und macht seinen Wärmestoff frey. Es entsteht also Hitze, und aus dem nitrösen Gas wird nunmehr eine unvollkommene Salpetersäure in Gestalt rother Dämpfe. Ist genug Sauerstoff vorhanden, um den Stickstoff zu sättigen, so entsteht vollkommne Salpetersäure (Acide nitrique). Es gehören 16 Theile atmosphärische Luft und 4 Theile Sauerstoffgas dazu, um 7 1/3 Theil salpeterhalbsaures Gas in Salpetersäure zu verwandeln. Diese Operation ist ganz dem Verbrennen ähnlich; der Sauerstoff verbindet sich mit dem Gas, und der Wärmestoff wird frey.
Wird das nitröse Gas mit Körpern in Berührung gebracht, mit denen der Sauerstoff eine stärkere Verwandtschaft hat, als mit dem Stickstoff, so vereinigen sich diese mit dem Sauerstoffe, und es bleibt Stickgas zurück.
Dieses Gas ist untauglich zu Unterhaltung der Flamme, zum Athmen und zum Wachsthum der Pflanzen, widersteht aber der Fäulniß thierischer Körper. Es mischt sich nur schwer mit dem Wasser, verbindet sich aber mit dem Alkohol, der Schwefelnaphtha und der Kohle. Es verdickt das Baumöl und Terpentinöl zu einer dem Eise ähnlichen Masse. Setzt man es zu einer Mischung aus Wasserstoffgas und atmosphärischer Luft, so brennt die Mischung mit einer grünen Flamme. Es vereiniget sich mit allen Säuren; die Schwefelsäure und der Essig werden davon dunkelroth; die Salpetersäure wird schwächer, rauchend, und dunkler an Farbe; nur die Salzsäure bleibt unverändert.
Hr. van Marum(Premiere continuation des experiences faites par le moyen de la machine Teylerienne. Haarlem, 1787. 4 maj.) hat durch den elektrischen Funken eine Zersetzung der nitrösen Luft bewirkt, die er in einer Röhre über ätzender alkalischer Lauge eingeschlossen hatte. Bey fortgesetztem Elektrisiren verschluckte die Lauge ohngefähr drey Viertel davon, und zeigte durch das Knistern eines hineingetauchten und angebrannten Papiers, daß sie eine beträchtliche Menge Salpetersäure in sich genommen habe. Das Rückbleibsel verminderte die hinzugethane gemeine Luft, bey eudiometrischer Untersuchung, nicht, und zeigte sich überhaupt durch alle Proben als Stickluft. Weiterhin zeigte
und macht ſeinen Waͤrmeſtoff frey. Es entſteht alſo Hitze, und aus dem nitroͤſen Gas wird nunmehr eine unvollkommene Salpeterſaͤure in Geſtalt rother Daͤmpfe. Iſt genug Sauerſtoff vorhanden, um den Stickſtoff zu ſaͤttigen, ſo entſteht vollkommne Salpeterſaͤure (Acide nitrique). Es gehoͤren 16 Theile atmoſphaͤriſche Luft und 4 Theile Sauerſtoffgas dazu, um 7 1/3 Theil ſalpeterhalbſaures Gas in Salpeterſaͤure zu verwandeln. Dieſe Operation iſt ganz dem Verbrennen aͤhnlich; der Sauerſtoff verbindet ſich mit dem Gas, und der Waͤrmeſtoff wird frey.
Wird das nitroͤſe Gas mit Koͤrpern in Beruͤhrung gebracht, mit denen der Sauerſtoff eine ſtaͤrkere Verwandtſchaft hat, als mit dem Stickſtoff, ſo vereinigen ſich dieſe mit dem Sauerſtoffe, und es bleibt Stickgas zuruͤck.
