirt. Ferner erhält man Lebensluft aus den Dämpfen der Salpetersäure, wenn man sie durch ein glühendes irdenes Pfeifenrohr gehen läßt; ingleichen nach Fontana aus der Alaun- und Bittererde, wenn man sie vorher durch die Hitze von ihrer Luftsäure befreyt hat. Auch entwickelt sich diese Luftart aus den frischen Pflanzen am Tageslicht, sogar, nach Sir Benjamin Thompsons (jetzt Grafen von Rumford) Versuchen, beym Lichte brennender Kerzen, welches jedoch Hr. Ingenhouß läugnet.
Nach Hrn. Gren (Grundr. der Naturl. 1793. §. 840.) beſteht die Baſis des brennbaren Gas aus Waſſer, Phlogiſton und etwas von der zu ihrer Bereitung angewendeten Saͤure, welches bey dem ſchweren brennbaren Gas die Luftſaͤure iſt — eine Meinung, die auch Senebier (ſ. Woͤrterbuch, Th. II. S. 371.) ſchon geaͤußert hatte. In dem 1794 erſchienenen Handbuche der Chemie aber laͤßt Hr. Gren (§. 285.) die Baſis der brennbaren Luft aus Hydrogen und Lichtbaſis (Brennſtoff) beſtehen, wiewohl er ausdruͤcklich erinnert, daß er die vorige Meinung noch nicht fuͤr widerlegt halte. Gas, dephlogiſtiſirtes. Zuſatz zu dieſem Art. Th. II. S. 371. u. f. In der Nomenclatur des antiphlogiſtiſchen Syſtems hat dieſe Luftart die Namen Gaz oxygène, Gas oxygenium, Sauerſtoffgas (Girtanner), ſaͤurezeugendes Gas (Hermbſtaͤdt), Sauerluft bekommen. Unter den alten Namen ſind Lebensluft und reine, einathembare Luft die ſchicklichſten, weil ſie keine Hypotheſe ausdruͤcken; auch iſt die Benennung dephlogiſtiſirte Luft noch ſehr gewoͤhnlich. Bey den S. 373. u. f. angefuͤhrten Methoden, Lebensluft zu entbinden und aufzuſammeln, iſt noch folgendes zu bemerken. Am reinſten erhaͤlt man die Lebensluft, wenn man die beyden Arten von rothem Queckſilberniederſchlag (ſ. Queckſilber, Th. III. S. 597. 598.) ohne Zuſatz von brennlichen Stoffen bey ſtarkem Feuer reducirt. Ferner erhaͤlt man Lebensluft aus den Daͤmpfen der Salpeterſaͤure, wenn man ſie durch ein gluͤhendes irdenes Pfeifenrohr gehen laͤßt; ingleichen nach Fontana aus der Alaun- und Bittererde, wenn man ſie vorher durch die Hitze von ihrer Luftſaͤure befreyt hat. Auch entwickelt ſich dieſe Luftart aus den friſchen Pflanzen am Tageslicht, ſogar, nach Sir Benjamin Thompſons (jetzt Grafen von Rumford) Verſuchen, beym Lichte brennender Kerzen, welches jedoch Hr. Ingenhouß laͤugnet. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0444" xml:id="P.5.432" n="432"/><lb/> und der Duplik der franzoͤſ. Chemiker; aus d. Frz. u. Engl. v. <hi rendition="#b">D. Friedr. Wolff.</hi> Berlin, 1791. 8.).</p> <p>Nach Hrn. <hi rendition="#b">Gren</hi> (Grundr. der Naturl. 1793. §. 840.) beſteht die Baſis des brennbaren Gas aus Waſſer, Phlogiſton und etwas von der zu ihrer Bereitung angewendeten Saͤure, welches bey dem ſchweren brennbaren Gas die Luftſaͤure iſt — eine Meinung, die auch <hi rendition="#b">Senebier</hi> (ſ. Woͤrterbuch, Th. <hi rendition="#aq">II.</hi> S. 371.) ſchon geaͤußert hatte. In dem 1794 erſchienenen Handbuche der Chemie aber laͤßt Hr. <hi rendition="#b">Gren</hi> (§. 285.) die Baſis der brennbaren Luft aus Hydrogen und Lichtbaſis (Brennſtoff) beſtehen, wiewohl er ausdruͤcklich erinnert, daß er die vorige Meinung noch nicht fuͤr widerlegt halte.</p> </div> <div n="2"> <head>Gas, dephlogiſtiſirtes.</head><lb/> <p> <hi rendition="#c">Zuſatz zu dieſem Art. Th. <hi rendition="#aq">II.</hi> S. 371. u. f.