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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

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Hr. Gerstner hat vermittelst seiner im Zusatze des Art. Manometer beschriebenen Luftwage über die Dichte der Luft in verschiedenen Höhen auf dem Riesengebirge Beobachtungen angestellt. Die Resultate derselben zeigen, daß es bis auf eine Höhe von 350 2/3 Wiener Klaftern ziemlich gleichgültig ist, ob man die Dichte der Luft im Durchschnitt genommen, durchaus gleichförmig setzt, oder ob man sie nach Mariotte den Barometerhöhen proportional annimmt. Setzt man hingegen, daß die Dichte der Luft sich direct, wie die Barometerhöhe, und umgekehrt, wie die Ausdehnung durch die Wärme, verhalte (wie dieses bisher mit de Luc die Meisten angenommen haben), so findet man sie nach dieser Rechnung an der Erdfläche allemal kleiner, und in der Höhe allemal größer, als sie die Luftwage bey der wirklichen Beobachtung angiebt--ein deutlicher Beweis, daß die Luft an der Erde dichter, in höhern Gegenden aber dünner ist, als sie es nach dem mariottischen Gesetze mit Rücksicht auf die Ausdehnung durch die Wärme, seyn sollte.

Der abnehmenden Gravitation gegen die Erde kan diese Abnahme des eigenthümlichen Gewichts der Luft in größern Höhen nicht zugeschrieben werden. Denn die Abnahme der Gravitation ist theils zu gering, um soviel zu bewirken, theils kan sie auch bey barometrischen Höhenmessungen gar nicht bemerkt werden, weil sie das Gewicht des Quecksilbers in eben dem Verhältnisse, wie das Gewicht der Luft, vermindert. Die wahre Ursache scheint vielmehr, wie auch Hr. Gerstner annimmt, darinn zu liegen, daß unsere Atmosphäre ein Gemisch von mehreren an eigenthümlichem Gewichte sehr verschiedenen Luftarten ist, daher natürlich die schwerern Theile näher zur Oberfläche der Erde herabsinken, die leichtern dagegen in die Höhe steigen.

Luftpumpe.

Zusatz zu diesem Artikel, Th. III. S. 54--87.

Die Unvollkommenheit aller bisherigen Luftpumpen hat vornehmlich von den beyden Umständen abgehangen, daß erstens die Luft bey einem gewissen Grade von Verdünnung unvermögend wird, die Ventile weiter zu heben, und zweytens,


Hr. Gerſtner hat vermittelſt ſeiner im Zuſatze des Art. Manometer beſchriebenen Luftwage uͤber die Dichte der Luft in verſchiedenen Hoͤhen auf dem Rieſengebirge Beobachtungen angeſtellt. Die Reſultate derſelben zeigen, daß es bis auf eine Hoͤhe von 350 2/3 Wiener Klaftern ziemlich gleichguͤltig iſt, ob man die Dichte der Luft im Durchſchnitt genommen, durchaus gleichfoͤrmig ſetzt, oder ob man ſie nach Mariotte den Barometerhoͤhen proportional annimmt. Setzt man hingegen, daß die Dichte der Luft ſich direct, wie die Barometerhoͤhe, und umgekehrt, wie die Ausdehnung durch die Waͤrme, verhalte (wie dieſes bisher mit de Luc die Meiſten angenommen haben), ſo findet man ſie nach dieſer Rechnung an der Erdflaͤche allemal kleiner, und in der Hoͤhe allemal groͤßer, als ſie die Luftwage bey der wirklichen Beobachtung angiebt—ein deutlicher Beweis, daß die Luft an der Erde dichter, in hoͤhern Gegenden aber duͤnner iſt, als ſie es nach dem mariottiſchen Geſetze mit Ruͤckſicht auf die Ausdehnung durch die Waͤrme, ſeyn ſollte.

