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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

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Sauerstoff verbindet sich mit dem Wasserstoffe des Gas, und es bleibt Stickgas zurück. Scheele gründete hierauf eine Methode, die Güte der Luft zu prüfen, s. Eudiometer, Th. II. S. 107.

Durch Schwefelsaures sowohl, als Salpetersaures, so wie durch übersaure (dephlogistirte) Kochsalzsäure, wird das geschwefelte Wasserstoffgas zerlegt. Die Antiphlogistiker halten dieses für einen starken Beweis gegen das Stahlische System, weil eine schon mit Phlogiston überladene Säure nicht noch mehr Phlogiston aufnehmen, und ein mit Phlogiston überladener Körper mit einem davon ganz befreyten nicht einerley Wirkung hervorbringen könnte.

Alle geschwefelte Körper verwandeln sich an der Luft in schwefelgesäuerte Körper durch das Wasser, welches sie aus der Luft anziehen. Wenn man sie mit Wasser anfeuchtet, so geht diese Veränderung schneller von statten; das Wasser wird zerlegt, und es entwickelt sich geschwefeltes Wasserstoffgas, mit einer größern oder geringern Menge Wärmestoff.

Uebrigens sind in Erklärung der Entstehung und der Erscheinungen des hepatischen Gas die Antiphlogistiker selbst nicht ganz einstimmig. Einige, z. B. Fourcroy (Elem. de Chimie, 4 edit. To. II. p. 355.) und mehrere holländische Gelehrte (Mem. sur la nature des sulfures alcalins par MM. Deimann, Paets van Troostwyk, Niewland et Bondt, im Journal de phys. Juin. 1792. p. 409.), nehmen an, die Schwefelleber zersetze das Wasser schon an sich durch die in ihr verstärkte Anziehung des Schwefels gegen das Oxygen; ein Theil des Schwefels verbinde sich mit, diesem zu Schwefelsäure, und mache mit dem Alkali ein Neutraln salz; ein anderer Theil verbinde sich mit dem frey werdende- Hydrogen, um die Basis des hepatischen Gas zu bilden. Diese Basis werde aber von einem freygewordenen Theile des Alkali so lange festgehalten, bis eine Säure hinzukomme, da sie sich denn erst in Gasgestalt entwickeln könne. Nach dieser Theorie entsteht das hepatische Gas eigentlich durch das Wasser, und die Säure thut nichts, als daß sie die Basis desselben von dem Alkali losmacht. Das Wasser wird auch nur so lange zersetzt, bis das Alkali mit der erzeugten


Sauerſtoff verbindet ſich mit dem Waſſerſtoffe des Gas, und es bleibt Stickgas zuruͤck. Scheele gruͤndete hierauf eine Methode, die Guͤte der Luft zu pruͤfen, ſ. Eudiometer, Th. II. S. 107.

Durch Schwefelſaures ſowohl, als Salpeterſaures, ſo wie durch uͤberſaure (dephlogiſtirte) Kochſalzſaͤure, wird das geſchwefelte Waſſerſtoffgas zerlegt. Die Antiphlogiſtiker halten dieſes fuͤr einen ſtarken Beweis gegen das Stahliſche Syſtem, weil eine ſchon mit Phlogiſton uͤberladene Saͤure nicht noch mehr Phlogiſton aufnehmen, und ein mit Phlogiſton uͤberladener Koͤrper mit einem davon ganz befreyten nicht einerley Wirkung hervorbringen koͤnnte.

Alle geſchwefelte Koͤrper verwandeln ſich an der Luft in ſchwefelgeſaͤuerte Koͤrper durch das Waſſer, welches ſie aus der Luft anziehen. Wenn man ſie mit Waſſer anfeuchtet, ſo geht dieſe Veraͤnderung ſchneller von ſtatten; das Waſſer wird zerlegt, und es entwickelt ſich geſchwefeltes Waſſerſtoffgas, mit einer groͤßern oder geringern Menge Waͤrmeſtoff.

