Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite


elektrische Gleichgewicht des Apparats, und bringt nach den bekannten Gesetzen in selbigem die entgegengesetzte Elektricität hervor, bis die Wolke näher kömmt, und nun erst ihre eigne Elektricität der Stange mittheilt. Ein erfahrner Beobachter läßt sich hierdurch nicht irre machen.

Auch Hr. Volta hat in seinen meteorologischen Briefen (in Brugnatelli Biblioteca fisica d'Europa, und aus dem Ital. übers. Th. I. Leipzig, 1793. 8.) seine mit dem Strohhalm-elektrometer angestellten Beobachtungen über die Luftelektricität auf mehrere Monate mitgetheilt. Wenn man nach seinem Vorschlage auf der Spitze des Elektrometers eine Lichtflamme anzündet, so erhält man außer mehrern wichtigen Vortheilen auch den, daß dadurch die eben angeführte Ungewißheit vermieden wird, welche von dem Einflusse der Wirkungskreise herrührt.

Endlich hat Hr. Lampadius seine zu Göttingen im Jahre 1792 vom May bis zum October mit dem Bennetschen Elektrometer angestellten Versuche und Beobachtungen über die Elektricität der Atmosphäre, zugleich mit Bemerkung der Wärme herausgegeben, und von Monat zu Monat Resultate daraus gezogen, welche mit den bereits angeführten im Hauptwerke völlig übereinstimmen.

Zu S. 33 u. f. Gegen die Meinung, daß die Elektricität der Luft und der Wolken durch das Reiben der Lufttheilchen und Dunstbläschen an einander, also durch Winde und Luftströme, entstehe, war schon dort eingewendet, daß die Erregung durch Reiben allemal verschiedene, nicht gleichartige, Körper voraussetze, und daß nach den Erfahrungen starke Winde die Luftelektricität vielmehr schwächen. Dieses letztere hat sich durch Hrn. de Saussure Beobachtungen noch mehr bestätiget. Es ist auch seitdem die Frage, ob Reiben an der Luft Elektricität errege, noch genauer untersucht worden. Da Hr. de Saussure, um die Elektricität der höhern Regionen herabzuleiten, eine Bleykugel an einer Schnur von Silberfaden in die Höhe schleudert, so machte ihm Hr. Landriani den Einwurf, ob nicht die Elektricität, welche die Kugel im Fliegen erhält, durch ihr Reiben an der Luft könne erzeugt worden seyn? Um dieses zu untersuchen,


elektriſche Gleichgewicht des Apparats, und bringt nach den bekannten Geſetzen in ſelbigem die entgegengeſetzte Elektricitaͤt hervor, bis die Wolke naͤher koͤmmt, und nun erſt ihre eigne Elektricitaͤt der Stange mittheilt. Ein erfahrner Beobachter laͤßt ſich hierdurch nicht irre machen.

Auch Hr. Volta hat in ſeinen meteorologiſchen Briefen (in Brugnatelli Biblioteca fiſica d'Europa, und aus dem Ital. uͤberſ. Th. I. Leipzig, 1793. 8.) ſeine mit dem Strohhalm-elektrometer angeſtellten Beobachtungen uͤber die Luftelektricitaͤt auf mehrere Monate mitgetheilt. Wenn man nach ſeinem Vorſchlage auf der Spitze des Elektrometers eine Lichtflamme anzuͤndet, ſo erhaͤlt man außer mehrern wichtigen Vortheilen auch den, daß dadurch die eben angefuͤhrte Ungewißheit vermieden wird, welche von dem Einfluſſe der Wirkungskreiſe herruͤhrt.

Endlich hat Hr. Lampadius ſeine zu Goͤttingen im Jahre 1792 vom May bis zum October mit dem Bennetſchen Elektrometer angeſtellten Verſuche und Beobachtungen uͤber die Elektricitaͤt der Atmoſphaͤre, zugleich mit Bemerkung der Waͤrme herausgegeben, und von Monat zu Monat Reſultate daraus gezogen, welche mit den bereits angefuͤhrten im Hauptwerke voͤllig uͤbereinſtimmen.

