nach und nach aber mit einer schwächern, beym Taglicht kaum bemerkbaren, brennt. Nun erst hält man über diese Flamme einen Glascylinder, der am obern Ende verschlossen ist; er kan 2--4 Zoll Durchmesser, und 12--14 auch noch mehr Zoll Höhe haben. Man hört bald einen Ton, der oft sehr laut und durchdringend wird, und verschieden ausfällt, je nachdem der Cylinder hoch gehalten, oder tiefer über die Flamme herabgesenkt wird. Auch ändert sich der Ton, wenn man die Fingerspitzen in die Oefnung des Cylinders bringt. Doch müssen die Wände des Cylinders vollkommen trocken seyn. Hält man ihn zu frühzeitig über die Flamme, indem sie noch zu lebhaf brennt, so wird die innere Wand von dem entstehenden Wasserdunst belegt, und man ist nicht mehr im Stande, den Ton hervorzubringen.
Herr de Luc (Neue Ideen über die Meteorologie. B. I. S. 138. §. 200.) hat dieses sonderbare Phänomen, das man bey den Lampen mit brennbarer Luft (s. Lampe, elektrische Th. II. S. 846.) bemerkt hatte, zuerst angeführt. Er erklärt es für eine Schwingung der Luft im Cylinder, welche durch eine schnelle Folge der Bildung elastischer Dämpfe und ihrer plötzlichen Zerstörung oder Zersetzung zu tropfbarem Wasser, hervorgebracht werde. Er vergleicht es mit dem Pfeiffen, das vor dem Kochen des Wassers vorhergeht, und durch Reihen von Dunstblasen erzeugt wird, die sich vom Boden des Gefäßes erheben. Die abwechselnde Bildung und Zerstörung dieser Blasen veranlasset Stöße des Wassers gegen sich selbst, in den kleinen durch die zerstörten Dünste leergelassenen Räumen. Anfangs sind die Blasen klein und folgen sich geschwind, dieses giebt einen feinen und hohen Ton; allmählig werden sie dicker und langsamer, und der Ton tiefer; kommen sie endlich bis zur Oberfläche des Wassers ohne Abnahme, so entsteht ein bloßes Geräusch, und das Wasser kocht. Auf ähnliche Art wird der Ton der Brennluftlampen erzeugt, der also kein Klingen der Glocke ist, sondern zu den Pfeiffentönen gehört, und sich eben so, wie diese, modificirt.
Nachher ward Hr. Hermbstädt veranlasset, den Versuch auf die obenbeschriebene Art anzustellen und bekannt zu
nach und nach aber mit einer ſchwaͤchern, beym Taglicht kaum bemerkbaren, brennt. Nun erſt haͤlt man uͤber dieſe Flamme einen Glascylinder, der am obern Ende verſchloſſen iſt; er kan 2—4 Zoll Durchmeſſer, und 12—14 auch noch mehr Zoll Hoͤhe haben. Man hoͤrt bald einen Ton, der oft ſehr laut und durchdringend wird, und verſchieden ausfaͤllt, je nachdem der Cylinder hoch gehalten, oder tiefer uͤber die Flamme herabgeſenkt wird. Auch aͤndert ſich der Ton, wenn man die Fingerſpitzen in die Oefnung des Cylinders bringt. Doch muͤſſen die Waͤnde des Cylinders vollkommen trocken ſeyn. Haͤlt man ihn zu fruͤhzeitig uͤber die Flamme, indem ſie noch zu lebhaf brennt, ſo wird die innere Wand von dem entſtehenden Waſſerdunſt belegt, und man iſt nicht mehr im Stande, den Ton hervorzubringen.
