Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.Organisation, Organisirte Körper. Zusatz zu diesem Art. Th. III. S. 388. Die hier angegebne Definition stimmt. wenigstens als Worterklärung, mit dem am besten überein, was man sich gewöhnlich bey den Worten Organe, organische Structur, organisirte Körper denkt. Sie giebt das Merkmal an, wodurch sich alles Organisirte gleich beym äußern Anblick von andern Dingen unterscheidet. Andere haben die Erklärung der organistreen Körper von der bestimmten Gestalt entlehnt. Herr Girtanner (Ueber die Reizbarkeit, als Lebensprincip in der organisirten Natur, aus dem Journal de phys. übersetzt in Grens Journal der Physik, B. III. S. 530.) nimmt die Worte organisirt und belebt für gleichbedeutend. "Jeden Körper," sagt er, "jeden Theil des Kör"pers, kurz jede organisirte Substanz halte ich für belebt, "so lange das Princip des Lebens und der Reizbarkeit in ih"nen ist, und so lange ihre Verwandtschaften nicht verschie"den sind von denen welche man in den belebten Substanzen "antrift. Das Holz z. B., woraus unsere Stühle und Ti"sche gemacht sind, ist ein organisirter oder belebter Körper, "und eigentlich kan man nicht sagen, daß das Holz todt "sey, bis es verfault ist." Eben so nennt Hr. v. Humboldt (Aphorismen aus der chemischen Physiologie der Pflanzen, aus dem Lat. übers. v. Fischer. Leipz. 1794. 8. §. 1.) träge, unbelebte Materie diejenige, deren Bestandtheile nach den Gesetzen der chemischen Verwandtschaft gemischt sind; belebte und organisirte Körper hingegen diejenigen, welche von den Banden der chemischen Verwandtschaft frey sind, und des ununterbrochenen Bestrebens, ihre Gestalt zu ändern, ungeachtet, durch eine gewisse innere Kraft gehindert werden, ihre erste eigenthümliche Form zu verlassen. Diese innere Kraft ist die Lebenskraft, welche die Bande der chemischen Verwandtschaft auflöst, und die freye Verbindung der Elemente in den Körpern hindert. Der Organiſation, Organiſirte Koͤrper. Zuſatz zu dieſem Art. Th. III. S. 388. Die hier angegebne Definition ſtimmt. wenigſtens als Worterklaͤrung, mit dem am beſten uͤberein, was man ſich gewoͤhnlich bey den Worten Organe, organiſche Structur, organiſirte Koͤrper denkt. Sie giebt das Merkmal an, wodurch ſich alles Organiſirte gleich beym aͤußern Anblick von andern Dingen unterſcheidet. Andere haben die Erklaͤrung der organiſtreen Koͤrper von der beſtimmten Geſtalt entlehnt. Herr Girtanner (Ueber die Reizbarkeit, als Lebensprincip in der organiſirten Natur, aus dem Journal de phyſ. uͤberſetzt in Grens Journal der Phyſik, B. III. S. 530.) nimmt die Worte organiſirt und belebt fuͤr gleichbedeutend. ”Jeden Koͤrper,“ ſagt er, ”jeden Theil des Koͤr”pers, kurz jede organiſirte Subſtanz halte ich fuͤr belebt, ”ſo lange das Princip des Lebens und der Reizbarkeit in ih”nen iſt, und ſo lange ihre Verwandtſchaften nicht verſchie”den ſind von denen welche man in den belebten Subſtanzen ”antrift. Das Holz z. B., woraus unſere Stuͤhle und Ti”ſche gemacht ſind, iſt ein organiſirter oder belebter Koͤrper, ”und eigentlich kan man nicht ſagen, daß das Holz todt ”ſey, bis es verfault iſt.“ Eben ſo nennt Hr. v. Humboldt (Aphoriſmen aus der chemiſchen Phyſiologie der Pflanzen, aus dem Lat. überſ. v. Fiſcher. Leipz. 1794. 8. §. 1.) traͤge, unbelebte Materie diejenige, deren Beſtandtheile nach den Geſetzen der chemiſchen Verwandtſchaft gemiſcht ſind; belebte und organiſirte Koͤrper hingegen diejenigen, welche von den Banden der chemiſchen Verwandtſchaft frey ſind, und des ununterbrochenen Beſtrebens, ihre Geſtalt zu aͤndern, ungeachtet, durch eine gewiſſe innere Kraft gehindert werden, ihre erſte eigenthuͤmliche Form zu verlaſſen. Dieſe innere Kraft iſt die Lebenskraft, welche die Bande der chemiſchen Verwandtſchaft aufloͤſt, und die freye Verbindung der Elemente in den Koͤrpern hindert. Der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="2"> <p> <pb facs="#f0678" xml:id="P.5.666" n="666"/><lb/> </p> </div> <div n="2"> <head>Organiſation, Organiſirte Koͤrper.</head><lb/> <p> <hi rendition="#c">Zuſatz zu dieſem Art. 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Organiſation, Organiſirte Koͤrper.
Zuſatz zu dieſem Art. Th. III. S. 388.
Die hier angegebne Definition ſtimmt. wenigſtens als Worterklaͤrung, mit dem am beſten uͤberein, was man ſich gewoͤhnlich bey den Worten Organe, organiſche Structur, organiſirte Koͤrper denkt. Sie giebt das Merkmal an, wodurch ſich alles Organiſirte gleich beym aͤußern Anblick von andern Dingen unterſcheidet. Andere haben die Erklaͤrung der organiſtreen Koͤrper von der beſtimmten Geſtalt entlehnt.
Herr Girtanner (Ueber die Reizbarkeit, als Lebensprincip in der organiſirten Natur, aus dem Journal de phyſ. uͤberſetzt in Grens Journal der Phyſik, B. III. S. 530.) nimmt die Worte organiſirt und belebt fuͤr gleichbedeutend. ”Jeden Koͤrper,“ ſagt er, ”jeden Theil des Koͤr”pers, kurz jede organiſirte Subſtanz halte ich fuͤr belebt, ”ſo lange das Princip des Lebens und der Reizbarkeit in ih”nen iſt, und ſo lange ihre Verwandtſchaften nicht verſchie”den ſind von denen welche man in den belebten Subſtanzen ”antrift. Das Holz z. B., woraus unſere Stuͤhle und Ti”ſche gemacht ſind, iſt ein organiſirter oder belebter Koͤrper, ”und eigentlich kan man nicht ſagen, daß das Holz todt ”ſey, bis es verfault iſt.“
Eben ſo nennt Hr. v. Humboldt (Aphoriſmen aus der chemiſchen Phyſiologie der Pflanzen, aus dem Lat. überſ. v. Fiſcher. Leipz. 1794. 8. §. 1.) traͤge, unbelebte Materie diejenige, deren Beſtandtheile nach den Geſetzen der chemiſchen Verwandtſchaft gemiſcht ſind; belebte und organiſirte Koͤrper hingegen diejenigen, welche von den Banden der chemiſchen Verwandtſchaft frey ſind, und des ununterbrochenen Beſtrebens, ihre Geſtalt zu aͤndern, ungeachtet, durch eine gewiſſe innere Kraft gehindert werden, ihre erſte eigenthuͤmliche Form zu verlaſſen.
Dieſe innere Kraft iſt die Lebenskraft, welche die Bande der chemiſchen Verwandtſchaft aufloͤſt, und die freye Verbindung der Elemente in den Koͤrpern hindert. Der
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