Dieſes Gas iſt untauglich zu Unterhaltung der Flamme, zum Athmen und zum Wachsthum der Pflanzen, widerſteht aber der Faͤulniß thieriſcher Koͤrper. Es miſcht ſich nur ſchwer mit dem Waſſer, verbindet ſich aber mit dem Alkohol, der Schwefelnaphtha und der Kohle. Es verdickt das Baumoͤl und Terpentinoͤl zu einer dem Eiſe aͤhnlichen Maſſe. Setzt man es zu einer Miſchung aus Waſſerſtoffgas und atmoſphaͤriſcher Luft, ſo brennt die Miſchung mit einer gruͤnen Flamme. Es vereiniget ſich mit allen Saͤuren; die Schwefelſaͤure und der Eſſig werden davon dunkelroth; die Salpeterſaͤure wird ſchwaͤcher, rauchend, und dunkler an Farbe; nur die Salzſaͤure bleibt unveraͤndert.
Hr. van Marum(Premiere continuation des experiences faites par le moyen de la machine Teylerienne. Haarlem, 1787. 4 maj.) hat durch den elektriſchen Funken eine Zerſetzung der nitroͤſen Luft bewirkt, die er in einer Roͤhre uͤber aͤtzender alkaliſcher Lauge eingeſchloſſen hatte. Bey fortgeſetztem Elektriſiren verſchluckte die Lauge ohngefaͤhr drey Viertel davon, und zeigte durch das Kniſtern eines hineingetauchten und angebrannten Papiers, daß ſie eine betraͤchtliche Menge Salpeterſaͤure in ſich genommen habe. Das Ruͤckbleibſel verminderte die hinzugethane gemeine Luft, bey eudiometriſcher Unterſuchung, nicht, und zeigte ſich uͤberhaupt durch alle Proben als Stickluft. Weiterhin zeigte
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="2"><p><pbfacs="#f0474"xml:id="P.5.462"n="462"/><lb/>
und macht ſeinen Waͤrmeſtoff frey. Es entſteht alſo Hitze, und aus dem nitroͤſen Gas wird nunmehr eine unvollkommene Salpeterſaͤure in Geſtalt rother Daͤmpfe. Iſt genug Sauerſtoff vorhanden, um den Stickſtoff zu ſaͤttigen, ſo entſteht vollkommne Salpeterſaͤure <hirendition="#i"><hirendition="#aq">(Acide nitrique).</hi></hi> Es gehoͤren 16 Theile atmoſphaͤriſche Luft und 4 Theile Sauerſtoffgas dazu, um 7 1/3 Theil ſalpeterhalbſaures Gas in Salpeterſaͤure zu verwandeln. Dieſe Operation iſt ganz dem Verbrennen aͤhnlich; der Sauerſtoff verbindet ſich mit dem Gas, und der Waͤrmeſtoff wird frey.</p><p>Wird das nitroͤſe Gas mit Koͤrpern in Beruͤhrung gebracht, mit denen der Sauerſtoff eine ſtaͤrkere Verwandtſchaft hat, als mit dem Stickſtoff, ſo vereinigen ſich dieſe mit dem Sauerſtoffe, und es bleibt Stickgas zuruͤck.</p><p>Dieſes Gas iſt untauglich zu Unterhaltung der Flamme, zum Athmen und zum Wachsthum der Pflanzen, widerſteht aber der Faͤulniß thieriſcher Koͤrper. Es miſcht ſich nur ſchwer mit dem Waſſer, verbindet ſich aber mit dem Alkohol, der Schwefelnaphtha und der Kohle. Es verdickt das Baumoͤl und Terpentinoͤl zu einer dem Eiſe aͤhnlichen Maſſe. Setzt man es zu einer Miſchung aus Waſſerſtoffgas und atmoſphaͤriſcher Luft, ſo brennt die Miſchung mit einer gruͤnen Flamme. Es vereiniget ſich mit allen Saͤuren; die Schwefelſaͤure und der Eſſig werden davon dunkelroth; die Salpeterſaͤure wird ſchwaͤcher, rauchend, und dunkler an Farbe; nur die Salzſaͤure bleibt unveraͤndert.