Der abnehmenden Gravitation gegen die Erde kan dieſe Abnahme des eigenthuͤmlichen Gewichts der Luft in groͤßern Hoͤhen nicht zugeſchrieben werden. Denn die Abnahme der Gravitation iſt theils zu gering, um ſoviel zu bewirken, theils kan ſie auch bey barometriſchen Hoͤhenmeſſungen gar nicht bemerkt werden, weil ſie das Gewicht des Queckſilbers in eben dem Verhaͤltniſſe, wie das Gewicht der Luft, vermindert. Die wahre Urſache ſcheint vielmehr, wie auch Hr. Gerſtner annimmt, darinn zu liegen, daß unſere Atmoſphaͤre ein Gemiſch von mehreren an eigenthuͤmlichem Gewichte ſehr verſchiedenen Luftarten iſt, daher natuͤrlich die ſchwerern Theile naͤher zur Oberflaͤche der Erde herabſinken, die leichtern dagegen in die Hoͤhe ſteigen.

Luftpumpe.

Zuſatz zu dieſem Artikel, Th. III. S. 54—87.

Die Unvollkommenheit aller bisherigen Luftpumpen hat vornehmlich von den beyden Umſtaͤnden abgehangen, daß erſtens die Luft bey einem gewiſſen Grade von Verduͤnnung unvermoͤgend wird, die Ventile weiter zu heben, und zweytens,

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[589/0601] Hr. Gerſtner hat vermittelſt ſeiner im Zuſatze des Art. Manometer beſchriebenen Luftwage uͤber die Dichte der Luft in verſchiedenen Hoͤhen auf dem Rieſengebirge Beobachtungen angeſtellt. Die Reſultate derſelben zeigen, daß es bis auf eine Hoͤhe von 350 2/3 Wiener Klaftern ziemlich gleichguͤltig iſt, ob man die Dichte der Luft im Durchſchnitt genommen, durchaus gleichfoͤrmig ſetzt, oder ob man ſie nach Mariotte den Barometerhoͤhen proportional annimmt. Setzt man hingegen, daß die Dichte der Luft ſich direct, wie die Barometerhoͤhe, und umgekehrt, wie die Ausdehnung durch die Waͤrme, verhalte (wie dieſes bisher mit de Luc die Meiſten angenommen haben), ſo findet man ſie nach dieſer Rechnung an der Erdflaͤche allemal kleiner, und in der Hoͤhe allemal groͤßer, als ſie die Luftwage bey der wirklichen Beobachtung angiebt—ein deutlicher Beweis, daß die Luft an der Erde dichter, in hoͤhern Gegenden aber duͤnner iſt, als ſie es nach dem mariottiſchen Geſetze mit Ruͤckſicht auf die Ausdehnung durch die Waͤrme, ſeyn ſollte. Der abnehmenden Gravitation gegen die Erde kan dieſe Abnahme des eigenthuͤmlichen Gewichts der Luft in groͤßern Hoͤhen nicht zugeſchrieben werden. Denn die Abnahme der Gravitation iſt theils zu gering, um ſoviel zu bewirken, theils kan ſie auch bey barometriſchen Hoͤhenmeſſungen gar nicht bemerkt werden, weil ſie das Gewicht des Queckſilbers in eben dem Verhaͤltniſſe, wie das Gewicht der Luft, vermindert. Die wahre Urſache ſcheint vielmehr, wie auch Hr. Gerſtner annimmt, darinn zu liegen, daß unſere Atmoſphaͤre ein Gemiſch von mehreren an eigenthuͤmlichem Gewichte ſehr verſchiedenen Luftarten iſt, daher natuͤrlich die ſchwerern Theile naͤher zur Oberflaͤche der Erde herabſinken, die leichtern dagegen in die Hoͤhe ſteigen. Luftpumpe. Zuſatz zu dieſem Artikel, Th. III. S. 54—87. Die Unvollkommenheit aller bisherigen Luftpumpen hat vornehmlich von den beyden Umſtaͤnden abgehangen, daß erſtens die Luft bey einem gewiſſen Grade von Verduͤnnung unvermoͤgend wird, die Ventile weiter zu heben, und zweytens,

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 589. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/601>, abgerufen am 22.11.2024.