Herr de Luc (Neue Ideen uͤber die Meteorologie. B. I. S. 138. §. 200.) hat dieſes ſonderbare Phaͤnomen, das man bey den Lampen mit brennbarer Luft (ſ. Lampe, elektriſche Th. II. S. 846.) bemerkt hatte, zuerſt angefuͤhrt. Er erklaͤrt es fuͤr eine Schwingung der Luft im Cylinder, welche durch eine ſchnelle Folge der Bildung elaſtiſcher Daͤmpfe und ihrer ploͤtzlichen Zerſtoͤrung oder Zerſetzung zu tropfbarem Waſſer, hervorgebracht werde. Er vergleicht es mit dem Pfeiffen, das vor dem Kochen des Waſſers vorhergeht, und durch Reihen von Dunſtblaſen erzeugt wird, die ſich vom Boden des Gefaͤßes erheben. Die abwechſelnde Bildung und Zerſtoͤrung dieſer Blaſen veranlaſſet Stoͤße des Waſſers gegen ſich ſelbſt, in den kleinen durch die zerſtoͤrten Duͤnſte leergelaſſenen Raͤumen. Anfangs ſind die Blaſen klein und folgen ſich geſchwind, dieſes giebt einen feinen und hohen Ton; allmaͤhlig werden ſie dicker und langſamer, und der Ton tiefer; kommen ſie endlich bis zur Oberflaͤche des Waſſers ohne Abnahme, ſo entſteht ein bloßes Geraͤuſch, und das Waſſer kocht. Auf aͤhnliche Art wird der Ton der Brennluftlampen erzeugt, der alſo kein Klingen der Glocke iſt, ſondern zu den Pfeiffentoͤnen gehoͤrt, und ſich eben ſo, wie dieſe, modificirt.
Nachher ward Hr. Hermbſtaͤdt veranlaſſet, den Verſuch auf die obenbeſchriebene Art anzuſtellen und bekannt zu
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nach und nach aber mit einer ſchwaͤchern, beym Taglicht kaum bemerkbaren, brennt. Nun erſt haͤlt man uͤber dieſe Flamme einen Glascylinder, der am obern Ende verſchloſſen iſt; er kan 2—4 Zoll Durchmeſſer, und 12—14 auch noch mehr Zoll Hoͤhe haben. Man hoͤrt bald einen Ton, der oft ſehr laut und durchdringend wird, und verſchieden ausfaͤllt, je nachdem der Cylinder hoch gehalten, oder tiefer uͤber die Flamme herabgeſenkt wird. Auch aͤndert ſich der Ton, wenn man die Fingerſpitzen in die Oefnung des Cylinders bringt. Doch muͤſſen die Waͤnde des Cylinders vollkommen trocken ſeyn. Haͤlt man ihn zu fruͤhzeitig uͤber die Flamme, indem ſie noch zu lebhaf brennt, ſo wird die innere Wand von dem entſtehenden Waſſerdunſt belegt, und man iſt nicht mehr im Stande, den Ton hervorzubringen.</p><p>Herr <hirendition="#b">de Luc</hi> (Neue Ideen uͤber die Meteorologie. B. <hirendition="#aq">I.</hi> S. 138. §. 200.) hat dieſes ſonderbare Phaͤnomen, das man bey den Lampen mit brennbarer Luft (ſ. <hirendition="#b">Lampe, elektriſche</hi> Th. <hirendition="#aq">II.</hi> S. 846.) bemerkt hatte, zuerſt angefuͤhrt. Er erklaͤrt es fuͤr eine <hirendition="#b">Schwingung der Luft</hi> im Cylinder, welche durch eine ſchnelle Folge der Bildung elaſtiſcher Daͤmpfe und ihrer ploͤtzlichen Zerſtoͤrung oder Zerſetzung zu tropfbarem Waſſer, hervorgebracht werde. Er vergleicht es mit dem Pfeiffen, das vor dem Kochen des Waſſers vorhergeht, und durch Reihen von Dunſtblaſen erzeugt wird, die ſich vom Boden des Gefaͤßes erheben. Die abwechſelnde Bildung und Zerſtoͤrung dieſer Blaſen veranlaſſet Stoͤße des Waſſers gegen ſich ſelbſt, in den kleinen durch die zerſtoͤrten Duͤnſte