betrift, so scheint die ganze Sache auf einen Wortstreit hinauszulaufen. Nemlich es ist die Rede von demjenigen Wasser, das in elastischer luftförmiger Gestalt bey keiner Temperatur mehr auf das Hygrometer wirkt, und nicht mehr naß macht. Dieses Wasser nennt Herr de Luc Luft: die Gegner seines Systems aber nennen es noch immer Wasser, in Luft aufgelöst. De Luc hat dabey das für sich, daß sich eine solche Luft vollkommen so verhält, wie gewöhnliche Luft, die man durch alle in menschlicher Gewalt stehende Kunstgriffe ausgetrocknet und von aller Feuchtigkeit befreyt hat. Darf man diese letztere trockne Luft nennen, so muß es ja auch von jener verstattet seyn. Läßt man in eine solche Luft unter der Glocke nur die mindeste Feuchtigkeit, die die noch vorräthige Wärme nicht aufzulösen im Stande ist, so wird dieses sogleich durch das Hygrometer angezeigt. Man hat also Grund genug, eine Luft, in der das Hygrometer selbst bey sehr niedriger Temperatur keine Feuchtigkeit angiebt, trocken zu nennen, und wenn sich Bestandtheile in ihr finden, die vorher Wasser waren, zu sagen, dieses Wasser sey jetzt Luft geworden. Aber man setze doch den Streit über bloße Namen beyseite, und sehe auf die Sache selbst. Es ist hier das Phänomen zu erklären, daß oft in einer solchen für das Hygrometer sehr trocknen Luft plötzlich eine ungemeine Menge Wasser entsteht und in Regengüssen herabfällt. Herr de Luc erklärt dieses durch eine Zersetzung dessen, was er Luft nennt, und worein sich der Wasserdampf verwandelt hatte: seine Gegner haben zwey verschiedene Erklärungen, entweder durch Erkältung, die einen Niederschlag des in der Luft aufgelösten Wassers bewirkt, oder durch Wassererzeugung aus Oxygen und Hydrogen. Die erste dieser Erklärungen ist offenbar unzureichend, weil bey dem Phänomen die Luft schon sehr kalt war, da sie sich fürs Hygrometer trocken zeigte, und eine so übermäßige Erkältung, als zu Niederschlagung einer solchen Menge Wasser erforderlich gewesen wäre, gar nicht bemerkt ward; die zweyte Erklärung ist zwar etwas anders modificirt, als die de Lucsche, im Wesentlichen aber kömmt sie ja ebenfalls auf eine Zersetzung der Luft hinaus, in der das Oxygen und Hydrogen
betrift, ſo ſcheint die ganze Sache auf einen Wortſtreit hinauszulaufen. Nemlich es iſt die Rede von demjenigen Waſſer, das in elaſtiſcher luftfoͤrmiger Geſtalt bey keiner Temperatur mehr auf das Hygrometer wirkt, und nicht mehr naß macht. Dieſes Waſſer nennt Herr de Luc Luft: die Gegner ſeines Syſtems aber nennen es noch immer Waſſer, in Luft aufgeloͤſt. De Luc hat dabey das fuͤr ſich, daß ſich eine ſolche Luft vollkommen ſo verhaͤlt, wie gewoͤhnliche Luft, die man durch alle in menſchlicher Gewalt ſtehende Kunſtgriffe ausgetrocknet und von aller Feuchtigkeit befreyt hat. Darf man dieſe letztere trockne Luft nennen, ſo muß es ja auch von jener verſtattet ſeyn. Laͤßt man in eine ſolche Luft unter der Glocke nur die mindeſte Feuchtigkeit, die die noch vorraͤthige Waͤrme nicht aufzuloͤſen im Stande iſt, ſo wird dieſes ſogleich durch das Hygrometer angezeigt. Man hat alſo Grund genug, eine Luft, in der das Hygrometer ſelbſt bey ſehr niedriger Temperatur keine Feuchtigkeit angiebt, trocken zu nennen, und wenn ſich Beſtandtheile in ihr finden, die vorher Waſſer waren, zu ſagen, dieſes Waſſer ſey jetzt Luft geworden. Aber man ſetze doch den Streit uͤber bloße Namen beyſeite, und ſehe auf die Sache ſelbſt. Es iſt hier das Phaͤnomen