auch der Versuch von Cavendish, der aus einem Gemische von Lebensluft und Stickgas durch den elektrischen Funken Salpetersäure erhielt, s. den Zusatz zu dem Art. Gas, phlogistisirtes (oben S. 452.), und die merkwürdigen Versuche von Milner(Phil. Trans. Vol. LXXIX. P. II. p. 300 sqq. Ueber die Erzeugung der Salpetersäure, und Salpeterluft in Grens Journ. d. Phys. B. III. S. 83 u. f.), nach welchen die Dämpfe des siedenden flüchtigen Laugensalzes, wenn sie durch ein mit Braunstein gefülltes und glühend gemachtes eisernes Rohr gehen, Salpeterdämpfe geben. Hiebey wird das Ammoniak in seine Bestandtheile zerlegt, und sein Azote bildet mit dem Sauerstoff des Braunsteins Salpetersäure.
Salpeterhalbsaures Gas, Salpetersaures und Salpetersäure haben nach dem antiphlogistischen System einerley Bestandtheile, und sind nur nach dem Verhältnisse derselben verschieden. Wenn man mit der weißen durchsichtigen Salpetersäure nitröses Gas vermischt, so wird sie roth und dampfend, d. h. sie verwandelt sich in Salpetersaures. Wenn man dagegen in die rothe Salpetersäure nitröses Gas oder etwas Lebensluft gehen läßt, so verliert es seine rothe Farbe. Weiße Salpetersäure, an die Sonne gesetzt, wird gelblich und entläßt Lebensluft; hingegen der Wärme ohne Licht ausgesetzt, giebt sie nur rothe Dämpfe. Rothe Salpetersäure einer höhern Temperatur ausgesetzt, giebt nitröses Gas und etwas rothe Dämpfe; im Gefäß bleibt durchsichtige Salpetersäure zurück.
Das Verhältniß des Oxygens zum Azote soll im nitrösen Gas ohngefähr 2 : 1; in der vollkommnen Salpetersäure 4 : 1 seyn; im Salpetersauren giebt Gren (§. 717.) 3 : 1, Girtanner (S. 455.) 3 : 2 an. Bey gleichem Gewichte würde also nach Gren das nitröse Gas, nach Girtanner das Salpetersaure den wenigsten Sauerstoff enthalten.
Daß die antiphlogistische Lehre vom Azote noch mancherley Schwierigkeiten ausgesetzt sey, wird-unten bey dem Worte: Stickstoff umständlich gezeigt. Da die Atmosphäre aus Lebensluft und Stickgas, mithin aus zwo Gasarten besteht, welche die beyden Bestandtheile der Salpetersäure zu Grundlagen haben, und sich dennoch in der atmosphärischen
auch der Verſuch von Cavendiſh, der aus einem Gemiſche von Lebensluft und Stickgas durch den elektriſchen Funken Salpeterſaͤure erhielt, ſ. den Zuſatz zu dem Art. Gas, phlogiſtiſirtes (oben S. 452.), und die merkwuͤrdigen Verſuche von Milner(Phil. Trans. Vol. LXXIX. P. II. p. 300 ſqq. Ueber die Erzeugung der Salpeterſaͤure, und Salpeterluft in Grens Journ. d. Phyſ. B. III. S. 83 u. f.), nach welchen die Daͤmpfe des ſiedenden fluͤchtigen Laugenſalzes, wenn ſie durch ein mit Braunſtein gefuͤlltes und gluͤhend gemachtes eiſernes Rohr gehen, Salpeterdaͤmpfe geben. Hiebey wird das Ammoniak in ſeine Beſtandtheile zerlegt, und ſein Azote bildet mit dem Sauerſtoff des Braunſteins Salpeterſaͤure.
Salpeterhalbſaures Gas, Salpeterſaures und Salpeterſaͤure haben nach dem antiphlogiſtiſchen Syſtem einerley Beſtandtheile, und ſind nur nach dem Verhaͤltniſſe derſelben verſchieden. Wenn man mit der weißen durchſichtigen Salpeterſaͤure nitroͤſes Gas vermiſcht, ſo wird ſie roth und dampfend, d. h. ſie verwandelt ſich in Salpeterſaures. Wenn man dagegen in die rothe Salpeterſaͤure nitroͤſes Gas oder etwas Lebensluft gehen laͤßt, ſo verliert es ſeine rothe Farbe. Weiße Salpeterſaͤure, an die Sonne geſetzt, wird gelblich und entlaͤßt Lebensluft; hingegen der Waͤrme ohne Licht ausgeſetzt, giebt ſie nur rothe Daͤmpfe. Rothe Salpeterſaͤure einer hoͤhern Temperatur ausgeſetzt, giebt nitroͤſes Gas und etwas rothe Daͤmpfe; im Gefaͤß bleibt durchſichtige Salpeterſaͤure zuruͤck.