Zu S. 33 u. f. Gegen die Meinung, daß die Elektricitaͤt der Luft und der Wolken durch das Reiben der Lufttheilchen und Dunſtblaͤschen an einander, alſo durch Winde und Luftſtroͤme, entſtehe, war ſchon dort eingewendet, daß die Erregung durch Reiben allemal verſchiedene, nicht gleichartige, Koͤrper vorausſetze, und daß nach den Erfahrungen ſtarke Winde die Luftelektricitaͤt vielmehr ſchwaͤchen. Dieſes letztere hat ſich durch Hrn. de Sauſſure Beobachtungen noch mehr beſtaͤtiget. Es iſt auch ſeitdem die Frage, ob Reiben an der Luft Elektricitaͤt errege, noch genauer unterſucht worden. Da Hr. de Sauſſure, um die Elektricitaͤt der hoͤhern Regionen herabzuleiten, eine Bleykugel an einer Schnur von Silberfaden in die Hoͤhe ſchleudert, ſo machte ihm Hr. Landriani den Einwurf, ob nicht die Elektricitaͤt, welche die Kugel im Fliegen erhaͤlt, durch ihr Reiben an der Luft koͤnne erzeugt worden ſeyn? Um dieſes zu unterſuchen,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="2">
              <p><pb facs="#f0575" xml:id="P.5.563" n="563"/><lb/>
elektri&#x017F;che Gleichgewicht des Apparats, und bringt nach den bekannten Ge&#x017F;etzen in &#x017F;elbigem die entgegenge&#x017F;etzte Elektricita&#x0364;t hervor, bis die Wolke na&#x0364;her ko&#x0364;mmt, und nun er&#x017F;t ihre eigne Elektricita&#x0364;t der Stange mittheilt. Ein erfahrner Beobachter la&#x0364;ßt &#x017F;ich hierdurch nicht irre machen.</p>
              <p>Auch Hr. <hi rendition="#b">Volta</hi> hat in &#x017F;einen meteorologi&#x017F;chen Briefen (in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Brugnatelli</hi> Biblioteca fi&#x017F;ica d'Europa,</hi> und aus dem Ital. u&#x0364;ber&#x017F;. Th. <hi rendition="#aq">I.</hi> Leipzig, 1793. 8.) &#x017F;eine mit dem Strohhalm-elektrometer ange&#x017F;tellten Beobachtungen u&#x0364;ber die Luftelektricita&#x0364;t auf mehrere Monate mitgetheilt. Wenn man nach &#x017F;einem Vor&#x017F;chlage auf der Spitze des Elektrometers eine Lichtflamme anzu&#x0364;ndet, &#x017F;o erha&#x0364;lt man außer mehrern wichtigen Vortheilen auch den, daß dadurch die eben angefu&#x0364;hrte Ungewißheit vermieden wird, welche von dem Einflu&#x017F;&#x017F;e der Wirkungskrei&#x017F;e herru&#x0364;hrt.</p>
              <p>Endlich hat Hr. <hi rendition="#b">Lampadius</hi> &#x017F;eine zu Go&#x0364;ttingen im Jahre 1792 vom May bis zum October mit dem Bennet&#x017F;chen Elektrometer ange&#x017F;tellten Ver&#x017F;uche und Beobachtungen u&#x0364;ber die Elektricita&#x0364;t der Atmo&#x017F;pha&#x0364;re, zugleich mit Bemerkung der Wa&#x0364;rme herausgegeben, und von Monat zu Monat Re&#x017F;ultate daraus gezogen, welche mit den bereits angefu&#x0364;hrten im Hauptwerke vo&#x0364;llig u&#x0364;berein&#x017F;timmen.</p>
              <p><hi rendition="#b">Zu S.