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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

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Passatwinde.

Zusatz zu Th. III. S. 413--415.

Herr Hube (Ueber die Ausdünstung, Kap. 61. S. 352. u. f.) erklärt die Mussons auf dem Meerbusen zwischen Arabien, Persien und Malabar, und in dem Meerbusen von Bengalen, daraus, daß die weit ausgedehnten, zum Theil hohen und bergichten Länder, welche nördlich von diesen Meerbusen liegen, im Winter weit stärker erkältet werden, als die angrenzenden Meere, daher die Luft von ihnen mehrentheils mit einer ansehnlichen Schnelligkeit gegen die Linie zu fließen muß. Im Sommer hingegen werden jene Länder stärker erwärmt, und die Hitze verbreitet sich nach und nach durch die angrenzenden Meere nach Süden zu. Dadurch wird der nördliche Wind immer schwächer, er hört gänzlich auf, und zuletzt fängt die Luft an, von der Linie gegen Norden zu fließen. Die Umdrehung der Erde um die Axe macht diesen Wind südwestlich.

Auf der Küste von Malabar regnet es vom Ende des Junius an vier Monate lang heftig bey anhaltendem Südwestwinde. Während dieser Zeit ist die Witterung auf der Küste Coromandel größtentheils heiter; allein zu Ende des Octobers fängt hier die stürmische und regnichte Witterung an, welche vier Monate dauert, da unterdessen in Malabar der Himmel heiter ist. Dieser Unterschied in der Witterung so naher Länder rührt von dem Gebirge Gate her, welches beyde von einander absondert. Die Wolken, welche der Südwestwind gegen dieses Gebirge treibt, sammeln sich an dessen Gipfeln auf der Seite von Malabar, und die Luft, welche sie hier zurückgelassen hat, ist bey ihrem weitern Fortgange über Coromandel nachher um desto trockner. Im Anfange des Winters hingegen erkalten die Gatischen hohen Berge viel schneller und stärker, als die tiefern Gegenden und das Meer, die Luft an ihnen wird schwer, und bewegt sich unten an der Erde gegen das Meer zu. So entsteht der Westwind in Coromandel vom November bis Januar; und da die wärmere nach den Bergen zu fließende Luft sich über dem Lande erheben muß, und dadurch erkältet wird, so


Paſſatwinde.

Zuſatz zu Th. III. S. 413—415.

Herr Hube (Ueber die Ausduͤnſtung, Kap. 61. S. 352. u. f.) erklaͤrt die Muſſons auf dem Meerbuſen zwiſchen Arabien, Perſien und Malabar, und in dem Meerbuſen von Bengalen, daraus, daß die weit ausgedehnten, zum Theil hohen und bergichten Laͤnder, welche noͤrdlich von dieſen Meerbuſen liegen, im Winter weit ſtaͤrker erkaͤltet werden, als die angrenzenden Meere, daher die Luft von ihnen mehrentheils mit einer anſehnlichen Schnelligkeit gegen die Linie zu fließen muß. Im Sommer hingegen werden jene Laͤnder ſtaͤrker erwaͤrmt, und die Hitze verbreitet ſich nach und nach durch die angrenzenden Meere nach Suͤden zu. Dadurch wird der noͤrdliche Wind immer ſchwaͤcher, er hoͤrt gaͤnzlich auf, und zuletzt faͤngt die Luft an, von der Linie gegen Norden zu fließen. Die Umdrehung der Erde um die Axe macht dieſen Wind ſuͤdweſtlich.

Auf der Kuͤſte von Malabar regnet es vom Ende des Junius an vier Monate lang heftig bey anhaltendem Suͤdweſtwinde. Waͤhrend dieſer Zeit iſt die Witterung auf der Kuͤſte Coromandel groͤßtentheils heiter; allein zu Ende des Octobers faͤngt hier die ſtuͤrmiſche und regnichte Witterung an, welche vier Monate dauert, da unterdeſſen in Malabar der Himmel heiter iſt. Dieſer Unterſchied in der Witterung ſo naher Laͤnder ruͤhrt von dem Gebirge Gate her, welches beyde von einander abſondert. Die Wolken, welche der Suͤdweſtwind gegen dieſes Gebirge treibt, ſammeln ſich an deſſen Gipfeln auf der Seite von Malabar, und die Luft, welche ſie hier zuruͤckgelaſſen hat, iſt bey ihrem weitern Fortgange uͤber Coromandel nachher um deſto trockner. Im Anfange des Winters hingegen erkalten die Gatiſchen hohen Berge viel ſchneller und ſtaͤrker, als die tiefern Gegenden und das Meer, die Luft an ihnen wird ſchwer, und bewegt ſich unten an der Erde gegen das Meer zu. So entſteht der Weſtwind in Coromandel vom November bis Januar; und da die waͤrmere nach den Bergen zu fließende Luft ſich uͤber dem Lande erheben muß, und dadurch erkaͤltet wird, ſo

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[674/0686] Paſſatwinde. Zuſatz zu Th. III. S. 413—415. Herr Hube (Ueber die Ausduͤnſtung, Kap. 61. S. 352. u. f.) erklaͤrt die Muſſons auf dem Meerbuſen zwiſchen Arabien, Perſien und Malabar, und in dem Meerbuſen von Bengalen, daraus, daß die weit ausgedehnten, zum Theil hohen und bergichten Laͤnder, welche noͤrdlich von dieſen Meerbuſen liegen, im Winter weit ſtaͤrker erkaͤltet werden, als die angrenzenden Meere, daher die Luft von ihnen mehrentheils mit einer anſehnlichen Schnelligkeit gegen die Linie zu fließen muß. Im Sommer hingegen werden jene Laͤnder ſtaͤrker erwaͤrmt, und die Hitze verbreitet ſich nach und nach durch die angrenzenden Meere nach Suͤden zu. Dadurch wird der noͤrdliche Wind immer ſchwaͤcher, er hoͤrt gaͤnzlich auf, und zuletzt faͤngt die Luft an, von der Linie gegen Norden zu fließen. Die Umdrehung der Erde um die Axe macht dieſen Wind ſuͤdweſtlich. Auf der Kuͤſte von Malabar regnet es vom Ende des Junius an vier Monate lang heftig bey anhaltendem Suͤdweſtwinde. Waͤhrend dieſer Zeit iſt die Witterung auf der Kuͤſte Coromandel groͤßtentheils heiter; allein zu Ende des Octobers faͤngt hier die ſtuͤrmiſche und regnichte Witterung an, welche vier Monate dauert, da unterdeſſen in Malabar der Himmel heiter iſt. Dieſer Unterſchied in der Witterung ſo naher Laͤnder ruͤhrt von dem Gebirge Gate her, welches beyde von einander abſondert. Die Wolken, welche der Suͤdweſtwind gegen dieſes Gebirge treibt, ſammeln ſich an deſſen Gipfeln auf der Seite von Malabar, und die Luft, welche ſie hier zuruͤckgelaſſen hat, iſt bey ihrem weitern Fortgange uͤber Coromandel nachher um deſto trockner. Im Anfange des Winters hingegen erkalten die Gatiſchen hohen Berge viel ſchneller und ſtaͤrker, als die tiefern Gegenden und das Meer, die Luft an ihnen wird ſchwer, und bewegt ſich unten an der Erde gegen das Meer zu. So entſteht der Weſtwind in Coromandel vom November bis Januar; und da die waͤrmere nach den Bergen zu fließende Luft ſich uͤber dem Lande erheben muß, und dadurch erkaͤltet wird, ſo

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 674. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/686>, abgerufen am 25.06.2024.