Das Verhaͤltniß des Oxygens zum Azote ſoll im nitroͤſen Gas ohngefaͤhr 2 : 1; in der vollkommnen Salpeterſaͤure 4 : 1 ſeyn; im Salpeterſauren giebt Gren (§. 717.) 3 : 1, Girtanner (S. 455.) 3 : 2 an. Bey gleichem Gewichte wuͤrde alſo nach Gren das nitroͤſe Gas, nach Girtanner das Salpeterſaure den wenigſten Sauerſtoff enthalten.
Daß die antiphlogiſtiſche Lehre vom Azote noch mancherley Schwierigkeiten ausgeſetzt ſey, wird-unten bey dem Worte: Stickſtoff umſtaͤndlich gezeigt. Da die Atmoſphaͤre aus Lebensluft und Stickgas, mithin aus zwo Gasarten beſteht, welche die beyden Beſtandtheile der Salpeterſaͤure zu Grundlagen haben, und ſich dennoch in der atmoſphaͤriſchen
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auch der Verſuch von Cavendiſh, der aus einem Gemiſche von Lebensluft und Stickgas durch den elektriſchen Funken Salpeterſaͤure erhielt, ſ. den Zuſatz zu dem Art. Gas, phlogiſtiſirtes (oben S. 452.), und die merkwuͤrdigen Verſuche von Milner (Phil. Trans. Vol. LXXIX. P. II. p. 300 ſqq. Ueber die Erzeugung der Salpeterſaͤure, und Salpeterluft in Grens Journ. d. Phyſ. B. III. S. 83 u. f.), nach welchen die Daͤmpfe des ſiedenden fluͤchtigen Laugenſalzes, wenn ſie durch ein mit Braunſtein gefuͤlltes und gluͤhend gemachtes eiſernes Rohr gehen, Salpeterdaͤmpfe geben. Hiebey wird das Ammoniak in ſeine Beſtandtheile zerlegt, und ſein Azote bildet mit dem Sauerſtoff des Braunſteins Salpeterſaͤure.
Salpeterhalbſaures Gas, Salpeterſaures und Salpeterſaͤure haben nach dem antiphlogiſtiſchen Syſtem einerley Beſtandtheile, und ſind nur nach dem Verhaͤltniſſe derſelben verſchieden. Wenn man mit der weißen durchſichtigen Salpeterſaͤure nitroͤſes Gas vermiſcht, ſo wird ſie roth und dampfend, d. h. ſie verwandelt ſich in Salpeterſaures. Wenn man dagegen in die rothe Salpeterſaͤure nitroͤſes Gas oder etwas Lebensluft gehen laͤßt, ſo verliert es ſeine rothe Farbe. Weiße Salpeterſaͤure, an die Sonne geſetzt, wird gelblich und entlaͤßt Lebensluft; hingegen der Waͤrme ohne Licht ausgeſetzt, giebt ſie nur rothe Daͤmpfe. Rothe Salpeterſaͤure einer hoͤhern Temperatur ausgeſetzt, giebt nitroͤſes Gas und etwas rothe Daͤmpfe; im Gefaͤß bleibt durchſichtige Salpeterſaͤure zuruͤck.
Das Verhaͤltniß des Oxygens zum Azote ſoll im nitroͤſen Gas ohngefaͤhr 2 : 1; in der vollkommnen Salpeterſaͤure 4 : 1 ſeyn; im Salpeterſauren giebt Gren (§. 717.) 3 : 1, Girtanner (S. 455.) 3 : 2 an. Bey gleichem Gewichte wuͤrde alſo nach Gren das nitroͤſe Gas, nach Girtanner das Salpeterſaure den wenigſten Sauerſtoff enthalten.
Daß die antiphlogiſtiſche Lehre vom Azote noch mancherley Schwierigkeiten ausgeſetzt ſey, wird-unten bey dem Worte: Stickſtoff umſtaͤndlich gezeigt. Da die Atmoſphaͤre aus Lebensluft und Stickgas, mithin aus zwo Gasarten beſteht, welche die beyden Beſtandtheile der Salpeterſaͤure zu Grundlagen haben, und ſich dennoch in der atmoſphaͤriſchen
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 783. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/795>, abgerufen am 25.11.2024.
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