rühre davon her, daß Herr de Luc seine Thermometer nicht im Schatten beobachtet, sondern der Sonne ausgesetzt habe, so fügt Herr Gerstner noch eine besondere Tabelle bey, in welche er blos die vor Sonnenaufgang gemachten Beobachtungen gebracht hat, bey denen der vorgedachte Umstand gänzlich hinwegfällt.
Beyde Tabellen zeigen nun die sehr merkwürdige Erscheinung, daß die Temperatur, bey welcher die logarithmische Differenz der Barometerhöhen die Höhen unmittelbar in Tausendtheilen der pariser Toise angiebt, bey zunehmenden Höhen abnimmt. Hieraus folgt, daß die Luft nahe an der Erde von der Wärme mehr ausgedehnt werden müsse, als in der Höhe, wenn die auf das mariottische Gesetz gegründete Formel bey den Höhenmessungen richtige Resultate geben soll, oder, was eben soviel ist: daß die Luft nahe an der Oberfläche der Erde dichter sey, als sie es nach dem mariottischen Gesetze seyn sollte.
Eben dieses wird noch mehr durch die Messungen der Herren Bouguer und de la Condamine in Quito bestätiget (s. Höhenmessung, Th. II. S. 621.). Wenn man aus den Bestimmungen dieser Gelehrten, so wie sie sich in eine<*> an der Kirche zu Quito zurückgelassenen Inschrift finden, die Rechnung nach de Lucs Formel so führen will, daß die gemessenen Höhen richtig herauskommen, so muß man die Normaltemperatur für die Höhe vom Meere bis Quito 17 1/5 Grad, hingegen für die von Quito bis zum Gipfel des Pichincha nur 8 3/5 Grad, annehmen. Bouguer versichert, daß seine Resultate allemal zu klein ausfielen, wenn er Höhen von 300 bis 400 Toisen berechnete, und dabey Messungen kleinerer Höhen zum Grunde legte--ein sicherer Beweis, daß gleiche Luftmassen, deren Gewichte vom Barometer angezeigt werden, nahe an der Erdfläche einen kleinern Raum einnehmen, als sie dem angenommenen Gesetze gemäß einnehmen sollten. Bouguer versuchte, das Gesetz der abnehmenden Luftdichte in verschiedenen Höhen mit Hülfe des Penduls zu finden: allein diese und mehrere in gleicher Absicht mit dem Pendul angestellte Versuche, deren in dem Artikel: Widerstand der Mittel gedacht wird, sind ohne Erfolg geblieben.
ruͤhre davon her, daß Herr de Luc ſeine Thermometer nicht im Schatten beobachtet, ſondern der Sonne ausgeſetzt habe, ſo fuͤgt Herr Gerſtner noch eine beſondere Tabelle bey, in welche er blos die vor Sonnenaufgang gemachten Beobachtungen gebracht hat, bey denen der vorgedachte Umſtand gaͤnzlich hinwegfaͤllt.
Beyde Tabellen zeigen nun die ſehr merkwuͤrdige Erſcheinung, daß die Temperatur, bey welcher die logarithmiſche Differenz der Barometerhoͤhen die Hoͤhen unmittelbar in Tauſendtheilen der pariſer Toiſe angiebt, bey zunehmenden Hoͤhen abnimmt. Hieraus folgt, daß die Luft nahe an der Erde von der Waͤrme mehr ausgedehnt werden muͤſſe, als in der Hoͤhe, wenn die auf das mariottiſche Geſetz gegruͤndete Formel bey den Hoͤhenmeſſungen richtige Reſultate geben ſoll, oder, was eben ſoviel iſt: daß die Luft nahe an der Oberflaͤche der Erde dichter ſey, als ſie es nach dem mariottiſchen Geſetze ſeyn ſollte.
