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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

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sind. Schon Virgil (Georg. I. v. 431 sq.) rühmt die Sicherheit dieser Anzeige

-- vento semper rubet aurea Phoebe. Sin ortu quarto (namque is certissimus auctor) Pura, neque obtusis per caelum cornibus, ibit, Totus et ille dies, et qui nascentur ab illo Exactum ad mensem pluvia ventisque carebunt.

Wenn die Witterung am vierten, fünften und sechsten Tage des Mondes unverändert bleibt, so pflegt sie sich bis zum Vollmonde, ja bisweilen bis zum nächsten Neumonde, so zu erhalten, und in diesem Falle haben die Mondspunkte nur wenig Wirkung.

Auch die Stunden, in welchen sich die Witterung ändert, scheinen von den Stellungen des Mondes gegen den Horizont (Mondswinkeln) abhängig zu seyn. Beym Auf- und Untergange des Monds schickt sich der Himmel mehr zum Regen, bey seinen Durchgängen durch den Mittagskreis mehr zu gutem Wetter an. An regnigten Tagen wird man bemerken, daß ohngefähr zu den Zeiten, da der Mond durch den Mitagskreis geht, das schlimme Wetter allemal ein wenig unterbrochen wird. Nur leidet diese Regel eine Ausnahme, wenn die Winkel des Mondes nicht mit denen der Sonne zusammenstimmen. Beobachtungen hierüber lassen sich leicht anstellen, da die Monds- und Sonnenwinkel für alle Tage in den astronomischen Ephemeriden stehen, und sie sind sehr geschickt, die Wahrheit dieses Systems zu prüfen. Es regnet auch mehr am Tage, als des Nachts, und öfter des Abends, als des Morgens.

Die schlimmsten Jahre treten ein, wenn die Mondsapsiden in die vier Cardinalpunkte des Thierkreises fallen; dagegen sind diejenigen Jahre, in welchen sich die Apsiden in den Zeichen des Stiers, des Löwen, der Jungfrau und des Wassermanns befinden, gut und gemäßigt. Diesemnach müssen sich die achtzehnten Jahre ähnlich seyn, wiewohl man wegen der verschiedenen Umläufe der Mondspunkte nicht auf eine ganz strenge Wiederkehr rechnen darf. Das 54ste Jahr aber muß dem ersten mehr, als alle übrige, gleichen, weil sich nach diesem Zeitraume die Mondspunkte


ſind. Schon Virgil (Georg. I. v. 431 ſq.) ruͤhmt die Sicherheit dieſer Anzeige

vento ſemper rubet aurea Phoebe. Sin ortu quarto (namque is certiſſimus auctor) Pura, neque obtuſis per caelum cornibus, ibit, Totus et ille dies, et qui naſcentur ab illo Exactum ad menſem pluviâ ventisque carebunt.

Wenn die Witterung am vierten, fuͤnften und ſechſten Tage des Mondes unveraͤndert bleibt, ſo pflegt ſie ſich bis zum Vollmonde, ja bisweilen bis zum naͤchſten Neumonde, ſo zu erhalten, und in dieſem Falle haben die Mondspunkte nur wenig Wirkung.

Auch die Stunden, in welchen ſich die Witterung aͤndert, ſcheinen von den Stellungen des Mondes gegen den Horizont (Mondswinkeln) abhaͤngig zu ſeyn. Beym Auf- und Untergange des Monds ſchickt ſich der Himmel mehr zum Regen, bey ſeinen Durchgaͤngen durch den Mittagskreis mehr zu gutem Wetter an. An regnigten Tagen wird man bemerken, daß ohngefaͤhr zu den Zeiten, da der Mond durch den Mitagskreis geht, das ſchlimme Wetter allemal ein wenig unterbrochen wird. Nur leidet dieſe Regel eine Ausnahme, wenn die Winkel des Mondes nicht mit denen der Sonne zuſammenſtimmen. Beobachtungen hieruͤber laſſen ſich leicht anſtellen, da die Monds- und Sonnenwinkel fuͤr alle Tage in den aſtronomiſchen Ephemeriden ſtehen, und ſie ſind ſehr geſchickt, die Wahrheit dieſes Syſtems zu pruͤfen. Es regnet auch mehr am Tage, als des Nachts, und oͤfter des Abends, als des Morgens.

