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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

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allmählige Verbindung mit dem Sauerstoffe werden die Oele ranzig, eine schnelle Verbindung mit demselben bewirkt Entzündung und Verbrennen. An der Luft oder in Berührung mit Sauerstoffgas wird das Oel bald ranzig, und das Sauerstoffgas vermindert. In fest verschloßnen Gefäßen, wozu das Sauerstoffgas der Luft keinen Zutritt hat, verändert sich das Oel nicht.

Nach Lavoisier (Mem. de Paris, 1784. p. 593 sqq.) verzehren 19 1/4 Gran Baumöl beym Verbrennen 62 Gran Lebensluft, und das Product davon besteht aus 54 1/4 Gran kohlensaurem Gas und 27 Gran Wasser. Diesen Resultaten zufolge scheint das fette Oel aus 78,96 Theilen Kohlenstoff und 21,04 Theilen Wasserstoff zu bestehen. Hr. Gren nimmt auch noch Basis der Lebensluft und Brennstoff als wesentliche Beftandtheile der fetten Oele an, weil sie bey der Destillation schon für sich und mit Ausschluß der respirabeln Luft ein saures Phlegma und kohlensaures Gas geben. Beym Ranzigwerden entlassen die Oele den Brennstoff, und nehmen mehr Basis der Lebensluft an.

Die riechenden Oele sind aus eben denselben Bestandtheilen zusammengesetzt. Unter einer Glocke mit Lebensluft verbrannt, geben sie Wasser und kohlensaures Gas, und lassen eine geringe Menge sehr reiner Kohle zurück, die sonst auch den Ruß ihrer Flamme ausmacht. Durch concentrirte Säuren werden sie entzündet oder verdickt; durch verdünnte Salpetersäure aber läßt sich in der Digestionshitze das riechende Oel in |eine wahre Sauerkleesäure verwandeln.

Die empyrevmatischen oder brandigen Oele sind Producte, welche aus eben diesen Bestandtheilen erst durch die Einwirkung des Feuers erzeugt werden. Nur das verschiedene Verhältniß dieser Bestandtheile kan die Verschiedenheit dieser Oele und ihre endliche Annäherung an das Harz hervorbringen.

Girtanner Anfangsgründe der antiphlogistischen Chemie. Berl. 1792 S. 411 ff.

Gren systemat. Handbuch der gesammten Chemie. II. Band. 1794. §. 955. 1250 ff. 1310 ff.

Operment, s. Arsenik

Th. I. S. 128.


allmaͤhlige Verbindung mit dem Sauerſtoffe werden die Oele ranzig, eine ſchnelle Verbindung mit demſelben bewirkt Entzuͤndung und Verbrennen. An der Luft oder in Beruͤhrung mit Sauerſtoffgas wird das Oel bald ranzig, und das Sauerſtoffgas vermindert. In feſt verſchloßnen Gefaͤßen, wozu das Sauerſtoffgas der Luft keinen Zutritt hat, veraͤndert ſich das Oel nicht.

Nach Lavoiſier (Mém. de Paris, 1784. p. 593 ſqq.) verzehren 19 1/4 Gran Baumoͤl beym Verbrennen 62 Gran Lebensluft, und das Product davon beſteht aus 54 1/4 Gran kohlenſaurem Gas und 27 Gran Waſſer. Dieſen Reſultaten zufolge ſcheint das fette Oel aus 78,96 Theilen Kohlenſtoff und 21,04 Theilen Waſſerſtoff zu beſtehen. Hr. Gren nimmt auch noch Baſis der Lebensluft und Brennſtoff als weſentliche Beftandtheile der fetten Oele an, weil ſie bey der Deſtillation ſchon fuͤr ſich und mit Ausſchluß der reſpirabeln Luft ein ſaures Phlegma und kohlenſaures Gas geben. Beym Ranzigwerden entlaſſen die Oele den Brennſtoff, und nehmen mehr Baſis der Lebensluft an.

