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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

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Kälte, künstliche.

Zusatz zu diesem Artikel Th. II. S. 706--712.

Die größte Kälte, welche durch Schmelzen eines Salzes mit Schnee oder Eis hervorgebracht werden kan, ist derjenigen gleich, bey welcher eine gesättigte Auflösung eben dieses Salzes im Wasser gefriert. Sobald dieser Grad hervorgebracht ist, hört das Schmelzen, und also die Ursache der Erkältung, auf. Alle Säuren und Salze, welche mit Schnee und Eis kaltmachende Mischungen geben, bringen auch den Gefrierpunkt des Wassers tiefer herab, s. den Zusatz des Art. Eis, wo Blagden's Versuche hierüber angeführt werden.

Richard Walker, Apotheker zu Oxford (Phil. Trans. 1788. Vol. LXXVIII. P. II. p. 277 sqq. übers. in Grens Journ. d. Phys. B. I. S. 419 u. f.) hat über die Hervorbringung künstlicher Kälte eine Reihe schöner Versuche angestellt. Die stärkste kaltmachende Mischung ist aus 2 Theilen starker rauchender Salpetersäure mit 1 Theil destillirtem Wasser, worein 4 Theile gepülvertes krystallisirtes Glaubersalz und hierauf 3 1/2 Theil gepülverter Salpetersalmiak geschüttet und wohl umgerührt werden. Wenn die Salze recht trocken und durchsichtig sind, so bringt diese Mischung das Thermometer 52 fahrenh. Grade herab; es sinkt nemlich von + 32 bis -- 20.

Eine wohlfeile zu den meisten Absichten hinreichende Mischung ist concentrirte Vitriolsäure, mit gleichem Gewichte Wasser, und gleichem Gewichte von gepülvertem krystallisirten Glaubersalze vermischt. Wenn die Temperatur der Luft und der Ingredienzien + 50 ist, so sinkt das Thermometer in dieser Mischung bis auf + 5. Wird eine größere Kälte verlangt, so kan man sogenanntes doppeltes Scheidewasser nehmen, und zu 2 Theilen desselben 3 Theile Glaubersalz mischen, wodurch das Thermometer von + 50 sehr nahe auf 0 fällt. Bey der Temperatur + 70 brachte ein Gemisch von Glaubersalz und verdünnter Salpetersäure das Thermometer auf + 10. Cavendish brachte durch bloßes Regenwasser und gleichviel Salpetersalmiak das Thermometer


Kaͤlte, kuͤnſtliche.

Zuſatz zu dieſem Artikel Th. II. S. 706—712.

Die groͤßte Kaͤlte, welche durch Schmelzen eines Salzes mit Schnee oder Eis hervorgebracht werden kan, iſt derjenigen gleich, bey welcher eine geſaͤttigte Aufloͤſung eben dieſes Salzes im Waſſer gefriert. Sobald dieſer Grad hervorgebracht iſt, hoͤrt das Schmelzen, und alſo die Urſache der Erkaͤltung, auf. Alle Saͤuren und Salze, welche mit Schnee und Eis kaltmachende Miſchungen geben, bringen auch den Gefrierpunkt des Waſſers tiefer herab, ſ. den Zuſatz des Art. Eis, wo Blagden's Verſuche hieruͤber angefuͤhrt werden.

Richard Walker, Apotheker zu Oxford (Phil. Trans. 1788. Vol. LXXVIII. P. II. p. 277 ſqq. uͤberſ. in Grens Journ. d. Phyſ. B. I. S. 419 u. f.) hat uͤber die Hervorbringung kuͤnſtlicher Kaͤlte eine Reihe ſchoͤner Verſuche angeſtellt. Die ſtaͤrkſte kaltmachende Miſchung iſt aus 2 Theilen ſtarker rauchender Salpeterſaͤure mit 1 Theil deſtillirtem Waſſer, worein 4 Theile gepuͤlvertes kryſtalliſirtes Glauberſalz und hierauf 3 1/2 Theil gepuͤlverter Salpeterſalmiak geſchuͤttet und wohl umgeruͤhrt werden. Wenn die Salze recht trocken und durchſichtig ſind, ſo bringt dieſe Miſchung das Thermometer 52 fahrenh. Grade herab; es ſinkt nemlich von + 32 bis — 20.

