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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

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Fällen, wo man bewegende Kräfte ausdrücken will, die von unserer Schwere verschieden sind. Man hat alsdann die beschleunigende Kraft f in die bewegte Masse M zu multipliciren; die letztere ist durch das Gewicht P gegeben, wenn die beschleunigende Kraft der Schwere = 1 gesetzt wird. Denn alsdann wird P/M = 1, oder M = P. Sehr deutliche Beyspiele hievon findet man bey Centralbewegung (Th. I. S. 483.), Schwungkraft (Th. III. S. 955.).

Ist aber die beschleunigende Kraft f durch eine andere Einheit ausgedrückt (d. h. die Schwere nicht = 1 gesetzt), so ist das Gewicht P erst durch die beschleunigende Kraft der Schwere zu dividiren, und der Quotient giebt nun den Ausdruck der Masse. Hievon hat man ein Beyspiel im Art. Centralkräfte (Th. I. S. 496), wo in gewissen Ausdrücken die Schwere = 2g angenommen, und daher das Gewicht durch 2g dividirt, der Masse gleich gesetzt wird.

Der Stein von 15 Loth (Th. I. S. 483), der im Kreise geschwungen den Faden mit 1 Loth bewegender Kraft spannt, wird hier nicht als schwer betrachtet, wie S. 482. ausdrücklich erinnert ist. Die 15 Loth sind Ausdruck seiner Masse, und zwar seiner trägen Masse, nicht seines Gewichts. Seine Schwere kan ganz vernichtet werden, ohne daß Centralbewegung und Schwung den Faden zu spannen aufhören. Nur der Druck auf das Bret hört durch Vernichtung der Schwere auf; Bewegung und Schwung erhalten sich blos durch Trägheit. So lang das Bret den Stein trägt, ist es so viel, als wäre er gar nicht schwer: zöge man das Bret hinweg, so würde nun erst die Schwere mitwirken, welches besonders zu betrachten wäre; es würden daraus konische Schwünge entstehen, s. Th. III. S. 951.

So wird die Sache in unserer Mechanik angesehen, und es ist falsch, was Herr Gren (Grundriß der Naturl. 1793. §.44. Anm.) behauptet, daß man in der ganzen Mechanik immer nur Gewichte verstehe, wenn von Massen die Rede sey. Ganz umgekehrt versteht man sehr oft nur Massen, wenn von Gewichten die Rede ist.


Faͤllen, wo man bewegende Kraͤfte ausdruͤcken will, die von unſerer Schwere verſchieden ſind. Man hat alsdann die beſchleunigende Kraft f in die bewegte Maſſe M zu multipliciren; die letztere iſt durch das Gewicht P gegeben, wenn die beſchleunigende Kraft der Schwere = 1 geſetzt wird. Denn alsdann wird P/M = 1, oder M = P. Sehr deutliche Beyſpiele hievon findet man bey Centralbewegung (Th. I. S. 483.), Schwungkraft (Th. III. S. 955.).

Iſt aber die beſchleunigende Kraft f durch eine andere Einheit ausgedruͤckt (d. h. die Schwere nicht = 1 geſetzt), ſo iſt das Gewicht P erſt durch die beſchleunigende Kraft der Schwere zu dividiren, und der Quotient giebt nun den Ausdruck der Maſſe. Hievon hat man ein Beyſpiel im Art. Centralkraͤfte (Th. I. S. 496), wo in gewiſſen Ausdruͤcken die Schwere = 2g angenommen, und daher das Gewicht durch 2g dividirt, der Maſſe gleich geſetzt wird.