</p><p>Hr. <hirendition="#b">van Marum</hi><hirendition="#aq">(Premiere continuation des experiences faites par le moyen de la machine Teylerienne. Haarlem, 1787. 4 maj.)</hi> hat durch den elektriſchen Funken eine Zerſetzung der nitroͤſen Luft bewirkt, die er in einer Roͤhre uͤber aͤtzender alkaliſcher Lauge eingeſchloſſen hatte. Bey fortgeſetztem Elektriſiren verſchluckte die Lauge ohngefaͤhr drey Viertel davon, und zeigte durch das Kniſtern eines hineingetauchten und angebrannten Papiers, daß ſie eine betraͤchtliche Menge Salpeterſaͤure in ſich genommen habe. Das Ruͤckbleibſel verminderte die hinzugethane gemeine Luft, bey eudiometriſcher Unterſuchung, nicht, und zeigte ſich uͤberhaupt durch alle Proben als Stickluft. Weiterhin zeigte<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[462/0474]
und macht ſeinen Waͤrmeſtoff frey. Es entſteht alſo Hitze, und aus dem nitroͤſen Gas wird nunmehr eine unvollkommene Salpeterſaͤure in Geſtalt rother Daͤmpfe. Iſt genug Sauerſtoff vorhanden, um den Stickſtoff zu ſaͤttigen, ſo entſteht vollkommne Salpeterſaͤure (Acide nitrique). Es gehoͤren 16 Theile atmoſphaͤriſche Luft und 4 Theile Sauerſtoffgas dazu, um 7 1/3 Theil ſalpeterhalbſaures Gas in Salpeterſaͤure zu verwandeln. Dieſe Operation iſt ganz dem Verbrennen aͤhnlich; der Sauerſtoff verbindet ſich mit dem Gas, und der Waͤrmeſtoff wird frey.
Wird das nitroͤſe Gas mit Koͤrpern in Beruͤhrung gebracht, mit denen der Sauerſtoff eine ſtaͤrkere Verwandtſchaft hat, als mit dem Stickſtoff, ſo vereinigen ſich dieſe mit dem Sauerſtoffe, und es bleibt Stickgas zuruͤck.
Dieſes Gas iſt untauglich zu Unterhaltung der Flamme, zum Athmen und zum Wachsthum der Pflanzen, widerſteht aber der Faͤulniß thieriſcher Koͤrper. Es miſcht ſich nur ſchwer mit dem Waſſer, verbindet ſich aber mit dem Alkohol, der Schwefelnaphtha und der Kohle. Es verdickt das Baumoͤl und Terpentinoͤl zu einer dem Eiſe aͤhnlichen Maſſe. Setzt man es zu einer Miſchung aus Waſſerſtoffgas und atmoſphaͤriſcher Luft, ſo brennt die Miſchung mit einer gruͤnen Flamme. Es vereiniget ſich mit allen Saͤuren; die Schwefelſaͤure und der Eſſig werden davon dunkelroth; die Salpeterſaͤure wird ſchwaͤcher, rauchend, und dunkler an Farbe; nur die Salzſaͤure bleibt unveraͤndert.
Hr. van Marum (Premiere continuation des experiences faites par le moyen de la machine Teylerienne. Haarlem, 1787. 4 maj.) hat durch den elektriſchen Funken eine Zerſetzung der nitroͤſen Luft bewirkt, die er in einer Roͤhre uͤber aͤtzender alkaliſcher Lauge eingeſchloſſen hatte. Bey fortgeſetztem Elektriſiren verſchluckte die Lauge ohngefaͤhr drey Viertel davon, und zeigte durch das Kniſtern eines hineingetauchten und angebrannten Papiers, daß ſie eine betraͤchtliche Menge Salpeterſaͤure in ſich genommen habe. Das Ruͤckbleibſel verminderte die hinzugethane gemeine Luft, bey eudiometriſcher Unterſuchung, nicht, und zeigte ſich uͤberhaupt durch alle Proben als Stickluft. Weiterhin zeigte
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/474>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.