leergelaſſenen Raͤumen. Anfangs ſind die Blaſen klein und folgen ſich geſchwind, dieſes giebt einen feinen und hohen Ton; allmaͤhlig werden ſie dicker und langſamer, und der Ton tiefer; kommen ſie endlich bis zur Oberflaͤche des Waſſers ohne Abnahme, ſo entſteht ein bloßes Geraͤuſch, und das Waſſer kocht. Auf aͤhnliche Art wird der Ton der Brennluftlampen erzeugt, der alſo kein Klingen der Glocke iſt, ſondern zu den Pfeiffentoͤnen gehoͤrt, und ſich eben ſo, wie dieſe, modificirt.</p><p>Nachher ward Hr. <hirendition="#b">Hermbſtaͤdt</hi> veranlaſſet, den Verſuch auf die obenbeſchriebene Art anzuſtellen und bekannt zu<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
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nach und nach aber mit einer ſchwaͤchern, beym Taglicht kaum bemerkbaren, brennt. Nun erſt haͤlt man uͤber dieſe Flamme einen Glascylinder, der am obern Ende verſchloſſen iſt; er kan 2—4 Zoll Durchmeſſer, und 12—14 auch noch mehr Zoll Hoͤhe haben. Man hoͤrt bald einen Ton, der oft ſehr laut und durchdringend wird, und verſchieden ausfaͤllt, je nachdem der Cylinder hoch gehalten, oder tiefer uͤber die Flamme herabgeſenkt wird. Auch aͤndert ſich der Ton, wenn man die Fingerſpitzen in die Oefnung des Cylinders bringt. Doch muͤſſen die Waͤnde des Cylinders vollkommen trocken ſeyn. Haͤlt man ihn zu fruͤhzeitig uͤber die Flamme, indem ſie noch zu lebhaf brennt, ſo wird die innere Wand von dem entſtehenden Waſſerdunſt belegt, und man iſt nicht mehr im Stande, den Ton hervorzubringen.
Herr de Luc (Neue Ideen uͤber die Meteorologie. B. I. S. 138. §. 200.) hat dieſes ſonderbare Phaͤnomen, das man bey den Lampen mit brennbarer Luft (ſ. Lampe, elektriſche Th. II. S. 846.) bemerkt hatte, zuerſt angefuͤhrt. Er erklaͤrt es fuͤr eine Schwingung der Luft im Cylinder, welche durch eine ſchnelle Folge der Bildung elaſtiſcher Daͤmpfe und ihrer ploͤtzlichen Zerſtoͤrung oder Zerſetzung zu tropfbarem Waſſer, hervorgebracht werde. Er vergleicht es mit dem Pfeiffen, das vor dem Kochen des Waſſers vorhergeht, und durch Reihen von Dunſtblaſen erzeugt wird, die ſich vom Boden des Gefaͤßes erheben. Die abwechſelnde Bildung und Zerſtoͤrung dieſer Blaſen veranlaſſet Stoͤße des Waſſers gegen ſich ſelbſt, in den kleinen durch die zerſtoͤrten Duͤnſte leergelaſſenen Raͤumen. Anfangs ſind die Blaſen klein und folgen ſich geſchwind, dieſes giebt einen feinen und hohen Ton; allmaͤhlig werden ſie dicker und langſamer, und der Ton tiefer; kommen ſie endlich bis zur Oberflaͤche des Waſſers ohne Abnahme, ſo entſteht ein bloßes Geraͤuſch, und das Waſſer kocht. Auf aͤhnliche Art wird der Ton der Brennluftlampen erzeugt, der alſo kein Klingen der Glocke iſt, ſondern zu den Pfeiffentoͤnen gehoͤrt, und ſich eben ſo, wie dieſe, modificirt.
Nachher ward Hr. Hermbſtaͤdt veranlaſſet, den Verſuch auf die obenbeſchriebene Art anzuſtellen und bekannt zu
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 521. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/533>, abgerufen am 24.11.2024.
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