Eine wohlfeile zu den meiſten Abſichten hinreichende Miſchung iſt concentrirte Vitriolſaͤure, mit gleichem Gewichte Waſſer, und gleichem Gewichte von gepuͤlvertem kryſtalliſirten Glauberſalze vermiſcht. Wenn die Temperatur der Luft und der Ingredienzien + 50 iſt, ſo ſinkt das Thermometer in dieſer Miſchung bis auf + 5. Wird eine groͤßere Kaͤlte verlangt, ſo kan man ſogenanntes doppeltes Scheidewaſſer nehmen, und zu 2 Theilen deſſelben 3 Theile Glauberſalz miſchen, wodurch das Thermometer von + 50 ſehr nahe auf 0 faͤllt. Bey der Temperatur + 70 brachte ein Gemiſch von Glauberſalz und verduͤnnter Salpeterſaͤure das Thermometer auf + 10. Cavendiſh brachte durch bloßes Regenwaſſer und gleichviel Salpeterſalmiak das Thermometer

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[514/0526] Kaͤlte, kuͤnſtliche. Zuſatz zu dieſem Artikel Th. II. S. 706—712. Die groͤßte Kaͤlte, welche durch Schmelzen eines Salzes mit Schnee oder Eis hervorgebracht werden kan, iſt derjenigen gleich, bey welcher eine geſaͤttigte Aufloͤſung eben dieſes Salzes im Waſſer gefriert. Sobald dieſer Grad hervorgebracht iſt, hoͤrt das Schmelzen, und alſo die Urſache der Erkaͤltung, auf. Alle Saͤuren und Salze, welche mit Schnee und Eis kaltmachende Miſchungen geben, bringen auch den Gefrierpunkt des Waſſers tiefer herab, ſ. den Zuſatz des Art. Eis, wo Blagden's Verſuche hieruͤber angefuͤhrt werden. Richard Walker, Apotheker zu Oxford (Phil. Trans. 1788. Vol. LXXVIII. P. II. p. 277 ſqq. uͤberſ. in Grens Journ. d. Phyſ. B. I. S. 419 u. f.) hat uͤber die Hervorbringung kuͤnſtlicher Kaͤlte eine Reihe ſchoͤner Verſuche angeſtellt. Die ſtaͤrkſte kaltmachende Miſchung iſt aus 2 Theilen ſtarker rauchender Salpeterſaͤure mit 1 Theil deſtillirtem Waſſer, worein 4 Theile gepuͤlvertes kryſtalliſirtes Glauberſalz und hierauf 3 1/2 Theil gepuͤlverter Salpeterſalmiak geſchuͤttet und wohl umgeruͤhrt werden. Wenn die Salze recht trocken und durchſichtig ſind, ſo bringt dieſe Miſchung das Thermometer 52 fahrenh. Grade herab; es ſinkt nemlich von + 32 bis — 20. Eine wohlfeile zu den meiſten Abſichten hinreichende Miſchung iſt concentrirte Vitriolſaͤure, mit gleichem Gewichte Waſſer, und gleichem Gewichte von gepuͤlvertem kryſtalliſirten Glauberſalze vermiſcht. Wenn die Temperatur der Luft und der Ingredienzien + 50 iſt, ſo ſinkt das Thermometer in dieſer Miſchung bis auf + 5. Wird eine groͤßere Kaͤlte verlangt, ſo kan man ſogenanntes doppeltes Scheidewaſſer nehmen, und zu 2 Theilen deſſelben 3 Theile Glauberſalz miſchen, wodurch das Thermometer von + 50 ſehr nahe auf 0 faͤllt. Bey der Temperatur + 70 brachte ein Gemiſch von Glauberſalz und verduͤnnter Salpeterſaͤure das Thermometer auf + 10. Cavendiſh brachte durch bloßes Regenwaſſer und gleichviel Salpeterſalmiak das Thermometer

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 514. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/526>, abgerufen am 24.11.2024.