</hi> </p> <p>In der Nomenclatur des antiphlogiſtiſchen Syſtems hat dieſe Luftart die Namen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Gaz oxygène,</hi> Gas oxygenium,</hi> <hi rendition="#b">Sauerſtoffgas</hi> (Girtanner), <hi rendition="#b">ſaͤurezeugendes Gas</hi> (Hermbſtaͤdt), <hi rendition="#b">Sauerluft</hi> bekommen. Unter den alten Namen ſind <hi rendition="#b">Lebensluft</hi> und <hi rendition="#b">reine, einathembare Luft</hi> die ſchicklichſten, weil ſie keine Hypotheſe ausdruͤcken; auch iſt die Benennung <hi rendition="#b">dephlogiſtiſirte Luft</hi> noch ſehr gewoͤhnlich.</p> <p>Bey den S. 373. u. f. angefuͤhrten Methoden, Lebensluft zu entbinden und aufzuſammeln, iſt noch folgendes zu bemerken. Am reinſten erhaͤlt man die Lebensluft, wenn man die beyden Arten von rothem Queckſilberniederſchlag (ſ. <hi rendition="#b">Queckſilber,</hi> Th. <hi rendition="#aq">III.</hi> S. 597. 598.) ohne Zuſatz von brennlichen Stoffen bey ſtarkem Feuer reducirt. Ferner erhaͤlt man Lebensluft aus den Daͤmpfen der Salpeterſaͤure, wenn man ſie durch ein gluͤhendes irdenes Pfeifenrohr gehen laͤßt; ingleichen nach <hi rendition="#b">Fontana</hi> aus der Alaun- und Bittererde, wenn man ſie vorher durch die Hitze von ihrer Luftſaͤure befreyt hat. Auch entwickelt ſich dieſe Luftart aus den friſchen Pflanzen am Tageslicht, ſogar, nach Sir <hi rendition="#b">Benjamin Thompſons</hi> (jetzt Grafen von Rumford) Verſuchen, beym Lichte brennender Kerzen, welches jedoch Hr. <hi rendition="#b">Ingenhouß</hi> laͤugnet.<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [432/0444]
und der Duplik der franzoͤſ. Chemiker; aus d. Frz. u. Engl. v. D. Friedr. Wolff. Berlin, 1791. 8.).
Nach Hrn. Gren (Grundr. der Naturl. 1793. §. 840.) beſteht die Baſis des brennbaren Gas aus Waſſer, Phlogiſton und etwas von der zu ihrer Bereitung angewendeten Saͤure, welches bey dem ſchweren brennbaren Gas die Luftſaͤure iſt — eine Meinung, die auch Senebier (ſ. Woͤrterbuch, Th. II. S. 371.) ſchon geaͤußert hatte. In dem 1794 erſchienenen Handbuche der Chemie aber laͤßt Hr. Gren (§. 285.) die Baſis der brennbaren Luft aus Hydrogen und Lichtbaſis (Brennſtoff) beſtehen, wiewohl er ausdruͤcklich erinnert, daß er die vorige Meinung noch nicht fuͤr widerlegt halte.
Gas, dephlogiſtiſirtes.
Zuſatz zu dieſem Art. Th. II. S. 371. u. f.
In der Nomenclatur des antiphlogiſtiſchen Syſtems hat dieſe Luftart die Namen Gaz oxygène, Gas oxygenium, Sauerſtoffgas (Girtanner), ſaͤurezeugendes Gas (Hermbſtaͤdt), Sauerluft bekommen. Unter den alten Namen ſind Lebensluft und reine, einathembare Luft die ſchicklichſten, weil ſie keine Hypotheſe ausdruͤcken; auch iſt die Benennung dephlogiſtiſirte Luft noch ſehr gewoͤhnlich.
Bey den S. 373. u. f. angefuͤhrten Methoden, Lebensluft zu entbinden und aufzuſammeln, iſt noch folgendes zu bemerken. Am reinſten erhaͤlt man die Lebensluft, wenn man die beyden Arten von rothem Queckſilberniederſchlag (ſ. Queckſilber, Th. III. S. 597. 598.) ohne Zuſatz von brennlichen Stoffen bey ſtarkem Feuer reducirt. Ferner erhaͤlt man Lebensluft aus den Daͤmpfen der Salpeterſaͤure, wenn man ſie durch ein gluͤhendes irdenes Pfeifenrohr gehen laͤßt; ingleichen nach Fontana aus der Alaun- und Bittererde, wenn man ſie vorher durch die Hitze von ihrer Luftſaͤure befreyt hat. Auch entwickelt ſich dieſe Luftart aus den friſchen Pflanzen am Tageslicht, ſogar, nach Sir Benjamin Thompſons (jetzt Grafen von Rumford) Verſuchen, beym Lichte brennender Kerzen, welches jedoch Hr. Ingenhouß laͤugnet.
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