Der Stein von 15 Loth (Th. I. S. 483), der im Kreiſe geſchwungen den Faden mit 1 Loth bewegender Kraft ſpannt, wird hier nicht als ſchwer betrachtet, wie S. 482. ausdruͤcklich erinnert iſt. Die 15 Loth ſind Ausdruck ſeiner Maſſe, und zwar ſeiner traͤgen Maſſe, nicht ſeines Gewichts. Seine Schwere kan ganz vernichtet werden, ohne daß Centralbewegung und Schwung den Faden zu ſpannen aufhoͤren. Nur der Druck auf das Bret hoͤrt durch Vernichtung der Schwere auf; Bewegung und Schwung erhalten ſich blos durch Traͤgheit. So lang das Bret den Stein traͤgt, iſt es ſo viel, als waͤre er gar nicht ſchwer: zoͤge man das Bret hinweg, ſo wuͤrde nun erſt die Schwere mitwirken, welches beſonders zu betrachten waͤre; es wuͤrden daraus koniſche Schwuͤnge entſtehen, ſ. Th. III. S. 951.

So wird die Sache in unſerer Mechanik angeſehen, und es iſt falſch, was Herr Gren (Grundriß der Naturl. 1793. §.44. Anm.) behauptet, daß man in der ganzen Mechanik immer nur Gewichte verſtehe, wenn von Maſſen die Rede ſey. Ganz umgekehrt verſteht man ſehr oft nur Maſſen, wenn von Gewichten die Rede iſt.

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[627/0639] Faͤllen, wo man bewegende Kraͤfte ausdruͤcken will, die von unſerer Schwere verſchieden ſind. Man hat alsdann die beſchleunigende Kraft f in die bewegte Maſſe M zu multipliciren; die letztere iſt durch das Gewicht P gegeben, wenn die beſchleunigende Kraft der Schwere = 1 geſetzt wird. Denn alsdann wird P/M = 1, oder M = P. Sehr deutliche Beyſpiele hievon findet man bey Centralbewegung (Th. I. S. 483.), Schwungkraft (Th. III. S. 955.). Iſt aber die beſchleunigende Kraft f durch eine andere Einheit ausgedruͤckt (d. h. die Schwere nicht = 1 geſetzt), ſo iſt das Gewicht P erſt durch die beſchleunigende Kraft der Schwere zu dividiren, und der Quotient giebt nun den Ausdruck der Maſſe. Hievon hat man ein Beyſpiel im Art. Centralkraͤfte (Th. I. S. 496), wo in gewiſſen Ausdruͤcken die Schwere = 2g angenommen, und daher das Gewicht durch 2g dividirt, der Maſſe gleich geſetzt wird. Der Stein von 15 Loth (Th. I. S. 483), der im Kreiſe geſchwungen den Faden mit 1 Loth bewegender Kraft ſpannt, wird hier nicht als ſchwer betrachtet, wie S. 482. ausdruͤcklich erinnert iſt. Die 15 Loth ſind Ausdruck ſeiner Maſſe, und zwar ſeiner traͤgen Maſſe, nicht ſeines Gewichts. Seine Schwere kan ganz vernichtet werden, ohne daß Centralbewegung und Schwung den Faden zu ſpannen aufhoͤren. Nur der Druck auf das Bret hoͤrt durch Vernichtung der Schwere auf; Bewegung und Schwung erhalten ſich blos durch Traͤgheit. So lang das Bret den Stein traͤgt, iſt es ſo viel, als waͤre er gar nicht ſchwer: zoͤge man das Bret hinweg, ſo wuͤrde nun erſt die Schwere mitwirken, welches beſonders zu betrachten waͤre; es wuͤrden daraus koniſche Schwuͤnge entſtehen, ſ. Th. III. S. 951. So wird die Sache in unſerer Mechanik angeſehen, und es iſt falſch, was Herr Gren (Grundriß der Naturl. 1793. §.44. Anm.) behauptet, daß man in der ganzen Mechanik immer nur Gewichte verſtehe, wenn von Maſſen die Rede ſey. Ganz umgekehrt verſteht man ſehr oft nur Maſſen, wenn von Gewichten die Rede iſt.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 627. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/639>, abgerufen am 22.11.2024.