Die riechenden Oele ſind aus eben denſelben Beſtandtheilen zuſammengeſetzt. Unter einer Glocke mit Lebensluft verbrannt, geben ſie Waſſer und kohlenſaures Gas, und laſſen eine geringe Menge ſehr reiner Kohle zuruͤck, die ſonſt auch den Ruß ihrer Flamme ausmacht. Durch concentrirte Saͤuren werden ſie entzuͤndet oder verdickt; durch verduͤnnte Salpeterſaͤure aber laͤßt ſich in der Digeſtionshitze das riechende Oel in |eine wahre Sauerkleeſaͤure verwandeln.

Die empyrevmatiſchen oder brandigen Oele ſind Producte, welche aus eben dieſen Beſtandtheilen erſt durch die Einwirkung des Feuers erzeugt werden. Nur das verſchiedene Verhaͤltniß dieſer Beſtandtheile kan die Verſchiedenheit dieſer Oele und ihre endliche Annaͤherung an das Harz hervorbringen.

Girtanner Anfangsgründe der antiphlogiſtiſchen Chemie. Berl. 1792 S. 411 ff.

Gren ſyſtemat. Handbuch der geſammten Chemie. II. Band. 1794. §. 955. 1250 ff. 1310 ff.

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[665/0677] allmaͤhlige Verbindung mit dem Sauerſtoffe werden die Oele ranzig, eine ſchnelle Verbindung mit demſelben bewirkt Entzuͤndung und Verbrennen. An der Luft oder in Beruͤhrung mit Sauerſtoffgas wird das Oel bald ranzig, und das Sauerſtoffgas vermindert. In feſt verſchloßnen Gefaͤßen, wozu das Sauerſtoffgas der Luft keinen Zutritt hat, veraͤndert ſich das Oel nicht. Nach Lavoiſier (Mém. de Paris, 1784. p. 593 ſqq.) verzehren 19 1/4 Gran Baumoͤl beym Verbrennen 62 Gran Lebensluft, und das Product davon beſteht aus 54 1/4 Gran kohlenſaurem Gas und 27 Gran Waſſer. Dieſen Reſultaten zufolge ſcheint das fette Oel aus 78,96 Theilen Kohlenſtoff und 21,04 Theilen Waſſerſtoff zu beſtehen. Hr. Gren nimmt auch noch Baſis der Lebensluft und Brennſtoff als weſentliche Beftandtheile der fetten Oele an, weil ſie bey der Deſtillation ſchon fuͤr ſich und mit Ausſchluß der reſpirabeln Luft ein ſaures Phlegma und kohlenſaures Gas geben. Beym Ranzigwerden entlaſſen die Oele den Brennſtoff, und nehmen mehr Baſis der Lebensluft an. Die riechenden Oele ſind aus eben denſelben Beſtandtheilen zuſammengeſetzt. Unter einer Glocke mit Lebensluft verbrannt, geben ſie Waſſer und kohlenſaures Gas, und laſſen eine geringe Menge ſehr reiner Kohle zuruͤck, die ſonſt auch den Ruß ihrer Flamme ausmacht. Durch concentrirte Saͤuren werden ſie entzuͤndet oder verdickt; durch verduͤnnte Salpeterſaͤure aber laͤßt ſich in der Digeſtionshitze das riechende Oel in |eine wahre Sauerkleeſaͤure verwandeln. Die empyrevmatiſchen oder brandigen Oele ſind Producte, welche aus eben dieſen Beſtandtheilen erſt durch die Einwirkung des Feuers erzeugt werden. Nur das verſchiedene Verhaͤltniß dieſer Beſtandtheile kan die Verſchiedenheit dieſer Oele und ihre endliche Annaͤherung an das Harz hervorbringen. Girtanner Anfangsgründe der antiphlogiſtiſchen Chemie. Berl. 1792 S. 411 ff. Gren ſyſtemat. Handbuch der geſammten Chemie. II. Band. 1794. §. 955. 1250 ff. 1310 ff. Operment, ſ. Arſenik Th. I. S. 128.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 665. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/677>, abgerufen am 25.06.2024.