Uebrigens ſind in Erklaͤrung der Entſtehung und der Erſcheinungen des hepatiſchen Gas die Antiphlogiſtiker ſelbſt nicht ganz einſtimmig. Einige, z. B. Fourcroy (Elem. de Chimie, 4 edit. To. II. p. 355.) und mehrere hollaͤndiſche Gelehrte (Mém. ſur la nature des ſulfures alcalins par MM. Deimann, Paets van Trooſtwyk, Niewland et Bondt, im Journal de phyſ. Juin. 1792. p. 409.), nehmen an, die Schwefelleber zerſetze das Waſſer ſchon an ſich durch die in ihr verſtaͤrkte Anziehung des Schwefels gegen das Oxygen; ein Theil des Schwefels verbinde ſich mit, dieſem zu Schwefelſaͤure, und mache mit dem Alkali ein Neutraln ſalz; ein anderer Theil verbinde ſich mit dem frey werdende- Hydrogen, um die Baſis des hepatiſchen Gas zu bilden. Dieſe Baſis werde aber von einem freygewordenen Theile des Alkali ſo lange feſtgehalten, bis eine Saͤure hinzukomme, da ſie ſich denn erſt in Gasgeſtalt entwickeln koͤnne. Nach dieſer Theorie entſteht das hepatiſche Gas eigentlich durch das Waſſer, und die Saͤure thut nichts, als daß ſie die Baſis deſſelben von dem Alkali losmacht. Das Waſſer wird auch nur ſo lange zerſetzt, bis das Alkali mit der erzeugten

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[439/0451] Sauerſtoff verbindet ſich mit dem Waſſerſtoffe des Gas, und es bleibt Stickgas zuruͤck. Scheele gruͤndete hierauf eine Methode, die Guͤte der Luft zu pruͤfen, ſ. Eudiometer, Th. II. S. 107. Durch Schwefelſaures ſowohl, als Salpeterſaures, ſo wie durch uͤberſaure (dephlogiſtirte) Kochſalzſaͤure, wird das geſchwefelte Waſſerſtoffgas zerlegt. Die Antiphlogiſtiker halten dieſes fuͤr einen ſtarken Beweis gegen das Stahliſche Syſtem, weil eine ſchon mit Phlogiſton uͤberladene Saͤure nicht noch mehr Phlogiſton aufnehmen, und ein mit Phlogiſton uͤberladener Koͤrper mit einem davon ganz befreyten nicht einerley Wirkung hervorbringen koͤnnte. Alle geſchwefelte Koͤrper verwandeln ſich an der Luft in ſchwefelgeſaͤuerte Koͤrper durch das Waſſer, welches ſie aus der Luft anziehen. Wenn man ſie mit Waſſer anfeuchtet, ſo geht dieſe Veraͤnderung ſchneller von ſtatten; das Waſſer wird zerlegt, und es entwickelt ſich geſchwefeltes Waſſerſtoffgas, mit einer groͤßern oder geringern Menge Waͤrmeſtoff. Uebrigens ſind in Erklaͤrung der Entſtehung und der Erſcheinungen des hepatiſchen Gas die Antiphlogiſtiker ſelbſt nicht ganz einſtimmig. Einige, z. B. Fourcroy (Elem. de Chimie, 4 edit. To. II. p. 355.) und mehrere hollaͤndiſche Gelehrte (Mém. ſur la nature des ſulfures alcalins par MM. Deimann, Paets van Trooſtwyk, Niewland et Bondt, im Journal de phyſ. Juin. 1792. p. 409.), nehmen an, die Schwefelleber zerſetze das Waſſer ſchon an ſich durch die in ihr verſtaͤrkte Anziehung des Schwefels gegen das Oxygen; ein Theil des Schwefels verbinde ſich mit, dieſem zu Schwefelſaͤure, und mache mit dem Alkali ein Neutraln ſalz; ein anderer Theil verbinde ſich mit dem frey werdende- Hydrogen, um die Baſis des hepatiſchen Gas zu bilden. Dieſe Baſis werde aber von einem freygewordenen Theile des Alkali ſo lange feſtgehalten, bis eine Saͤure hinzukomme, da ſie ſich denn erſt in Gasgeſtalt entwickeln koͤnne. Nach dieſer Theorie entſteht das hepatiſche Gas eigentlich durch das Waſſer, und die Saͤure thut nichts, als daß ſie die Baſis deſſelben von dem Alkali losmacht. Das Waſſer wird auch nur ſo lange zerſetzt, bis das Alkali mit der erzeugten

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 439. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/451>, abgerufen am 22.11.2024.