zu erklaͤren, daß oft in einer ſolchen fuͤr das Hygrometer ſehr trocknen Luft ploͤtzlich eine ungemeine Menge Waſſer entſteht und in Regenguͤſſen herabfaͤllt. Herr de Luc erklaͤrt dieſes durch eine Zerſetzung deſſen, was er Luft nennt, und worein ſich der Waſſerdampf verwandelt hatte: ſeine Gegner haben zwey verſchiedene Erklaͤrungen, entweder durch Erkaͤltung, die einen Niederſchlag des in der Luft aufgeloͤſten Waſſers bewirkt, oder durch Waſſererzeugung aus Oxygen und Hydrogen. Die erſte dieſer Erklaͤrungen iſt offenbar unzureichend, weil bey dem Phaͤnomen die Luft ſchon ſehr kalt war, da ſie ſich fuͤrs Hygrometer trocken zeigte, und eine ſo uͤbermaͤßige Erkaͤltung, als zu Niederſchlagung einer ſolchen Menge Waſſer erforderlich geweſen waͤre, gar nicht bemerkt ward; die zweyte Erklaͤrung iſt zwar etwas anders modificirt, als die de Lucſche, im Weſentlichen aber koͤmmt ſie ja ebenfalls auf eine Zerſetzung der Luft hinaus, in der das Oxygen und Hydrogen
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betrift, ſo ſcheint die ganze Sache auf einen Wortſtreit hinauszulaufen. Nemlich es iſt die Rede von demjenigen Waſſer, das in elaſtiſcher luftfoͤrmiger Geſtalt bey keiner Temperatur mehr auf das Hygrometer wirkt, und nicht mehr naß macht. Dieſes Waſſer nennt Herr de Luc Luft: die Gegner ſeines Syſtems aber nennen es noch immer Waſſer, in Luft aufgeloͤſt. De Luc hat dabey das fuͤr ſich, daß ſich eine ſolche Luft vollkommen ſo verhaͤlt, wie gewoͤhnliche Luft, die man durch alle in menſchlicher Gewalt ſtehende Kunſtgriffe ausgetrocknet und von aller Feuchtigkeit befreyt hat. Darf man dieſe letztere trockne Luft nennen, ſo muß es ja auch von jener verſtattet ſeyn. Laͤßt man in eine ſolche Luft unter der Glocke nur die mindeſte Feuchtigkeit, die die noch vorraͤthige Waͤrme nicht aufzuloͤſen im Stande iſt, ſo wird dieſes ſogleich durch das Hygrometer angezeigt. Man hat alſo Grund genug, eine Luft, in der das Hygrometer ſelbſt bey ſehr niedriger Temperatur keine Feuchtigkeit angiebt, trocken zu nennen, und wenn ſich Beſtandtheile in ihr finden, die vorher Waſſer waren, zu ſagen, dieſes Waſſer ſey jetzt Luft geworden. Aber man ſetze doch den Streit uͤber bloße Namen beyſeite, und ſehe auf die Sache ſelbſt. Es iſt hier das Phaͤnomen zu erklaͤren, daß oft in einer ſolchen fuͤr das Hygrometer ſehr trocknen Luft ploͤtzlich eine ungemeine Menge Waſſer entſteht und in Regenguͤſſen herabfaͤllt. Herr de Luc erklaͤrt dieſes durch eine Zerſetzung deſſen, was er Luft nennt, und worein ſich der Waſſerdampf verwandelt hatte: ſeine Gegner haben zwey verſchiedene Erklaͤrungen, entweder durch Erkaͤltung, die einen Niederſchlag des in der Luft aufgeloͤſten Waſſers bewirkt, oder durch Waſſererzeugung aus Oxygen und Hydrogen. Die erſte dieſer Erklaͤrungen iſt offenbar unzureichend, weil bey dem Phaͤnomen die Luft ſchon ſehr kalt war, da ſie ſich fuͤrs Hygrometer trocken zeigte, und eine ſo uͤbermaͤßige Erkaͤltung, als zu Niederſchlagung einer ſolchen Menge Waſſer erforderlich geweſen waͤre, gar nicht bemerkt ward; die zweyte Erklaͤrung iſt zwar etwas anders modificirt, als die de Lucſche, im Weſentlichen aber koͤmmt ſie ja ebenfalls auf eine Zerſetzung der Luft hinaus, in der das Oxygen und Hydrogen
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 751. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/763>, abgerufen am 25.11.2024.
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