</hi> 33 u. f. Gegen die Meinung, daß die Elektricita&#x0364;t der Luft und der Wolken durch das Reiben der Lufttheilchen und Dun&#x017F;tbla&#x0364;schen an einander, al&#x017F;o durch Winde und Luft&#x017F;tro&#x0364;me, ent&#x017F;tehe, war &#x017F;chon dort eingewendet, daß die Erregung durch Reiben allemal <hi rendition="#b">ver&#x017F;chiedene,</hi> nicht gleichartige, Ko&#x0364;rper voraus&#x017F;etze, und daß nach den Erfahrungen &#x017F;tarke Winde die Luftelektricita&#x0364;t vielmehr &#x017F;chwa&#x0364;chen. Die&#x017F;es letztere hat &#x017F;ich durch Hrn. <hi rendition="#b">de Sau&#x017F;&#x017F;ure</hi> Beobachtungen noch mehr be&#x017F;ta&#x0364;tiget. Es i&#x017F;t auch &#x017F;eitdem die Frage, ob Reiben an der Luft Elektricita&#x0364;t errege, noch genauer unter&#x017F;ucht worden. Da Hr. <hi rendition="#b">de Sau&#x017F;&#x017F;ure,</hi> um die Elektricita&#x0364;t der ho&#x0364;hern Regionen herabzuleiten, eine Bleykugel an einer Schnur von Silberfaden in die Ho&#x0364;he &#x017F;chleudert, &#x017F;o machte ihm Hr. <hi rendition="#b">Landriani</hi> den Einwurf, ob nicht die Elektricita&#x0364;t, welche die Kugel im Fliegen erha&#x0364;lt, durch ihr Reiben an der Luft ko&#x0364;nne erzeugt worden &#x017F;eyn? Um die&#x017F;es zu unter&#x017F;uchen,<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[563/0575] elektriſche Gleichgewicht des Apparats, und bringt nach den bekannten Geſetzen in ſelbigem die entgegengeſetzte Elektricitaͤt hervor, bis die Wolke naͤher koͤmmt, und nun erſt ihre eigne Elektricitaͤt der Stange mittheilt. Ein erfahrner Beobachter laͤßt ſich hierdurch nicht irre machen. Auch Hr. Volta hat in ſeinen meteorologiſchen Briefen (in Brugnatelli Biblioteca fiſica d'Europa, und aus dem Ital. uͤberſ. Th. I. Leipzig, 1793. 8.) ſeine mit dem Strohhalm-elektrometer angeſtellten Beobachtungen uͤber die Luftelektricitaͤt auf mehrere Monate mitgetheilt. Wenn man nach ſeinem Vorſchlage auf der Spitze des Elektrometers eine Lichtflamme anzuͤndet, ſo erhaͤlt man außer mehrern wichtigen Vortheilen auch den, daß dadurch die eben angefuͤhrte Ungewißheit vermieden wird, welche von dem Einfluſſe der Wirkungskreiſe herruͤhrt. Endlich hat Hr. Lampadius ſeine zu Goͤttingen im Jahre 1792 vom May bis zum October mit dem Bennetſchen Elektrometer angeſtellten Verſuche und Beobachtungen uͤber die Elektricitaͤt der Atmoſphaͤre, zugleich mit Bemerkung der Waͤrme herausgegeben, und von Monat zu Monat Reſultate daraus gezogen, welche mit den bereits angefuͤhrten im Hauptwerke voͤllig uͤbereinſtimmen. Zu S. 33 u. f. Gegen die Meinung, daß die Elektricitaͤt der Luft und der Wolken durch das Reiben der Lufttheilchen und Dunſtblaͤschen an einander, alſo durch Winde und Luftſtroͤme, entſtehe, war ſchon dort eingewendet, daß die Erregung durch Reiben allemal verſchiedene, nicht gleichartige, Koͤrper vorausſetze, und daß nach den Erfahrungen ſtarke Winde die Luftelektricitaͤt vielmehr ſchwaͤchen. Dieſes letztere hat ſich durch Hrn. de Sauſſure Beobachtungen noch mehr beſtaͤtiget. Es iſt auch ſeitdem die Frage, ob Reiben an der Luft Elektricitaͤt errege, noch genauer unterſucht worden. Da Hr. de Sauſſure, um die Elektricitaͤt der hoͤhern Regionen herabzuleiten, eine Bleykugel an einer Schnur von Silberfaden in die Hoͤhe ſchleudert, ſo machte ihm Hr. Landriani den Einwurf, ob nicht die Elektricitaͤt, welche die Kugel im Fliegen erhaͤlt, durch ihr Reiben an der Luft koͤnne erzeugt worden ſeyn? Um dieſes zu unterſuchen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/575
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 563. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/575>, abgerufen am 03.09.2024.