Die ſchlimmſten Jahre treten ein, wenn die Mondsapſiden in die vier Cardinalpunkte des Thierkreiſes fallen; dagegen ſind diejenigen Jahre, in welchen ſich die Apſiden in den Zeichen des Stiers, des Loͤwen, der Jungfrau und des Waſſermanns befinden, gut und gemaͤßigt. Dieſemnach muͤſſen ſich die achtzehnten Jahre aͤhnlich ſeyn, wiewohl man wegen der verſchiedenen Umlaͤufe der Mondspunkte nicht auf eine ganz ſtrenge Wiederkehr rechnen darf. Das 54ſte Jahr aber muß dem erſten mehr, als alle uͤbrige, gleichen, weil ſich nach dieſem Zeitraume die Mondspunkte

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[640/0652] ſind. Schon Virgil (Georg. I. v. 431 ſq.) ruͤhmt die Sicherheit dieſer Anzeige — vento ſemper rubet aurea Phoebe. Sin ortu quarto (namque is certiſſimus auctor) Pura, neque obtuſis per caelum cornibus, ibit, Totus et ille dies, et qui naſcentur ab illo Exactum ad menſem pluviâ ventisque carebunt. Wenn die Witterung am vierten, fuͤnften und ſechſten Tage des Mondes unveraͤndert bleibt, ſo pflegt ſie ſich bis zum Vollmonde, ja bisweilen bis zum naͤchſten Neumonde, ſo zu erhalten, und in dieſem Falle haben die Mondspunkte nur wenig Wirkung. Auch die Stunden, in welchen ſich die Witterung aͤndert, ſcheinen von den Stellungen des Mondes gegen den Horizont (Mondswinkeln) abhaͤngig zu ſeyn. Beym Auf- und Untergange des Monds ſchickt ſich der Himmel mehr zum Regen, bey ſeinen Durchgaͤngen durch den Mittagskreis mehr zu gutem Wetter an. An regnigten Tagen wird man bemerken, daß ohngefaͤhr zu den Zeiten, da der Mond durch den Mitagskreis geht, das ſchlimme Wetter allemal ein wenig unterbrochen wird. Nur leidet dieſe Regel eine Ausnahme, wenn die Winkel des Mondes nicht mit denen der Sonne zuſammenſtimmen. Beobachtungen hieruͤber laſſen ſich leicht anſtellen, da die Monds- und Sonnenwinkel fuͤr alle Tage in den aſtronomiſchen Ephemeriden ſtehen, und ſie ſind ſehr geſchickt, die Wahrheit dieſes Syſtems zu pruͤfen. Es regnet auch mehr am Tage, als des Nachts, und oͤfter des Abends, als des Morgens. Die ſchlimmſten Jahre treten ein, wenn die Mondsapſiden in die vier Cardinalpunkte des Thierkreiſes fallen; dagegen ſind diejenigen Jahre, in welchen ſich die Apſiden in den Zeichen des Stiers, des Loͤwen, der Jungfrau und des Waſſermanns befinden, gut und gemaͤßigt. Dieſemnach muͤſſen ſich die achtzehnten Jahre aͤhnlich ſeyn, wiewohl man wegen der verſchiedenen Umlaͤufe der Mondspunkte nicht auf eine ganz ſtrenge Wiederkehr rechnen darf. Das 54ſte Jahr aber muß dem erſten mehr, als alle uͤbrige, gleichen, weil ſich nach dieſem Zeitraume die Mondspunkte

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 640. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/652>, abgerufen am 25.06.2024.