Eben dieſes wird noch mehr durch die Meſſungen der Herren Bouguer und de la Condamine in Quito beſtaͤtiget (ſ. Hoͤhenmeſſung, Th. II. S. 621.). Wenn man aus den Beſtimmungen dieſer Gelehrten, ſo wie ſie ſich in eine<*> an der Kirche zu Quito zuruͤckgelaſſenen Inſchrift finden, die Rechnung nach de Lucs Formel ſo fuͤhren will, daß die gemeſſenen Hoͤhen richtig herauskommen, ſo muß man die Normaltemperatur fuͤr die Hoͤhe vom Meere bis Quito 17 1/5 Grad, hingegen fuͤr die von Quito bis zum Gipfel des Pichincha nur 8 3/5 Grad, annehmen. Bouguer verſichert, daß ſeine Reſultate allemal zu klein ausfielen, wenn er Hoͤhen von 300 bis 400 Toiſen berechnete, und dabey Meſſungen kleinerer Hoͤhen zum Grunde legte—ein ſicherer Beweis, daß gleiche Luftmaſſen, deren Gewichte vom Barometer angezeigt werden, nahe an der Erdflaͤche einen kleinern Raum einnehmen, als ſie dem angenommenen Geſetze gemaͤß einnehmen ſollten. Bouguer verſuchte, das Geſetz der abnehmenden Luftdichte in verſchiedenen Hoͤhen mit Huͤlfe des Penduls zu finden: allein dieſe und mehrere in gleicher Abſicht mit dem Pendul angeſtellte Verſuche, deren in dem Artikel: Widerſtand der Mittel gedacht wird, ſind ohne Erfolg geblieben.
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ruͤhre davon her, daß Herr de Luc ſeine Thermometer nicht im Schatten beobachtet, ſondern der Sonne ausgeſetzt habe, ſo fuͤgt Herr Gerſtner noch eine beſondere Tabelle bey, in welche er blos die vor Sonnenaufgang gemachten Beobachtungen gebracht hat, bey denen der vorgedachte Umſtand gaͤnzlich hinwegfaͤllt.
Beyde Tabellen zeigen nun die ſehr merkwuͤrdige Erſcheinung, daß die Temperatur, bey welcher die logarithmiſche Differenz der Barometerhoͤhen die Hoͤhen unmittelbar in Tauſendtheilen der pariſer Toiſe angiebt, bey zunehmenden Hoͤhen abnimmt. Hieraus folgt, daß die Luft nahe an der Erde von der Waͤrme mehr ausgedehnt werden muͤſſe, als in der Hoͤhe, wenn die auf das mariottiſche Geſetz gegruͤndete Formel bey den Hoͤhenmeſſungen richtige Reſultate geben ſoll, oder, was eben ſoviel iſt: daß die Luft nahe an der Oberflaͤche der Erde dichter ſey, als ſie es nach dem mariottiſchen Geſetze ſeyn ſollte.
Eben dieſes wird noch mehr durch die Meſſungen der Herren Bouguer und de la Condamine in Quito beſtaͤtiget (ſ. Hoͤhenmeſſung, Th. II. S. 621.). Wenn man aus den Beſtimmungen dieſer Gelehrten, ſo wie ſie ſich in eine<*> an der Kirche zu Quito zuruͤckgelaſſenen Inſchrift finden, die Rechnung nach de Lucs Formel ſo fuͤhren will, daß die gemeſſenen Hoͤhen richtig herauskommen, ſo muß man die Normaltemperatur fuͤr die Hoͤhe vom Meere bis Quito 17 1/5 Grad, hingegen fuͤr die von Quito bis zum Gipfel des Pichincha nur 8 3/5 Grad, annehmen. Bouguer verſichert, daß ſeine Reſultate allemal zu klein ausfielen, wenn er Hoͤhen von 300 bis 400 Toiſen berechnete, und dabey Meſſungen kleinerer Hoͤhen zum Grunde legte—ein ſicherer Beweis, daß gleiche Luftmaſſen, deren Gewichte vom Barometer angezeigt werden, nahe an der Erdflaͤche einen kleinern Raum einnehmen, als ſie dem angenommenen Geſetze gemaͤß einnehmen ſollten. Bouguer verſuchte, das Geſetz der abnehmenden Luftdichte in verſchiedenen Hoͤhen mit Huͤlfe des Penduls zu finden: allein dieſe und mehrere in gleicher Abſicht mit dem Pendul angeſtellte Verſuche, deren in dem Artikel: Widerſtand der Mittel gedacht wird, ſind ohne Erfolg geblieben.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 588. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/600>, abgerufen am 26.06.2024.
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